Das Dokumentationssystem muss möglichst unkompliziert sein, sonst wird es von den Landwirten nicht genutzt, stellt Imke Pieper vom Beratungsring für Kartoffelbau Westküste fest. So manche teure, komplizierte Schlagkartei, die sich Betriebe angeschafft haben, ist ruckzuck wieder eingemottet worden. Die Rückverfolgbarkeit und das zunehmende Drängen des Handels auf Qualitätssicherungssysteme haben Imke Pieper und ihren Beratungskollegen Klaus Kühling vom Gemüsebau-Beratungsring Dithmarschen Anfang des Jahres dazu veranlasst, sich nach einem einfachen, preiswerten Dokumentationssystem für ihre Mitgliedsbetriebe umzusehen. Pieper betreut insgesamt 40 Betriebe, die 1200 ha Kartoffeln (70 % Pflanz-, 30 % Speisekartoffeln) und Kühling ca. 300 Betriebe, die 2 500 ha Kohl, 1 500 ha Möhren und 300 ha sonstiges Gemüse anbauen. Sie entschieden sich für die Schlagkartei Acker-Info auf Excelbasis (siehe Übersicht 2) für rund 50 E. Seit Februar 2004 arbeiten 90 % der Kartoffelbau- und 50 % der Gemüsebaubetriebe damit. Mit der Schlagkartei wollen wir das Mindestmaß an Dokumentationspflichten erfüllen, mehr nicht, stellt Klaus Kühling klar. Sie beschränkt sich auf das Wesentliche, die Landwirte müssen nur die Saat-, Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen eingeben. Aber auch weitergehende Dokumentationsanforderungen der Qualitätssichungssysteme lassen sich damit in Zusatzzeilen dokumentieren. Die Praktiker stehen den neuen Dokumentationspflichten sehr kritisch gegenüber. So auch Jörg Borwieck (40), der auf seinem rund 120 ha-Ackerbaubetrieb 25 ha Kartoffeln mit Schwerpunkt Pflanzguterzeugung anbaut. Allein die Kosten für die Zertifizierung verursachen in unserem Betrieb jährlich Kosten von ca. 2 000 E, die eigenen Arbeitskosten nicht eingerechnet. Er ist eines der Beratungsringmitglieder, die sich die Excel-Schlagkartei angeschafft haben. Mit der Schlagkartei zu arbeiten, ist nicht das Problem, so der Landwirt. Bauchschmerzen bereiten ihm vielmehr die anstehenden QS- und EUREPGAPZertifizierungen für seine Speise- und Pflanzkartoffeln. Die ersten Vorbereitungen für die Zertifizierungen laufen bereits. Borwieck hat ein eintägiges Einführungsseminar mitgemacht. Der Gemüsebau- Beratungsring Dithmarschen hat seit Juli 2004 eigens eine Zertifizierungs- Expertin eingestellt, die die Mitgliedsbetriebe beider Beratungsringe für die Zertifizierung fit machen soll. Die Expertin besucht jeden Betrieb und geht gemeinsam mit dem Landwirt die wichtigen Kriterien (Vor-Audit) durch. Allein der Aufwand dafür beträgt vier Tage, erklärt Imke Pieper. Zusätzlich sind Umbaumaßnahmen, wie z. B. Verlagern der Werkstatt aus der Kartoffelhalle, Bestellen und Aufhängen neuer Schilder, Übersetzen von Hygienevorschriften ins Polnische für die Aushilfskräfte und Ausfüllen unzähliger Zettel erforderlich. Wer hat sich dies Alles eigentlich ausgedacht, fragt sich Landwirt Borwieck genervt. Durch all die Bestimmungen und Aufzeichnungen werden unsere Produkte nicht besser. H. Moritz
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