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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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„Die Rübe ist für uns gesetzt“

Lesezeit: 5 Minuten

Für Landwirt Dirk Ernst ist die Rübe aus dem Fermenter nicht mehr wegzudenken. Wichtig sind ihm niedrige Verfahrenskosten.


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Wir erzielen mit Energierüben rund 2 % mehr Methan und stellen unsere Rohstoffversorgung auf breitere Füße“, erklärt Dirk Ernst, Geschäftsführer der „Bioenergie Algermissen GmbH & Co. KG. Die Biogasanlage mit 700 kW liegt im Landkreis Hildesheim. Hier die weiteren Vorteile aus seiner Sicht:


  • Gute Verwertungsmöglichkeit für Überrüben,
  • stabilere biologische Prozesse,
  • keine Zugabe von Spurenelementen oder Enzymen notwendig,
  • die bessere Fließfähigkeit reduziert den Eigenstromverbrauch.


Turbo-Effekt:

Im Fermenter haben Energierüben mit 12 bis 15 Tagen die geringste Verweilzeit unter den Substraten. „Bei uns liefern geschnitzelte Rüben mit 23 % TS rund 180 m3/t Gasertrag, in Mischsilage mit Mais sogar bis zu 220 m3/t“, so Landwirt Ernst. Das zügige Vergären des Zuckers senkt die Faulraumbelastung und erhöht die Fermenterleistung.


Dazu hat Ernst noch folgenden Effekt beobachtet: Nach und nach hat er den vormals hohen Maisanteil von ca. 90 % in der Ration durch Rüben gesenkt. Mittlerweile setzt er 60 % Mais, 30 % Rüben und 10 % Hühnertrockenkot ein. Den anteiligen Mais hat er durch Rüben im Verhältnis von 1 : 1 ersetzt. Obwohl eine Tonne Rüben wegen des geringeren TS-Gehaltes nicht genauso viel Gasertrag bringt wie eine Tonne Mais, bleibt der Gesamt-Gasertrag bei ihm gleich. „Die Rüben im Substratmix scheinen den Methanertrag des Maises mit anzukurbeln“, vermutet er. Offensichtlich verbessern sie den Aufschluss der anderen Substrate.


Bei Rübenanteilen von 20 bis 30 % erhöht sich vor allem bei reinen Nawaro-Anlagen mit hohen TS-Gehalten die Fließfähigkeit. Die Rübe verflüssigt demnach den Gärrest. Dadurch reduziert sich der Stromverbrauch beim Rühren. „Wir konnten den Eigenstromverbrauch durch Rüben im Fermenter um 15 bis 20 % senken“, berichtet Landwirt Dirk Ernst.


Geschickte Sortenwahl:

Einen Teil der Rüben bauen Ernst und die vier Gesellschafter der Anlage selbst an, die fehlende Menge kaufen sie als Überrüben für rund 25 €/t zu. „Bei den eigenen Rüben achten wir bei der Sortenwahl neben guten Resistenzen vor allem auf hohe TM-Erträge“, erklärt er. Zucker- und TM-Ertrag sind bei Rüben eng korreliert, sodass die ertragreichsten Rübensorten auch die höchsten Zucker-erträge bilden. Qualitätsmerkmale wie SMV oder niedrige Amino-N-Gehalte spielen bei Biogas keine Rolle.


Beeinflussen lässt sich mit der Sortenwahl auch der Erdanhang, den viele Landwirte als kritisch einstufen. Spezielle Biogassorten, wie z. B. Charleena KWS, BTS 770 oder Artus bilden neben hohen TM-Erträgen auch glatte Rübenkörper, die anhaftende Erde minimieren sollen. Ob sich Erde nach dem Einsatz am Fermenterboden absetzt, entscheidet aber vor allem die Bodenart. Auf Löss- und schluffigen Tonböden – auf denen Landwirt Ernst wirtschaftet – ist Erdanhang kein Problem, da die feinen Bodenpartikel im Gärrest schweben und größtenteils wieder ausgetragen werden. „Selbst nach 10 000 t Rübeneinsatz in der Anlage konnten wir keine nennenswerten Rückstände auf dem Boden des Fermenters bzw. Nachgärers finden“, berichtet er.


Anders sieht das bei Sand aus. Wegen seiner höheren Dichte sinkt er auf den Boden. Auf Sandstandorten ist es daher wichtig, die Rüben über die Verlademaus gut vorzureinigen. Oft reicht diese Säuberung bereits aus, wie Landwirte aus dem Emsland berichten. Völlig erdfrei ist übrigens kein Substrat. Auch Gülle und Mist enthalten Mineralanteile.


Neben Sand machen einigen Anlagenbetreibern auch Steine schwer zu schaffen. Denn diese können in Pumpen oder Förderschnecken erhebliche Schäden verursachen. Wer wie Dirk Ernst eine Häckselschaufel für die Rüben nutzt, kann wenig Steine damit preiswert aussortieren. Stößt ein größerer Stein vor die Häckselwelle, bleibt der Ölmotor einfach stehen und der Stein kann entfernt werden. Bei höherem Steinbesatz kommt man um eine Rübenwäsche nicht drumherum. Gute Erfahrungen gibt es mittlerweile mit Techniken zur Trockenent-steinung. Damit lassen sich neben Steine auch andere Fremdstoffe ausschleusen.


Preiswert gelagert:

Neben der Aufbereitung ist die Lagerung ein Knackpunkt beim Rübeneinsatz. Dirk Ernst hat gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Mischsilage gesammelt.


Zunächst kauft er gegen Ende September frisch gerodete Überrüben mit TS-Gehalten von 21 bis 23 %. Zugute kommt ihm dabei die Nähe zur Zuckerfabrik. Wegen der kurzen Transportwege kann er über die gesamte Kampagne regelmäßig frische Rüben ordern, um diese dann direkt mit der Häckselschaufel zu verfüttern. Von September bis ca. Ende Januar benötigt er somit kein Lager.


Wer diese Möglichkeit nicht hat, kann alternativ auch ganze Rüben kostengünstig einsilieren. Wichtig ist ein luftdichter Abschluss und Mietenhöhen von mindestens 5 m, damit eine Eigenverdichtung stattfinden kann. Die teils sehr hohen Sickersaftmengen muss man auffangen können.


Um die Rübe auch ab Februar als Substrat nutzen zu können, legt Landwirt Ernst eine Mischsilage mit Mais an. Dabei geht er wie folgt vor: Nach einer 20 cm dicken Maisschicht im Fahrsilo folgt eine gleichmäßige dünne Schicht geschnitzelte Rüben. Danach folgt wieder eine Maisschicht. Der trockene Mais (35 % TS) nimmt die Sickersäfte der Rüben nach seinen Erfahrungen vollständig auf. Die Mischsilage hat nach der Ernte einen TS-Gehalt von rund 30 bis 31 % bei einem Rübenanteil von 22 %.


„Bei guter Organisation funktioniert das gleichzeitige Einlagern von Mais und Rüben gut“, berichtet er. „Vorteilhaft ist zudem, dass im Laufe des Jahres keine weitere Arbeit durch die Rübe anfällt. Der Silierprozess weicht zudem die geschnitzelten Brocken auf. Das wirkt sich positiv auf die Fördertechnik und Biologie aus.“


Für Ernst steht eins fest: Er bleibt bei der Rübe als Substrat. Besonderen Spaß macht ihm der Einsatz bei Spitzen-erträgen wie in der letzten Kampagne.

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