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Biene findet Bauer

Lesezeit: 5 Minuten

Immer mehr Landwirte bauen Blühstreifen für Bienen an. Warum sich das lohnt, darüber berichtet top agrar.


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Rund 750 000 Bienenvölker mit je 60 000 Bienen sammeln jedes Jahr Blütennektar, um daraus Honig zu machen. Dahinter steckt jede Menge Arbeit: So müssen Bienen bis zu 10 Mio. Blüten anfliegen, um ein Kilo Honig zu erzeugen. Dabei bestäuben sie wichtige Nutzpflanzen wie Raps und Sonnenblumen und steigern deren Ertrag. So bringt Raps bei Bienenbestäubung bis zu 30 % Mehrertrag, Sonnenblumen sogar bis zu 60 %.


Fleißige Bienen unter Druck


Doch die fleißigen Helfer und Sammler geraten bei immer engeren Fruchtfolgen zunehmend unter Druck. So nimmt ihre Zahl seit Jahren kontinuierlich ab. „In unserer Region gibt es derzeit nur noch 30 Bienenvölker. Vor 30 Jahren waren es dagegen noch 700“, beklagt Burkhard Herfort (59), Hobbyimker aus Fleetmark in Sachsen-Anhalt.


Abhilfe für das Nahrungsproblem der Bienen können gezielt angelegte Blühstreifen mit blühenden Pflanzen vom Frühjahr bis zum Spätherbst schaffen. Eine Initiative dazu ist die Syngenta Bienenweide. So hat das Unternehmen in diesem Frühjahr – u. a. im Rahmen einer top agrar-Aktion – kostenlose Saatgutmischungen (Tübinger Mischung, Brandenburger Mischung) für je einen Hektar an über 900 Landwirte verteilt (siehe top agrar 3/2010). Neben den so entstehenden Eldorados für Bienen soll die Aktion auch das Miteinander von Landwirten und Imkern fördern. Außerdem sorgen bunte Blühstreifen für Artenvielfalt in der Feldflur, die in der Öffentlichkeit positiv wirken.


Blühstreifen gekonnt angebaut…


Helmut Saudhof aus Mainzholzen in Niedersachsen hat das Angebot gern angenommen. „Neben dem Imagegewinn ist die Anlage der Blühstreifen für uns auch wirtschaftlich sinnvoll“, erklärt der Landwirt. So erhält er über das niedersächsische Agrarumweltprogramm 540 €/ha Förderung. Daneben steigert die Bienenbestäubung nach seinen Erfahrungen den Rapsertrag deutlich.


„Die einjährigen Blühstreifen wandern bei uns mit dem Fruchtfolgeglied Weizen“, so Saudhof. Vor der pfluglosen Weizenaussaat im Herbst bearbeitet er dazu einen 6 m breiten Streifen am Rand der Fläche mit der Spatenrollegge. Im Frühjahr erfolgt die zweite Bearbeitung mit der Egge kurz vor der Aussaat, um Unkräuter mechanisch auszuschalten. Die Aussaat der Tübinger und Brandenburger Mischung in diesem Frühjahr führte er mit seiner Direktsaatmaschine auf 2 cm Tiefe gegen Ende April durch. Vorteil einer eher späten Aussaat ist es, dass die Mischungen bis in den Spätherbst blühen und die Bienen lange Pollen finden.


Bei der Auswahl der Mischungen ist unbedingt darauf zu achten, welche Pflanzenarten enthalten sind. Soll der Blühstreifen neben Raps angebaut werden, dürfen keine Kreuzblütler wie Senf oder Ölrettich drin sein. Der Grund: Dadurch könnten sich die Fruchtfolgekrankheit Kohlhernie und Schädlinge wie Rapsglanzkäfer schneller ausbreiten.


„Während der Aussaat sollte es zudem trocken sein“, weiß Saudhof. Denn unter nassen Bedingungen drohen Schneckenprobleme. In diesen Fällen setzt er auch auf den Blühstreifen Schneckenkorn gegen die Schleimer ein. Zunehmende Unkrautprobleme durch die Anlage des Streifens hat er nicht festgestellt, da die Pflanzenarten sehr schnell einen dichten Bewuchs bilden.


Zusätzlich zu den einjährigen Blühstreifen baut Saudhof auch mehrjährige Mischungen an einigen Ackerrändern an. „Geeignet für den Anbau sind vor allem Feldränder an Wäldern oder Hecken, auf denen Getreide und Co. wegen der Beschattung nur wenig Ertrag bringen“, erklärt der Landwirt. Neben Bienen nutzen auch Wild-, Schmetterlings- und Hummelarten diese mehrjährigen Blühstreifen gern.


…und wirtschaftlich integriert


Erste Erfahrungen mit der Anlage von Blühstreifen hat auch Dirk Müller aus Kassuhn in Sachsen-Anhalt gesammelt. „Bei uns beträgt die Förderung über 700 €/ha. Vor allem in trockenen Jahren kann dadurch der Anbau sogar wirtschaftlicher sein als der von Weizen“, erklärt der Landwirt. Zusätzlich hofft er auf steigende Erträge seines Rapses durch die Bienenbestäubung und dass sich die Hasenpopulation in seiner Region, die seit Jahren rückläufig ist, dadurch wieder erholt.


Weil Müller die Blühstreifen auf leichtem Sand (teils unter 25 Bodenpunkte) anbaut, hat er sich für die Brandenburger Mischung mit trockentoleranten Pflanzenarten entschieden. Auf seinem Standort fallen durchschnittlich 540 mm Regen bei ausgeprägter Vorsommertrockenheit.


„In Absprache mit der Gemeinde und dem befreundeten Imker Burkhart Herfort haben wir den Streifen direkt neben einer Obstbaumallee angelegt“, so Müller. Die Bienen finden dann von Juni bis Anfang September durchgehend Pollen, beginnend mit der Weideblüte, über die Obstbaum- und Rapsblüte bis hin zu den letzten blühenden Arten im Blühstreifen.


Aufgrund der guten Erfahrungen will Müller die Blühstreifen weiter ausdehnen. Ab Frühjahr 2011 will er ca. 15 ha mehrjährige Mischungen anbauen.


Begeistert davon ist Imker Herfort. Nach seinen Beobachtungen im ersten „Testjahr“ haben die Bienen deutlich mehr Pollen gesammelt. „Die Bienenvölker sind zudem vitaler und gesünder“, erklärt er. Auch muss er bei größeren Blühstreifen seine Bienenkästen mit insgesamt 8 Völkern nicht ständig versetzen.


Matthias Bröker

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