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Die Pfalz – eine Region der Vielfalt

Lesezeit: 6 Minuten

Die Vorderpfalz ist das wärmste Gebiet Deutschlands. Deshalb setzen die Landwirte hiervor allem auf Wein, Gemüse, Getreide und Obst. Ganz anders ist das Klima in der Westpfalz. Zunehmende Herausforderungen kommen aber auf die ganze Region zu.


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Zum Wohle“ heißt es oft entlang der Deutschen Weinstraße, wenn Erholungssuchende typische Pfälzer Weine wie Weiß- oder Grauburgunder genießen. Mittlerweile ist die Pfalz mit 23400 ha nach Rheinhessen das zweitgrößte deutsche Weinanbaugebiet. Ungeachtet der vielen Rebsorten hat diese Region zudem ein klares Profil: Die Pfalz ist Riesling-Land par excellence.


Alleskönner Vorderpfalz?

Dass die Weine diese hohen Qualitäten erreichen, liegt vor allem am sehr milden Klima der Vorderpfalz. Mit durchschnittlich 10°C Jahrestemperatur ist sie bundesweit eine der wärmsten Gebiete. Die Vorder- und Südpfalz befindet sich am Oberrheingraben, wird östlich durch den Rhein begrenzt und im Westen durch den Pfälzer Wald. Dazwischen liegen nur knapp 30 km. Die Region ist eine der vielfältigsten Deutschlands (s. Übersicht auf S. 70).


Neben Wein ist der Anbau von Gemüse wie Blumenkohl, Feldsalat, Möhren, Radieschen und Co. das zweite große Standbein des Gebiets. Rund 80% aller verkauften Radies stammen von hier. Um die Frischprodukte bestmöglich zu vermarkten, haben sich 250 Landwirte bereits vor Jahren zu einer der bundesweit größten Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen: Dem Pfalzmarkt für Obst und Gemüse e.G. Mittlerweile vermarktet diese Genossenschaft jährlich 250000 t Bundzwiebeln, Radies, Lauch, Blumenkohl usw. (insgesamt 70 Produkte). Die Abnehmer reichen von großen Discountern wie Aldi oder Lidl bis zu kleinen Fachhändlern.


Vom Klima profitieren zudem Kartoffeln. Auf den sich schnell erwärmenden Sand- und Lössböden sind Frühkartoffeln unter Vlies oder Folie oft Anfang Juni erntereif. Um die Vermarktung zu optimieren, haben 303 Landwirte aus der Region die Pfälzische Früh-, Speise- und Veredlungskartoffel-Erzeugergemeinschaft w.V. gegründet – in der Region auch Pfälzer Grumbeere genannt. Sie verkauft auch eigene Markenware an Partner im ganzen Land.


Eine gewisse Rolle spielt noch die Fruchtfolge aus Rüben/Weizen/Gerste/Körnermais. Auch Durum ist seit Jahren etabliert. Gegenüber Gemüse sind die Früchte aber nicht konkurrenzfähig.


Anpassungsdruck steigt:

Wer unter diesen Voraussetzungen ackert, hat keine Probleme – könnte man meinen. Doch weit gefehlt, auch in dieser Gunstlage stehen die Betriebe vor handfesten Herausforderungen:


  • Trockenheit: Die Böden erwärmen sich zwar schnell, vor allem die leichten Sandböden haben aber nur eine geringe nutzbare Feldkapazität. Zudem sind Niederschläge eher Mangelware. Während in der südlichen Vorderpfalz mit jährlich etwas über 700 mm noch akzeptable Regenmengen fallen, sind es weiter nördlich nur noch knapp 500 mm.


Ohne Beregnung ist Acker-, Gemüse- und Weinbau von Worms bis Speyer nicht möglich. Wegen der langen Vegetationszeit vom 15.2. bis zum 15.11. sind die benötigten Wassermengen hoch. Der Wasser- und Bodenverband zur Beregnung der nördlichen Vorderpfalz entnimmt rund 10 bis 15 Mio. m3 Wasser jährlich aus dem Rhein – Tendenz steigend. „Wir müssen Gemüse und Kartoffeln zu 100% beregnen “, sagt Johannes Zehfuß, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes im Rhein-Pfalz-Kreis. Andernfalls wären die Ertrags- und Qualitätsverluste enorm. Aktuell bereiten die Bewirtschaftungspläne für die FFH- und Vogelschutzgebiete große Probleme. Dort soll die Beregnung möglicherweise eingeschränkt werden. „Das wäre der Supergau.“


  • Wetterextreme: Immer öfter sind die Pfälzer Bauern auch Wetterextremen ausgesetzt: Starkregen, Hagel, Frost und Hochwasser können ganze Ernten vernichten. „Das geht vor allem bei den Sonderkulturen richtig ins Geld“, so Ralph Gockel, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. „Lieferverträge lassen sich dann nicht mehr erfüllen.“ Um sich davor zu schützen, schließen viele Landwirte Mehrgefahren-Versicherungen ab.
  • Nährstoffüberschüsse: Gemüse muss geerntet werden, wenn es voll im Saft steht. Das Problem dabei: Nach der Ernte verbleiben 150 bis 300 kg/ha Nmin im Boden. „Zu knapp düngen kann man nicht, da die Pflanzen sonst gelb werden und nicht vermarktungsfähig sind“, erklärt Gockel. Das Einhalten der Vorgaben der neuen DüV entwickelt sich daher gerade zu einer Mammutaufgabe.
  • Steigende Pachten: In der intensiven Region treffen Acker-, Wein- und Obstbau auf Naherholung und Tourismus. „Dazu kommt noch ein gewaltiger Flächenfraß durch Infrastruktur, Industrie, Gewerbe und Wohnungsbau“, so Gockel. „All das führt dazu, dass es eng wird.“ Die Folge: steigende Pachtpreise. Einige Gemüsebauern zahlen durchaus vierstellige Summen. Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht.
  • Personal: Nicht selten beschäftigen große Gemüsebetriebe 50 bis 100 Saisonarbeitskräfte oder mehr – früher Polen, heute Rumänen. Neben der Unterbringung und dem aufwendigen Anheuern der Arbeitskräfte gibt es auch immer wieder Streit zwischen ethnischen Gruppen.


Die Landwirte vor Ort passen sich den geänderten Bedingungen kontinuierlich an. Einige haben sich z.B. stärker spezialisiert und bauen statt 20 nur noch vier Gemüsearten an. Sie erhoffen sich von den schlankeren Strukturen Einsparpotenziale.


Viele Betriebe setzen auch auf weitere Standbeine: So bauen einige ihr Gemüse konventionell und biologisch sauber getrennt auf zwei Hofstellen an. Wegen des zunehmenden Tourismus steigt zudem das Angebot an „Ferien auf dem Bauernhof“.


Raue West- und Nordpfalz:

Ganz anders ist das Klima in der West- und Nordpfalz. Dass es dort wesentlich kälter ist, liegt daran, dass der Rhein als „mild machender Faktor“ fehlt. Die Trennlinie zwischen den beiden „Klimaräumen“ zieht der 179000 ha große Pfälzer Wald.


Von den rund 98 500 ha landwirtschaftlicher Fläche in der Nord- und Westpfalz sind etwa 62 000 ha Ackerland und 36 000 ha Grünland. Sonderkulturen befinden sich nur in der Nordpfalz auf rund 500 ha.


Auf Parabraunerden, Rankern und Pseudogleyen (20 bis 95 BP) bauen die Landwirte insbesondere Wintergerste, Winterraps, Winterweizen und viehhaltende Betriebe auch Triticale und Mais an. Die besseren Böden im Norden des Gebietes bringen häufig keine höheren Erträge, weil die Niederschlagsmengen hier geringer sind.


Rund zwei Drittel der Betriebe bewirtschaften derzeit immer noch weniger als 50 ha. Landwirte, die in dieser Region wirtschaften, gehen mit den Herausforderungen des Standorts wie folgt um:


  • Flächenstruktur: Als Realteilungsgebiet ist die Flächenstruktur in dieser Region immer noch stark zersplittert. Mit weiteren Flurbereinigungen will man dem Problem begegnen. Einige Landwirte tauschen ihre Flächen freiwillig, sodass wirtschaftlichere Einheiten entstehen.
  • Hanglagen: Alle erosionsgefährdeten Flächen sind in sogenannte Erosionsklassen eingeteilt. Je nach Stufe gelten bestimmte Vorschriften. Mit neueren Techniken wie dem Strip Till-Verfahren wollen einige Landwirte weniger steile Hanglagen dennoch bewirtschaften.
  • Strukturwandel: Die Pachtpreise liegen im Vergleich zur Vorderpfalz auf einem eher niedrigen Niveau. Zudem ist es in dieser Region noch möglich, landwirtschaftliche Nutzflächen zu kaufen. Reine Ackerbaubetriebe setzen bei ihrer Strategie immer häufiger auf Wachstum.


Die Betriebe in der Grünlandregion der West- und Nordpfalz halten Rinder, Schweine, Schafe und Hühner. Während der Anteil an Milchvieh- und Schweinebetrieben zurzeit abnimmt, stagniert die Anzahl der Mutterkuhhalter. Der Anteil an Nebenerwerbsbetrieben liegt etwa bei 1/3 und ist rückläufig. -mb-, -fm-, -pf-


Die Betriebe in der Grünlandregion der West- und Nordpfalz halten Rinder, Schweine, Schafe und Hühner. Während der Anteil an Milchvieh- und Schweinebetrieben zurzeit abnimmt, stagniert die Anzahl der Mutterkuhhalter. Der Anteil an Nebenerwerbsbetrieben liegt etwa bei 1/3 und ist rückläufig. -mb-, -fm-, -pf-


Wie pfälzische Landwirte ihre Herausforderungen bewältigen und welche Ideen sie haben, lesen Sie in den Reportagen.

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