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Damit Virosen nicht zuschlagen …

Lesezeit: 6 Minuten

Macht sich das Gelbverzwergungs-Virus in Getreide breit, drohen Mindererträge. Ungewöhnlich starke Schäden traten in diesem Frühjahr im Norden und Nordosten auf. Kluge Konzepte gegen die Überträger stellt Dr. Gert Petersen, LWK Schleswig-Holstein, vor.


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Für viele Betroffene war es ein Schock – fast flächendeckend vergilbte das Wintergetreide in einigen Regionen im Frühjahr und blieb im Wuchs deutlich zurück. Als Verursacher dieser Symptome ließ sich das Gelbverzwergungs-Virus nachweisen, das von Blattläusen übertragen wird. In Extremfällen mussten einige Landwirte ihre Bestände umbrechen, bei leichterem Befall fielen die Erträge schlechter aus.


Grund für diese teils ungewöhnlich starken Schäden war die warme Witterung im Herbst 2014. Diese führte regional zu einem sehr starken Zuflug von Getreideblattläusen. Erhebliche Gelbverzwergungs-Infektionen traten vor allem in früh gedrillten Winter-getreide-Beständen auf. Betroffen waren weite Teile Schleswig-Holsteins, Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen. Auch aus dem südöstlichen Schweden und Dänemark wurde massiver Virusbefall im Wintergetreide gemeldet.


Auf einigen Befallsflächen in Schleswig-Holstein ließen sich zusätzlich Infektionen durch Typhula und bodenbürtige Viruskrankheiten nachweisen. Diese Erreger verstärkten das Gelbverzwergungs-Problem noch. Doch wie lässt sich die Infektionsgefahr in diesem Herbst einschätzen und verhindern?


Auf die Zuflugstärke kommt es an:

Im geernteten Winterweizen entwickelten sich die Blattläuse als Virusüberträger in diesem Sommer überwiegend schwach. Doch Vorsicht! Unterschätzen Sie trotzdem nicht die Virusinfektionsgefahr in den Herbstsaaten! Bei warmer Witterung können sich im Spätsommer zügig größere Blattlauskolonien in Ausfallgetreide, Mais, Schilf, Dauergrünland oder an Gräsern von Zwischenfruchtmischungen aufbauen. Das gilt vor allem dann, wenn zu wenig natürliche Gegenspieler wie Marienkäfer, Schweb-, Florfliegen oder Blattlausschlupfwespen vorhanden sind.


Lässt die Nahrungsqualität der Wirtspflanzen im Herbst nach, suchen Getreideblattläuse nach neuen Nahrungsquellen. Junge Gersten- und Weizenpflanzen sind für die geflügelten Stadien in dieser Phase besonders attraktiv. Von ihren bisherigen Wirtspflanzen kommend, fliegen die Blattläuse dann bei warmer und windstiller Witterung in die Getreidebestände ein. Dort übertragen sie das Gelbverzwergungsvirus BYDV bzw. CYDV (detaillierte Informationen dazu entnehmen Sie dem Kasten auf Seite 91). Bleibt das Wetter anschließend mild, können sich die Läuse in den Getreidebeständen vermehren und das Virus weiter verbreiten.


Zu massiven Virusinfektionen – wie im letzten Herbst/Winter – kommt es aber nur, wenn es zum einen anhaltend warm ist und zum anderen gleichzeitig ein starker Blattlauszuflug (z. B. aus Nachbarbeständen) stattfindet. In diesen Fällen sind Schäden in einem derart hohen Ausmaß möglich. Betroffen ist dann insbesondere früh gesätes Wintergetreide. Ist es im Herbst dagegen eher kühl-feucht und bricht der Winter früh ein, müssen Sie nicht mit Problemen durch BYDV im Getreide rechnen.


So mindern Sie den Druck:

Um größere Ertragsausfälle durch das von Blattläusen übertragbare Gelbverzwergungsvirus sicher zu vermeiden, empfehlen sich vorsorgliche Maßnahmen, wie z. B. eine spätere Saat, kombiniert mit einer Schädlingsüberwachung und gezielten Insektizideinsätzen.


Das wichtigste Werkzeug, um das Virusrisiko von vornherein einzudämmen, ist die Verlagerung der Saatzeit nach hinten. Je später Sie drillen, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass virusbeladene Blattläuse in die auflaufenden Bestände fliegen, die jungen Getreidepflanzen infizieren und sich dort vermehren. Vermeiden Sie unbedingt Frühsaaten vor dem 20. September. Danach sinkt der Zuflugdruck wegen der kühleren Temperaturen in der Regel deutlich ab.


Bekämpfen Sie zudem das Ausfallgetreide im Rahmen der Feldhygiene recht­zeitig und sorgfältig. Denn neben Mais ist es für die Blattläuse die wichtigste „Grüne Brücke“ für die Virusübertragung in das Wintergetreide.


Um die Gefährdung des eigenen Getreideschlages sicher einschätzen zu können, sollte man zusätzlich benachbarte Flächen beobachten. Denn diese können als Befallsherde für Läuse dienen. Dazu zählen neben Maisbeständen, Schilf- und Dauergrünlandflächen auch Zwischenfrucht-Mischungen mit Gräseranteilen. Weil diese Mischungen im Rahmen des Greenings (ökologische Vorrangflächen) mindestens zwei, in der Regel jedoch mehrere Arten enthalten, ist das Risiko höher, dass auch Wirtspflanzen dabei sind.


Pyrethroid-Einsatz nur gezielt!

Läuft das Getreide bei milder Herbstwitterung auf, sollten Sie den Zuflug von Läusen intensiv kontrollieren. Das gilt vor allem nach warmen, windarmen Phasen. Die Kontrollen sollten an mindestens 100 auflaufenden Einzelpflanzen erfolgen, und zwar nicht nur am Feldrand, sondern auch 20 m weiter im Bestand. Zugeflogene Läuse erkennt man am besten im Gegenlicht. Sie schimmern dunkel durch das Blatt.


Treten Blattläuse verstärkt auf – die Bekämpfungsrichtwerte schwanken bundesweit von 10 bis 30 % befallener Pflanzen – sollte man bei früheren Saatterminen rechtzeitig ein Insektizid einsetzen. Bei sehr starkem frühem Befall empfiehlt sich eine erste Behandlung bereits im Ein-Blattstadium des Getreides. Hält der Zuflug bei dauerhaft warmer Witterung an, wird ein zweiter Insektizideinsatz etwa 2 bis 3 Wochen später nötig sein. Im Normalfall reicht allerdings eine einmalige Behandlung aus, um die sekundäre Ausbreitung des Virus durch die Nachkommen der zugeflogenen Läuse zu verhindern.


Zugelassen gegen Blattläuse als Virusvektoren im Herbst sind in Winter-getreide ausschließlich Präparate mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Pyre-throide. Bedenken Sie beim Einsatz Folgendes: Bei gemäßigten Herbsttemperaturen ist die Dauerwirkung dieser Mittel relativ lang, bei wärmerer Witterung wirken sie dagegen nur wenige Tage. Weil die Wirkstoffgruppe zudem hoch resistenzgefährdet ist, sollte ein Einsatz immer gezielt erfolgen. Mischen Sie daher die Insektizide nicht prophylaktisch der Herbizid- oder Düngemaßnahme zu. Geeignete Präparate sind z. B. Bulldock, Decis forte, Fastac SC Super Contact, IRO, Jaguar, Kaiso Sorbie, Karate Zeon, Lambda WG, Mavrik, Sumicidin Alpha EC oder Trafo WG. Hinweise zu Aufwandmengen, Abstands- und Bienenschutzauflagen entnehmen Sie der Übersicht auf Seite 90.


Neue Eilverordnung:

Bereits seit Längerem ist es in Deutschland nicht mehr zulässig, das Saatgut des Wintergetreides mit den insektiziden Wirkstoffen Clothianidin, Imidacloprid oder Thiamethoxam zu beizen. In einigen anderen EU-Mitgliedstaaten war diese Beizung jedoch noch erlaubt. Bislang war es möglich, aus diesen EU-Staaten mit Insektiziden gebeiztes Saatgut zu importieren und auszudrillen, um damit z. B. Blattläuse als Virusüberträger auszuschalten.


In einer Eilverordnung mit Wirkung zum 21. Juli 2015 hat nun das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft das Inverkehrbringen und die Aussaat von Wintergetreide verboten, das mit diesen Wirkstoffen behandelt wurde. Das Ministerium verfolgt dabei das Ziel, den Bienenschutz weiter zu fördern.

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