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01/10: Rübenprofis im Red River Valley

Zuckerrübenernte, -einlagerung und \-verarbeitung im Red River Valley. Es berichtet Gunther Schütz, Geschäftsführer des Verbandes der Zuckerrübenanbauer Kassel e.V.

Lesezeit: 26 Minuten

Zuckerrübenernte, -einlagerung und \-verarbeitung im Red River Valley. Es berichtet Gunther Schütz, Geschäftsführer des Verbandes der Zuckerrübenanbauer Kassel e.V.

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Auf der Grenze der amerikanischen Bundesstaaten Minnesota und North Dakota, westlich der als größter Trinkwasservorrat der Welt geltenden "Großen Seen", schlängelt sich der Red River auf seinem Weg nach Norden durch eines der produktivsten Ackerbaugebiete Nordamerikas, bevor er in der kanadischen Provinz Manitoba nahe deren Hauptstadt in den Lake Winnipeg fließt und später in die Hudson Bay mündet. Hier im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten herrscht ein ausgeprägtes Kontinentalklima mit einem für drei bis vier Monate andauernden eisigen Winter. Spätestens ab Anfang Dezember bringt der aus den kanadischen Ebenen blasende kalte Nordwind \- von keinem von West nach Ost verlaufenden Gebirgszug gebremst \- nur wenig Schnee, aber Temperaturen bis zu Minus 30 Grad Celsius. Bei Permafrost frieren die schweren Auelehm-Böden ("Black Soil mit 3-4 % Humus) bis weit unter Bearbeitungstiefe \- häufig bis zu zwei Meter tief \- sicher durch und tauen erst im Frühjahr wieder auf. Die Geschichte der Zuckerrübe in Amerika beginnt zum Ende des 19. Jahrhunderts, als Henry Oxnard, nachdem er Zuckerrübenanbau und \-verarbeitung in Europa besichtigt hatte, zwei Zuckerfabriken in Kalifornien und zwei in den großen Ebenen ("Great Plains") von Nebraska baute. 1899 wurden diese bisher unabhängigen Fabriken zur "American Beet Sugar Company" zusammengeschlossen, die dann Fabriken in Colorado errichtete und auch eine Eisenbahnstrecke zum Transport ihrer Produkte erwarb.


Der Red River schlängelt sich von Süd nach Nord und mündet jenseits der kanadischen Grenze in den Lake Winnipeg. Häufig kommt es im Frühjahr zu Hochwasser, wenn der Fluss im Nordgebiet noch gefroren ist und nach Auftauen im Süden das Schmelzwasser nicht abfließen kann.


American Crystal Sugar \- die Company


Ernte mit direkter Überladung auf 50 to-Truck


Wenige Jahre nachdem diese Gesellschaft gegründet war, interessierten sich auch die Farmer im Red River Valley für Anbau und Verwertung dieser neuen Kultur. Die Regierung ließ dort Anbauversuche durchführen, und siehe da \- die Rüben wuchsen prächtig auf dem schweren Red River Boden und immer mehr Farmer waren bereit, Zuckerrüben anzubauen. Als Beginn der "Erfolgsstory" versuchte es der Farmer Carl Wigand aus Crookston im zentralen Valley im Jahr 1918 mit fünf acre Rüben und lieferte diese zur Verarbeitung in eine Fabrik der Minnesota Sugar Company westlich von Minneapolis im Bundesstaat Minnesota. Der Zuckergehalt war hoch und bald bauten viele Farmer im Tal Zuckerrüben an. Es war damals eine mühsame, harte, schwere und langwierige Arbeit, bis die Rüben von Hand geerntet und in Eisenbahn-Waggons verladen waren; meist dauerte es mehr als einen Monat, um die durchschnittlich 10 acre/Anbauer zu ernten und abzufahren. Häufig erschwerte auch schlechte Witterung den Fortgang der Ernte. Trotzdem wollten die Farmer diese neue Frucht anbauen und weiterentwickeln. Mitte der 20er Jahre wurden dort etwa 7.000 acres (2.800 ha) dieser süßen Frucht angebaut. 1926 schließlich eröffnete die Zuckergesellschaft "American Beet" nach gut dreijähriger Planungs- und Bauzeit die erste Zuckerfabrik in East Grand Forks/Minnesota. Der Bau war noch durch die "Minnesota Sugar Company" im Red River Tal begonnen, wurde dann aber im Jahre 1924 zusammen mit Fabriken in Minnesota und Iowa durch "American Beet" übernommen. Doch dann kam die Weltwirtschaftskrise, die Company verlor viele Millionen Dollar und die Rübenpreise fielen von 7 Dollar/to auf 5 Dollar/to. 1934 verabschiedete die amerikanische Regierung schließlich den "Sugar Act", der den Zuckerpreis stabilisierte und strikte Quoten für einheimischen und Importzucker festlegte. Im gleichen Jahr firmierte die Gesellschaft in "American Crystal Sugar Company" um und expandierte auch in andere Bundesstaaten. 1935 gründeten die Zuckerrübenanbauer die "Red River Valley Sugarbeet Growers Association" als ihre gemeinsame Interessenvertretung, die auch die Versuchsarbeit und die Weiterentwicklung des Anbaues und der Technik sowohl auf dem Feld als auch bei der Rübenübernahme und \-lagerung nach dem Motto "ihrer" Zuckerfabrik "Working together for Superior Results" (Zusammenarbeiten für bessere Ergebnisse) als ihre Aufgaben ansah.


Erst Expansion, dann Rezession


Es folgten in den Städten Moorhead (1948) und Crookston (1954) zwei weitere Fabrikbauten, die mehrere hundert neue Arbeitsplätze schafften und weitere 50.000 acre (20.000 Hektar) Zuckerrübenanbau ermöglichten. Nachdem der amerikanische Kongress in der Kuba-Krise die Importquoten aus diesem Rohrzuckerland aufgehoben hatte, expandierte in den frühen 60er Jahren die heimische Rübenzuckerindustrie. 1965 wurde in Drayton/North Dakota die vierte Fabrik im Valley in Betrieb genommen. Dann aber folgte eine Rezession, die zur Schließung von Fabriken, unter anderem auch der ehemals ersten Zuckerfabrik in Grand Island/Nebraska, und zu weniger Investitionen in den verbleibenden Standorten und den Außenlagern führten. Jetzt stand die regionale Zuckerwirtschaft an einem einschneidenden Wendepunkt!


Farmer übernehmen die Company



Infolge dieser für die Landwirtschaft äußerst kritischen Situation entschieden sich die Rübenanbauer im Red River Valley, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und organisierten über ihren Anbauerverband im Januar 1972 in einer bisher beispiellosen Gemeinschaftsaktion die Übernahme von Kapital und unternehmerischer Verantwortung an der Gesellschaft. Es war Aldrid Bloomquist, der die Farmer damals davon überzeugte, die Company als eine Genossenschaft nach dem Beispiel der holländischen "Suiker Unie" zu übernehmen. Mit Hilfe von Banken aus dem ganzen Red River Tal gelang es den damals 1.500 "Beet-Growers" im Jahr 1973 für insgesamt 86 Millionen Dollar die an der New Yorker Börse gehandelten Aktien zu übernehmen und die "American Crystal" zu einer bäuerlichen Cooperative zu machen, d.h. das Kapital der 3.000 Anteilseigner , die eigenes Land besitzen müssen, wurde mit Lieferrechten ("Shares") verbunden, die heute von den etwa 760 aktiven Zuckerrübenanbauern beliefert werden. Ursprünglich wurden diese zu einem Nennwert von 100 Dollar/acre Anbaufläche ausgegeben. Die Gesellschaft verlegte ihr Hauptquartier von Denver/Colorado nach Moorhead/Minnesota, renovierte und erneuerte die Fabriken und errichtete und verbesserte eine große Anzahl von Außenlagern. Innerhalb von vier Jahren verdoppelte sich die Anbaufläche auf 300.000 acres (120.000 ha). Auf die Beteiligung zahlt die Gesellschaft keine Dividende ("The Growers are the company"), der Wert eines "Shares" zum Anbau von einem acre Zuckerrüben hat sich heute auf 2.500 Dollar erhöht und ist Schwankungen unterworfen. Die Nutzungsentschädigung für die Belieferung der Anteile wird zwischen den Partnern verhandelt, häufig sind es etwa 10 % des Beteiligungswertes und sie wird meistens für 2 oder 3 Jahre festgelegt. Der Kaufpreis für einen acre Land liegt bei ca. 4.000 Dollar, die Landpacht bei ca. 120 bis 150 Dollar/acre. Die Genossenschaft wird von einem Direktorium geführt, das die Anbauer in den einzelnen Regionen aus ihren Reihen für 3 Jahre in dieses Gremium wählen. Eine Wiederwahl ist höchstens drei Mal möglich. Eine weitere Fusion im Jahr 1975 brachte die Zuckerfabrik Hillsboro/North Dakota als fünften Standort in das Unternehmen, das diese dann als ihr "Flaggschiff" ausbaute. Später folgten weitere Partnerschaften mit zwei anderen bäuerlichen Cooperativen im Valley zum Vertrieb des Zuckers und der Trockenschnitzel und Melasse und machten "United Sugars Corporation" mit knapp einem Drittel Marktanteil zum größten amerikanischen Anbieter von Zucker (produziert aus Rübe und Rohr), die "American Crystal Sugar Company" allein produziert etwa 38 % des in den USA angebotenen Rübenzuckers. 1979 wurde ein Qualitäts-Bezahlungssystem eingeführt, ein damals bahnbrechendes und in der weltweiten Zuckerindustrie bisher unbekanntes Verfahren.


Rübenbezahlung


Die Rüben werden nach ausbeutbarem Zuckergehalt bezahlt und der Rübenpreis auf Basis der jährlichen Erlöse für Zucker und Nebenprodukte abzüglich aller Kosten der Zucker-Herstellung und des \-Vertriebs berechnet. Die Ausbeute (SMV) wird nach einer für das gesamte Einzugsgebiet einheitlichen Formel, die in etwa der Braunschweiger Formel entspricht, ermittelt.



Transportkosten zum Außenlager trägt der Anbauer, direkt zur Fabrik erhält er einen Frachtzuschuss von 50 % des Speditionstarifs. 70 % der Anbauer liefern zu den Außenlagern, 30 % direkt zur Fabrik. Die Frachtkosten vom Außenlager zur Zuckerfabrik zahlt die Gesellschaft. Die Frachtkosten bei durchschnittlich 24 Miles Entfernung liegen bei 3,10 €/t. Das Rübengeld wird in 3 Raten (65/25/10 % - November/März/November) ausgezahlt. Die Rübe ist in den Betrieben im Red River Valley die "best crop", es können im Durchschnitt um 500 Dollar/acre (= ca. 900 €/ha) Gewinn erzielt werden. Das ist mehr als von jeder anderen Frucht.


Die Rodelader mit Oppelscharen und Walzenreinigung


Die Übernahme der Company durch die Rübenanbauer revolutionierte die Rübenanbaupraktiken und initiierte viele Investitionen nicht nur im zuckertechnologischen Bereich zur wirtschaftlicheren Zuckergewinnung und zur Sicherung der Verarbeitungskapazität für die größere Rübenmenge, sondern es wurde auch ein umfangreiches Programm zum Ausbau und zur Perfektionierung der Fabrik- und Außenlager zur verlustarmen Tiefgefrier-Lagerung der Rüben im frostig-eisigen Winterklima des Mittleren Westens bis in die Frühjahrsmonate hinein aufgelegt. Der Rübenanbau wurde in den letzten Jahren kontinuierlich bis zu seinem derzeitigen Umfang von 500.000 acres (200.000 ha) ausgeweitet. Die Anbauflächen in dieser Region könnten auf geeigneten Flächen noch bis zu einem mehrfachen gesteigert werden, begrenzend ist die Verarbeitungskapazität in den bestehenden Fabriken, nicht so sehr der Absatzmarkt.


Der amerikanische Zuckermarkt


315 Mio. Amerikaner mit durchschnittlich 55 kg jährlichem Zuckerverbrauch bilden einen interessanten Verbrauchermarkt. Neben Rohr- und Rübenzucker wird Isoglukose aus Mais (50 % des Verbrauches) produziert. Das aktuelle US-Zuckerprogramm sichert den Produzenten einen Mindestpreis auf Basis des Weltmarktpreises und der Produktionskosten und garantiert in einer Regelung bis zum Jahr 2012 einen Anteil von 85 % am Inlandsverbrauch der USA. Die restliche Verbrauchsmenge wird aus 41 Ländern der Welt importiert, Mexico hat freien Marktzugang. • US-Zuckerpolitik - "Sugar Act" (in. Kasten) • soll sicherstellen, dass die finanzielle Belastung der Steuerzahler so gering wie möglich ist • hat 3 Möglichkeiten, um Angebot und Nachfrage in Übereinstimmung zu bringen: 1. Ermittlung des Inlandsverbrauches. Davon sollen mindestens 85 % aus eigener Erzeugung (Rübe und Rohr) gedeckt werden (= Zuteilungsmenge OAQ) 2. Mengenbegrenzung der möglichen Importe. Für im Rahmen von WTO historisch begründeten Handelsabkommen (NAFTA, Uruquay-Runde) werden jährlich zollfreie Importquoten (TRQ) von zur Zeit. 2,6 Mio. t festgelegt. Im Rahmen des "Farm Bill" können die Importquoten verändert werden. 3. Der Staat gibt den Produzenten einen Kredit zu einem festen Zinssatz in Höhe des Mindestpreises. Bei zu erzielenden höheren Marktpreisen wird der Kredit an den Staat ohne Zinsen zurückgezahlt, die Differenz wird vom Produzenten vereinnahmt. Bei niedrigeren Marktpreisen trägt der Staat das Preisrisiko; die nicht als Nahrungsmittel benötigten Mengen werden zur Ethanol-Herstellung verwendet. Durch dieses Preisstützungssystem bleiben die Zuckerpreise stabil.


Jährliche Freigabe von Anbauflächen


Außenlager mit Stapler ("Piler") zur Ablage bis zu 10 Meter hoher Rübenmieten


Alle Anbauer haben eine Beteiligung an der Gesellschaft, die eine bestimmte Anbaufläche absichert. Der Ausnutzungsgrad wird jährlich je nach voraussichtlicher Verwertung des Zuckers und Zeitpunkt und Bedingungen der Aussaat festgelegt. Ein Farmer hat in der Regel mehrere Kontrakte. Für 2009 wurden die Anteilscheine (ein Share pro 1 acre Zuckerrüben) zu 90 % als Pflicht-Belieferung freigegeben. Es wird Anbaufläche, nicht Menge kontrahiert, deren Einhaltung die Gesellschaft über GPS kontrolliert ("We catch them all!") Auf eigenes Risiko kann der Farmer eine größere Fläche anbauen, die aber nur bei entsprechender Verwertungsmöglichkeit des Zuckers geliefert werden kann. Für 2009 werden alle Rüben zur Verarbeitung abgenommen.


"Get it ready with Round up Ready"


... so ist auf vielen Schildern am Highway 81, der mitten durch das Red River Valley führt, zu lesen! GMO-Saatgut ist in Nordamerika bei Sojabohnen und Mais seit vielen Jahren mit verschiedenen Resistenzen auf dem Markt und wird in diesen Kulturen zu einem sehr hohen Prozentsatz verwendet. Die Bevölkerung hat diese neue Züchtungs-Technologie akzeptiert ("die meisten interessiert es nicht und es wird nicht diskutiert") und die Farmer sind zufrieden, da sie mit deren Hilfe die Schädlings- und Unkrautbekämpfung problemloser und erfolgreicher durchführen können. Auch für Zuckerrüben wird seit 2007 GMO-Saatgut angeboten und hat sich in diesen Jahren von 0 auf über 90 % der Flächen durchgesetzt. Einzig im Bundesstaat Kalifornien sind zur Zeit GMO-Sorten noch nicht zugelassen. Ein besonderer Grund für diesen "Siegeszug" ist die damit wesentlich erleichterte Bekämpfung von Problemunkräutern \- von Amaranth, Lambsquarter, Pigweed bis hin zu Chenopodium-Arten. Waren früher 4-5 Anwendungen von selektiven Herbiziden nötig, ist heute mit zweimaliger Anwendung von Round up Ready "reiner Tisch" und die Unkrautbekämpfung kann in den großen Betrieben "entspannter" und weniger abhängig von Termin und Unkrautstadien erfolgen. Die großen Rübenschläge \- häufig bis zu einer Section (254 ha) groß \- sind total unkraut- und schosserfrei! Fehlender Herbizidstress führt zu einem früheren Reihenschluss und damit auch zu Ertragsverbesserung. Die Preise der selektiven Herbizide sind seit Verbreitung der GMO-Sorten gesunken. Die Kosten der RR-Sorten sind mit ca. 130 Dollar/U in etwa gleich mit den Sorten ohne dieses Merkmal. Für die Herbizidtoleranz wird von Monsanto eine "Technology fee" als GMO-Zuschlag erhoben. Diese betrug im Jahr 2008 106 Dollar/U und wurde 2009 auf 129 Dollar/U, das sind nahezu 22 % angehoben. Als Anbieter von Round up Ready ist Monsanto Marktführer (Preis: ca. 19 Dollar/ltr.), zwei bis drei Hersteller bieten Generika (Preis: ca. 9 Dollar/ltr.) an. Mittlerweile sind in USA 40 Round up Ready-Sorten verschiedener Saatgutfirmen im Angebot. Die Farmer befürchten bei dieser Technologie Abhängigkeit von Monsanto und hoffen auf weitere Entwicklungen anderer Chemiefirmen (z. B. Liberty Link).


Der Herbst ist kurz


In den meisten Jahren bereits Ende Oktober beenden stärkere Fröste oder auch größere Niederschlagsmengen "von einem auf den anderen Tag" jegliche Feldarbeiten. Vorher herrscht hier im "Beet-Belt", dem Zuckerrüben-Gürtel der USA, hektische Betriebsamkeit. In einem Rechteck von gut 100 km Breite und 280 km Länge wachsen hier über 200.000 Hektar Zuckerrüben, das ist mehr als 40 Prozent der gesamten US-Zuckerrübenfläche. Diese müssen rechtzeitig vor dem Wintereinbruch geerntet, ab Feld zu den Fabriken oder Außenlagern transportiert und dort direkt verarbeitet oder in großen Mieten eingelagert werden. In diesen Wochen dreht sich hier im Tal "alles um die Rübe"; jede Hilfe wird gebraucht. Manche Straßen werden für den allgemeinen Verkehr \- außer für Ernte- und Transporttechnik \- gesperrt, das dann manchmal unvermeidliche "Black Ice" muss durch ständige Straßenreinigung mit schneepflugartigem Schild beseitigt werden und es wird an sieben Tagen pro Woche "rund um die Uhr" gearbeitet \- die ganze Region ist im "Rübenfieber"!



Haupternte innerhalb von drei Wochen


Wegen der erst spät möglichen Aussaat in der zweiten April- bzw. ersten Maihälfte beginnt die Ernte sehr verhalten Anfang September. Jeder Farmer ist verpflichtet, 10 % seiner Anbaufläche während dieser "Prepile Harvest" zu roden und "just in time" zu den Fabriken zur Verarbeitung oder auf die Aussenläger anzuliefern. In den Werken startet die Kampagne, sobald ein Vorrat für drei Tage Verarbeitung auf den Fabrikhöfen liegt. Es wird täglich nur so viel geerntet, wie die Fabriken verarbeiten. Bei schwierigen Erntebedingungen durch z.B. starke Niederschläge zahlt die Fabrik Sonderprämien, um die Verarbeitung nicht stoppen zu müssen. Dadurch wird auch Anbauern, die ihre Frühlieferungsquote bereits erfüllt haben und bei denen witterungsbedingt eine weitere Ernte möglich ist, ein Anreiz gegeben, schon im September zusätzliche Rübenmengen zu liefern. An dem Samstag, der dem 1. Oktober am nächsten liegt, startet die "Stockpile Harvest". Innerhalb von gerade einmal zwei bis drei Wochen müssen nun 90 Prozent der Flächen geerntet und zu den Fabriken oder den Außenlagern transportiert werden. Das ist die Ernte von 180.000 ha oder eine Rübenmenge von je nach Ernteertrag rund 8 \- 10 Millionen Tonnen! Somit sind in der Region ca. 10.000 ha in 24 Stunden täglich zu ernten und zu den Aussenlägern oder in die Fabriken zu transportieren. Starke Niederschläge können die Erntearbeiten unterbrechen oder aber die Fabriken stoppen die Rodung bei über + 13 ° C oder unter \- 7 °C, um nicht bei zu hohen Temperaturen einzulagern bzw. keine unter 0 ° C ausgekühlte Rüben in die Mieten zu bekommen. Im ersten Fall wird die Ernte von Mittags bis in die Abendstunden unterbrochen, bei Nachtfrösten hingegen muss ausgesetzt werden und es kann erst nachmittags weiter gerodet werden. Angefrorene Rüben und solche mit starkem Besatz von Erde, Blattanteilen oder Krautbeiladung, mit Krankheiten, Fäulnis oder auch mit Zuckergehalten unter 12 Prozent werden konsequent zurückgewiesen. Durchschnittlich sind das je Kampagne etwa 50 Ladungen. Witterungsbedingte Unterbrechungen führen immer zu einer Verschiebung der Ernte über den optimalen Termin hinaus und sind dann mit teilweise erheblichen Zuckerverlusten verbunden, in der Regel nimmt der Zuckergehalt ab der 2. Oktoberdekade ab.


Schwieriger Herbst 2009


Das Vegetationsjahr 2009 bot im Mittleren Westen sehr ungünstige Bedingungen. Nach einem nassen Herbst im Vorjahr, einem extrem späten Frühjahr, einem verregneten Sommer mit einer zwar mengenmäßig guten Getreideernte, aber mit extrem niedrigen Qualitäten und schlechten Preisen folgte wieder ein nasser, regenreicher Herbst. Allein im Oktober gab es mehr als 150 mm Niederschlag und nur 8 gute Erntetage. Selbst Soja und Mais, die normalerweise im September geerntet werden, standen Ende Oktober noch zu 90 % auf den vernässten Feldern, und die mittelfristigen Wetterprognosen prophezeiten schon frühen Winter mit Schnee. Letztmalig war 1971 eine so katastrophal schlechte Erntezeit, die sich bis Ende November hinzog. Im Vorjahr konnten im Gebiet der benachbarten Zuckergesellschaft "Minn-Dak" etwa 30 % der Rüben nicht geerntet werden. Im Durchschnitt werden im Valley ca. 10.000 Hektar/Jahr aus unterschiedlichen Gründen (von starker Verunkrautung bis zu frühem Wintereinbruch) nicht geerntet.


Ausgeklügeltes Ernte- und Mietenmanagement


Die Ernte- und Transportlogistik ist eine große Herausforderung für die Betriebe sowohl in personeller als auch technischer Ausstattung. Auf den Farmen ist die ganze Verwandschaft und Bekanntschaft im jeweils 12-stündigen Einsatz. Viele Hilfskräfte nehmen extra für diese drei Wochen "Rübeneinsatz" Urlaub und stehen dann als motivierte Fahrer für die Ernte- und Transportmaschinerie zur Verfügung. Der in den Betrieben vergleichsweise hohe Rübenanteil mit Anbauflächen bis zu jeweils mehreren hundert Hektar und die kurze, zur Verfügung stehende Erntezeit erfordert eine enorme Schlagkraft; das streng kostenorientierte wirtschaftliche Denken der US-Farmer präferiert eine übersichtlich gebaute, leicht zu bedienende und vor allem kostengünstige Landtechnik. Die Betriebe sind in der Regel eigenmechanisiert und wegen der kurzen Zeitspannen für Aussaat und Ernte mit Technik reichlich und komfortabel ausgestattet. Es wird mit Erntekosten von 80 Dollar/acre (= 200 Dollar/ha) kalkuliert. Bei einheitlicher Reihenentfernung von 22 inch (56 cm) erfolgt die Ernte ausschließlich mit technisch einfach gebauten, robusten, zweiphasig absätzig arbeitenden gezogenen Verfahren in 6-, 8- oder 12-reihiger Ausführung. Führender Hersteller mit jährlich 50 \- 75 Neumaschinen ist die Firma "Amity", die in Fargo neben gezogenen Rodeladern, Entblätterern und Häckslern für die Zuckerrüben-Ernte auch Airseeder für die Großflächen-Landwirtschaft, Einzelkornsägeräte in bis zu 36-reihiger Ausführung für Zuckerrüben, Soja, Mais, Sonnenblumen und Bohnen sowie Spezialgeräte zur Bodenprobenahme und N-Ausbringung baut. Daneben gibt es noch die Firmen Alloway, Parma und Artsway. Selbstfahrer oder gar "Hightec"- Köpfrodebunker wären bei diesen kurzen Erntekampagnen von max. drei Wochen nicht wirtschaftlich einzusetzen.


Entblättern statt köpfen


Mit 12-reihigem Entblätterer (Defoliator) werden die Rüben knapp geköpft und scharf geputzt


Als getrennter Arbeitsgang werden die Rüben bei einer Fahrgeschwindigkeit von unter 5 km/h zunächst mit dem "Defoliator" (Entblätterer) durch eine Schlegelwelle mit L-Messern entblattet. Zwei nachfolgende Putzerwellen, die mit unterschiedlich aggressiv anfassenden Materialien bestückt sind, befreien die Rübenköpfe komplett von Blattresten und putzen intensiv bis zum Blattansatz. Ein angebauter, über einfache Schleifkufen geführter Nachköpfer ("Scalper") schneidet dann eine kleine Köpfscheibe, die maximal den Durchmesser eines 50 cent-Stückes haben soll. Dieses Rübenmaterial ermöglicht einerseits einen maximal möglichen Ernteertrag und ist wegen geringer offener Schnittflächen für die verlustarme Lagerung der Rohstoffe in Langzeit-Mieten besonders gut geeignet. Etwa 70 % der Rüben werden ausschließlich entblättert, 30 % "gescalpt"; als ideal für Anbauer und Fabrik wird ein scharf, aber ohne Verletzung geputzter Rübenkopf mit einem Skalpierschnitt in der Größe eines 50-cent-Stückes angesehen; nach frühem Frost ist ein "scalpen" oder auch "crownen" (Köpfen) immer notwendig, um den gefrorenen Oberteil des Kopfes zu entfernen. Mit dem nachfolgenden Rodelader, ebenfalls in 6-, 8- oder 12-reihiger Ausführung, werden die Rüben mit verstopfungsfrei arbeitenden Radscharen (Oppelräder) aus dem Boden gehoben, über dreistufige Walzenreinigung und Rollenrost schonend gereinigt und mit einem Hubrad in einen Zwischenbunker, je nach Reihenanzahl mit bis zu 4,5 to Fassungsvermögen, gefördert. Dann entweder auf nebenher fahrende, gezogene, seitwärts zu entladende Zwischenbunker zur Überladung auf Transport-LKW (Trucks) am Feldrand oder bei gut tragfähigen Bodenverhältnissen direkt auf die auf dem Acker nebenher fahrenden 50 t-Trucks mit 28 sht Ladungsgewicht überladen und zur Zuckerfabrik oder den in den Rübengebieten zahlreichen "Pile-Stations" (Außenlager) transportiert, schlagbezogen abgeliefert und auf den jeweiligen Vertrag gebucht. Oberste Prämisse bei dem Einsatz dieser Erntetechnik ist neben der Wirtschaftlichkeit, Schlagkraft und Einsatzsicherheit vor allem auch das Minimieren von Verlusten bei Ernte und der Lagerung in den Langzeitmieten. Sämtliche Rüben werden unmittelbar nach der Rodung entweder zur Zuckerfabrik zur direkten Verarbeitung bzw. zum Aufbau des dortigen Langzeitlagers oder zu den Außenlagern transportiert, Zwischenlagerung am Feldrand oder auf externen Lagerplätzen auf den Farmen findet nicht statt.


Lagerung bis Mai


Gefrierhallen zur Rübenlagerung bis in den Mai/Juni hinein


Etwa 80 Prozent der geernteten Rübenmenge wird nicht direkt der Verarbeitung zugeführt, sondern bis zu 210 Tage eingelagert. Zunächst werden die Mieten - sofern möglich - bis Mitte Dezember über das Belüftungssystem gekühlt, um anschließend - je nach Witterung - durch Einblasen eisiger Außenluft mit -20 ° bis -30 ° C Kälte über 3 Wochen tief gefroren, abgedeckt und damit bis zur Verarbeitung konserviert zu werden, das sind etwa 30 % der Rübenmenge. Dafür stehen im Valley verteilt zusätzlich zu den Lagerkapazitäten in den Fabriken 24 asphaltierte Außenlager \- teils mit, teils ohne Belüftungsvorrichtungen - zur Verfügung, die von den Farmen in maximal 55 km Entfernung zu erreichen sind. Die Entladung und Vorreinigung auf den Lagerplätzen erfolgt über 100 riesige Stapelgeräte ("Piler") bis zu einer Mietenhöhe von 7 (bei den unbelüfteten Mietenplätzen) bzw. 10 Meter auf belüfteten Anlagen. Jedes dieser Stapelgeräte kostet ca. 1 Mio. Dollar und entlädt bei einer Umlaufzeit von 7 Minuten ca. 15.000 t Rüben/Tag. Bei den vorhandenen Belüftungsvorrichtungen handelt es sich an manchen Plätzen um Unterflur-Kanäle, meist allerdings um großvolumige Rohre, die bei der Einlagerung in den Stapel ausgelegt werden. Die Langzeit-Mieten in den Außenlagern werden durch wöchentlich 2-3malige Kontrollflüge mit Wärmebildkamera kontrolliert, um Wärmenester frühzeitig zu erkennen und dann evtl. vorzeitig abzuräumen. Das größte Außenlager im Tal hat eine Lagerkapazität von 450.000 to Rüben. Täglich müssen dort 27.000 to Rüben übernommen werden, um die Einlagerung in der Zeit von höchstens 18 Tagen zu beenden. In den 5 Fabriken und 24 Außenlagern können täglich in 24 Stunden bis zu 1 Mio. Tonnen Rüben angeliefert werden. Wegen der Entsorgung von Oberflächenwasser, Resterde und faulenden Rüben mit Geruchsproblemen sind diese Plätze nur weit ab von Wohnorten zu betreiben. Die Rüben aus diesen offenen Außenlagern sollten bis spätestens April verarbeitet sein.



Zur noch längeren Lagerung bis in den Mai und Juni hinein stehen an den beiden Fabrikstandorten East Grand Forks und Moorhead insgesamt 5 isolierte Hallen mit Unterflur-Belüftung für zwischen 45 bis 70.000 to Zuckerrüben zur Verfügung. Die Hallen sind jeweils mit Baukosten von 3 Mio. Dollar errichtet und sollen sich in 3 bis 5 Jahren amortisiert haben. In diesen Hallen wird bis zu 17 Meter hoch eingelagert. Seitenwände und Dach sind isoliert, unter der Traufe und im Dachfirst sind Entlüftungsöffnungen zum Abführen der feuchten, warmen Luft während des Einfrierens der Mieten. Nach Gefrieren und Entstehen einer "Eismatte" an der Oberfläche werden diese Stapel zusätzlich noch mit Thermo-Kunststoffplanen abgedeckt, um die Kälte im Frühjahr möglichst lange im Stapel zu halten. Bei der Entleerung der Außenlager ohne Belüftungsmöglichkeit wird aus den Mieten nach Abschluss der Ernte zunächst mit Radladern nur der mittlere Kernbereich entnommen, so dass zwei trapezförmige Mietenstränge mit großer Angriffsfläche entstehen, die dann durch die niedrigen Temperaturen, verbunden mit starken, eisigen Winden, sicher tiefgefrieren und länger gelagert werden können. Es dauert etwa 25 Tage, bis eine große Miete komplett gefroren ist. Die Außenlager mit Belüftungsmöglichkeit werden wie weiter oben geschildert tief gefroren, mit Isolierfolien per Hand abgedeckt und später in einem Zug entleert. Die Lagerverluste bei diesen Verfahren sind je nach Lagerbedingungen im Frühjahr unterschiedlich und können von unter 3 Prozent bis zu über 15 Prozent betragen. In jedem vierten bis fünften Jahr kommt es durch einen Wärmeeinbruch im frühen April zum Totalverlust der dann noch gelagerten Mengen. Die ermittelten Lagerverluste werden von allen Anbauern getragen, d.h. auf alle Rübenanlieferungen unabhängig vom Liefertermin umgelegt: Von den Fachinstituten wird die Langzeit-Lagerung mit intensiven Versuchen begleitet.


Abbau der tiefgefrorenen Rübenstapel mit Bagger zur Verladung und zum Transport in das Verarbeitungswerk


Der Erfolg ist eine 250 Tage-Kampagne


In den Werken der "American Crystal" wurde die Erhöhung der Verarbeitungskapazität nicht durch Steigerung der Tagesverarbeitung oder umfangreiche Dicksafterzeugung zur späteren Aufarbeitung, sondern im Wesentlichen durch eine Verlängerung der Rübenverarbeitungs-Kampagne erreicht. Nur im Werk East Grand Forks wird nach Ende der Rübenverarbeitung noch 75 Tage Dicksaft aufgearbeitet. Bei der Anlieferung werden etwa 40 Prozent der Rübenlieferungen mit einem mechanischen Verfahren beprobt. Nach Rückwärts-Entladung in einem großvolumigen Trichter und anschließender Abreinigung über Rollenroste erfolgt die Entnahme einer Probe von 10 \- 12 kg, indem in den Rübenstrom ein Probenbehälter eingeschwenkt und in einen Sack entleert wird. Von diesen Proben werden im Zentrallabor im Werk East Grand Forks der Erdanteil bestimmt und Zuckergehalt und Inhaltsstoffe analysiert. Die Rüben werden nicht nachgeköpft. Die Rüben werden entsprechend Zuckergehalt und Inhaltsstoffen bei der Anlieferung individuell bezahlt. Der durchschnittliche Rübenpreis von 35 \- 40 Dollar/t enthält eine am entgangenen Zuwachs orientierte Frühlieferprämie, die für die ersten 6 Wochen der Kampagne gezahlt wird. In den Stapelgeräten ("Piler") erfolgt eine Erdabreinigung von rund 40 % des ursprünglichen Anteiles auf etwa 4 bis 8 Prozent Resterde je nach Erntewitterung. Die abgereinigte Erde muss von den Lieferanten rückgenommen werden und es wird ein Bonus-Malus-Prämiensystem für Erde angewendet. Eine Kampagnedauer von durchschnittlich 225 Tagen, an den Standorten mit Lagerhallen darüber hinaus sogar bis in den Mai, in 1999 einmalig sogar weit in den Juni hinein, ist nur unter den verlässlich frostsicheren und \-stabilen Witterungsverhältnissen des Mittleren Westens möglich und wird sicherlich für die Company ein oekonomisch positives Ergebnis bringen, an dem die Farmer als alleinige Gesellschafter der Cooperative partizipieren. Allerdings verursacht diese Langzeit-Lagerung erhebliche Kosten für die Gesellschaft und bringt unkalkulierbare Risiken, die von den Rübenanbauern getragen werden. Letztmalig kam es 1998 und 1982 wegen hoher Temperaturen im April zu einem erheblichen Totalverlust der dann nicht mehr verarbeitbaren Rübenmengen.


Steve Williams


Steve Williams ist ein Pionier des Ridge Tilling


Bewirtschaftet etwa 120 km nördlich von Fargo in Fisher/Minnesota in der Nähe der Zuckerfabrik Crookston 660 Hektar in einer Fruchtfolge mit 225 ha Sommerweizen, 225 ha Sojabohnen und 210 ha Zuckerrüben. Seit nunmehr 9 Jahren sind bei ihm Sojabohnen und Mais - und seit 3 Jahren alle Zuckerrüben-Sorten mit Round up Ready-Herbizidresistenz. Mit einer zweimaligen Anwendung von Round up Ready hat es Steve auch in diesem Jahr wieder geschafft, unkrautfreie Rübenbestände zu erstellen. In diesem Jahr hat er einen sehr guten Ertrag von 67,5 t/ha mit 18 % Zuckergehalt erreicht. Er liegt damit deutlich über dem Durchschnittsertrag seiner Region mit 56 t/ha. Üblicherweise bringt er bereits im Herbst vor dem Rübenanbau den Flüssigdünger über Meißelschare in den Boden aus. Die lange Dauerfrost-Periode über Winter verhindert Verluste und im Frühjahr werden Bodendruck-Schäden vermieden. Nach der Ernte der Vorfrucht und flacher Bodenbearbeitung setzt er zwei Mal den Chiselplough (Tiefgrubber) etwa 15-18 cm tief ein und zieht dann vor Winter mit einem speziellen Häufelgerät GPS-gesteuert schnurgerade Dämme, auf deren Krone dann im Frühjahr ohne Bearbeitung die Zuckerrüben gesät werden. Williams praktiziert dieses Anbauverfahren seit 12 Jahren und ist ein Pionier dieses "Ridge Tilling", das auf etwa 20 % der Fläche im Red River Valley verbreitet ist. Als Vorteil wird die schnellere Erwärmung und Abtrocknung der Dammkronen im Frühjahr und der Verzicht auf ganzflächige Bodenvorbereitung zu diesem Zeitpunkt gesehen.


John Gudajtjes


John Gudajtjes - landauf, landab als "Big John" bekannt, bewirtschaftet mit seinen beiden Söhnen in Minto im Walsh County in Nord Dakota etwa 45 km südlich der kanadischen Grenze 15.000 acres (= 6.000 ha). Davon sind 800 ha Eigentum, die anderen Flächen sind von über 100 Verpächtern gepachtet und erstrecken sich in einem Rechteck von 20 km Breite und 60 km Länge bis unmittelbar an die kanadische Grenze. Auf den Böden \- schwerer schwarzer Ton \- baut er keinen Mais und keine Sojabohnen an, sondern 2.000 ha "Edible Beans" (Speisebohnen), 2.000 ha Sommerweizen und 2.000 ha Zuckerrüben. Für 100.000 t Zuckerrüben hat er Anbaukontrakte mit American Crystal. Die dafür notwendigen "Shares" hat er zu 50 % im Eigentum und 50 % sind gepachtet. "Selbstverständlich" hat er schon 2007 etwa 50 % der Zuckerrübenfläche mit herbizidresistentem GMO-Saatgut ausgesät, um dann ab 2008 die komplette Fläche damit anzubauen. Neben einer Kostenersparnis von etwa 40-50 Dollar/ha sieht er vor allem die Vorteile in einer gegenüber früher sicheren und entspannteren Unkrautbekämpfung mit weniger termingebundenen Überfahrten. John: "It gives us more time for fishing". Die Bewirtschaftung der Gesamtfläche bewältigt er mit zweien seiner Söhne und fünf fest angestellten Mitarbeitern sowie in der Zuckerrübenernte bis zu 60 Aushilfskräften in etwa 35.000 Stunden produktiver Arbeitszeit pro Jahr, davon allein fast 500 Stunden für das Räumen und Mähen der viele Meilen langen Gräben. Es werden alle Arbeiten \- von Aussaat, Pflege bis zur Ernte und dem Transport der Betriebsmittel und der Erntegüter zur Vermarktung - mit eigener Technik selbst erledigt. Die John-Deere-Technik \- 3 Mähdrescher und 10 Traktoren mit 150 bis 400 PS wird jährlich umgehandelt und durch neueste Modelle ersetzt. Für den Transport stehen 16 Trucks zur Verfügung. Drei zwölfreihige Zuckerrüben-Erntesysteme, vier Mähdrescher für Weizen und Bohnen mit 12 m Schnittbreite, zwei Pflanzenschutzspritzen, die jährlich auf 11.000 Hektar Pflanzenschutzmittel ausbringen. Mehrere 18m breite Bodenbearbeitungsgeräte und schließlich zwei 24-reihige Drillgeräte für Zuckerrüben und Bohnen, mit denen täglich 300 ha gesät werden können, ermöglichen die hohe Schlagkraft bei allen in den kurzen Zeitspannen zu erledigenden Arbeiten.






Gunther Schütz


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