Etliche Grünlandbetriebe führen regelmäßig alle zwei Jahre eine Übersaat (oder Durchsaat) mit 15 bis 20 kg/ha Nachsaatmischung durch. Dadurch wollen sie die Lücken mit Gräsern schließen, um Unkräutern keinen Platz zu geben.
Niederländische Grünland-Experten sehen diese Praxis kritisch. „Bei Versuchen zur Übersaat ohne vorheriges Totspritzen bekommen die neu aufgelaufenen Pflanzen in der bestehenden Grünlandnarbe kaum eine Chance, sich zu etablieren“, gibt Jan Visscher, Grünlandexperte der Universität Wageningen, zu bedenken. „Den Konkurrenzkampf verlieren die jungen Pflanzen gegenüber den alten Gräsern.“ Eine Übersaat lohne vor allem bei offenem Grünland mit kahlen Stellen, auf denen die jungen Pflanzen ohne Konkurrenz wachsen können.
Stattdessen bevorzugen viele Niederländer die Neuansaat. „Bei einem guten Grünlandmanagement hält die Narbe 30 bis 40 Jahre durch“, so Idse Hoving, ebenfalls Wissenschaftler an der Uni Wageningen. Entscheidend für die Neuansaat sei vor allem ihre botanische Zusammensetzung. Wenn die wenig produktiven Arten gegenüber den produktiven Gräsern die Oberhand gewännen, sei es Zeit für eine Neuansaat. Als Richtwert gelten in den Niederlanden z. B.: unter 50 % Deutsches Weidelgras oder über 10 % Quecken in „Herden“ oder über 20 % Quecken ganzflächig verteilt.