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Biogas aus Sorghum

Lesezeit: 7 Minuten

In eher trockenen Regionen kann Sorghum als Biogassubstrat den Mais sogar übertreffen. top agrar informiert über neue Sorten und optimierte Anbaustrategien.


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Landwirt Johann Busl geht bei der Substratversorgung der 500-KW-Gemeinschafts-Biogasanlage auf Nummer sicher. „Auf unseren Kiesböden bauen wir lieber Sorghum statt Mais an, weil die Hirsearten mit Trockenheit besser zurechtkommen“, erklärt er. „Ist es jahresbedingt mal sehr trocken, wächst Sorghum nach einem kurzen Wachstumsstillstand weiter, vertrocknet aber nicht.“ Somit ist der Anbau für ihn eine Risikoabsicherung. Busl bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb im bayerischen Aholfing bei Straubing und baut die Sorghumsorte Lussi bereits seit 6 Jahren an. In der Biogasanlage beträgt der Sorghumanteil 5 % am Substratmix. Weitere Gründe für den Anbau sind:


  • Sorghum lockert enge Maisfruchtfolgen auf.
  • In Zweifruchtsystemen erhöht der Anbau die Erträge der Fruchtfolge.
  • In Wurzelbohrer-Befallsgebieten mit Fruchtfolgeeinschränkungen ist Sorghum eine wichtige Ergänzung zu Mais. Die Larven des Maiswurzelbohrers können sich an den Sorghumwurzeln nicht zu Käfern entwickeln.


Welche Erträge?

Generell lässt sich Sorghum als Hauptkultur oder als Zweitfrucht z. B. nach Gerste-GPS oder Grünroggen anbauen. „Als Hauptfrucht sind auf meinem Standort bis zu 55 t/ha Frischmasse bei 28 % TS-Gehalt möglich“, erklärt Landwirt Busl. In Normaljahren liegt der TM-Ertrag von Mais bezogen auf 35 % TS-Gehalt zwar höher. Bei ausgeprägter Trockenheit kann Sorghum den Mais im Ertrag aber auch übertreffen.


Günstige Standorte für den Anbau sind warme Lagen und die trockenen Regionen Deutschlands. Denn dort reift Sorghum in der Regel auch sicher ab. Welche TM-Erträge auf verschiedenen Standorten erzielbar sind, hat das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing in zwei-jährigen Versuchen ermittelt. Hier die Ergebnisse (Übersicht):


  • Auf dem trockenen, warmen Standort Güterfelde reichen die Sorghumsorten an den Silomaisertrag heran oder übertreffen ihn sogar.
  • Auf dem maritim beeinflussten Standort Gülzow, im kühlen Dasselsbruch und im niederschlagsreichen Straubing ist Silomais dagegen ertragreicher.
  • In weniger günstigen Lagen, wie z. B. in Gülzow, reifen nur frühe oder mittelfrühe Sorten ausreichend und sicher ab.


Neue Kandidaten:

In 2012 hat das TFZ die Sortenversuche fortgeführt und die TM-Erträge und TS-Gehalte auch neuer Sorghumsorten mit Mais verglichen. Der Versuch stand im Straubinger Gäu auf Löss (76 BP) nach Winterweizen (weitere Infos zum Versuch und eine Ertragsübersicht der Sorten im Vergleich zu Mais finden Sie unter www.topagrar.com unter Heft +). Hier die wichtigsten Ergebnisse:


Im Ertragsniveau unterschieden sich die mittelspäte Sorte Biomass 150 und die etwas früher abreifende Sorte PR 823 F nicht vom Mais. Die Sorghumsorten KWS Tarzan, KWS Merlin und KWS Hannibal lagen leicht darunter. Allerdings war 2012 ein für Sorghum ausgesprochen günstiges Jahr. So profitierten die Pflanzen vom milden, sonnenscheinreichen Spätsommer und konnten noch Ende September viel Masse produzieren. Die meisten der geprüften Sorten erzielten über 200 dt/ha Trockenmasse bei mehr als 28 % TS-Gehalt. Die frühen und mittelfrühen Sorten hatten zur Ernte das Stadium EC 89 erreicht und große, volle Rispen gebildet.


Die Futtersorten von Sorghum sind umso ertragreicher, je später sie abreifen. So steigt das Ertragsniveau von der Reifegruppe früh (Lussi) über mittelfrüh (KWS Freya, Santos) bis hin zu mittelspät an. Künftig wird sich das Sortenkarussell bei Sorghum wohl schneller drehen. Denn in 2012 hat das Bundessor­tenamt eine nationale Wertprüfung für Sorghum gestartet.


Tipps zum Anbau:

Sorghum stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden. Zu vermeiden sind allerdings kalte, staunasse Standorte. Richten Sie die Sortenwahl möglichst nach Ihrem Standort und der Fruchtfolgestellung aus. Es gilt: Je geringer die mittlere Jahrestemperatur und je später der Saattermin, desto frühreifer muss die Sorte sein. Die Jahresniederschlagsmenge sollte auf Ihrem Standort bei mindestens 450 mm liegen.


Die Saat der kälteempfindlichen Kultur kann als Hauptfrucht von Mitte bis Ende Mai, als Zweitfrucht bis Mitte Juni erfolgen. Nur auf Standorten ohne Spätfrostgefahr ist ein etwas früherer Termin sinnvoll. Ideal ist es, wenn der Boden dann 12 bis 14 °C warm ist. Die Aussaat ist in Drill- oder Einzelkornsaat möglich. Das Saatbett sollte feinkrümelig und gut abgesetzt sein. Das Saatgut muss unbedingt kapillaren Wasseranschluss haben.


Die Saatstärke von S. bicolor (siehe Kasten) beträgt 20 bis 25 keimfähige Körner/m2, bei S. bicolor x S. sudanese sind 30 bis 40 Körner/m2 sinnvoll. Der Reihenabstand kann von 20 bis 50 cm variieren. „Am einfachsten ist es, bei normalen Drillmaschinen mit 12,5 cm Reihenabstand jede zweite Reihe zu schließen“, erklärt Landwirt Busl. Somit beträgt der Reihenabstand bei ihm 25 cm.


Die Düngung von Sorghum erfolgt am besten mit Gärresten oder Gülle. Johann Busl schlitzt 100 bis 120 kg N/ha vor der Saat in den Boden. Als Faustformel für die Höhe der N-Düngung hat sich der ortsübliche N-Sollwert Mais minus 30 % bewährt. Sorghum entzieht 12 kg N, 6 kg P2O5 und 19 kg K2O pro t TM.


Vorsicht mit Herbiziden!

Etwas kniffeliger ist der Pflanzenschutz. Sorghum ist gegenüber Herbiziden deutlich empfindlicher als Mais, so die Erfahrung von Landwirt Busl. Wegen der langsamen Jugendentwicklung ist ein Herbizideinsatz in der Regel aber unverzichtbar. Generell sind Flächen mit starkem Unkraut- bzw. Schadhirsedruck tabu.


Bewährt gegen einjährige zweikeimblättrige Unkräuter, Einjähriges Rispengras und Unkrauthirsen hat sich in Sorghum eine Mischung aus 2,0 bis 2,5 l/ha Gardo Gold + 0,5 l/ha Certrol B/B235, eingesetzt im Nachauflauf ab EC 13. Generell zugelassen für den Einsatz in Sorghum sind folgende Herbizide: Arrat, Bromoxynil 235, Caracho 235, Gardo Gold, Mais-Banvel WG, Primagran Gold, Profi Bromoxynil, Spectrum, Stomp Aqua und Stomp Raps (Stand April 2013). Wer andere Herbizide nutzen will, muss eine Genehmigung nach §22 Abs. 2 des Pflanzenschutz-Gesetzes beantragen.


Beim Einsatz von Herbiziden ist es wichtig, auf die Entwicklung der Nachaufläufer zu achten, da sich diese oft noch in einem empfindlichen Stadium befinden. Bei ungleichmäßigen Feldaufgängen empfiehlt es sich, den Behandlungstermin an den Nachaufläufern auszurichten.


Beachten Sie für einen verträglichen Einsatz zudem unbedingt die Witterungsbedingungen. So sollte es 2 Tage vor der Anwendung nicht regnen. Die Wachsschicht der Sorghumpflanzen muss gut intakt sein. Behandeln Sie keinesfalls z. B. durch Kälte gestresste oder geschwächte Pflanzen. Falls Sie Sorghum als Zweitfrucht nutzen, sollten Sie auf Nachbaubeschränkungen achten.


Erhöhte Lagergefahr:

Im Laufe der Vegetation kann Starkregen vor allem ab dem Rispenschieben zu Lager führen. Denn abgesehen von den kürzeren Körnersorten sind die derzeit verfügbaren Sorghumsorten oft nicht sicher standfest.


Frühe und mittelfrühe Sorten von S. bicolor x S. sudanese sind wegen prall gefüllter Rispen auf recht dünnem Halm vor allem zu Beginn der Samenreife kopflastig. Schweres Lager kommt selten vor, sodass die Ernte in der Regel nicht beeinträchtigt wird. Besonders lageranfällig sind dagegen massewüchsige, mittelspäte Sorten von S. bicolor. Diese können im unteren Stängelabschnitt kurz über dem Boden abknicken und somit Ernteverluste verursachen.


Ernte ab 28 % TS:

Sorghum lässt sich mit üblicher Häckseltechnik mit einem reihenunabhängigen Maisgebiss ernten. Der optimale Erntezeitpunkt liegt bei einem TS-Gehalt von 28 %. Vor allem auf kühleren Standorten lässt sich dieser Wert aber nicht immer erreichen. „Um den späteren Sickersaftaustritt in der Miete möglichst niedrig zu halten, stelle ich die Häcksellänge auf 10 bis 12 mm ein“, so Landwirt Busl. Treten dennoch geringe Sickersaftmengen aus, pumpt der Landwirt diese in den Fermenter.


Die Silierung von Sorghum unterscheidet sich nicht vom Mais. So bewertete die DLG den Gehalt an Ammoniak, Essig-, Milch- und Buttersäure nach ihrem Bewertungsschlüssel mit gut bis sehr gut. Allerdings liegen die Energiegehalte und die Verdaulichkeit von Sorghumsilagen unter denen von Mais. Daher reichen die Methanausbeuten auch nicht an das Niveau von Mais heran. Laut Hohenheimer Biogastest hat Sorghum im Vergleich zu Mais eine um 15 bis 20 % geringere Methanausbeute (N?l/kg TM). Körnersorghumsorten schneiden oft etwas besser ab, eignen sich aber nur für wirklich warme Standorte.


Matthias Bröker

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