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Blenden uns die üppigen Bestände?

Lesezeit: 6 Minuten

Der milde Winter und das trocken-warme Frühjahr haben zu einer frühen Entwicklung geführt. Das Wetter hat aber auch für Probleme gesorgt. Die Ernte könnte enttäuschen.


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Ein milder Winter und ein sehr warmes, trockenes Frühjahr haben uns in diesem Jahr eine um bis zu drei Wochen frühere Entwicklung der Bestände beschert. Trockenheit und hohe Temperaturen hielten in diesem Frühjahr bis Ende April/Anfang Mai an (siehe Übersicht). Dann kam die Trendwende: Es kühlte sich ab und vielerorts kamen die ersehnten Niederschläge. Doch nicht alle profitierten davon, weil die Niederschläge zum Teil auf engem Raum sehr unterschiedlich fielen.


Warmer Boden:

Zweifelsohne hat uns das wüchsige Wetter viel Positives beschert, unter anderem auch eine frühe Saat und meist einen guten Start von Rüben, Kartoffeln und Mais. Die trockenen Böden konnten sich schnell erwärmen. Das trieb die Entwicklung vor allem der Winterungen zügig voran. Wegen des guten Wurzelwerks reichte das Wasser für die Kulturen meist aus. Die Wurzeln konnten die aufkonzentrierten Nährstoffe im vorhandenen Bodenwasser gut erschließen.


Die trocken-milde Witterung hat aber auch für einige Probleme gesorgt – offensichtliche, aber auch verborgene.So hat die frühe Entwicklung die Düngeplanung und damit die Steuerung der Ertragsbildung durcheinander gebracht. Die Spätdüngung musste z. B. deutlich früher fallen als sonst.


Robuster Ölrettich:

Der milde Winter hat zudem dafür gesorgt, dass Zwischenfrüchte nicht abgestorben sind. Auch der Einsatz von Glyphosat reichte bei einigen nicht aus. Vor allem Ölrettich zeigte sich äußerst robust und ärgerte vor allem Kartoffel-, Rüben- und Maisanbauer, die sich zum Teil gezwungen sahen, den Pflug anstelle des Grubbers einzusetzen.


Zudem fehlte die „gnädige“ Wirkung der Frostgare auf die Bodenstruktur. Ein Glück war, dass sich die trockenen Böden zügig erwärmten. Das förderte die Wurzelentwicklung. So haben Raps-, Gerste- und Roggenwurzeln selbst den harten Boden „aufgesprengt“.


Gelbrost wie nie!

Auch wenn es zunächst den Anschein hatte, dass die trockene Witterung das Infektionsrisiko mit Pilzkrankheiten hemmte, zeigte sich im Verlauf der Saison, dass auch diese Witterung ihre Tücken hat: Gelbrost schlug bei Weizen in einem bislang kaum gesehenen Ausmaß ungewöhnlich früh zu (s. Seite 62 dieser Ausgabe). Die warme Witterung, mastige Bestände, kühle Nächte und Taubildung ließen die Gelbrost-Infektionen im ganzen Land explodieren. Wer nicht schnell genug reagierte oder auf Mini-Mengen gesetzt hatte, dem liefen die Infektionen davon. Drei Spritzungen mit voller Menge waren vielerorts notwendig. Ertragsausfälle wegen verpasster Spritzungen oder zu geringer Wirkung sind zu erwarten.


Auch Septoria sorgte regional für Probleme. Infektionsfähige Fruchtkörper blieben lange auf den Blättern und sorgten für einen Dauerinfektionsdruck.


Die Weizenbestände präsentieren sich sehr unterschiedlich von Nord bis Süd. Während sich die Frühsaaten über Winter üppig entwickelten, blieben spät gesäte Bestände (z. B. Rübenweizen) eher „dünn“. Manche Bestände könnten noch für böse Überraschungen sorgen. Weizen hat aufgrund seiner üppigen Entwicklung eine sehr große Assimilationsfläche und zum Teil kräftige Triebe gebildet.


Faule Füße bei Weizen:

Doch das Ganze steht wohlmöglich auf schwachen Füßen. Denn das Wurzelwerk des Weizens ist zum Teil nur schlecht ausgebildet. Im Norden geben zudem parasitär erkrankte Halmbasen (Komplex aus Rhizoctonia, Fusarium, Umfall-Krankheitserreger) Anlass zur Sorge. Die pilzlichen Erreger haben sich im milden Winter vor allem am unterirdischen Teil der Halmbasen breit gemacht. Zu erkennen sind die Infektionen an den Verbräunungen des Halmgrundes. Fungizidmaßnahmen konnten die Halmbasis dort nicht erreichen und daher keine Wirkung erzielen. Aufgrund der schwachen Wurzelstabilität und der Hebelwirkung, die sich auf die üppige oberirdische Entwicklung des Weizens auswirken, befürchtet Pflanzenbauexpertin Dr. Ute Kropf, Fachhochschule Kiel, dass es zu Lager kommen könnte.


Im Süden rechnet Dr. Josef Freundorfer, Amt für Landwirtschaft Deggendorf/Niederbayern eher damit, dass die früh gesäten Weizenbestände nach Vorfrucht Kartoffeln unter der Witterungssituation in diesem Jahr enttäuschen könnten. Bleibt es feucht, könnten sie aufgrund ihrer mastigen Entwicklung ins Lager gehen. Sollte das Wasser wieder knapp werden, sieht er dünnere Bestände eher im Vorteil, weil sie eine bessere Kornausbildung erwarten lassen.


Glück mit Gerste?

Der Gerste geben Berater von Nord bis Süd eher gute Chancen auf durchschnittliche bis sogar überdurchschnittliche Erträge. Sie ist mittlerweile züchterisch bedingt mit einem besseren Wurzelwerk ausgestattet als der Weizen und wegen der frühen Trockenheit sind die Wurzeln in die Tiefe gegangen. Konnte sie sich gut mit Wasser und Nährstoffen versorgen, hat sie sehr früh die Ähren geschoben. Kühlere Temperaturen bremsten die Entwicklung allerdings etwas, doch sind dies eher günstigere Bedingungen für eine gute Einkörnung. Dominierende Krankheit war der Zwerg­rost und zum Teil auch Rhynchosporium und Netzflecken. Hier war der Infektionsdruck zum Teil so hoch, wie ihn manche Experten noch nie gesehen haben. Bei sorgfältigem Pflanzenschutz ließen sich die Probleme im Griff halten.


„Bombige“ Rapsbestände:

Raps präsentiert sich sehr gut, doch ist man bei dieser Pflanze erst wirklich schlauer, wenn sie geerntet ist. Die tiefgelbe Blüte zeugte davon, dass der Raps genug Schwefel aufnehmen konnte. Allerdings zog sich die Blüte z. B. im Norden recht lange (über 35 Tage) hin, wie Dr. Kropf berichtet. Sie befürchtet, dass eine plötzliche Abreife problematisch werden könnte, weil Schoten und Körner an einer Pflanze sehr unterschiedlich weit entwickelt sind. Hohe Verluste durch Ausfall der älteren Körner und noch unreife Körner wären die Folge.


In langen Sorten ist möglicherweise mit Lager zu rechnen. „Ungebremste Bestände sind teils über 2 m lang geworden“, so die Beobachtung von Tobias Schulze Bisping, Berater der LWK Nordrhein-Westfalen. „Wer Fungizide früh eingesetzt hat, lag damit genau richtig.“ Das Sklerotinia-Risiko ist schwer einzuschätzen. Befall zeigt sich erst zur Ernte, wenn Stängel weiß werden.


Bei Rüben und Mais ist noch alles drin. Sie sind früh und gut in die Erde gekommen. -mb/hm-

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