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Clearfield-Raps – lohnt sich das System?

Lesezeit: 8 Minuten

Neue Clearfield-Sorten erreichen mittlerweile zwar das Ertragsniveau gängiger Rapssorten, die Herbizidwirkung des Systems ist häufig aber nicht besser als Standard-Strategien. Das zeigen neue Ergebnisse eines Modellanbaus auf sieben Standorten.


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Wer seinen Raps im Vorauflauf behandelt, muss sich auf seine Erfahrungen verlassen. Denn zur Zeit des Einsatzes weiß man nicht, welche Unkräuter sich im Bestand breit machen werden. Da vor allem bodenaktive Wirkstoffe wie Clomazone für Vor-auflauf-Einsätze zugelassen sind, kann zudem Trockenheit problematisch werden, sodass der Erfolg der Maßnahme ungewiss ist.


Im frühen Nachauflauf des Rapses sind nur wenige Herbizide verfügbar. Diese basieren auf Metazachlor, mit dem sich in der Regel eine gute Wirkung erreichen lässt. Im späteren Nachauflauf sind Clopyralid-haltige Mittel (z. B. Effigo, Lontrel 720 G, Runway, Vivendi 100, Fox, Milestone) einsetzbar. Das Problem ist, dass vor allem die Produkte für den späteren Nachauflauf häufig keine zufriedenstellenden Ergebnisse zeigen, da sie nicht breit genug wirken.


Clearfield im Test:

Anders soll das beim sogenannten Clearfield-System (CL-System) sein. Damit sollen sich Unkräuter inklusive Problemkandidaten im Nachauflauf kulturverträglich ausschalten lassen. Doch wie funktioniert das Herbizid-System?


Der Begriff „Clearfield“ steht für die Kombination aus einem Herbizid und einer gegen dieses Mittel toleranten Sorte. Die Rapssorten sind resistent gegenüber dem Wirkstoff Imazamox, der zu den ALS-Hemmern gehört. Durch das System gelangt eine neue Wirkstoffgruppe in den Rapsanbau, die man in Fruchtfolgen ohne Clearfield sogar zur Bekämpfung von Ausfallraps nutzt. Das heißt: Das Clearfield-Herbizid ist ausschließlich in Clearfield-Sorten anwendbar. Fehleinsätze in „normalen“ Rapssorten führen zum Absterben des gesamten Bestandes. Als Clearfield-Sorten sind aktuell in Deutschland nur Hybriden im Angebot. Sie sind an dem Zusatz „CL“ in ihrem Sortennamen erkennbar. Mehr Infos zum CL-System finden Sie unter www.topagrar.com/Heft+.


Um die Leistung des Systems objektiv beurteilen zu können, wurde es in einem Modellanbau (Versuch) geprüft. Das Herbizid Clearfield-Vantiga D kombiniert mit verschiedenen Clearfield- Hybridsorten musste sich gegenüber zwei in der Praxis weit verbreiteten Herbizidbehandlungen behaupten:


  • Colzor Trio mit 4,0 l/ha, eingesetzt im Vorauflauf (VA) und
  • Butisan Gold mit 2,5 l/ha, eingesetzt im Nachauflauf (NA).


Bei Bedarf, wenn z. B. Ausfallgetreide und Ungräser stark auftraten, erfolgte eine Nachlage von 2,0 l/ha Focus Ultra. Untersucht wurden die Varianten nicht nur auf die Bekämpfungsleistung von Problemunkräutern, sondern auch auf Ertrag und Ölgehalt des Rapses. Zusätzlich erfolgte eine Berechnung der be­reinigten Marktleistung. Der Versuch wurde von 2011 bis 2014 auf sieben Standorten in den sechs Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen und Bayern durchgeführt.


CL-Sorten im Ertrag gleichauf:

Zunächst zeigt sich, dass die geprüften Clearfield-Hybriden ertraglich mit den mittlerweile etwas älteren herkömmlichen Rapssorten Dimension und Visby mithalten können. Im dreijährigen Mittel waren die getesteten Sorten im Ertrag gleichauf (Übersicht 1). Das gute Leistungsniveau dieser Clearfield-Stämme hat man nicht erwartet.


Beim Ölgehalt zeigte die Sorte Dimension einen deutlichen Vorsprung im Vergleich zu den übrigen Sorten. Visby und die Clearfield-Hybriden unterscheiden sich wiederum nicht von-einander.


Welche Herbizid-Wirkung?

Von besonderem Interesse war die herbizide Wirkung der Varianten. Diese wurde aus der Reduzierung der Unkräuter und deren Schädigungsgrad (z. B. Aufhellungen, Deformationen) im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle ermittelt.


Generell hängt die Wirkung eines Herbizides stark vom Spritztermin bzw. dem Entwicklungsstadium des Unkrauts oder Ungrases ab. Leider trat auf keinem der Versuchsstandorte eine extreme Problemverunkrautung auf, sodass die verschiedenen Herbizide ihre Stärken nicht voll unter Beweis stellen konnten.


Als Problemunkräuter gelten im Rapsanbau vor allem Kreuzblütler wie Hirtentäschel und Rauke-Arten. Immer stärker verbreiten sich zudem Storchschnabel-Arten. Rauken überwachsen im späten Frühjahr den Raps und können deutliche Ernteprobleme verursachen. In engen Rapsfruchtfolgen werden sie zunehmend selektiert, sodass ihre Bedeutung weiter ansteigt. Hirtentäschel und Storchschnabel beeinträchtigen die Vorwinterentwicklung des Rapses. Gegen die sechs am häufigsten vorkommenden Unkrautarten und Ausfallgetreide schnitten die Varianten wie folgt ab:


  • Gegenüber Vogelmiere erreichen 4,0 l/ha Colzor Trio (VA) und 2,5 l/ha Butisan Gold (NA) sowie die Behandlung mit 3,0 l/ha Clearfield-Vantiga D mit mindestens 97 % sehr gute Wirkungsgrade (Übersicht 2).
  • Rauke-Arten lassen sich absolut zufriedenstellend mit 4,0 l/ha Colzor Trio im Vorauflauf ausschalten. Die Clearfield-Variante war etwas schwächer. Nicht ausreichend mit nur 85 % Wirkung gegen Rauken erwies sich dagegen die NA-Behandlung mit Butisan Gold.
  • Kamille-Arten, vor allem die Echte Kamille, lassen sich mit allen drei Herbizid-Varianten gut bekämpfen. Das beste Ergebnis erzielte wiederum die VA-Behandlung mit Colzor Trio.
  • Bei Hirtentäschel zeigte sich ein ähnliches Bild wie bei den Rauke-Arten. Der Einsatz von Colzor Trio (VA) bringt ein sehr gutes Ergebnis, die Behandlung mit Clearfield-Vantiga D ein gutes, die Wirkung des Butisan Gold im Nachauflauf reichte mit ca. 82 % dagegen nicht.
  • Gegenüber Storchschnabel zeigt Clearfield-Vantiga D mit rund 94 % die beste Wirkung. Allerdings dicht gefolgt von der NA-Behandlung mit Butisan Gold. Der VA-Einsatz mit Colzor Trio erreicht dagegen eher keine zufriedenstellende Bekämpfungsleistung.
  • Wie bereits in anderen Versuchen beobachtet, wirkt Clearfield-Vantiga D gegen Ausfallgetreide sehr unterschiedlich. Testen ließ sich dieses auf drei Standorten, auf denen im Modell-anbau kein zusätzlicher Einsatz mit Gräsermitteln in allen Varianten stattfand. Auf zwei Standorten erreichte das Clearfield-System gute bis sehr gute Wirkungsgrade gegen Ausfallgetreide, auf dem dritten dagegen nur 51 %. Weil die Wirkung eines Gräsermittels vom Entwicklungsstadium des Ungrases abhängt, ist zu vermuten, dass auf diesem Standort entweder das optimale Stadium nicht getroffen wurde oder die Gräser verzettelt aufgelaufen sind.
  • Ackerstiefmütterchen ließen sich im Modellanbau von keinem Herbizid ausreichend bekämpfen. Die Wirkungsgrade lagen lediglich bei maximal 50 %.


Zwischenfazit: Außer gegen Storchschnabel-Arten und teilweise gegen Ausfallgetreide ließen sich im Modell-anbau mit dem Clearfield-System keine besseren Wirkungen erzielen als mit den gängigen Standard-Herbizidstrategien.


Sollte der Einsatz Clomazone-haltiger Produkte wegen der mittlerweile sehr strengen Auflagen nicht möglich sein, sieht die Situation allerdings anders aus. Vor allem bei starken Problemen mit Unkräutern wie Hirtentäschelkraut und Rauke-Arten kann das Clearfield-System dann vorteilhaft sein. Die Vor- und Nachteile sollten Sie aber genauestens abwägen (siehe Standpunkt auf Seite 47).


So rechnet sich der CL-Raps:

Auf Grundlage des Ertrages und Ölgehaltes ließ sich eine ökonomische Bewertung der drei Herbizid-Systeme vornehmen. Für den Raps wurde für alle drei Jahre ein Nettopreis von 34 €/dt festgelegt. Die Herbizide Colzor Trio und Butisan Gold schlugen mit 26,90 €/l bzw. 40,70 €/l zu Buche. Die Preise für die herkömmlichen Hybridsorten Dimension und Visby lagen bei 238 €/Einheit (1,5 Mio. Körner je Einheit). Die CL-Hybriden sind mit 280 € je Einheit teurer. Die Preise beziehen sich auf den Stand vom Herbst 2014. Die Berechnungen erfolgten unter anderem mit Hilfe des KTBL-Feldarbeitsrechners. Die Ergebnisse zeigen:


Im dreijährigen Mittel über alle Standorte erreicht das CL-System im Vergleich zu den Standardherbizid-Einsätzen zwar mit 1 510 €/ha tendenziell die höchste bereinigte Marktleistung. Der Unterschied zwischen dem CL-System und der ökonomisch schlechtesten Variante (Einsatz von Colzor Trio im VA in der Sorte Dimension) beträgt aber lediglich 23 €/ha. Somit ist das Ergebnis statistisch nicht abgesichert. Zwischen dem „besten“ Herbizideinsatz (Colzor Trio im VA in der Sorte Visby) und dem CL-System ist die Differenz mit 7 €/ha noch sehr viel geringer und damit zu vernachlässigen (Übersicht 3).


Zu bedenken ist, dass sich nicht alle Kosten in dieser Kalkulation darstellen lassen. Nicht berücksicht wurden z. B. die Bekämpfungskosten des Clearfield-Ausfallrapses in den nachfolgenden Kulturen. Zudem ist die Reinigung der Sämaschine und des Mähdreschers relativ zeitaufwendig. Nicht darstellbar sind auch die Kosten, die eventuell durch einen erschwerten Wirkstoffwechsel entstehen. Das gilt vor allem dann, wenn man verstärkt ALS-Hemmer resistente Unkräuter bekämpfen muss.


Einsparmöglichkeiten könnten sich dagegen dadurch ergeben, dass sich das CL-Herbizid gut mit Insektizid-, Wachstumsregler- oder Fungizidmaßnahmen kombinieren lässt. Das reduziert die Ausbringungs- und damit die Arbeitserledigungskosten.


Ausblick:

Die getesteten Clearfield-Hybriden brachten zwar hohe Erträge und gute Qualitäten. Die Wirksamkeit der Herbizidbehandlung erzielte gegen die im Modellanbau geprüften Un-krautarten im Vergleich zu den herkömmlichen Strategien aber keine klaren Vorteile. Gleiches gilt für die bereinigte Marktleistung.


Positiv ist die erweiterte Wirkstoffauswahl gegenüber Problem-unkräutern, vor allem mit Blick auf die strengen Auflagen der clomazone-haltigen Vorauflauf-Herbizide. Dies „erkauft“ man sich aber mit einem erhöhten Risiko, da sich verstärkt ALS-resistente Unkräuter und Ungräser ausbilden können. Zu beachten sind zusätzlich die lang anhaltenden Effekte der erschwerten Ausfallrapsbekämpfung in nachfolgenden Kulturen.


Künftig soll es mit Clearfield-Clentiga ein neues Produkt geben. Einziger Unterschied zum Vantiga D: Es enthält kein Metazachlor. Durch eine Spritzfolge, z. B. von Butisan Kombi gefolgt von Clearfield-Clentiga, will man die Wirkung weiter steigern und verbreiten. Die Kombination soll unter dem Namen „Clearfield-Kombi Pack“ vertrieben werden.

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