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Das Starkholz von Rothenburg

Lesezeit: 6 Minuten

Vor 110 Jahren pflanzte der Förster der Stadt Rothenburg ob der Tauber Douglasie als Begleitbaumart in Fichten. Die Nachfolger des Pioniers freuen sich heute über beein­druckende Starkholzbestände.


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Daniel Gros zeigt uns direkt einige seiner Baumriesen: Prächtige Douglasien, fast 50 m hoch, teils mit einem Durchmesser (BHD) von bis zu 1,10 m und mit mindestens 10 m komplett astfreiem Wertholz.


Daniel Gros ist der Förster des Stadt- und Spitalwaldes der Stadt Rothenburg ob der Tauber. Die 2 300 ha liegen relativ verteilt in 40 Teilstücken rund um die Stadt. Die Jahreseinschlagmenge im Jahr 2011 bewegte sich etwa bei 10 500 fm. Wir hatten einen Tipp bekommen, dass in dem Revier der Stadt besonders starke und schöne Douglasien stehen und die Leute dort mittlerweile Erfahrungen mit Naturverjüngung unter Altbeständen der recht jungen Baumart haben.


Genauer Überblick:

Der Förster hat einen genauen Überblick über die starken Douglasien in seinem Revier. Bei der letzten Waldinventur im Jahr 2011 wurden alle Bäume größer 60 cm BHD erfasst und kartiert. So kann das Revier heute gezielt auf Nachfrage nach Starkholz reagieren. Aktuell verfügen die Rothenburger im Stadt- und Hospitalwald über einen Vorrat von rund 10 000 fm.


Dabei macht die Douglasie insgesamt nur etwa 5 % des Stadtwaldbestandes aus – Tendenz allerdings steigend. Allgemein hat sich die Baumartenzusammensetzung in den letzten zwanzig Jahren deutlich geändert. Um 1993 war Fichte mit einem Anteil von 50 % noch die Hauptbaumart. Dann kam es zu massiven Verlusten durch Kalamitäten. Heute macht die Fichte nur noch 20 % aus. Daniel Gros setzt vermehrt auf Laubbaumarten, aber auch auf die Douglasie, die jedenfalls bis heute unempfindlicher als die Fichte erscheint. Wobei der Förster bei wachsender Dichte der Douglasienbestände künftige Kalamitäten auch bei dieser Baum­art nicht für ausgeschlossen hält. Deshalb will er auch künftig keine großen Reinbestände dieser Baumart. Die Fehler bei der Fichte sollen sich bei der Douglasie nicht wiederholen.


Die aktuellen starken Douglasienbestände in Rothenburg gehen auf den Förster Otto Schumann zurück. Er hatte damals die junge Baumart, die David Douglas aus Amerika nach Schottland gebracht hatte, nach einem festen Muster in eine Fichtenneuanpflanzung (1 x 1 m) eingebracht. In jeder 4. Reihe wurde jede 5. Pflanze durch eine Douglasie ersetzt. Die Schwerpunkte sind heute die Revierbereiche Seelenstiege und die Untere Schindersklinge. Warum Schumann gerade hier 1902 auf den „Exoten“ Douglasie setzte, ist aber nicht bekannt.


Förster Schumann hatte sich damals um besonders hochwertiges Pflanzgut bemüht, was sich heute auszahlt. Und noch eine weitere Gegebenheit führte zu den starken Qualitäten: Bis etwa 1945 führten Gärtner in den Beständen Grün- und Trockenastungen durch, die sich wie Wertastungen auswirkten. Schließlich ist die Douglasie ein Totasthalter.


Douglasie ist gefragt.

Heute profitiert Daniel Gros von der professionellen Arbeit seiner Vorgänger. Er kann gezielt Starkholzabnehmer bedienen. Die meisten der Stämme sind auf 5 bis 10 m astfrei. Dieses Holz wird mit 200 bis 270 €/fm gehandelt. Auf der Wertholzversteigerung in Litzendorf erzielte der beste Rothenburger Stamm sogar 280 €/fm. Auch als Bauholz ist Douglasie sehr gefragt. Das Holz ist deutlich beständiger als z. B. Fichte.


Förster Daniel Gros fühlt sich seinen Vorgängern verpflichtet. Douglasien-Qualitätsholz ist eines seiner Produktionsziele. In den Altbeständen fördern die Rothenburger so gut wie möglich die Naturverjüngung. Die jungen Douglasien stehen die ersten Jahre dicht, damit sie möglichst feinastig heranwachsen.


Später entnimmt der Förster bei Bedarf auch andere Baumarten aus den Beständen. Er zeigt uns einen Jungbestand unter dem Schirm der mächtigen Altbäume. Hier waren in den letzten Jahren massiv Rotbuchen eingewandert, die drohten, die Douglasien zurückzudrängen. Hier haben sich die Rothenburger entschlossen, die Buche gezielt zurückzunehmen. Für Daniel Gros ist das übrigens ein guter Hinweis, dass die Douglasie keine aggressive, invasive Baumart ist, wie einige befürchten. Die Buche hatte kein Problem, sich gegen die „Einwanderer“ durchzusetzen. Den starken Altbestand darüber will der Stadt-Förster übrigens in den nächsten Jahren nicht mehr anfassen. Trotz der über 1 m BHD geht da noch was beim Zuwachs, ist er überzeugt.


In den letzten Jahren wurden im Schnitt zwischen 5 000 und 10 000 Douglasien pro Jahr gepflanzt. Bis 2014 hatte das Revier dazu eine eigene Vermehrung. Vorteil waren vitale Pflanzen mit geringen Ausfällen. Allerdings war die Pflege des Pflanzgartens zu aufwendig, sodass man auch in Rothenburg mittlerweile auf Baumschulware setzt.


Gepflanzt werden die zwei- bis dreijährigen Douglasien per Hohlspaten, in Verbänden von 2 x 2 m bzw. 3 x 3 m. Begleitbaumarten sind zunächst ausdrücklich als Füllholz erwünscht, damit die Douglasie möglichst feinastig heranwächst. Nur wenn sich z. B. Weide zu stark entwickelt, greifen die Rothenburger ein.


Ein kompletter Selbstläufer scheinen die Kulturen aber nicht zu sein. An einigen Stellen hat der Förster beobachtet, dass einige Bäume nach zwei bis fünf Jahren umfallen – die Wurzeln haben sich nicht richtig entwickelt. Eine plausible Erklärung dafür hat Daniel Gros bisher noch nicht gefunden.


Starker Verbiss:

Ein noch größeres Problem sind Verbiss- und Fegeschäden. Die Rehe erkennen die „Exoten“ schnell und setzen sie ganz nach oben auf die Speisekarte. Hier kam es in der Vergangenheit zu größeren Ausfällen. Zunächst haben es Daniel Gros und die Jagdpächter mit Schutzmaßnahmen versucht. Letztlich hilft wohl nur der verstärkte Abschuss.


Im weiteren Verlauf steht die Qualität im Vordergrund, dabei ist die Wertastung besonders wichtig. Diesen Job übernimmt meist der Forstwirtschaftsmeister Uwe Meißner zusammen mit dem jeweiligen Lehrling. Die Trockenastung ist bei der Douglasie das ganze Jahr möglich. Wenn eine Grünastung stattfindet, wird diese in der Vegetationszeit durchgeführt, da zu dieser Zeit die Wunden schnell verharzen und der Phomopsis-Sporenflug (Rindenschildkrankheit) am geringsten ist. Schwerpunkt der Astung sind jedoch die Monate September und Oktober. Die Astung beginnt ab einem BHD von 10 bis 15 cm. Pro ha identifiziert der Meister 100 bis 150 Z-Bäume nach klaren Kriterien und markiert sie dauerhaft mit einem blauen Ring. Im Normalfall asten die Rothenburger bis zur ersten Astungsstufe auf 6 m. Hat der Bestand allerdings das Potenzial für einen späteren BHD über 80 cm, arbeiten die Forstprofis später bis zur zweiten Astungsstufe von 12 m.


Auch bei der ersten Astungsstufe ist das Standardverfahren die Distelleiter. Nach den Rothenburger Erfahrungen ist die Arbeit damit weniger belastend und auch präziser als mit einer Gestängesäge. Den Zeitbedarf pro Baum setzen sie mit 25 bis 30 Minuten an.


Zum Schluss unseres Rundgangs zeigt uns Daniel Gros einen Douglasien-Bestand, der im Jahr 2008 im Alter von 35 Jahren geastet wurde. Mittlerweile 42 Jahre alt, stehen die Douglasien super da. Wahrscheinlich wird man auch in 60 Jahren Starkholz in bester Qualität vermarkten können, hier in Rothenburg ob der Tauber.

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