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Das aktuelle Interview - Droht uns wieder eine Auswinterung wie 2012?

Lesezeit: 4 Minuten

Warum sind viele Getreidebestände überwachsen?


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Kropf: Die frühe Aussaat nach dem ­trockenen Sommer – zumindest in Schleswig-Holstein – in einen warmen Boden sicherte eine gute Anfangs­entwicklung und förderte die Mineralisierung von Stickstoff. Durch das trübe Wetter ab Mitte Oktober bildeten die Pflanzen weiche, lange Halme und Blätter. So kam es Anfang November schon zu „Blattlager“ im Weizen. In Ostholstein haben einige Betriebe die überwachsenen Bestände sogar abgemulcht. Dazu geführt hat der warme Herbst 2014. Er war nach 2006 der zweitwärmste seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnung in Deutschland.


Wie weit sind sie einer normalen ­Entwicklung voraus?


Kropf: Im September gedrillte Bestände sind bereits seit Dezember in Schossstimmung. Sie haben BBCH 29/30 noch vor der Wintersonnen­wende erreicht. Dies wünschen wir uns eigentlich frühestens zu ­Vegetationsbeginn. Auch wenn diese Entwicklung „normal“ für die warme Witterung ist, birgt sie jedoch ein hohes Gefahrenpotenzial.


Welche Probleme entstehen dadurch?


Kropf: Erreicht die Ährenanlage die Bodenoberfläche (BBCH 30/31), ist sie bei Kahlfrost extrem auswinterungsgefährdet. Das kann zu großflächigen Verlusten führen, wie wir sie im ­Winter 2011/2012 erlebt haben. Viele Bestände waren bereits im Oktober voller Mehltau und Rost. In Gerste traten auch Netzflecken und ­Rhynchosporium auf. Diese Blattkrank­heiten können einen ­frühen Epidemiebeginn auslösen und für einen starken Druck in 2015 sorgen.


Was passiert, wenn der Winter wieder mild wird?


Kropf: Die Bestände sind dann zwar richtig überwachsen und haben einen hohen Ausgangsbefall, aber wir müssten uns um Auswinterungsverluste keine Gedanken machen.


Was geschieht, wenn eine Schneedecke drauf fällt?


Kropf: Schnee in Verbindung mit ­milder Witterung, bei der kaum Frost in den Boden kommt, würde die ­Entwicklung des Pilzbefalls weiter begünstigen. Das schwächt die unter Sauerstoff- und Lichtmangel leidenden Pflanzen zusätzlich. Hinzu kommt, dass sich Typhula und Schneeschimmel unter einer Schneedecke hervorragend entwickeln können. Von geschwächt und krank bis zum Totalausfall ist dann alles drin. Überleben die Bestände, werden wir auf jeden Fall auch mehr mit Halm­basiserkrankungen durch Rhizoctonia, Fusarien, Schwarzbeinigkeit und Schneeschimmel zu tun haben.


Wenn knackiger Kahlfrost kommt, was dann?


Kropf: Das wäre das Worst Case-­Szenario. Getreide erfriert in der ­Reihenfolge der Saatzeit. Eine Chance haben nur die Weizen-Spätsaaten und der Roggen. Im ­Vergleich dazu wird Raps zunächst noch durch seine Blätter geschützt, erfriert dann aber auch, sobald der Frost die Hauptknospe erreicht.


Kann ich als Landwirt noch irgendwie reagieren?


Kropf: Uns bleibt nur, den Vegetationsbeginn abzuwarten. Kommen die Bestände durch, werden sie überwachsen, geschwächt und krank sein. Die Kunst ist, sie mit einer verhaltenen Andüngung schnell in die Reduktion unproduktiver Nebentriebe zu zwingen, um den Schwerpunkt zur Ähren­entwicklung mit der zweiten Gabe setzen zu können. Neben den neu zuwachsenden Blättern muss man dann unbedingt auch die Halmbasis früh gegen Pilzerkrankungen schützen. Die Internodien werden lang und weich sein. Zudem haben die Pflanzen dann häufig eine Blattetage mehr als üblich. Hohe Ährendichten strapazieren zusätzlich ihre Stand­festigkeit. Konsequentes Kürzen ist dann ­erforderlich. Aufgrund des hohen ­Gibberellin-Pegels ist es dann sinnvoll, vor allem Gibberellin-­Stopper ­(Moddus, Medax Top) ein­zusetzen.


Offenbar entwickeln sich die Bestände im Herbst immer häufiger so üppig. Welche Konsequenzen hat das?


Kropf: Je länger die Vegetationszeit, desto höher ist der Ertrag. Daher ­drillen Landwirte immer früher, und Züchter bringen Sorten auf den Markt, die auch im kurzen Tag schon schossen können. Extreme Früh­saaten, die bis Mitte September ­auflaufen, sollten auf jeden Fall ­unterbleiben. Bei der Sortenwahl besteht zurzeit kaum eine Möglichkeit, auf Sorten mit später Schossneigung auszuweichen.


Dr. Ute Kropf, FH Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft

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