Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

das Aktuelle Interview - Raps: Kein Schutz vor Erdfloh und Kohlfliege?

Lesezeit: 4 Minuten

Wegen des zweijährigen Verbots der Neonicotinoid-Beizen in der EU muss der Raps bei dieser Aussaat erstmalig seit über 30 Jahren ohne Insektizidschutz beim Auflaufen auskommen. Was hat das für Folgen?


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Dr. Heimbach: Raps war bundesweit auf nahezu der gesamten Anbaufläche durch insektizide Beizen vor frühem Raps- und Kohlerdflohbefall geschützt. Dies fällt nun weg! Einzige Waffe gegen diese Schädlinge sind jetzt die Pyrethroide.


Gegen Kohlfliegen hat bisher die Beize Elado den Befall soweit reduziert, dass kaum Schäden aufgetreten sind. Ab sofort sind pflanzenbauliche Maßnahmen gefragt.


Wie können Landwirte jetzt reagieren?


Dr. Heimbach: Um Erdfloh und Kohl-fliege in Schach zu halten, sind Frühsaaten zu vermeiden. Denn beide Schädlinge legen ihre Eier vor allem an weiter entwickelten Rapspflanzen ab. Damit der Ausfall einzelner Pflanzen nicht zum Problem wird, sollte man zudem die Saatstärke leicht erhöhen und die Keimbedingungen durch den Einsatz fungizider Beizen optimieren.


Kurz nach der Aussaat ist es dringend angeraten, Gelbschalen zur Kontrolle des Erdflohbefalls aufzustellen und regelmäßig zu kontrollieren. Wer das in dieser Anbausaison nicht beherzigt, braucht sich über Schäden nicht wundern.


Tritt starker Erdflohfraß an Keimblättern und ersten Laubblättern auf, sollte eine Pyrethroid-Behandlung gegen die Käfer erfolgen, sobald mehr als 10 % der Blattfläche weggefressen sind. Um Verwechslungen mit Schnecken- oder Vogelfraß auszuschließen, sind zusätzlich die Gelbschalen auf Käferbesatz zu prüfen. In einigen Fällen reichen Randbehandlungen für den Keimlingsschutz breits aus.


Gegen die Larven des Erdflohs ist es wichtig, nicht zu früh zu behandeln. Denn die Käfereinwanderung kann länger andauern, sodass die Eiablage und der Larvenschlupf erst später erfolgen. Wer drei Wochen nach dem Rapsauflauf mehr als 50 Rapserdflöhe in Gelbschalen findet, sollte seinen Bestand behandeln.


Reichen die Maßnahmen auch in einem „Starkbefallsjahr“ aus? In welchen Fällen sind Ertragsschäden zu befürchten?


Dr. Heimbach: Rapserdflöhe konnten sich bislang gut entwickeln, sodass in dieser Saison viele Käfer schlüpfen könnten. Das Befallspotenzial lässt sich aber kaum voraussagen, da Erfahrungen fehlen. Regional kann es aber durchaus zu Schäden kommen.


Probleme könnten vor allem in Regionen auftreten, in denen die Rapserdflöhe Resistenzen gegen Pyrethroide gebildet haben. Zur Verbreitung der Pyrethroidresistenz liegen aber keine genauen Erkenntnisse vor. In diesem Frühjahr ließ sich die aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bekannte Resistenz auch in Sachsen-Anhalt und Brandenburg nachweisen.


Gegen die Kohlfliege fehlen Bekämpfungsmöglichkeiten. Dieser Schädling scheint in Gebieten mit hohem Rapsanteil häufiger aufzutreten. Einizige Möglichkeit in diesem Herbst ist, Pflanzenproben zu ziehen und diese durch Waschen der Wurzeln auf Befall zu überprüfen. Dadurch lassen sich Erkenntnisse für 2015 gewinnen.


Ist mit einer Wiederzulassung der Neonicotinoid-haltigen Beizen zu rechnen? Wie ist der Stand der Diskussion?


Dr. Heimbach: Ob neonicotinoide Beizen wiederkommen oder nicht, hängt vor allem von der Politik ab. Im Laufe dieses Jahres können noch neue Daten zur Gefährdung von Bienen bei der EU eingereicht werden. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit prüft diese Daten. Die Entscheidung für oder gegen eine Wiederzulassung könnte nach der EU-Diskussion noch vor der Rapsbeizsaison 2015 fallen.


Das Ergebnis hängt davon ab, wie entlastend die neuen Daten für eine Bienengefährdung sind, ob in einem EU-Land Wahlen anstehen und wie effektiv die Umwelt- oder Agrarlobby arbeitet. Einige EU-Länder erlauben bereits jetzt eine Rapsbeizung mit Neonicotinoiden auf begrenzter Fläche.


Wird es in absehbarer Zeit neue insektizide Beizen für Raps geben? Wann könnten uns diese zur Verfügung stehen?


Dr. Heimbach: Zurzeit liegt ein Zulassungsantrag eines nicht neonicotinoid-haltigen Mittels gegen Kohlfliege und Rapserdfloh vor. Geht alles glatt, könnte es zur Beizsaison 2015 verfügbar sein. Auch andere Mittel sind in Vorbereitung für eine Zulassung. Trotzdem: Auf absehbare Zeit bleibt die Bekämpfung der Herbstschädlinge im Raps kritisch. Denn die fehlende Beizung verstärkt den Selektionsdruck auf Pyrethroidresistenz bei Rapserd-flöhen deutlich.


Dr. Udo Heimbach, JKI, Braunschweig

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.