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Die Gräser bestimmen die Herbizid-Strategie

Lesezeit: 9 Minuten

Gegen Gräser ist die Mittelwahl begrenzt, vor allem bei Resistenz. Wichtig ist also nicht nur gute Wirkung, ­sondern auch der Erhalt von Wirkstoffen. Das geht nur mit Wirkstoffklassen-Wechsel.


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Herbizidmaßnahmen im Frühjahr lassen sich gut auf die jeweilige Situation abstimmen. Planungsspielraum ergibt sich dabei jedoch nur für die Unkräuter. Bei den Gräsern stehen die Resistenzen zunehmend im Vordergrund. Bisher schien diese Thematik nur für bestimmte Regionen mit Problemen beim Ackerfuchsschwanz zu gelten.


Resistenz nimmt zu


In den letzten beiden Jahren hat sich aber auf Windhalmstandorten gezeigt, dass eine Resistenz sich sehr schnell etablieren und auswirken kann. Neben der vor allem in den westlichen Bundesländern bekannten Minderwirkung von IPU/CTU tritt jetzt die verringerte Wirksamkeit der Sulfonylharnstoffe in den Vordergrund. Sogar für die sonst beim Ackerfuchsschwanz üblichen Mengen von 0,3 kg/ha Atlantis WG oder 0,1 kg/ha Attribut wurden resistente Windhalmpflanzen nachgewiesen. Auf solchen Flächen lässt sich im Frühjahr nur noch mit Axial 50 eine ausreichende Wirkung erreichen.


Um die Wirksamkeit der Gräsermittel möglichst lange zu erhalten, ist neben pflanzenbaulichen Maßnahmen der Herbizidwechsel mit unterschiedlichen Wirkmechanismen (gekennzeichnet durch die Buchstaben A, K 1 usw.) wichtig. Insbesondere gilt dies für die resistenzgefährdeten Klassen A, B und C 2. Die Klassifizierung der Wirkstoffe in den verschiedenen Herbiziden finden Sie auch in der Übersicht (Seiten 88 bis 91).


Im Frühjahr sind zur Gräserbekämpfung im Getreide lediglich Wirkstoffe aus den drei resistenzgefährdeten Klassen verfügbar.


Nur wenige Mittel in Gerste


In Gerste stehen gegen Ackerfuchsschwanz die wenigsten Mittel zur Auswahl. Mit Axial 50 (1,2 l/ha) und Ralon Super (1,0 l/ha + Monfast 0,4 l/ha) gehören die beiden wirksamsten Herbizide außerdem noch der gleichen Wirkstoffklasse an. Während Axial 50 möglichst früh auch schon bei kühleren Temperaturen einsetzbar ist, erreicht Ralon Super bei wüchsiger Witterung mit ansteigenden Temperaturen die höheren Wirkungsgrade.


Generell gilt: Höhere Luftfeuchte und eine geringer ausgebildete Wachsschicht unterstützen die Wirkung. Je kleiner die Ungräser, desto besser sind meist auch die Bekämpfungserfolge. Je nach vorhandener Verunkrautung lassen sich die beiden Gräserherbizide mit Primus, Starane XL, Hoestar Super oder Biathlon kombinieren. Sofern Ehrenpreis oder Ackerstiefmütterchen zu bekämpfen sind, sollte auf die Mischung von Foxtril Super mit Primus zurückgegriffen werden, die wegen der Verträglichkeit erst als Nachlage im Abstand von acht bis zehn Tagen auf die Gräserbehandlung erfolgen kann.


Als breit wirksame Nachlage ist auch Ariane C (1,0 bis 1,5 l/ha) einsetzbar, wenn Ehrenpreis und Ackerstiefmütterchen kein Problem darstellen. Der Vorteil des Produktes liegt im langen Anwendungsfenster bis zum Fahnenblattstadium, so dass auch Disteln bekämpft werden können.


Gegen Windhalm in Wintergerste kann speziell Axial 50 (0,9 l/ha) ggf. plus Mischpartner empfohlen werden. IPU-haltige Herbizide sind eine preislich interessante Möglichkeit, sofern noch ausreichende Wirkungsgrade erzielt werden. Mit Isofox ist seit diesem Jahr auch ein IPU-haltiges Herbizid ohne Drainage-Auflage im Frühjahr verfügbar. Es bietet sich dann eine Mischung aus Isofox (3,0 l je ha) mit Duplosan KV (1,0 l/ha) und Primus (0,05 l/ha) an.


Im Weizen mehr Wirkstoffe


Mit der Gruppe der Sulfonylharnstoffe (Wirkstoffklasse B) erweitert sich im Weizen die Herbizidpalette gegen die Gräser. Damit wird auch ein Wechsel der Wirkstoffklasse bei Nachbehandlungen speziell gegen Ackerfuchsschwanz möglich, wenn Herbst­vor­lagen mit Wirkstoffen der Klassen A (z. B. Axial 50) erfolgten. Dies geht natürlich nur, wenn alle Wirkstoffgruppen noch ausreichend ­wirken.


Nachbehandlungen gegen den Ackerfuchsschwanz sollten möglichst solo erfolgen, um die volle Gräserwirkung ausschöpfen zu können. Atlantis WG ist hier­für das stärkste Produkt. Auf Prob­lem­stand­orten ist es meist das einzige Herbizid, das noch ausreichend wirkt. Für eine erfolgreiche Bekämpfung muss die Aufwandmenge auf den Resistenzgrad ab­gestimmt werden (300 – 500 g/ha + FHS).


Zur Optimierung der Wirkung sollten die Applikationen bei höherer Luftfeuchte (über 60 %) und beginnender wüchsiger Witterung erfolgen. Der Zusatz von 30 l AHL sollte Pflicht sein. Alternativ können auch 10 kg/ha SSA zugesetzt werden. Wurde im Herbst ein Sulfonylharnstoff vorgelegt, ist auf Standorten ohne FOP-Resistenz der Einsatz von Topik 100 plus Oel (0,6 + 1,0 l/ha) zu empfehlen. Andernfalls bleibt nur AtlantisWG nach beschriebenem Muster.


Die Bekämpfung der Unkräuter sollte dann erst nach etwa zehn Tagen erfolgen. Zur Nachbehandlung von Klette, der Kamille sowie Ausfallraps können dann Primus (0,075 l/ha) bzw. Hoestar Super (0,100 – 0,150 kg/ha) bereits zum frühen Zeitpunkt oder Starane XL (0,5 – 1,0 l/ha) bzw. Tomigan (nur Klette = 0,3 – 0,5 l/ha) bei höheren Temperaturen zum Einsatz kommen. Mischungen mit CCC oder – bei späterer Anwendung in BBCH 31 – mit Fungiziden und Wachstumsreglern sind möglich. Sollten die Herbstmaßnahmen gegen Windhalm (mit einem Herbizid der Klasse B z. B. Falkon) nicht ausreichend gewirkt haben, besteht der Verdacht auf Resistenz gegenüber dieser Klasse. Dann unbedingt mit einem Produkt der Klasse A nachbehandeln (z. B. mit Axial 50).


Meist sind bei Herbstbehandlungen mit Flufenacet-haltigen Herbiziden gegen Windhalm keine Nachbehandlungen notwendig. Unkräuter wie z. B. Klette können, wie oben beschrieben, in Kombination mit anderen Maßnahmen nachbehandelt werden.


Wenn im Herbst nicht ­behandelt wurde


Zur Erstbehandlung des Ackerfuchsschwanzes im Winterweizen bietet sich bei starkem Besatz ebenfalls Atlantis WG + Genapol (0,3 – 0,4 kg/ha + 0,6 – 0,8 l/ha) an. Bei schwachem bis mittlerem Besatz und nach wie vor voller Wirksamkeit der Sulfonylharnstoffe ist auch der frühe Einsatz von Attribut (80 bis 100 g/ha), insbesondere in Kombination mit AHL-Gaben, denkbar. Auch die FOPs Axial 50, Topik 100 und Ralon Super sind bei schwachem bis mittlerem Ungrasbesatz einsetzbar. Zum Schließen der Lücken gegen Unkräuter sind je nach Verunkrautung Kombinationen mit Biathlon, Starane XL oder Primus möglich.


Bei günstiger Witterung können Sie Atlantis WG und Attribut zur zusätzlichen Absicherung der Wirkung gegen Ackerstiefmütterchen oder Ehrenpreis auch mit Artus und Foxtril Super + Primus kombinieren (bei Atlantis allerdings ohne AHL-Zusatz).


Das breiteste Spektrum gegen Unkräuter als „Komplettlösung“ bei schwachem bis mittlerem Fuchsschwanzdruck bietet Broadway (Wirkstoffklasse B) mit 220 g/ha + FHS 1,0 l/ha. In Kombination mit 10 g/ha Gropper SX wird auch die Wirkung gegen Stiefmütterchen abgesichert. Mit geringer Breitenwirkung sind auch Alister und Caliban Duo sowie der neue Atlantis Komplett-Pack (Atlantis OD + Husar OD) verfügbar (alle Wirkstoffklasse B).


Welche Gräserherbizide zur Erstanwendung gegen Windhalm im Weizen eingesetzt werden können, hängt von der Resistenzsituation auf den jeweiligen Flächen ab. Wo IPU noch wirkt, lässt sich preisgünstig eine Mischung aus 2 bis 3 l je ha IPU/CTU und Foxtril Super (1,5 l/ha) plus Primus (0,05 l/ha) oder die Mischung mit Isofox, Duplosan KV und Primus einsetzen. Ansonsten haben sich gegen Klette, Kamille, Vogelmiere und Raps Mischungen aus Axial 50 (0,7 – 0,9 l/ha) und Primus oder Starane XL bzw. Biathlon bewährt.


Treten Ehrenpreis und Stiefmütterchen auf, sollte nach früher Axial 50-Vorlage nach ca. 10 Tagen die schon erwähnte Nachlage von Foxtril Super + Primus folgen. Diese Nachlage kann bei günstigem Wetter auch als Tankmix mit Atlantis WG (0,18 – 0,2 kg/ha + FHS) oder Attribut (0,06 kg/ha) ausgebracht werden. Als Alternative kann den Gräserherbiziden auch Artus (0,05 kg/ha) zugefügt werden, um die nötige Breitenwirkung zu erreichen. Hierbei sind allerdings die typischen Aufhellungen möglich.


Als Komplettlösung bietet sich auch gegen Windhalm Broadway an. Mit der geringeren Menge von 0,13 kg/ha + FHS fällt die Wirkung gegen das ein oder andere Unkraut (z. B. Ehrenpreis) ab. Husar OD kann nur noch für Regionen mit gesicherter Sensitivität des Windhalms gegen Sulfonylharnstoffe empfohlen werden.


Empfehlungen für Roggen und Triticale


In Winterroggen und Triticale bieten sich gegen Windhalm die im Abschnitt Winterweizen genannten Kombinationen aus Axial plus Partner oder die Strategie aus Vor- und Nachlage der genannten Herbizide an. Weiterhin ist auch Broadway (gegebenenfalls plus Gropper) möglich. Gleiches gilt für Husar OD.


Atlantis WG und Attribut empfehlen wir im Winterroggen nicht, da die Verträglichkeit nicht immer gegeben ist. In Triticale können Sie Atlantis WG dagegen bis 0,3 kg/ha gegen Ackerfuchsschwanz einsetzen. Gegen die verschiedenen Unkräuter können die gleichen Partner, wie im Abschnitt Weizen genannt, zugefügt werden.


Als weitere Gräserherbizide sind Axial 50 (1,2 l/ha), Topik 100 plus Oel (0,6 + 1,0 l/ha) oder Ralon Super plus Monfast (1,2 + 0,4 l/ha) in Triticale und Roggen zur Fuchsschwanzbekämpfung mög­lich. In Kombination mit Primus (0,075 bis 0,1 l/ha) oder Biathlon (0,07 kg/ha) bzw. Starane XL (0,8 bis 1,0 l/ha) lassen sich Klette, Kamille und Vogelmiere ausreichend bekämpfen. Bei gleichzeitigem Auftreten von Ackerstiefmütterchen ist die Zugabe von 10 g Gropper SX angebracht.


Ist der Ehrenpreis stärker vertreten, sollten die FOPs wieder als Vorlage und Primus (0,05 l/ha) plus Foxtril Super (1,5 l/ha) oder plus Artus (0,04 bis 0,05 kg je ha) als Nachlage appliziert werden.


Strategien für ­Sommergetreide


Sommergetreide ist wegen der schnellen Jugendentwicklung sehr konkurrenzstark. Allerdings können hohe Aufwandmengen und späte Behandlungen zu starken Ertragsverlusten führen. Zum optimalen Termin in der frühen Bestockungsphase sind die kleinen Unkräuter bei warmer Witterung mit reduzierten Mengen gut und sicher zu beseitigen.


Die Bekämpfung erfolgt größtenteils mit Herbizidkombinationen aus Wuchsstoff (Duplosan DP 1,0 l/ ha) und den verträglichen Sulfonylharnstoffen. Mittel aus dieser Gruppe wie Pointer SX 30 g/ha, Gropper SX 20 g/ha bis Concert SX 60 – 80 g/ha oder Husar OD Power Set 75 ml/ha + Netzmittel sind ohne weiteres austauschbar. Auf Standorten mit schwer bekämpfbaren Unkräutern haben sich Kombinationsprodukte bewährt. Dazu zählen: Amario, Ariane C, Biathlon, Loredo, Starane XL, Foxtril Super u. a.


Bei verspätetem Auflauf von rankenden Unkräutern wie Windenknöterich und Klettenlabkraut nach dem Ende der Bestockung bietet sich bis zum Fahnenblattstadium Ariane C mit 1,0 bis 1,5 l/ha an, wenn gleichzeitig auch Disteln bekämpft werden müssen. Basagran DP 1,5 bis 2 l/ha wäre sogar bis EC 49 einsetzbar, darf allerdings nicht auf Bodenarten ausgebracht werden, die durch ein S für Sand beschrieben werden (NG 411).


Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Flughafer lassen sich am sichersten mit den Blatt­herbiziden Axial 50 (0,7 – 0,9 l je ha) und Ralon Super Power Plus (0,6 – 1,0 l/ ha) beseitigen, wobei Axial 50 durch gute Verträglichkeit hervorzuheben ist. Bei Ralon Super sind Schäden an Sommergerste möglich. Diese Präparate sollten möglichst solo ausgebracht werden. Bei Kombinationen kann es schnell zu Belastungen an der Kultur kommen.


Ist nur Windhalm zu be­kämp­fen, kann ab 3-Blatt-Stadium mit Husar OD Power Set (75 ml/ha + 0,45 l/ha) oder Concert SC (70 – 100 g/ha) gearbeitet werden, sofern der Windhalm sensitiv gegen die Sulfonylharnstoffe ist. Gegen Windhalm im Hafer können Sie mit 70 – 100 g/ha Concert SX vorgehen. Gegen Fuchsschwanz ist nur der Einsatz von 20 g/ha Lexus möglich.

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