Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben. Eine Kolumne von Gisbert Strotdrees.
Kennen Sie die TV-Serie „Unsere eigene Farm“ im WDR? Ich bin neulich durch Zufall hineingeraten und habe ein junges Paar kennengelernt, das sich in Schweden einen Hof mit 4 ha Land gekauft hat, etwas Wald inklusive. Sympathisch, die beiden. Und alles in schönsten Landidylle-Szenen dargestellt, 45 Minuten lang.
Aber von 4 ha eine Familie ernähren? Das geht auch in Schweden nicht. Ich erfahre es am Rand einer Filmszene. Noch besser versteckt ist die Information, dass der Mann im Hauptberuf als Zimmermann arbeitet. Sein „Traum vom Hof“ ist also auch in Schweden ein Feierabendtraum. Interessant.
Beim Zuschauen frage ich mich: Woher weiß das Paar eigentlich, wie es mit Boden, Tieren und Wald so umgehen muss? Dazu sagt der Film nichts. Er antwortet eher zwischen den Zeilen. „Landwirtschaft? Kann doch jeder. Ausbildung? Fachwissen? Brauchst du nicht. Mach’ einfach.“
Plötzlich wird mir klar: Die Ausbildung und Berufserfahrung von Hunderttausenden Zuschauern hierzulande, nämlich die der Landwirtinnen und Landwirte, wird da gerade in den Wind geschlagen. Ob diese Entwertung den Filmemachern bewusst ist? Denken sie darüber nach, wie ihre Traumfarmwelt bei „echten“ Landwirten ankommt?
Am Ende von „Unsere eigene Farm“ stelle ich mir das mal umgekehrt vor. Ich nenne es: „Unser eigener Film“. Jemand greift also zum Handy und sagt: „45 Filmminuten fürs Öffentlich-Rechtliche? Kann doch jeder. Ausbildung? Fachwissen? Brauchst du nicht. Mach’ einfach.“ Würde das jemand in der WDR-Redaktion ernstnehmen oder gar senden? – Eben.