Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen!

Lesezeit: 8 Minuten

Wachstumsregler


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Entwicklung des Getreides ist für den Wachstumsreglereinsatz maßgebend. Worauf zu achten ist, erklärt Dr. Ute Kropf, FH Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft, Osterrönfeld.


Regelmäßig taucht im Frühjahr die Frage auf: Wann beginnt das Schossen und wann ist der richtige Zeitpunkt für Wachstums­regler? Am aufgeschnittenen Spross (Übersicht 1) lässt sich das gut erkennen. Woher weiß die Pflanze, welche Knoten bestocken und welche schossen sollen? Die Rezeptoren, die den fotoperiodischen Reiz aufnehmen, stecken in den Blättern. Sie geben im Kurztag an ihren Blattknoten das Signal, einen Seitentrieb und Kronenwurzeln zu bilden. Blätter, die im Langtag erscheinen, geben dagegen das Signal zum Schossen.


Was passiert in der Pflanze?


Ein um den 20. September gedrillter Weizen bildet am Haupttrieb insgesamt rund 11 Blätter, wovon wenigstens 6 Blätter im Kurztag erscheinen. Aus den Blatt­achseln der ersten drei entwickeln sich ährentragende Nebentriebe. In den Blatt­achseln 4 bis 6 entwickeln sich zwar Nebentriebknospen, die aber nur im Notfall (Auswinterung, Lager) oder in einem milden Winter aktiviert werden. Das siebte Blatt erscheint in der Phase zunehmender Tageslängen und repräsentiert das fünfte Blatt von oben (= F-4).


Nach und nach erscheinen dann im Langtag die vier letzten Blätter und bilden bis zur Ähre fünf Internodien aus. Ob sich aus dem Blattknoten von F-4 auch ein tief sitzendes Internodium entwickelt, hängt von der dann herrschenden Tageslänge ab. Je intensiver F-4 dem Langtageinfluss ausgesetzt war, desto länger wird das Internodium.


Gut zu sehen ist dies, wenn man mehrere Triebe einer Pflanze längs aufschneidet (siehe Übersicht 3). Das unterste Internodium des Haupttriebes (links) ist deutlich kürzer als das des Nebentriebes (rechts). Grund: Das zugehörige Blatt wurde teils im Kurztag und teils im Langtag geschoben. Beim Nebentrieb entwickelte sich das entsprechende Blatt erst etwas später und erhielt den vollen Langtagreiz.


Je kürzer das unterste Internodium, desto ausgeprägter ist aufgrund von Feuchtigkeit und Beschattung die Ausbildung von Kronenwurzeln an dem tief sitzenden Knoten. Dies ist ein Anpassungsmechanismus von Gräserhalmen, um der Pflanze eine zusätzliche Stütze zu verleihen und beim Mais unabdingbar. Im Getreide ist die Ausbildung oberirdischer Kronenwurzeln dagegen unerwünscht, weil sie von Herbiziden und Wachstumsreglern direkt getroffen werden, was zu Schäden führen kann.


Viel Licht – weniger Lager


Die Lagergefahr steigt, je unharmonischer das Verhältnis aus Längenwachstum und Festigkeit der Internodien wird. Wichtigster Faktor dabei ist das Licht. Es zerstört die für das Längenwachstum zuständigen Auxine und führt zu kürzeren Pflanzen mit festen Zellen. Lichtmangel hingegen lässt die Pflanzen vergeilen. Sie „strecken sich nach dem Licht“, werden länger und haben weiche Zellwände.


Gründe für den Lichtmangel sind zu dichte Bestände, nicht angepasste Saatstärke, Düngungsstrategie oder hohe N-Nachlieferung. Aber auch Regen in der Schossphase macht die Bestände deutlich weicher. Strahlungsreiches und trockenes Wetter (wie im April/Mai 2008 und 2009) festigt dagegen die Halmstruktur und lässt die Halme nicht so lang werden.


Die heutigen kurzstrohigen Winterweizen sind nicht nur aufgrund ihres gedrungenen Halmes standfester, sondern auch wegen des tiefen Lichteinfalls, den die aufrecht stehenden Blätter ermöglichen. Dichte Gerstenbestände und Getreidesorten mit hängenden Blättern sind hingegen wesentlich labiler. Bevor Sie also über Kürzungsstrategien nachdenken, sollten Sie Saatzeit, Sortenwahl, Saatstärke und die Düngung für Ihren Standort optimieren.


Wie wirken Wachstumsregler?


Wachstumsregler sind hormonell hoch wirksame Substanzen. Sie lassen sich in zwei große Gruppen einteilen. Die eine Gruppe greift in den Gibberellinhaushalt ein, die andere hat eine direkte Ethylenwirkung (Übersicht 4 auf Seite 62).


Gibberelline sind zusammen mit den bereits erwähnten Auxinen für das Längenwachstum des Halmes verantwortlich. Darüber hinaus spielen sie aber auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Ähre. Während die Auxine vor allem für die Xylembildung, also die Anbindung der Blüten an die Wasser- und Nährstoffleitung verantwortlich sind, stellen die Gibberelline die Phloemanbindung sicher. Über das Phloem werden später die Assimilate transportiert. Nur Blüten, die an beide Versorgungsleitungen angeschlossen sind, können auch Körner ausbilden. Greift also ein Wachstumsregler zur unpassenden Zeit in den Gibberellinhaushalt ein, kann es zu Blütenverlusten kommen.


Die auf Gibberelline wirkenden Wachstumsregler werden unterschieden in: Synthese-hemmende und Aktivität-mindernde. Dieser Unterschied ist für ihren optimalen Einsatzzeitpunkt wichtig! Bereits während der Bestockungsphase bildet die Pflanze Gibberelline. Die sind aber inaktiv, solange sich die Pflanze im Kurztag befindet. Erst die zunehmende Tageslänge aktiviert die Gibberelline und startet das Internodienwachstum.


Dies geschieht aber nicht für alle Internodien auf einmal, sondern schrittweise. Jedes im Langtag erscheinende Blatt startet für sein Internodium erst die Synthese der Gibberelline und dann ihre Aktivität.


CCC zu Beginn der ­Streckung


Ein Synthesehemmer wie CCC muss demnach zu Beginn einer Streckung eingesetzt werden. Die CCC-Wirkung ist bei den ersten beiden Internodien am intensivsten, da die Syntheserate nach dem zweiten Internodium abnimmt und die folgenden Internodien fast gleichzeitig geschoben werden. CCC wirkt bereits ab 8 °C und kann im Solo-Einsatz optimal nur zur Einkürzung der ersten beiden Internodien eingesetzt werden.


Der Einsatz von CCC in BBCH 25/29 zur Regulierung der Bestandesdichte hat in Schleswig-Holstein keine Bedeutung mehr. Das lang andauernde Wachstum im Kurztag (frühe Saat, spätes Vegetationsende) führt dazu, dass die Gibberellin-Aktivität bereits früh nach Vegetationsbeginn so hoch ist, dass die Pflanzen auf Schossen eingestellt sind, noch bevor mit CCC eine bestockungsfördernde bzw. reduktionsmindernde Regulation möglich ist.


Gibberellin-Aktivitäts-Stopper wie Me­dax Top oder Mod­dus sollen Sie erst einsetzen, wenn die Streckung im Gange ist und die Internodien 1 bis 2 cm lang sind. Die beste Wirkung wird erzielt, wenn zwei bis drei Tage mind. 10 bis 12 °C herrschen.


Ethephon-haltige Produkte wie Camposan wirken direkt auf die Bildung von Ethylen. Dies ist ein Gegenspieler zu den Gibberellinen und beschleunigt die Reife- und Alterungsprozesse. Daher darf Ethephon nur dann eingesetzt werden, wenn die Pflanze keinen Stress durch Trockenheit oder Herbizide erlitten hat.


Ethephon wirkt aber nicht nur auf die voll in der Streckung befindlichen, sondern auch auf die Reifung älterer Internodien. Es wirkt solo optimal ab 15 °C und wird daher bevorzugt in der späten Schossphase eingesetzt. Der letztmögli-che Termin ist das Fahnenblattschieben.


Bei Gerste sollten Sie darauf achten, dass die Grannen noch nicht sichtbar sind. Ihr Erscheinen wirkt wie ein Trichter, so dass Ethephon direkt zu den Blüten gelangen und sie schädigen kann.


Als ausschließlich CCC und Etephon verfügbar waren, musste man die Internodien schrittweise rechtzeitig zu Beginn der Streckung einkürzen, da selbst bei vollen Aufwandmengen und günstigen Bedingun­gen die CCC-Wirkung für höchstens zwei Internodien reichte. Da die Stabilisierung der unteren Internodien der Pflanze das Signal gibt, nach oben hin länger zu werden, um die alte Flexibilität wieder herzustellen, wuchs sich insbesondere die Gerste nach oben hin wieder aus und musste mit Ethephon nachgekürzt werden.


Kombinationseffekte nutzen


Durch die Zulassung von Moddus bzw. Medax Top ergaben sich nicht nur breitere Einsatzfenster, sondern auch gute Kombinationsmöglichkeiten. Interessant ist, dass die Kombination aus CCC und Moddus einen deutlich niedrigeren Temperaturanspruch hat, als Moddus solo.


Nach unseren Erfahrungen ist es wichtiger, den richtigen Entwicklungsstand zu treffen, als auf warmes Wetter zu warten. Gerade die beiden letzten kalten Frühjahre haben gezeigt, dass auch bei 8 °C mit CCC + Moddus bereits sehr gute Standfestigkeit erreicht wird. Sind die Internodien erst einmal davongewachsen, kann man sie selbst mit Ethephon nicht wirkungsvoll genug nachkürzen.


Die Kombination von Wachstumsreglern bringt aber auch Gefahren. Die Pflanze kann durch Wachstumsregler, die an verschiedenen Stellen ihres Hormonsystems angreifen, unkontrolliert reagieren.


Gerade in der „Großen Periode“, dem überproportionalen Längenwachstum der Ähre ab BBCH 31/32 können Wachstumsregler dazu führen, dass jüngere Blüten nicht an die Leitbündel angebunden werden und vorzeitig absterben. Meist wirkt sich dies negativ auf den Ertrag aus.


Schäden vermeiden


Werden mit oder um den Zeitpunkt der Einkürzung andere Pflanzenschutzmittel (z. B. Wuchsstoffe, Sulfonylharnstoffe) eingesetzt, die ebenfalls auf den Gibberellin- oder Auxin-Haushalt wirken, kann dies zu Schäden führen. Der gleichzeitige Einsatz von Triazolfungiziden, die die Gibberellin-Synthese hemmen, hat verstärkende Effekte und unterstützt die Wachstumsreglerwirkung. In diesem Fall kann, je nach Stärke und Aufwandmenge des Triazols, die Wachstumsreglermenge entsprechend reduziert werden.


Nur in ganz seltenen Fällen bewirken Wachstumsregler Mehrerträge, auch ohne dass sie Lager verhindern. Trotz Trockenheit und Stress, in denen man eigentlich gar keinen Wachstumsregler einsetzt, brach­ten im vergangenen Jahr viele Varianten in unseren Weizenversuchen rund 15 % Mehrertrag. Grund: Die behandelten Parzellen litten deutlich weniger unter Mehltau und Halmbasis-Rhizoctonia. Hier haben die Wachstumsregler zusammen mit dem mehrwöchigen strahlungsreichen und trockenen Wetter zu einer Gewebeabhärtung geführt, die von den Pathogenen nur schwer zu durchdringen war.


Wachstumsregler sind für die Lagerverhinderung gut zu kalkulieren. Die physiologisch negativen Einflüsse lassen sich aber schlecht vorhersagen. Deshalb gilt: Nur so viel wie nötig! Einsätze bei Stress sollten Sie unbedingt vermeiden.

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.