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Lesezeit: 5 Minuten

Was können Sie als Praktiker gegen die Entwicklung von Herbizidresistenzen tun?


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Die Herbizidauswahl (Wirkstoffmechanismus-Wechsel) ist ein Aspekt. Wichtig ist aber, das gesamte Instrumentarium an ackerbaulichen Maßnahmen vorbeugend zu nutzen. Denn: Je mehr Instrumente beim Unkraut­management mitwirken, desto geringer wird der Selektionsdruck einzelner Maßnahmen. Praktiker, die Herbizidresistenz langfristig vermeiden wollen oder notgedrungen bereits managen müssen, sollten sich deshalb drei Fragen stellen:


1. Unkrautmanagement prüfen:

Wie sah und sieht mein gesamtes Unkrautmanagement aus? Aus wie vielen und welchen Komponenten besteht es? Hier müssen Sie an alles denken: Fruchtfolge, Stoppelbearbeitung, Grundbodenbearbeitung, Saattermine, Düngungsregime und Herbizidstrategien.


Vergegenwärtigen Sie sich den Selektionsdruck, den Sie mit Herbiziden ausüben. Denken Sie dabei an alles. Lassen Sie sich nicht durch Umschreibungen für den Einsatz von Glyphosat wie „chemisches Pflügen“ oder „chemisches Trocknen“ darüber hinwegtäuschen, dass es sich um einen Herbizideinsatz handelt, der Selektionsdruck auf Unkräuter ausübt. Wo gehe ich hohe Risiken dafür ein, dass einzelne Unkrautarten gefördert werden und sich die Populationen anpassen können? Wie gleiche ich diese Risiken bisher aus?


2. Verunkrautung kennen:

Resistenzmanagement ist zunächst Populationsmanagement. Versuchen Sie Ihre „Verunkrautung“ besser kennenzulernen. Je größer die Artenvielfalt der Unkräuter auf Ihren Ackerschlägen ist und je gleichmäßiger die Anteile der Arten, desto eher können in Ihrem Anbausystem dynamische Prozesse auf der Artebene stattfinden. Dominieren dagegen eine oder wenige Arten bereits mit großen Populationen, steigt die Gefahr für Herbizidresistenz. Am einfachsten geben Ihnen Spritzfenster darüber Auskunft, welche und wie viele Unkräuter auftreten.


Resistenz: Ja/Nein?

Spannend ist die Frage, ob bereits Resistenzen vorliegen. Informieren Sie sich z. B. bei der amtlichen Pflanzenschutzberatung (Monitoring), welche Unkrautarten in Ihrem Gebiet betroffen sein können. Für Betriebe, denen die Sache unter den Nägeln brennt, bieten kleine Unternehmen Diagnoseleistungen an. Erwarten Sie aber kein eindeutiges Ja/Nein. Dafür ist das Resistenzgeschehen um die verschiedenen Wirkmechanismen zu kompliziert. Es lassen sich auch nur wenige Pflanzen untersuchen. Die Probenahme ist anspruchsvoll und die Prozesse sind ständig im Fluss.


Wegen der Mengenverhältnisse ist auch zu beachten, dass das Ergebnis „Resistenz“ sicherer ist als „Nicht-Resistenz“. Wird Resistenz diagnostiziert, können Sie davon ausgehen, dass sie auch tatsächlich vorhanden ist. Wird in der Stichprobe keine gefunden, sollten Sie sich trotzdem nicht zu arglos in Sicherheit wiegen.


3. Fruchtfolge ist der Schlüssel:

Welche realistischen Möglichkeiten haben Sie, die Unkrautbekämpfung auf eine breite Basis zu stellen?


Der wichtigste Schlüsselfaktor ist die Fruchtfolge. Der Zeitpunkt der letzten Bodenbearbeitung zur jeweiligen Kultur bestimmt die Unkrautarten und -mengen. Ideal wären Abfolgen von verschiedenen Winterungen und Sommerungen im Wechsel. Aber auch kleinere Spielräume lassen sich nutzen, z. B. gestaffelte Saattermine des Wintergetreides. Es muss nicht immer alles im September in die Erde. Flächen mit Mais in Selbstfolge, wenn auf dem Betrieb auch andere Früchte angebaut werden, sind aus Sicht des Unkrautmanagements Verschwendung. Pflügen trägt sehr zur Unkrautbekämpfung bei.


Es lohnt sich, mit vorbeugenden Maßnahmen die Populationen einzelner Unkrautarten so klein wie möglich zu halten. Dazu muss nicht erst eine Resistenz auftreten. Der Erfolg liegt darin, dass Sie auf Ihren Flächen zwar nicht weniger Unkräuter haben, dafür aber viele verschiedene Arten. Keine davon sollte stark dominieren, d.h. große Mengen aufweisen.


Bis sich diese Verhältnisse auf Ihren Flächen einstellen, benötigen Sie einen langen Atem. Denn die Unkrautpopulationen reagieren sehr träge. Einmal eine Sommerung eingeschoben, führt nicht sofort zu anderen Unkrautpopulationen. Die wenigen langfristigen Fruchtfolgeversuche, die noch durchgeführt werden, zeigen: Wer „dran“ bleibt, wird auch irgendwann belohnt. Wenn Sie den Spielraum noch haben, beschreiten Sie also den Weg der stark vereinfachten Anbausysteme möglichst gar nicht erst weiter. Dann haben Sie hoffentlich auch noch keine Resistenz und es empfiehlt sich, den Selektionsdruck einzelner Wirkmechanismen und auch den ihrer Gesamtheit so gering wie möglich zu halten. Prüfen Sie jeden Herbizideinsatz darauf, ob er wirklich notwendig ist. Ist eine Bekämpfung erforderlich, müssen Sie Herbizide mit unterschiedlichen Wirkmechanismen einsetzen.


Resistenzverdacht:

Wenn Sie Resistenz auf Ihren Flächen haben, gilt im Prinzip das Gleiche. Doch setzen Sie die Maßnahmen dann nicht mehr nur vorbeugend ein, sondern Sie müssen auch sanieren. Bekämpfen Sie die Problemart so umsichtig wie möglich mit Mitteln, die noch wirken. Fahren Sie parallel unbedingt alle verfügbaren vorbeugenden pflanzenbaulichen Maßnahmen hoch. Auch wenn es schwerfällt sind hier Kompromisse zu Lasten der betriebswirtschaftlichen Vorzüglichkeit notwendig.


Es gilt, einige Jahre die Balance zwischen dem Selektionsdruck durch alle Herbizide und den notwendigen Bekämpfungen zu halten. Erst bei deutlich rückläufigen Populationsgrößen der resistenten Art beginnt sich die Lage zu entspannen. Resistente Biotypen werden aber auf lange Zeit in der Population bleiben und es den Unkräutern ermöglichen, bei Rückkehr zu riskanten Anbausystemen mit massivem Herbizideinsatz schneller als vorher wieder große Populationen aufzubauen. Bärbel Gerowitt

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