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Auf Zack gegen Drahtwürmer

Lesezeit: 5 Minuten

Auf fast 17 000 ha bauen Landwirte wegen Drahtwurm-schäden keinen Mais mehr an. Bekämpfungsstrategien stellt Ursula Furth, LWK Nordrhein-Westfalen, vor.


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Mittlerweile fühlt sich der Drahtwurm bei uns heimisch. Bundesweit nehmen die Schäden stetig zu. Wie stark die gesamte Maisfläche durch Drahtwurmfraß in 2013 geschädigt wurde, hat das Julius Kühn-Institut ermittelt. Demnach wiesen rund 13 000 ha einen Schaden von über 25 % auf. Auf mehr als 21 000 ha lagen die Fraßschäden bei 5 bis 25 %. Mehr zur derzeitigen Situation entnehmen Sie der Übersicht.


Lästiger Gast:

Drahtwürmer sind die Larven verschiedener Schnellkäfer-Arten. Sie glänzen hellgelb bis bräunlich, sind hart, rund und 2 bis 4 cm lang. Der Schaden am Mais entsteht durch Fraß der Larve an Pflanzenwurzeln, Keimlingen und der Stängelbasis. Der erwachsene Käfer selbst verursacht keinen Schaden. Die Larve durchlebt im Boden – vom Schlupf bis zum fertigen Käfer – einen 3- bis 5-jährigen Entwicklungszyklus. Da in jedem Jahr Käfer schlüpfen und Eier ablegen, sind in langjährig bewachsenen Flächen unterschiedliche Generationen zu finden.


Der Drahtwurm beutelt den Mais regional und von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Vor allem nach Umbruch von Grünland, Brachen bzw. Flächenstilllegungen können die Schäden im 2. bis 3. Jahr sehr stark sein.


Besonders gefährdet ist der Mais von der Saat bis etwa zum 6-Blattstadium. Vor allem in Jahren mit kühler Witterung und damit langsamer Jugendentwicklung befinden sich die Pflanzen lange in einem für Fraßschäden empfindlichen Stadium. Der Drahtwurm dringt von unten nach oben bis zum Trieb vor. Beim Graben lassen sich daher die Larven häufig an und um die Maispflanzen herum finden.


Erste Symptome zeigen sich bereits kurz nach dem Auflaufen. Die Blätter verfärben sich braun und der Mais wächst nicht weiter. Im weiteren Verlauf sterben befallene Pflanzen ab. Sie lassen sich leicht aus dem Boden ziehen, da sie an der Schadstelle abreißen. Im Bestand zerstört der Drahtwurm oft mehrere Pflanzen nebeneinander, da er mit der Maisreihe „wandert“.


Befall richtig einschätzen:

Ausschlaggebend für das Ausmaß des Schadens ist die Witterung. Bei wüchsigem Wetter kann der Mais der Larve davonwachsen, bei nasskalter Witterung sind die Schäden daher gravierender. Meist ist der Fraß nicht flächendeckend, sondern auf einzelne Nester begrenzt.


Um den Befall richtig einzuschätzen, empfiehlt es sich, Köder wie z. B. Kartoffelscheiben oder Möhren einzusetzen. Legen Sie diese Köder möglichst bei trockenen Böden aus. Besser ist es allerdings, wenn Sie die Köder vor der Saat an markierten Stellen rund 15 bis 20 cm tief eingraben. Direkte Bekämpfungsmaßnahmen sind angeraten, wenn Sie nach rund einer Woche an den Köderstellen mehr als 1 bis 2 Larven je m2 finden.


Wie bekämpfen?

Wichtig sind bei der Bekämpfung zunächst ackerbauliche Maßnahmen. Denn eine zügige Jugendentwicklung reduziert die Fraß-gefahr. So empfehlen sich auf betroffenen Flächen etwas spätere Saattermine mit erhöhten Saatstärken. Die Aussaat sollte bei wüchsigem Wetter und Bodentemperaturen von über 8 °C erfolgen. Geeignet sind vor allem Sorten mit zügiger Jugendwicklung. Damit diese schnell wachsen können, ist auf eine gute Nährstoffversorgung zu achten. Dabei geht es in erster Linie um eine ausreichende Unterfußdüngung mit wasserlöslichem Phosphat und Stickstoff.


Die Beize Mesurol flüssig – in Mais zugelassen gegen Fritfliege und Vogelfraß – verfügt über eine Teilwirkung gegen Drahtwürmer. Im günstigsten Fall erreicht sie 50 % des Bekämpfungserfolges einer Spezialbeize. Das kann bei schwachem Befall bereits ausreichen. Bei der Aussaat von mit Mesurol flüssig gebeiztem Saatgut sind folgende Auflagen unbedingt zu beachten:


  • Pneumatische Sägeräte müssen über eine anerkannte Vorrichtung verfügen, welche die Abluft auf oder in den ­Boden leitet. Eine Liste anerkannter Geräte finden Sie im Internet unter www.topagrar.com/abdrift
  • Bei der Saat darf die Windgeschwindigkeit nicht über 5 m/s liegen.


Einige Landwirte setzen auch Kalkstickstoff und Selen der Unterfußdüngung bei, um gegen Drahtwürmer vorzugehen. Dabei ist allerdings größte Vorsicht geboten, weil es schnell zu pflanzenschädlichen Nebenwirkungen (Ätzschäden) kommen kann. Zudem zeigten beide Dünger in 2013 nur eine Wirkung von 6 % gegen den Drahtwurm. Das zeigen eigene Versuche.


Der Einsatz von Kalkstickstoff führt nach unseren Erfahrungen erst bei Mengen oberhalb von 3 dt/ha als Unterfußdünger zu messbaren Effekten. Während der Umwandlung des Kalkstickstoffs durchläuft dieser mehrere Phasen, in der Cyanamid-Phase kann der Dünger toxisch auf den Schädling wirken. Die Cyanamid-Phase muss demnach mit der Fraßphase des Schädlings zusammenfallen, um eine Wirkung von Kalkstickstoff auf den Drahtwurm zu erreichen.


Keine Spezialbeize in 2014:

Spezialbeizen gegen Drahtwürmer stehen in Deutschland in 2014 leider nicht zur Verfügung. Die Sonido-Beize (400 g/l Thiacloprid) ist aber in Frankreich gegen Drahtwurm im Mais bereits zugelassen. Somit besteht – laut momentaner Gesetzeslage – die Möglichkeit, Saatmais mit Sonido-Beize aus Frankreich über den Handel zu beziehen und in Deutschland auszusäen. Die Wirkung der Sonido-Beize gegen den Drahtwurm liegt bei etwa 65 %, wie eigene Versuche aus 2013 zeigen. Im letzten Jahr haben Landwirte diese Beize auf 8 325 ha eingesetzt (importiertes Saatgut).


Wer mit Sonido gebeizten Mais aussät, sollte vorsorglich die gleiche Technik einsetzen wie bei Mesurol-gebeiztem Saatgut. Eine Kombination von Sonido plus Mesurol flüssig ist nicht möglich.

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