Die Besatzdichte auf Gehegeflächen für Dam- und Rotwild ist häufig hoch. Umso wichtiger ist die Grasnarbenpflege.
Welche Pflegemaßnahmen sollten Wildhalter jetzt ausgangs Winter in Angriff nehmen?
Thomann: Beginnen Sie so früh wie möglich mit dem Abschleppen der Weide. Jedoch nur bei tragfähiger Grasnarbe und genügend abgetrocknetem Boden. Tun Sie dies auch nur, wenn Unebenheiten, wie z. B. Maulwurfshügel und Hügel der kleinen, gelben Wiesenameise, zu beseitigen sind. Um eine Verunkrautung zu vermeiden, sollten Sie die Grasnarbe keinesfalls verletzen.
Ist die Weidepflege für Wild genauso wichtig wie für Rinder?
Thomann: Wildgehege stellen an die Weideführung und Pflege sogar höhere Ansprüche. Das liegt vor allem am unterschiedlichen Fressverhalten. Wild verbeißt die Grasnarbe bis auf 2 cm. Bei der Rinderweide bleiben ca. 5 bis 7 cm stehen. Das hat den Vorteil, dass die Gräser schnell regenerieren und nachwachsen können.
Was macht der Grasnarbe in Wildgehegen besonders zu schaffen?
Thomann: Ein großes Manko im Vergleich zu anderen Weidetierhaltungen sind die kleinen Gehegeflächen. Die Größe der insgesamt 6 100 Wildgehege liegt im Bundesdurchschnitt bei ca. 2,25 ha. Viele Gehege werden daher als ganzjährige Standweiden betrieben. Teilweise wirkt sich das katastrophal auf die Grasnarbe aus, oft verstärkt durch einen Überbesatz an Tieren.
Was ist zu tun?
Thomann: Allen Wildhaltern mit Standweiden kann ich nur ans Herz legen, ihren Tierbestand den lokalen, klimatischen und bodenbedingten Verhältnissen anzupassen. Dies bedeutet für manchen einen radikalen Bestandsabbau. Denn: Lieber ein Stück Wild zu wenig auf der Fläche, als eines zu viel. Selbst bei hohem Aufwand braucht eine ruinierte Weide oft Jahre, bis sie ihre alte Produktionskraft wieder erreicht.
Gibt es alternative Weideformen zur Standweide?
Thomann: Ja, deutlich günstiger sind Gehege mit mindestens drei Koppelunterteilungen: Winterkoppel (Dezember bis Mai), Setzkoppel (Mai bis August) und Herbstkoppel (September bis Dezember). Die Herbstkoppel lässt sich im Mai/Juni mähen, um den Futterüberschuss abzuschöpfen.
Was ist bei der Koppelunterteilung zu beachten?
Thomann: Sofort nach Weideumtrieb sollte vor allem bei hohen Weideresten eine Nachmahd oder ein -mulchen erfolgen, um ein selektives Unterbeweiden bei den Folgeaufwüchsen zu verhindern. Wenn nötig, fahren Sie abgemulchtes Altgras von der Weide ab. So kommt es für die Grasnarbe nicht zu negativen Abdeckeffekten.
Welche Pflanzenarten sollten im Bestand unbedingt vertreten sein?
Thomann: Intensiver Weideverbiss durch Rot- und Damwild bedeutet für die Grasnarbe Stress pur. Diesen vertragen nur sehr wenige hochwertige Pflanzenarten. Spitzenreiter sind Deutsches Weidelgras und Weißklee. Sie sind reich an Nährstoffen, die Tiere verbeißen sie gern, und sie haben ein sehr hohes Regenerationsvermögen. Beide verlangen jedoch eine gute Bodennährstoffversorgung und am besten eine kontinuierlich gute Wasserversorgung in der Vegetationszeit.
Meine Beratungsregion Unterfranken leidet aber z. B. oft unter Vorsommer- und Sommertrockenheit. Das ist vor allem für das Weidelgras ungünstig. Hier empfehle ich alle fünf Jahre eine maschinelle Nachsaat mit einer Spezialsämaschine mit 20 kg/ha Deutschem Weidelgras und 2 kg/ha Weißklee. Achten Sie dabei auf Qualitätssaatgut mit regionalem Ursprung. In Regionen mit häufiger Frühsommertrockenheit bzw. längeren Trockenperioden im Sommer empfiehlt sich eine Nachsaat im September. Die herbstlichen Niederschläge und die geringe Verdunstung garantieren eine höhere Aufwuchssicherheit. Auch hat das nachgesäte Weidelgras noch genügend Zeit, um vor dem Winter zu bestocken.
Wie wichtig ist die Nährstoffversorgung des Bodens?
Thomann: Eine Nachsaat ist nur nach einer Bodenuntersuchung auf Phosphor (P), Kalium (K), Magnesium (Mg) und pH-Wert sinnvoll. Denn für eine erfolgreiche Nachsaat sind optimale Nährstoffverhältnisse nötig. Die Bodengehalte an P, K und Mg sollten bei je 10 bis 20 mg/100 g liegen. Ziel aller Maßnahmen ist es, möglichst lange eine leistungsfähige Narbe zu erhalten.