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Besser auf Regen warten

Lesezeit: 4 Minuten

Wann ist im Herbst der richtige Zeitpunkt für eine Unkraut-bekämpfung im Getreide? Martin Kotschenreuther und Robert Bohla von der LBO e.V. Lichtenfels geben Tipps.


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Der letzte Herbst mit seiner starken Trockenheit hat Getreidebauern einiges abverlangt: „Wann ist der richtige Behandlungstermin gegen Unkräuter?“, war die große Frage. Denn Bodenherbizide haben im Allgemeinen hohe Ansprüche an das Saatbett, um ihre volle Wirkung zeigen zu können (Übersicht). Vor allem feucht sollte es sein. Im Herbst 2016 warteten manche Regionen in Süddeutschland allerdings vergeblich auf Regen. Bei einem falschen Anwendungstermin waren deshalb häufig schlechte Wirkungen zu beobachten. Eine Herbstbehandlung mit Herbiziden ist im Wintergetreide – je nach Fruchtfolge und Ungrasspektrum – für ein gutes Resistenzmanagement aber häufig notwendig und sollte damit mehr oder weniger Standard sein.


Der Grund: Wirkstoffe mit dem Wirkmechanismus aus der Gruppe C, E, F, K und N sind im Wintergetreide nur im Herbst zugelassen. In Fruchtfolgen mit einem hohen Anteil an Winterungen ist deren Einsatz für einen Wirkstoffwechsel aber notwendig. Bei Wintergerste und Roggen ist eine Herbstbehandlung auch hinsichtlich der Verträglichkeit und Wirkungssicherheit positiv. Bei früh gedrilltem Weizen und Triticale und stärkerem Gräserbesatz ist die Bekämpfung im Herbst wichtig, um in Kombination mit Frühjahrsmaßnahmen hohe Wirkungsgrade zu erzielen.


Flufenacet kaum löslich:

Der Großteil der Pflanzenschutzmittel im Herbst sind Bodenherbizide mit nur (sehr) geringer Blattaktivität. Grundsätzlich sind deshalb Anwendungstermine im Vorauflauf bzw. sehr frühen Nachauflauf angeraten, sofern der Boden ausreichend feucht und feinkrümelig ist. Beides war 2016 jedoch oft nicht der Fall.


Vor allem der Wirkstoff Flufenacet, der Bestandteil vieler Getreideherbizide im Herbst (z.B. Herold, Cadou, Bacara, Malibu) ist und einen wichtigen Baustein zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz und Windhalm darstellt, ist wenig wasserlöslich.


Die Nachverteilung im Boden ist bei wenig Niederschlag damit nur gering. Auch nachfolgender stärkerer Regen wäscht den Wirkstoff vor allem bei tonigen und humosen Böden kaum ein, sodass nur wenig zur Ungraswurzel gelangt. Darüber hinaus werden die herbiziden Wirkstoffe bei Trockenheit stärker an die Bodensubstanz gebunden. Die Aufnahme der Ungräser ist somit je nach Wirkstoff stark vermindert. Ein Ausweichen auf andere Wirkstoffe mit höherer Wasserlöslichkeit ist bei Ackerfuchsschwanz nur schwer möglich. Chlortoluron (CTU) aus der Wirkstoffgruppe C zeigt bei Aufwandmengen von 1400 bis 2100g eine gute Teilwirkung. Isoproturon besitzt keine Zulassung mehr, Metribuzin hat im Getreide (noch) keine Zulassung.


Was tun, wenn es nicht regnet?

Bei staubtrockenem Boden ist es somit meist besser, die Herbizidmaßnahme mit Flufenacet-haltigen Mitteln zu verschieben und auf Niederschlag zu warten. Denn dann keimen auch Ackerfuchsschwanz und Windhalm, die eine optimale Keimtiefe von 1 bis 2cm besitzen, nur zögerlich bzw. gar nicht.


Analog zum Getreide keimen auch Ungräser nur bei gewisser Bodenfeuchte. Lediglich Samen, die in 3 bis 5cm Tiefe noch gute Bedingungen haben, laufen bei ausreichender Triebkraft auf. Der aus 5cm Tiefe keimende Fuchsschwanz wird aber ohnehin nur bei sehr hoher Bodenfeuchtigkeit mit Flufenacet bekämpft.


Wird später behandelt, wenn das Getreide und die Unkräuter bereits aufgelaufen sind, muss die Blattaktivität bzw. die Wirkstoffaufnahme durch ein zweites Mittel erhöht werden. Und zwar auch dann, wenn das auf Kosten der Verträglichkeit des Getreides geht.


Ansonsten wird der aufgelaufene Fuchsschwanz nicht oder nur unzureichend bekämpft. Bei kleineren Pflanzen gelang das in der Vergangenheit gut mit dem Zusatz von IPU zur vollen Aufwandmenge von Flufenacet (240 g pro ha). Zukünftig sind in diesem Stadium CTU (1,0 bis 2,5 l/ha Toluron etc.), Pendimethalin (1,0 bis 2,0 l/ha Stomp Aqua) oder Prosulfocarb (1,0 bis 4,0 l/ha Boxxer, Filon) Alternativen.


Ist der Fuchsschwanz zum Spritzzeitpunkt bereits weiter entwickelt, sollte im Spätherbst (ca. eine Woche vor Vegetationsende) eine Anwendung mit Axial in der Wintergerste bzw. Traxos im Weizen eingeplant werden. Bei extremem Besatz ist eine Kombination mit Boxxer oder Stomp Aqua zu empfehlen.


Sulfonylharnstoffe sollten im Herbst im Weizen oder in der Triticale nicht zum Einsatz kommen, um die Wirkstoffgruppe für Nachbehandlungen im Frühjahr vorzuhalten. Dies gilt vor allem, wenn die Wirkungssicherheit gegen Gräser nicht mehr ausreicht.


Gegen Windhalm oder Jährige Rispe stehen im Herbst mehr Alternativen zur Verfügung. Somit können Sie bei Trockenheit auf andere Wirkstoffe mit geringeren Anforderungen an die Bodenfeuchte (Flumioxazin, Beflutamid, Flurtamone) bzw. besserer Löslichkeit bei nachfolgendem Regen (CTU) ausweichen. Auch die Blattaktivität ist im Vergleich zu Flufenacet höher. Gegen die Jährige Rispe bietet CTU in verträglichen Sorten die beste Wirkung.

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