Damit die Kälbersterblichkeit im geburtsnahen Zeitraum weiter sinkt sind weiterhin Fortbildungen der Milchviehhalter und Milchviehhalterinn zum Thema Geburtsüberwachung und -hilfe wichtig. Die stetige Verbesserung in diesem Bereich, das Kennen der eigenen Grenzen und die frühzeitige tierärztliche Unterstützung sind sehr wichtig. Zehn Grundsätze zur Geburtsüberwachung und Hilfe:
Dauer: Unter normalen Geburten sind bei Kühen ein bis zwei Stunden nach dem Fruchtblasensprung die Füße des Kalbes auf gleicher Höhe zwischen den Schamlippen sichtbar. Zwei bis drei Stunden nach dem Fruchtblasensprung erscheint der Kopf in der Scham. Färsen können je etwa eine Stunde länger brauchen.
Lage, Stellung, Haltung: Das Kalb kommt meist mit den Vorderbeinen zuerst, kurz gefolgt vom Flotzmaul. Auch die eher komplizierte Hinterendlage gilt als natürlich. Das Kalb kann bei Vorder- und Hinterendlage nur geboren werden, wenn der Rücken oben (obere Stellung) und Kopf sowie Beine in gestreckter Haltung sind. Andere Positionen müssen Landwirt oder Tierarzt korrigieren/unterstützen.
Beine: Vorder- und Hinterbeine unterscheidet man am Gelenk: Am Vorderbein lassen sich Fessel- und Handwurzelgelenk in die gleiche Richtung beugen. Beim Hinterbein beugen sie in entgegengesetzte Richtungen.
Wie groß ist das Kalb?
Größenverhältnisse prüfen: A) Bei Fleisch- und Zweinutzungsrassen wird das Kalb durch eine Person ins Becken „eingezogen“. B) Bei Milchrassen muss nach diesem „Einzug“ eine Hand mit mäßiger Kraft auf Höhe Beckeneingang zwischen Schulter oder Becken des Kalbes und das knöcherne Becken der Kuh geschoben werden können.
Wenn A) oder B) jeweils ohne Gewalt gelingt, ist der Auszug in der Regel möglich. Erscheinen in der Scham Flotzmaul und Klauenspitzen auf gleicher Höhe, ist dies ein Hinweis auf ein sehr großes Kalb.
Stockungen: Landwirte sollten bei Verzögerungen, auffälligem Verhalten, blutigem Ausfluss, Verletzungen und wenn nur eine oder mehr als zwei Klauen in der Schamspalte zu sehen sind die Lage, Stellung und Haltung des Kalbes überprüfen. Je nach Situation wird abgewartet, eine einfache Korrektur selbst durchgeführt oder der Tierarzt gerufen.
Korrektur: Diese klappt am besten am stehenden Tier. Muss der Landwirt ein gebeugtes Bein oder den Kopf vorholen, nimmt er die Klauenspitze oder das Flotzmaul in die hohle Hand, um die Gebärmutterwand zu schützen. Fruchtwasserersatz und Gleitgel sind eine große Hilfe bei Korrektur und Auszug.
Zughilfe: Ein Auszug gelingt nur, wenn das Kalb nicht zu groß ist, richtig liegt, die Geburtswege gut geweitet sind sowie keine Verletzungen vorliegen. Korrektur und Einzug ins Becken führen Landwirte am stehenden, den Auszug am auf der Seite liegenden Tier durch. Saubere Geburtsstricke legt man über den Fesselgelenken an. Erst zieht man das Kalb mit der Kraft einer Person ohne Geburtshelfer in das Becken ein. Beim Auszug darf es mit der Kraft von max. zwei Personen zuerst in Verlängerung der Wirbelsäule der Kuh gezogen werden. Wenn der Brustkorb ausgetreten ist, ziehen die Helfenden abgewinkelt in Richtung Euter. Es gilt: Wehenpausen sind Zugpausen! 1 bis 2 cm Fortschritt pro Bauchpresse reichen.
Mechanische Geburtshelfer nur mit Vorsicht!
Geburtshelfer: Moderne Geräte mit Zugkraftbegrenzung sind sicherer, da ansonsten enorme Kräfte am Tier entstehen können. Beim Einsatz gilt: Vorsichtig und nach Anleitung vorgehen. Wehenpausen sind einzuhalten. Das Ziehen erfolgt durch leichtes Abwinkeln des Gerätes und das Nachspannen in den Wehenpausen.
Wehenpausen sind Zugpausen!
Hinterendlagen: Hier wird bis zum Ende in Verlängerung der Wirbelsäule gezogen. Bei Geburtsverzögerung kann das Kalb Fruchtwasser einatmen – Eile ist geboten.
Immer: Bei unklaren Situationen, Begleiterkrankungen oder deutlicher Schwäche der Kuh braucht es den Tierarzt. Unter der Geburtshilfe ist Hygiene das A und O (u. a. Schwanz nach vorne binden, Seifenreinigung und Desinfektion).