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Auf Partnersuche für Raps

Lesezeit: 7 Minuten

Die Franzosen bauen mit Erfolg Leguminosen und Raps gemeinsam an. Das findet auch in England immer mehr Anhänger. Bei uns gibt es erste Versuche mit Bei- und Untersaaten.


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Jahrzehntelang haben wir unsere Kulturpflanzen in Reinsaat angebaut. Das erleichtert Düngung, Pflanzenschutz und vor allem die Ernte. Welcher Teufel reitet nun Landwirte und Versuchsansteller aus dieser geordneten Welt auszubrechen? Die pure Not oder Experimentierfreude? Es ist beides!


Raps-Revolution:

Die Idee kommt aus Frankreich. Dort ist der Begleitpflanzen­anbau zum Teil aus der Not geboren. Die Franzosen müssen seit Jahren mit einer restriktiveren Pflanzenschutzgesetzgebung leben. So sind z. B. insektizide Beizen bei Raps schon länger verboten. Um Schädlings- und Unkrautprobleme in den Griff zu bekommen, setzen deshalb immer mehr Franzosen auf Begleitpflanzen zu Raps. Die Offizialberatung (CETIOM) legt dazu Versuche an und empfiehlt Mischungen. Unter den milden Klimabedingungen Frankreichs bauen Landwirte mittlerweile Raps mit Leguminosen auf rund 20 000 ha an.


Der Züchter Jouffray-Drillaud bietet folgende Mischung an: 21 % Soja, 8 % Sonnenblumen, 7 % Ramtillkraut, 12 % Buchweizen, 20 % Ackerbohnen, 12% Linsen und 20 % Panonische Wicke. Diese säen französische Landwirte mit 50 kg/ha als Untersaat in den Raps. Die haben folgende Vorteile:


  • Eine verbesserte Rentabilität des Anbaus (bis zu 5 dt/ha Mehrertrag),
  • einen geringeren Herbizidaufwand gegen zweikeimblättrige Unkräuter durch die Unkrautunterdrückung,
  • eine reduzierte mineralische N-Düngergabe im Frühjahr,
  • eine bodenverbessernde Wirkung.


Auch in England stehen in diesem Jahr 20 000 ha Raps in Mischkultur mit Klee oder Wicke (top agrar 3/2013, S. 59).


Und bei uns?

Es gibt erste Pioniere (s. Kasten auf S. 70) und einen Anbieter, der zur Rapsaussaat 2014 erstmalig eine Rapsbegleitpflanzen-Mischung (RapsPro von Rudloff Feldsaaten) anbietet. Diese „Franzosen-Mischung“ besteht aus drei Leguminosen: Alexandrinerklee (20 %), Saat- (48 %) und Rotwicke (32 %). Sie wird mit 18 bis 20 kg/ha mit dem Raps ausgesät. 20 Rapsanbauer vom Rheinland bis Brandenburg testen derzeit die Rapsbegleitpflanzenmischung. Die zusätzlichen Saatgutkosten von ca. 70 €/ha sollen sich nach Angaben des Züchters lohnen, weil der Landwirt:


  • eine N-Rücklieferung (30 kg/ha) erhält,
  • je nach Standort und Jahr gegebenenfalls auf eine Herbstanwendung von Insektiziden verzichten kann,
  • eventuell eine Herbizidbehandlung (bis 50 €/ha) einspart,
  • bis zu 3 dt/ha (120 €/ha) mehr erntet,
  • den Vorfruchtwert erhöht und
  • sich die Flächen möglicherweise im Rahmen des Greenings ab 2015 als ökologische Vorrangfläche anrechnen lassen kann.


Zwei Verfahren:

Offizielle Versuchsergebnisse liegen dazu bislang nicht vor. Denn Beisaaten zu Raps sind Neuland bei uns. Doch das Interesse wächst wegen des Verbots der Neonicotinoid-Beizen im Raps, der Greening-Auflagen, der Diskussion um Treibhausgase und dem zunehmenden Unbehagen der Bevölkerung über intensive Anbausysteme. Zudem lassen sich mit Grasuntersaaten N-Mengen nach der Ernte binden.


So vielversprechend die Erfahrungen aus Frankreich klingen, ein fertiges Anbausystem mit Mischkulturen oder Untersaaten im Raps ist bislang für unsere Standortbedingungen noch nicht entwickelt. Generell lassen sich zwei Verfahren unterscheiden:


  • Mischkulturen bzw. Beisaaten im Raps mit Leguminosen,
  • Untersaaten, z. B. mit Gras, in Raps.


Beide Verfahren haben unterschiedliche Ziele. Bei der Mischkultur geht es in erster Linie darum, die N-Fixierung der Leguminosen für den Raps zu nutzen, das Unkraut zu unterdrücken, Phosphor zu mobilisieren sowie die Ei­ablage von Rapserdfloh und Kleiner Kohlfliege zu stören bzw. die Schadin­sekten abzulenken. Die reine Untersaat, die vorzugsweise im Frühjahr erfolgt, soll nach der Ernte einen Teil des überschüssigen N, den Raps hinterlässt, binden.


Vor übertriebenen Erwartungen mit der Mischkultur oder Untersaaten in Raps warnt allerdings Rapsspezialist Ludger Alpmann von der Deutschen Saatveredlung (DSV) in Lippstadt. „Jeder Liter Wasser und jedes Gramm Stickstoff sollte für die Deckfrucht, den Raps, reserviert sein.“ In Untersaaten sieht er beim Raps noch am ehesten Chancen. Diese funktionieren in Mais, Ackerbohnen und Getreide. Wichtig ist dabei, dass das Konkurrenzverhältnis Untersaat zur Hauptkultur geregelt ist.„Die Untersaat geht nicht über das Zwei- bis Drei-Blattstadium hinaus, damit sie nichts vom Stickstoff „frisst“ und die Deckfrucht nicht negativ im Ertrag beeinflusst“, so Alpmann. Gleichzeitig müssen es aber die Licht- und Wasserverhältnisse zulassen, dass die Untersaat keimt und sich bis zum Drei-Blattstadium entwickeln kann. „Das Austarieren dieses Konkurrenzverhältnisses ist der Schlüssel zum Erfolg bei der jeweiligen Kultur“, erklärt Alpmann. „Derzeit suchen wir noch nach der Art, mit der die Untersaat in Raps am leichtesten gelingt.“


Knackpunkt Herbizide:

Allerdings erschwert das Herbizid-Management den Anbau von Untersaaten. In winterungsbetonten Fruchtfolgen bietet Raps die beste Möglichkeit, Ackerfuchsschwanz zu bekämpfen. Daher ist es schwierig, im Raps Gräser als Untersaaten zu etablieren. Der Einsatz von Kerb Flo im Dezember, aber auch zur Nachbehandlung im Februar/Anfang März ist wichtig für die Fuchsschwanzbekämpfung. Das Bodenherbizid baut sich jedoch nur langsam (ca. 6 Wochen) im Boden ab. Bei der DSV sehen die Experten Ludger Alpmann und Hubert Kivelitz drei Möglichkeiten, das Herbizid-Problem zu lösen:


1. Rotschwingel als Untersaat einsetzen. Dieses Gras verträgt FOP-Präparate (z. B. Agil, Fusilade usw.). Nachteil: Die Beseitigung der Grasnarbe ist sehr aufwändig (Glyphosat ca. 5 l/ha, Fräsgang).


2. Raps und Untersaat zu unterschiedlichen Terminen säen. Nach dem Einsatz von Butisan sollten Gräser erst 4 bis 8 Wochen nach der Spritzung als Untersaat ausgebracht werden. Denn der Butisan-Film wirkt noch stark gegen Gräser. Allerdings wird das Ansaatrisiko für Gräser größer, wenn sie erst im Oktober ausgesät werden.


3. Rapsuntersaaten im Frühjahr einsäen. Dies kann sehr früh Anfang März bei der ersten Befahrbarkeit der Flächen mit einem pneumatischen Düngerstreuer erfolgen. Die Gräser werden in den Bestand gepustet, vom Regen heruntergewaschen, in der Hoffnung, dass das Kerb Flo dann schon abgebaut ist.


Erste Tastversuche:

In ersten Tastversuchen prüft die DSV auf dem Betrieb von Landwirt Stephan Müller in Warstein/NRW vier verschiedene Gräser (Deutsches, Welsches Weidelgras, Wiesen- und Rotschwingel) zu drei verschiedenen Saatterminen Herbst, (Vier-Blattstadium Raps), Frühjahr (Anfang März) und Beginn Rapsblüte (nur Welsches Weidelgras). Im Saattermin kurz vor der Rapsblüte sehen Alpmann und Kivelitz den interessantesten Ansatz. „Dann sind die meisten Herbizide abgebaut, und wir haben noch Regen zu erwarten, der den Grassamen auf den Boden wäscht“, so Alpmann. Nach der Blüte öffnet sich der Bestand langsam, sodass Dämmerlicht nach unten dringt. Wegen der sehr hohen Luftfeuchtigkeit keimt das Weidelgras rasch und erreicht das Zwei- bis Vier-Blattstadium.


Wenn der Raps geerntet ist, kann sich die Untersaat gut entwickeln. Dann muss das Ausfallrapsproblem (etwa 2 000 bis 6 000 Samen/m2) gelöst werden. Deshalb erfolgt etwa vier bis sechs Wochen nach der Rapsernte ein Mulchgang, damit der auflaufende Raps das Gras nicht wieder unterdrückt. Danach bestocken sich die Gräser und profitieren zudem vom gemulchten Ausfallraps. Um die Folgekultur in der Grasuntersaat zu etablieren, sind der Einsatz von Glyphosat und das Zerkleinern der Grasnarbe notwendig. Nach einer Grasuntersaat passt meist nur der Anbau einer Sommerung.


Beisaat Bitterlupine:

Neben Grasuntersaaten verfolgt Christoph Felgentreu am Standort Bückwitz/Brandenburg der DSV auch den Ansatz Mischkulturen in Raps. „Nach heutiger Erkenntnis funktionieren nur Lupine, Ramtillkraut, Buchweizen und Öllein sicher, Ackerbohne nur bedingt“, erklärt Felgentreu. In den aktuellen Demo-Versuchen sehen aber auch die Lupinen-Variante (75 kg/ha) und die Sommerklee-Varianten (je 3 kg Alexandriner- und Perserklee) sehr gut aus. Dagegen haben Ramtillkraut und Buchweizen den Herbsteinsatz von Butisan Gold nicht überlebt.


Felgentreu hält die Bitterlupine auf leichten Böden mit niedrigem pH-Wertfür die richtige Partnerleguminose zu Raps. Er führt dies auf eine Wechselwirkung zwischen der Raps- und Lupinenwurzel zurück. Zudem sorgt sie für ein weites C/N-Verhältnis (Humusaufbau), für Ammonium im Boden und damit für bessere mikrobielle Rhizosphären-Bedingungen, von denen Raps profitiert.


Der Raps darf aber nicht durch den mit ihm ausgesäten Partner vor Winter in die Höhe getrieben werden. Denn das erhöht das Auswinterungsrisiko deutlich. Außerdem müssen die Mischpartner über Winter sicher abfrieren, damit sie die Rapsernte nicht behindern.


Hildegard Moritz

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