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Auf Körner­­leguminosen setzen?

Lesezeit: 7 Minuten

Obwohl Erbsen, Acker­bohnen und Lupinen fast komplett von der Bildfläche verschwunden sind, hält ein harter Kern am Anbau fest. Was sind die Gründe?


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Körnerleguminosen sind kaum noch auf unseren Ackerflächen zu finden. So lag der Anbau im letzten Jahr in Deutschland bei nur noch 79 000 ha. Das sind nicht einmal 1 % der Ackerfläche. Den größten Anteil an der Anbaufläche haben Körnerfuttererbsen mit 45 000 ha, gefolgt von Lupinen mit 18 000 ha und Ackerbohnen mit 16 000 ha.


Für ökologisch wirtschaftende Betriebe ist der Leguminosenanbau wegen der Stickstoff-Fixierung notwendig. Doch bewirtschaften konventionelle Betriebe immerhin 75 % der Körnerleguminosen-Anbaufläche. Was überzeugt diese Betriebsleiter vom Anbau? Ist die Nische trotz schwieriger Vermarktung interessanter als vielfach angenommen?


Betriebe befragt:

Diesen Fragen sind wir an der Fachhochschule Südwestfalen im Rahmen des Forschungsvorhabens „LeguAN“ nachgegangen. Im Frühjahr 2012 haben wir bundesweit 75 landwirtschaftliche Betriebe befragt, die Körnerleguminosen konventionell erzeugen. Dabei ging es um die Beweggründe für den Anbau von Ackerbohnen, Körnerfuttererbsen oder Lupinen, um pflanzenbauliche Maßnahmen, um Verwertungs- und Vermarktungsmöglichkeiten sowie um die Wirtschaftlichkeit des Anbaus.


Die Befragung haben wir in unterschiedlichen Regionen Deutschlands durchgeführt, die jeweils Anbauschwerpunkte für die einzelnen Arten bilden. Zu erkennen ist ein klarer Zusammenhang zwischen den Ansprüchen der unterschiedlichen Arten und den Standortfaktoren. So befinden sich die Ackerbohnen anbauenden Betriebe eher in Regionen mit besseren Böden und mit mehr Niederschlag, während Betriebe mit Körnerfuttererbsen und vor allem mit Lupinen auf schwächeren Standorten mit deutlich geringeren Regenmengen zu finden sind (Übersichten 1 und 2).


Hoher Vorfruchtwert:

Die Ergebnisse zeigen, dass die Betriebsleiter vor allem vom Vorfruchtwert der Körnerleguminosen überzeugt sind. So gaben viele Landwirte als Gründe für den Anbau die verbesserte Bodenfruchtbarkeit, die Fruchtfolgeauflockerung und die symbiotische Stickstoff-Fixierung der Leguminosen an (Übersicht 3 auf Seite 98).


Generell lassen sich Körnerleguminosen gut in bestehende Fruchtfolgen integrieren. Denn als Blattfrucht und Sommerung unterbricht ihr Anbau Infektions­zyklen von Krankheiten wie Schwarz­-beinigkeit, Halmbruch, DTR oder Fusarium. Das vermindert den Krankheitsdruck in der Folgekultur.


Körnerleguminosen durchwurzeln zudem den Boden intensiv. Das führt zu stabilen Poren mit ungestörtem Übergang vom Ober- zum Unterboden. Bei diesem guten Start liefert z. B. ein nachfolgender Weizen in der Regel hohe und sichere Erträge. Vorteilhaft in konservierenden Bodenbearbeitungssystemen ist auch, dass für die Strohrotte der Vorfrucht genügend Zeit verbleibt.


Zu berücksichtigen ist allerdings, dass Körnerleguminosen eine ausgeprägte Selbstunverträglichkeit besitzen. Das bedeutet: Ackerbohnen benötigen eine Anbaupause von rund 5, Erbsen von ca. 6 Jahren. Als Nachfrüchte eignen sich alle Winterungen sowie Sommer- und Winterzwischenfrüchte. Bei der Wahl der Nachfrucht sind allerdings die hinterlassenen hohen Stickstoffmengen im Boden zu beachten.


Ackerbohnen und Erbsen wirken vor allem in den oberen Bodenhorizonten garefördernd. Lupinen lockern wegen ihres tief reichenden Wurzelsystems auch tiefgründige Bodenschichten auf. Als Folge der verbesserten Bodenstruktur kann die Saatbettbereitung zur Folgefrucht nach Körnerleguminosen daher in der Regel pfluglos erfolgen. Auch die Körnerleguminosen selbst vertragen eine extensive, kostengünstige Aussaat.


Von den befragten Landwirten nutzen viele die Möglichkeit, die Bodenbearbeitung zur Folgefrucht zu reduzieren. So verzichten 80 % der Betriebe, die betriebsüblich pflügen, bei Vorfrucht Körnerleguminose auf eine wendende Bodenbearbeitung.


Günstigere Arbeitserledigung:

Mit Körnerleguminosen in der Fruchtfolge lassen sich demnach die Arbeitserledigungskosten deutlich drücken. Im Mittel über die 3 betrachteten Kulturen ließen sich auf den befragten Betrieben nach Körnerleguminosenvorfrucht die Kosten für die Bodenbearbeitung zur Nachfrucht um 30 bis 40 €/ha senken.


Zusätzliche Vorteile ergeben sich aus der zeitlichen Staffelung der Saat- und Erntezeitpunkte. So werden die Körnerleguminosen – im Gegensatz zu Wintergetreide – in der Regel als Sommerung im Frühjahr bestellt. Bei Ackerbohnen ist z. B. eine Saat bereits frühzeitig ab Februar möglich, sobald der Boden befahrbar ist. Bei der Ernte können Leguminosen die Arbeitsspitzen brechen. Ackerbohnen sind gegen Ende August reif. Zu diesem Zeitpunkt ist die Getreideernte in der Regel abgeschlossen.


Weiter drücken lassen sich die Arbeitserledigungskosten durch eine bessere Auslastung vorhandener Maschinen. So lässt sich bei reduzierter Bodenbearbeitung plus einer erweiterten Fruchtfolge die Mechanisierung der Betriebe besser anpassen. Das senkt langfristig die Festkosten.


Wirtschaftlich oder nicht?

Entscheidend ist allerdings die Frage, ob diese positiven Aspekte für einen wirtschaftlichen Anbau ausreichen. Daher haben wir neben den arbeitswirtschaftlichen Effekten auch die Vorfruchtwirkung monetär bewertet (Übersicht 4).


Der Anbau von Körnerleguminosen in der Fruchtfolge erhöht die Erträge der Folgefrüchte. Im Vergleich zu einer Getreidevorfrucht erzielten die befragten Landwirte nach Körnerleguminosen bei bedarfsgerechter Düngung der Folgekultur Mehrerträge von 5 bis 10 dt/ha. Versuche der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft ergaben sogar positive Effekte auf den Ertrag der zweiten Nachfrucht (Winter-/Sommergerste). Neben dem Ertrag ließ sich in diesen Versuchen auch die Qualität (Hektolitergewicht, Rohproteingehalt) der Nachfrucht steigern. Schwierig ist hierbei allerdings die monetäre Bewertung. Die Spanne ist mit 150 bis über 300 €/ha recht weit.


Da Leguminosen den Luftstickstoff fixieren, ist ihre Düngung mit Stickstoff unnötig. Zudem lassen sich die N-Mengen zu den Folgefrüchten senken. Die Höhe der potenziellen N-Einsparung hängt jedoch stark vom Standort und der Witterung ab. Eine N-Bedarfsanalyse zu Vegetationsbeginn ist daher ein Muss. Im Mittel der drei betrachteten Kulturen sparten die befragten Betriebe nach Körnerleguminosenvorfrucht im Vergleich zu einer Getreidevorfrucht bis zu 30 kg N/ha ein (30 €/ha).


Weil sich durch die aufgelockerte Fruchtfolge die Infektionszyklen von Fruchtfolgekrankheiten durchbrechen lassen, ist eventuell ein geringerer Fungizid-Einsatz in der Nachfrucht möglich. Zusätzlich ist es mit einer Sommerung möglich, die Gräser nach einer Getreidevorfrucht nicht chemisch zu bekämpfen. Das ist vor allem bei Problemungräsern wie Trespe und Ackerfuchsschwanz vorteilhaft. Für einige Betriebe im Norden mit hohem Fuchsschwanzdruck ist das mittlerweile sogar der wichtigste Grund für den Anbau von Ackerbohnen.


Grundsätzlich gilt: Je einseitiger die Fruchtfolge und je geringer die Bodenfruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit eines Standortes sind, desto größer sind die Vorfruchtwirkungen. Bei den Betriebszweigabrechnungen ergab sich im Mittel über die drei Kulturen aus der N-Einsparung, dem Mehrertrag der Nachfrucht und der reduzierten Bodenbearbeitung ein Vorfruchtwert von 190 €/ha. Einzelbetrieblich kann er jedoch auch deutlich höher liegen.


Wichtig ist es, den Deckungsbeitrag der Körnerleguminose nicht einzeln zu betrachten, sondern über die Fruchtfolge. Denn nur so lässt sich der Vorfruchtwert bei einer Wirtschaftlichkeitsanalyse berücksichtigen.


Hoher Futterwert:

Neben den positiven Effekten in der Fruchtfolge ist die Verwertung bzw. Vermarktung das A und O bei der Wirtschaftlichkeit. Die interessanteste Möglichkeit ist die innerbetriebliche Verwertung. So besitzen Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen einen sehr hohen Futterwert. Bei Weizenpreisen z. B. von 25 € je dt und Sojapreisen von 40 €/dt kann man für Erbsen bei einer Verwertung in der Schweinemast rund 32,5 €/dt ansetzen. Bei einer Vermarktung der Eiweißpflanzen lassen sich diese Preise jedoch oft nicht erzielen.


Körnerleguminosen kann man mit Anteilen von ca. 25 bis 30 % in der Schweinemast-Ration einsetzen. Zu beachten ist hierbei allerdings, dass die Tiere ausreichend mit essenziellen Aminosäuren versorgt sind. Details dazu lesen Sie ab Seite S 4 in dieser Ausgabe oder unter www.topagrar.com/heft+. Auch Wiederkäuer können Sie mit Körnerleguminosen füttern. Bei Milchvieh sind Anteile von bis zu 4 kg in der Tagesration ohne Einschränkungen realisierbar. Besonders geeignet für Milchvieh sind buntblühende, tanninhaltige Ackerbohnen, da sie ­eine höhere Pansenbeständigkeit auf­weisen.

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