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Auf Partnersuche für Raps

Die Franzosen bauen mit Erfolg Leguminosen und Raps gemeinsam an. Das findet auch in England immer mehr Anhänger. Bei uns gibt es erste Versuche mit Bei- und Untersaaten.

Lesezeit: 7 Minuten

Untersaaten im intensiven Rapsanbau

Der Raps ist für viele Betriebe die wichtigste Blattfrucht, gerade auf tonigen Böden und Verwitterungsstandorten, auf denen die Zuckerrübe nicht anbauwürdig ist. Durch intensive Züchtungsarbeit und eine hohe Intensität bei Düngung und Pflanzenschutz werden mittlerweile beachtliche Erträge realisiert. Durch enge Rapsfruchtfolgen nehmen aber in letzter Zeit die Probleme deutlich zu: Problemunkräuter, Fruchtfolgekrankheiten wie Wurzelhals- und Stängelfäule, Weißstängeligkeit und Resistenzen von tierischen Schaderregern gegenüber einigen Insektiziden. Die Unkrautbekämpfung im Raps ist besonders bei kruziferen Unkräutern seit den Anwendungsbeschränkungen clomazonehaltiger Herbizide aufwändig und teuer geworden. Besonders brisant scheint in diesem Kontext auch das Verbot der Saatgutbeizung mit Neonicotinoiden ab der kommenden Rapsaussaat zu sein. Dadurch fehlt dem jungen Raps der Schutz vor tierischen Schaderregern wie dem Rapserdfloh und der Kleinen Kohlfliege, deren Larven Fraßschäden an der Pfahlwurzel des Rapses verursachen, welche Vitalität und letztlich Ertrag kosten können. Als Folge dieses Verbots wird schon jetzt über mehrmalige Flächenbehandlungen im Herbst mit Pyrethroiden diskutiert. Diese sind nicht nur kostspielig, sondern werden den Selektionsdruck auf Pyrethroidresistenzen auch bei den beiden o.g. Schaderregen deutlich erhöhen. Daher habe ich mir etwas anderes überlegt.

Eine zunächst etwas ungewöhnliche Alternative könnte der Anbau von Leguminosenuntersaaten im Raps in Verbindung mit Direktsaat sein. Dieser kann eine Reihe von Zielen verfolgen:

  • N-Fixierung
  • P-Mobilisierung
  • Unkrautunterdrückung
  • Ablenkung / Störung der Eiablage von Rapserdfloh und Kleiner Kohlfliege
 

Versuchsdurchführung

 

In einem selbst konzipierten Feldversuch unter Praxisbedingungen habe ich zur Rapsaussaat 2013 einen Schlag in vier Varianten aufgeteilt (Abb. 1). Dabei sollte zunächst visuell geprüft werden, ob sich durch Untersaaten die o.g. Effekte erzielen lassen bzw. wie sich die Bodenbearbeitung auf Verunkrautung, Nährstoffversorgung und Schädlingsbefall auswirkt. Tabelle 1 zeigt, wie die vier Varianten aufgebaut waren.

 

Tab 1: Aufstellung und Durchführung der vier Varianten, Saatstärke des Rapses 45 Kö./m², Saatttiefe 2,5 cm, Rapssorte Sherpa, Premiumbeizung + DMM.

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VarianteBemerkung
Grubber12 cm tief, diagonal, Saat am 17. August mit Flüssigdünger
DirektsaatStrohstriegel diagonal, Saat am 17. August mit Flüssigdünger
Untersaat AlexandrinerkleeStrohstriegel diagonal, Saat Untersaat am 16. August, 12 kg/ha, Saat am 17. August ohne Flüssigdünger
Untersaat AckerbohneStrohstriegel diagonal, Saat Untersaat am 16. August, 110 kg/ha, Saat am 17. August ohne Flüssigdünger

Alle Varianten wurden am 17. August 2013 mit Raps mit der Drillmaschine Tandemflex von Auf der Landwehr bestellt (Einscheibenschar, Gussdruckrolle, 200 kg Schardruck, Abb. 2). Die gedüngten Varianten erhielten 25 kg / ha N über Alzon-S flüssig, das mit dem Nitrifikationshemmer Piadin stabilisiert war. Die Variante „Grubber“ wurde am 19. August mit 2 l / ha Butisan Gold behandelt, ebenso die ersten Wiederholungen der Untersaatvarianten, um die Herbizidverträglichkeit zu prüfen. Die Ackerbohne hat die Herbizidspritzung bis auf wenige Blattaufhellungen offensichtlich gut vertragen, beim Alexandrinerklee gab es hingegen eine deutliche Ausdünnung. Am 14. September wurde in den Varianten „Grubber“ und „Direktsaat“ 0,2 l / ha Runway gespritzt gegen dikotyle Unkräuter. In allen Varianten wurde zu diesem Termin auch die Gräser- bzw. Ausfallweizenbekämpfung durchgeführt mit 2 l / ha Focus-Aktiv-Pack. Mit 0,6 l / ha Caraxwurde in derselben Überfahrt die Einkürzung vor Winter vorgenommen, kombiniert mit 1,2 l / ha Folicin Bor plus flüssig, um auf dem Verwitterungsboden mit pH > 7 die Mikronährstoffversorgung zu gewährleisten.






Abb 1: Skizze des Versuchsplans, Variante „Grubber“ diagonal zur Drillrichtung, Varianten der Untersaaten Alexandrinerklee und Ackerbohne jeweils vier Mal wiederholt.

 

Am 13. Dezember erfolgte auf der Gesamtfläche noch eine Spritzung mit 1,8 l / ha Kerb Flo im Rahmen des Resistenzmanagements bei der Ungrasbekämpfung. Die Varianten mit Untersaat erhielten demnach keine breitwirksamen Herbizidbehandlungen, sondern lediglich gräserwirksame. Am 13. Februar 2014 erfolgte eine Beprobung von Rapspflanzen zur Bonitur des Wurzelfraßes von Larven der Kleinen Kohlfliege. Aus jeder Variante bzw. Wiederholung wurden dazu 20 gleich große Rapspflanzen ausgegraben. Die Bonitur erfolgte an der Georg-August-Universität am Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Agrarentomologie. Anfang März 2014 wurde der Deckungsgrad von Unkräutern in den einzelnen Varianten mit dem Göttinger Zähl- und Schätzrahmen durchgeführt bzw. an zehn zufällig gewählten Stellen in jeder Variante die Unkrautanzahl je m² ermittelt.

 

 



 

Ergebnisse

 

Der Feldaufgang war trotz Trockenheit Ende August zügig und gleichmäßig, allerdings waren einige Pflanzenausfälle durch Schneckenfraß zu beobachten. Optisch präsentierte sich der Raps im Herbst in allen Varianten vital und kräftig, wenn auch größere Lücken im Bestand vorhanden waren. Der Ernährungszustand schien in den Untersaatvarianten gelich dem der flüssig gedüngten Varianten zu sein. Die Verunkrautung war in der Variante Direktsaat sowie unter den Untersaaten trotz fehlender Herbizidanwendung auffallend gering. Die Variante „Grubber“ wies einen höheren Besatz an dikotylen Unräutern trotz zweimaliger Herbizidanwendung auf. Offensichtlich wirkte Butisan Goldaufgrund der andauernden Trockenheit im Spätsommer 2013 nur unzureichend. Auch die nachträgliche Spritzung von Runwaykonnte den Unkrautbesatz nicht vollständig ausschalten. Die Bestandsentwicklung ist den Abbildungen 3-8  zu entnehmen.

 





 



 



 



 

 



 





 



 



Abb. 10: Wurzelfraß in % am Raps durch Larve der Kleinen Kohlfliege, Bonitur am 12. Februar 2014 in 5 %-Schritten, dargestellt sind Mittelwerte, Varianten 1 und 2 n = 20, Varianten 3 und 4 jeweils drei Wiederholungen à n = 20.

Die Bonitur der Rapswurzeln im Februar 2014 zeigte erste Tendenzen, dass die Direktsaat bzw. die Untersaaten den Befall durch die Kleine Kohlfliege verringern können. Die Streuung der Werte war allerdings recht hoch. Zwischen den beiden Untersaatvarianten war der Unterschied nicht signifikant. Die Ergebnisse zeigt Abbildung 9.

 



Abb. 11: Ergebnisse der Unkrautbonitur mit dem Göttinger Zähl- und Schätzrahmen am 4. März 2014, dargestellt sind Mittelwerte der zehn zufällig gewählten Zählpunkte.

 

 

 

Der Unkrautdeckungsgrad, ebenfalls in 5 % Schritten ermittelt, war in den Untersaatvarianten sehr viel geringer als in der gegrubberten Variante. Die Zählung mit dem Göttinger Zähl- und Schätzrahmen brachte bei kleinem Stichprobenumfang (n = 10) recht deutliche Unterschiede hervor. Die Anzahl Unkräuter je m² lag tendenziell bei Direktsaat und den Untersaatvarianten auf demselben niedrigen Niveau (Abb. 11). Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass in der Variante „Direktsaat“ eine breitwirksame Herbizidanwendung gefahren wurde, wohingegen die Untersaatvarianten unbehandelt blieben. Insofern kann man erste Tendenzen ableiten, dass die Leguminosenuntersaaten beide eine unkrautunterdrückende Wirkung entfalten, und den Raps in der Jungendentwicklung somit unterstützen.

 

 

Fazit

Die ersten Versuchsergebnisse ermutigen dazu, den Versuch zur kommenden Aussaat auszudehnen und mit mehreren Leguminosenarten durchzuführen. Die ersten Auswertungen zeigen dabei vorerst Tendenzen an, für sichere Aussagen bedarf es mehrerer Versuchsjahre und verschiedener Standorte. Außerdem sollte der Stichprobenumfang bei Wurzel- und Unkrautbonitur deutlich erhöht werden, um statistisch absicherbare Ergebnisse zu erzielen. Interessant ist dann der Befall mit Schädlingen, wenn die insektizide Rapsbeize nicht mehr zur Verfügung steht, was im vorgestellten Versuch noch nicht der Fall war. Die Frage wird sein, ob eine gelungene Untersaat die prophezeiten Pyrethroidspritzungen im kommenden Herbst ersetzen können. Bei der Rapsentwicklung ist zu bemerken, dass selbst die hoch wachsende Untersaat Ackerbohne den Raps im Wachstum bei angemessen reduzierter Saatstärke der Untersaat nicht zu hemmen schien. Der Raps präsentierte sich zu Vegetationsbeginn nach dem Abfrieren der Untersaaten vital und kräftig. Auch ohne N-Düngung sah er gut versorgt aus. Das könnte darauf hindeuten, dass die Leguminosen die flüssige Unterfußdüngung im Herbst ersetzen konnten. Inwieweit die Leguminosen durch die Ansäuerung des Wurzelhorizonts mittels Wurzelexsudaten die P-Verfügbarkeit für den Raps verbessern konnten, lässt sich nicht aussagen, dazu wären sehr aufwändige Versuche nötig.

Besonders hervorzuheben ist die geringe Verunkrautung der Untersaatvarianten trotz fehlender Unkrautbekämpfung. Die Direktsaat, bei der kaum Boden bewegt und damit Unkrautsamen zum Keimen stimuliert werden in Verbindung mit dem Deckungsgrad der Untersaaten, scheint eine Herbizidanwendung überflüssig zu machen. Vor dem Hintergrund der teuren Vorauflaufmaßnahmen und der Zunahme an Problemunkräutern im Rapsanbau kann das ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit im Rapsanbau sein.

 

 

 

 

Maximilian Henne

Landwirt und Student der Agrarwissenschaften

Göttingen / Rosdorf

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