Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Blattflecken im Mais: Probleme nehmen weiter zu

Lesezeit: 7 Minuten

D ie so genannte Turcicum-Blattfleckenkrankheit breitet sich zunehmend aus.2002 war in Bayern das Jahr mit dem bisher stärksten Befall.In den am meisten betroffenen Gebieten in Niederbayern waren viele Körnermaisbestände bereits in der ersten Septemberhälfte abgestorben,was zu einer massiven Ertragsschädigung führte. Die Krankheit galt bis vor wenigen Jahren noch als Problem der Maisanbaugebiete wärmerer Länder.In Österreich, Frankreich oder Italien gab es immer wieder Jahre mit massiven Ertragsausfällen. Auch in Süddeutschland waren hin und wieder Blattflecken zu beobachten,Mitte der 90er Jahre gab es erstmals stärkeren Befall in Baden-Württemberg,seit 2001 ist das Problem nun auch in Bayern akut. Wie kann man vorbeugen? Ob das starke Auftreten und die Ausbreitung der Krankheit in bisher befallsfreie Gebiete nun eine Folge des globalen Klimawandels ist oder ob sich der Erreger einfach an kühlere Klimabedingungen angepasst hat,bleibt Spekulation.Tatsache ist,dass wir in den nächsten Jahren immer wieder mit Befall rechnen müssen. Fungizide kommen in der derzeitigen Situation nicht in Frage.Zum einen gibt es,obwohl wirksame Präparate existieren, in Deutschland im Moment noch keine Zulassung,zum anderen ist eine zeitgerechte Ausbringung mit erheblichen Problemen verbunden.Es ist nicht möglich, mit Standardschlepper und Spritze nach der Maisblüte durch den Bestand zu fahren ohne erhebliche Schäden anzurichten. Unter Umständen können auch mehrere Spritzungen nötig sein,was die Sache nochmals erschwert. Um das Problem der Blattfleckenkrankheit bei Mais in den Griff zu bekommen,bleiben somit im wesentlichen zwei Möglichkeiten:Ackerbauliche Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Pflanzen und die Auswahl resistenter Sorten. Eine sehr wichtige Massnahme ist in diesem Zusammenhang eine sorgfältige Bodenbearbeitung.Besonders in engen Fruchtfolgen,wo eventuell Mais nach Mais folgt,darf auf ein sauberes Unterpflügen der Ernterückstände nicht verzichtet werden.Denn:Die Infektion geht primär von den vorjährigen,an der Oberfläche verbliebenen Pflanzenresten aus. So ist es in Befallslagen zwingend notwendig,die gesamte organische Substanz restlos unterzuarbeiten. Für eine solche Maßnahme spricht zusätzlich auch das Vermeiden von Maiszünslerbefall oder die Infektion des nachfolgenden Weizens mit Fusarien über Maisstroh und Stoppeln an der Bodenoberfläche.Insgesamt ist das mit dem Schlagwort Feldhygiene zutreffend zu beschreiben.Minimalbodenbearbeitung nach Mais dürfte deshalb in Befallsgebieten eigentlich kein Thema mehr sein. Dass solche Maßnahmen durchaus erfolgreich sein können,haben die Landwirte in Niederbayern bei der Bekämpfung des Maiszünslers bewiesen.Durch ein konsequentes Management hält man in diesen Regionen seit Jahren den Zünslerbefall auf einem niedrigen und somit erträglichen Niveau.Es ist dort gängige Praxis,die Ernterückstände sowohl nach der Silomais-als auch nach der Körnermaisernte so weit wie möglich zu zerkleinern und dann das gesamte organische Material sauber unterzupflügen.Damit scheiden allerdings von vornherein auch alle Varianten der Bodenbearbeitung aus,die dies nicht vollständig sicherstellen können. Die Erfahrungen aus der Maiszünslerbekämpfung können in Infektionslagen mit Helminthosporium genauso übernommen werden.Auch der betriebswirtschaftliche Aspekt der Kostenminimierung bei der Bodenbearbeitung sollte in diesem Falle keine Rolle spielen. Pflanzenstress vermeiden Eine vernünftige Bodenbearbeitung hat aber noch weitere Vorteile im Zusammenhang mit der Blattfleckenkrankheit.Bei stärkerem Befall ist stets zu beobachten,dass sich Krankheitsnester besonders an Stellen bilden,an denen die Pflanzen gestresst sind.Vorgewende,nasse Stellen,Fahrspuren oder Flächen mit insgesamt schlechter Bodenstruktur sind wesentlich mehr gefährdet,die Pflanzen sind hier deutlich anfälliger. Die Konsequenz daraus muss sein,bodenschonend zu arbeiten.Es ist unerheblich,ob der Mais durch Bodenverdichtungen,hervorgerufen durch zu nasse Bearbeitung,durch zu frühes Befahren mit schweren Güllefässern oder durch Staunässe geschädigt ist.In jedem Falle hat die Pflanze keine gute Konstitution und kann dem Angriff des Helminthosporium Pilzes deutlich weniger Widerstandskraft entgegensetzen.In solchen Beständen tritt die Krankheit früher auf und nimmt auch oft einen schnelleren Verlauf. Gute Erfahrungen hinsichtlich einer guten Bodenstruktur gibt es auch für Mulchsaatflächen.In Bayern gehört sie bei Mais in vielen Regionen schon seit längerer Zeit zur gängigen Praxis.Neben der wirkungsvollen Verhinderung von Erosionsschäden fördert sie durch eine höhere Bodenaktivität auch die schnelle Verrottung der organischen Substanz.Dies trägt durch den schnellen Abbau auch der Schadorganismen dazu bei,die von Pflanzenresten ausgehende Erstinfektion, besonders in engen Maisfruchtfolgen,so gering wie möglich zu halten. Um den Erfolg von Hygienemaßnahmen sicherzustellen,müssen allerdings alle Landwirte einer Region konsequent mitmachen.Nur so kann der Erfolg sichergestellt werden.Einige wenige schwarze Schafe richten hier sehr viel Schaden an. Wichtigste Maßnahme ist die Sortenwahl An erster Stelle bei den vorbeugenden Maßnahmen steht auf jeden Fall die Sortenwahl.Im allgemeinen ist es durch den Anbau einer resistenten Sorte möglich, den Befall auf niedrigem Niveau zu halten.Dann kommt es nicht oder nur unerheblich zu Ertragseinbußen.Das bestätigen auch die Erfahrungen aus anderen Ländern.Resistente Sorten bleiben in der Regel zwar auch nicht befallsfrei,die Krankheit tritt jedoch erst spät auf.Der Schaden bleibt dann gering,weil er mit der regulären Abreife einhergeht. Weil bisher die Eigenschaft Ht-Resistenz in der Maiszüchtung in Deutschland kein Thema war,sind die im jetzigen Sortenspektrum vorhandenen Resistenzen wohl mehr zufälligen Ursprungs.In den USA,wo diese Krankheit schon seit Mitte der 70er Jahre große Schäden anrichtet, wird aber seit dieser Zeit und mit großem Erfolg Resistenzzüchtung betrieben.Es dürfte deshalb auch relativ schnell gehen, bis es auch in unseren Sorten ein ausreichend hohes Resistenzniveau gibt.Entsprechende Resistenzgene lassen sich aus ausländischem Material übertragen. Hinsichtlich der Sorten ist eine klare Tendenz zu geringerer Anfälligkeit spätreiferer Sorten erkennbar.In der Zeit nach der Blüte scheint das Resistenzniveau bei allen Sorten zur Reife hin nachzulassen. Frühreife Sorten,die in der Regel auch früher blühen,zeigen deshalb wesentlich eher die ersten Krankheitssymptome. Wenn es darum geht,verschiedene Sorten hinsichtlich ihrer Resistenz einzustufen,darf man die Sorten also nur innerhalb der gleichen Reifegruppe vergleichen.Auch die Geschwindigkeit der Restpflanzenabreife scheint hier eine Rolle zu spielen.So sind Sorten vom Stay-greenTyp in der Tendenz auch etwas besser in der Resistenz. Die Möglichkeiten,auf den Anbau späterer Sorten auszuweichen um deren bessere Resistenz auszunutzen,sind begrenzt.Das Reifeniveau wird von den örtlichen Gegebenheiten bestimmt.Auch die zu erreichenden Trockensubstanzwerte bzw.die Trocknungskosten bei Körnermais begrenzen die Auswahl.Somit bleibt nur die Möglichkeit,innerhalb der regionalen Bandbreite nicht zu frühe Sorten zu wählen.Selbstverständlich sollte man dann bei dem in Frage kommenden Sortenspektrum auf die Ht-Resistenzeinstufung achten. Unterschiede in Versuchen Die Übersicht 1 gibt die Boniturdaten des Krankheitsverlaufs einiger Sorten aus einem Versuch am niederbayerischen Standort Mittich im Landkreis Passau wider.Dies ist eine der Regionen in Bayern mit dem höchsten Befallsniveau.Bereits kurze Zeit nach der Blüte traten hier bei anfälligen Sorten die ersten sichtbaren Symptome auf.Mitte August waren dann bei den gesünderen Sorten wie Benicia, Asket,Cardoso,Andino etwa 5 %der Blattfläche befallen.Bei den anfälligeren Sorten wie PR39B50,Oreal,Topper oder Sandrina waren es schon über 10 %. Anfang September zeigte sich das Sortenspektrum dann noch deutlich differenzierter.Bei den anfälligen Sorten waren die Blätter so gut wie abgestorben (100 % Befall).Bei den weniger anfälligen Sorten war nur ein geringer Teil der Blattfläche befallen (10 bis 40 %). Dies spiegelt sich auch deutlich in den Erträgen wider.Sorten mit geringem Befall liegen auch bei den Kornerträgen deutlich vorn.In Übersicht 2 ist dieser Zusammenhang dargestellt.Nimmt man den Mittelwert aller Sorten als Maßstab (=100 %)dann brachten die stark befallenen Sorten Kornerträge im Bereich von 80 %.Die resistenten Sorten lagen dagegen bei bis zu 120 %,also ein deutlicher Mehrertrag. In Gebieten,in denen ein hoher Befallsdruck zu erwarten ist,muss zukünftig die Resistenz bei der Sortenwahl mit die wichtigste Rolle spielen.Denn:Wie die Ertragszahlen deutlich zeigen,mindert starker und früher Befall mit Blattflecken den Ertrag drastisch.Die Zeiten,in denen man sich im Maisanbau um Krankheiten und deren Vermeidung und Bekämpfung nicht zu kümmern brauchte, dürften wohl mit dem Auftreten von Helminthosporium turcicum nun endgültig vorbei sein.

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.