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14 t Getreide und 9 t Raps sind keine Utopie!

Lesezeit: 8 Minuten

Sorten, Düngung, Pflanzenschutz – bei der hohen Schule des Ackerbaues geht es um mehr. Fehlender Fortschritt hemmt die Ertragsentwicklung. Wo es noch hapert, erklärt H. Schönberger, N.U. Agrar, Schackenthal.Die hohen Erträge der letzten beiden Jahre dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die technische Entwicklung im Ackerbau im Kreis dreht. Sicher, wir haben durch GPS und elektronische Regelungstechnik ein weites Feld aufgetan, das sich auch gut vermarkten lässt – an Landwirte und an die Öffentlichkeit. Die eigentlich wichtigen Aufgaben der Optimierung der Produktion auf dem Acker packt jedoch keiner wirklich ernsthaft an. Mit fatalen Folgen: Wir lassen das Ertragspotenzial unserer wichtigsten Ackerkulturen ungenutzt. Aufgrund unserer klimatischen Voraussetzungen könnten wir im Schnitt 100 und 140 dt/ha Getreide bzw. 70 bis 90 dt/ha Raps ernten. Davon sind wir aber weit entfernt. Sortenwahl, Düngung und Pflanzenschutz als „oberflächliche Faktoren“ haben wir recht gut in Griff. Zudem verwenden wir den Großteil der fachlichen Diskussion darauf. Wie es aber unterhalb der Bodenoberfläche aussieht, darum kümmern wir uns (noch) zu wenig. Im Ackerbau liegt einiges im Argen, um das wir uns dringend kümmern müssen: Neue Technik für Stoppel und Stroh entwickeln! Fangen wir mit der Ernte der Vorfrucht an. Dass wir gelernt haben, dass das Getreide stehen bleibt, ist durchaus anerkennenswert. Dass dann aber beim Dreschen die Stoppeln 50 cm und länger bleiben müssen, ist ein Fehler, der sich im Jahr darauf rächt. Denn: Lange Stoppeln lassen sich schlecht mit dem Boden vermischen, schwimmen im Boden obenauf und werden im schlimmsten Fall zu Haufen zusammen gezogen. Wie dann der danach folgende Raps gleichmäßig auflaufen und seine Pfahlwurzel bilden soll, daran denken in dem Moment die wenigsten. Das Nachhäckseln bringt nur die halbe Miete. Denn die Halme, die die Mähdrescherreifen runtergedrückt haben, werden nicht erfasst. Warum montieren die Hersteller nicht ein zweites Mähwerk unter den Schneidtisch, um lange Stoppeln zu vermeiden und trotzdem mehr Leistung durch weniger Stroh im Dreschkasten zu erreichen? In Frankreich haben Tüftler solche Geräte bereits gebaut. Bleiben wir beim Stroh: Stumpfe Häckselmesser knicken die Halme nur durch, ohne sie zu zerkleinern. Die Folge: Die Knickhalme lassen sich noch schlechter mit dem Boden vermischen. Warum gehören eigentlich beschichtete Häckselmesser, die eine viel längere Nutzungsdauer haben, nicht zur Standardausrüstung der Mähdrescher? Problematisch ist auch die Strohverteilung mit dem Häcksler. Wer schon einmal versucht hat, einen Wollfaden gegen den Wind zu pusten, kann sich denken, dass es nicht möglich ist, Stroh durch die Luft gleichmäßig auf 10 m zu verteilen. Wer denkt, dass er die Probleme mit der Stroheinarbeitung durch das Pflügen lösen kann, der irrt. Sie werden nur vertagt, bis die Wurzeln, auch des Getreides, in das Stroh hineinwachsen bzw. das Stroh im Jahr drauf wieder hochgepflügt wird. Kurzscheiben­egge: Das Mode-Ding nachrüsten! Eine Modeerscheinung der letzten Zeit sind die Kurzscheibeneggen. Leistung und geringer Kraftbedarf sind schon faszinierend. Das Stroh muss vorher aber gleichmäßig verteilt sein. Wenn die Ernterückstände erst einmal mit dem Boden vermischt sind, lassen sie sich nicht mehr verteilen. Und die Scheibeneggen rollen über das Stroh nur rüber, ziehen es aber nicht auseinander. Schlimmer noch: Sie drehen klammes, langes Stroh zu Strohbändern zusammen, die später die Durchwurzelung stören. Wer schon keine Zeit findet, um mit einem mehrbalkigen Schwerstriegel das Stroh gleich nach dem Dreschen zu verteilen, sollte dann wenigstens auf eine Kurzscheibenegge zurückgreifen können, vor deren Scheiben Striegelfelder eingebaut werden können, damit die Strohhaufen auseinander gezogen werden. Den Pflug nicht völlig verfluchen! Pflügen oder Nichtpflügen steht hier nicht zur Debatte. Unter unseren Verhältnissen kommen wir auf vielen Standorten jahrelang ohne Pflug aus. Allerdings zeichnet sich dann ab, dass der Boden kopflastiger wird. Die unteren 10 cm der Krume verarmen an Humus, Phosphat und Spurenelementen – auf sorptionsstarken Böden in Trockengebieten auch an Kali. Im oberen Krumenbereich ist dagegen ein Anstieg der P-Gehalte zu messen. Humus reichert sich so stark an, dass der Boden puffig wird und Bodenherbizide nicht mehr wirken. Aus diesem Grund ist es kein Sakrileg, alle sechs bis acht Jahre zu pflügen. Auf sandigen Böden wird man nicht darum herum kommen, öfter zu pflügen. Die Frage dabei ist: Muss man unbedingt auf volle Krumentiefe pflügen oder reicht es, den Boden 20 bis 22 cm tief zu wenden und im Jahr danach, wenn die Bodenfeuchte es zu lässt, tiefer zu lockern? Für das flache Pflügen (unter 22 cm) sind unsere derzeit üblichen Furchen zu breit. Sie sind aber trotzdem zu schmal, um den Schlepperreifen in seiner ganzen Breite aufnehmen zu können. Mit GPS und Hangsteuerung wird das On-Land-Pflügen interessant, zumal dann Zwillingsreifen auf beiden Achsen Schlupf- und Druckschäden vermeiden. Diese Pflüge müssen nicht zwangsläufig teurer sein. Grübeln über den Grubber lohnt! Für das tiefe Lockern mit dem Grubber sollten breite Schare oder gar Flügelschare ausgedient haben. Wer einmal mit 50 mm breiten Scharen – diese Schare gibt es zu kaufen – den Boden bis unter die Krume gelockert hat, wird dazu nie mehr 80 oder gar 100 mm breite Schare verwenden. Ein großer Vorteil der schmalen Schare ist, abgesehen vom geringeren Zugkraftbedarf, dass die Wurzeln in die Tiefe wachsen können. Trotzdem bleiben aber bei entsprechendem Abstand im Boden Stege („Zick-Zack-Profil“) erhalten, die die Tragfähigkeit des Bodens gewährleisten. Der Einmischungseffekt ist sicher mit breiten Scharen besser. Aber dann dürfen die Schare nicht rund sein und steil stehen, weil damit der Boden unter dem Schar zugeschmiert wird. Nicht nur der Pflug fabriziert Verdichtungen auf der Sohle. Das können auch Grubber und Scheibenegge. Mit breiten Grubberscharen dürfen Sie deshalb auf keinen Fall tiefer als 15 bis 20 cm arbeiten, um entstandene Verdichtungen wieder beseitigen zu können. Endlich Streifensaat und Reihendüngung umsetzen! Für Tiefwurzler reicht es, den Boden nur noch unter der nachfolgenden oder späteren Drillreihe zu lockern. Vor allem Winterraps spricht auf diese Art der Bodenlockerung sehr gut an. Wenn er erst einmal seine Pfahlwurzel gebildet hat, können die feineren Seitenwurzeln auch festen oder gar verdichteten Boden gut erschließen. Als Vorteil hat sich auf stark sandigen und auf tonigen Böden die Ablage von Dünger in einer Tiefe von 20 bis 30 cm erwiesen. Daraus kann die Pflanze noch Nährstoffe aufnehmen, wenn der obere Krumenbereich bereits ausgetrocknet ist. Das ist auf Trockenstandorten 20 bis 30 Tage im Jahr der Fall. Und zwar meistens genau dann, wenn sich Raps oder Getreide in der Hauptwachstumsphase befinden. Die Technik für die Lockerung und Düngerablage unter der Drillreihe gibt es bereits. Noch in der Findungsphase ist die gleichzeitige Aussaat, insbesondere wenn die Lockerungsschare Bodenwürste oder -brocken heraufholen. Drilltechnik: Mehr Präzision bitte! Die heute verkaufte Drilltechnik macht aus pflanzenbaulicher Sicht keine bessere Arbeit als die ersten Sämaschinen vor 140 Jahren, wenn es um das Einhalten der Ablagetiefe und die gleichmäßige Verteilung der Samenkörner in der Reihe geht. Die Kür ist die exakte Ablage von Raps und Getreide in Einzelkornsaat. Die größten Ertragsreserven bestehen in der Gleichmäßigkeit der Bestände. Diese beginnt mit der Strohverteilung und -einarbeitung, geht weiter mit der Lockerung des Bodens, die eine gleichmäßige Durchwurzelung, Wasser- und Nährstoffaufnahme zulässt, bis hin zur Gleichmäßigkeit der Saatgutablage. Gleichmäßig entwickelte Pflanzen lassen sich leichter führen und zu Höchsterträgen führen. Sie sind in der Regel gesünder und sind Voraussetzung für eine, wenn nicht bessere, so zumindest homogene Qualität. Saatgutpille auch für Raps und Getreide! Die Einzelkornablage ermöglicht eine bessere Einbettung der Saatkörner und damit einen sicheren, gleichmäßigen Feldaufgang. Wenn wir Raps und Getreide mit der Einzelkornsaat ausbringen, dann müssen wir auch Anforderungen an die Homogenität des Saatguts stellen. Dazu gehört z. B.: Gesundes Saatgut, eine enge Kalibrierung, z. B. 2,2 bis 2,5 cm oder 2,5 bis 2,8 cm, das Anbeizen von Nährstoffen, um die Versorgung der jungen Pflanze mit Nährstoffen sicherzustellen. Der Schritt zur Pillierung von Raps und Getreide ist dann nicht mehr weit. Und dann sind wir im Getreide- und Rapsanbau dort, wo Rüben oder Mais heute stehen. Teilbreiten beim Düngen separat ansteuern! Die Möglichkeit Dünger und Pflanzenschutzmittel gleichmäßig und bedarfsgerecht auszubringen ist heute bereits Stand der Technik. Wenn wir aber den Dünger schon mit Hilfe der Sensortechnik aufs Gramm genau ausbringen, dann sollte es doch wenigstens auch möglich sein, bei 30 m und mehr Arbeitsbreite die Teilbreiten separat ansteuern zu können. Bodenunterschiede verlaufen nicht zwangsläufig exakt mit der Fahrgasse. Pflanzenschutz:Technik muss mitdenken! Bei den Pflanzenschutzspritzen hat sich in den letzten Jahren etwas getan. Durch variable Vorfahrt, Düsenwahl und angepassten Wasseraufwand stieg die Leistung erheblich, so dass die Maßnahmen auch in großen Betrieben auf den Punkt gebracht werden können. Die Sensor- und Regeltechnik erlaubt es, innerhalb des Schlages zu differenzieren. Es sollte nur auch möglich sein, in Teilbereichen gezielt in einem Arbeitsgang, z. B. nesterweise auftretende Unkräuter zu bekämpfen oder Wachstumsregler zu spritzen.

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