Vor allem im Norden zeigen sich derzeit außergewöhnlich starke Vergilbungs-symptome in Getreide durch das Gelbverzwergungsvirus. Wie ist die Situation?
Petersen: Insbesondere frühe Gersten- und Weizenbestände, die im Herbst bei hohem Blattlausdruck nicht oder nicht rechtzeitig mit Insektiziden behandelt wurden, zeigen regional flächendeckend Symptome mit bis zu 90 % betroffenen Pflanzen. Bei Extrembefall erfolgte bereits ein Umbruch, bei leichterem Befall werden Mindererträge die Folge sein. Spätere Aussaaten weisen oft nur die typischen Virusnester auf.
Was sind die Gründe dafür?
Petersen: Wegen der außergewöhnlich warmen Witterung im September und Oktober 2014 haben sich Blattläuse vor allem an Ausfallgetreide und Mais enorm vermehrt. Die Folge war ein früher, regional starker Blattlauszuflug in gerade auflaufendes Getreide. Bei mildem Wetter verbreiteten die Läuse das Virus, sodass in früh gedrillter Gerste bereits im November starke Symptome zu sehen waren. In Winterweizen zeigten sich diese erst im Frühjahr. Die auf einigen Befallsflächen zusätzlich nachgewiesenen Typhula-Infektionen und bodenbürtigen Virosen verstärkten das Problem noch.
Wie gut haben Insektizide gewirkt?
Petersen: Einmalige Insektizidspritzungen waren oft nicht ausreichend, um den lang anhaltenden Blattlauszuflug und damit die Virusübertragung vollständig zu verhindern.
In vielen Fällen konnten Landwirte in Spritzfenstern eine gute Wirkung der Insektizide beobachten. Dass sich der über ca. 6 Wochen dauernde Zuflug trotzdem nicht eindämmen ließ, könnte auch an der geringen Wirkdauer der Pyrethroide von nur wenigen Tagen bei warmen Temperaturen liegen.
Welche Strategie ist zu empfehlen?
Petersen: Landwirte sollten Frühsaaten vor dem 20.9. vermeiden. Im Zuge der Feldhygiene ist Ausfallgetreide zu beseitigen, um den Läusen die grüne Brücke ins Wintergetreide zu nehmen. Bei milder Herbstwitterung sollte man den Zuflug genau kontrollieren und bei starkem Befall rechtzeitig ein Insektizid einsetzen. Jetzt gilt es, die Läuse aus den Sommerungen fernzuhalten.
Dr. Gert Petersen,LWK Schleswig-Holstein