Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Fruchtfolge

Energiemais nach Grünroggen – so geht’s

Mais nach Grünroggen erfordert viel Fingerspitzen­gefühl. Wo liegen die Knackpunkte? Empfehlungen gibt Dr. Ludger Laurenz, LWK Nordrhein-Westfalen, Coesfeld.

Lesezeit: 8 Minuten

Mais nach Grünroggen erfordert viel Fingerspitzen­gefühl. Wo liegen die Knackpunkte? Empfehlungen gibt Dr. Ludger Laurenz, LWK Nordrhein-Westfalen, Coesfeld.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Grünfutterroggen plus Energiemais erreichen in niederschlagsreicheren Regionen Spitzenerträge und können den alleinigen Maisanbau sogar schlagen. Daher wird dieses System trotz höherer Anbaukosten zunehmend zum festen Fruchtfolgebestandteil in Biogasbetrieben.


Beachten Sie dabei aber unbedingt, dass Ertragsvorteile nur bei ausreichen­den Niederschlägen zu erreichen sind. In trockeneren Regionen mit weniger als 700 mm Jahresniederschlag dagegen ist das An­baurisiko zu hoch. Hier entzieht die Vor­frucht Grünroggen dem Boden zu viel Was­ser, so dass das Risiko von Trockenschäden für den folgenden Mais stark ansteigt.


Grünroggen zum optimalen Zeitpunkt ernten


Entscheidend für hohe Gesamt TM-Erträge ist der optimale Erntetermin des Grünroggens und die nicht zu späte Aussaat des Maises. Um die richtigen Termine zu finden, haben wir im west­lichen Münsterland nahe der niederländischen Grenze Betriebserhebungen durchgeführt. Mit ca. 800 mm Jahresniederschlag, einer mittleren Jahrestemperatur von 9 °C und sandigen Böden ist diese Region prädestiniert für den kombinierten Anbau von Grünroggen plus Energiemais.


Die Ergebnisse zeigen, dass die Grünroggenerträge von 4 t/ha Trockenmasse (TM) bei einer Ernte gegen Ende April bis auf 6 t/ha TM bei Ernteterminen um den 5. Mai ansteigen. Erstaunlich war aber die starke Streuung der Erträge bei Ernte in den ersten Maitagen.


Wichtig für überdurchschnittliche Grün­roggenerträge ist nach Erfahrung der befragten Betriebsleiter


die Wahl einer für diesen Zweck gezüchteten, möglichst standfesten Grünfutterroggensorte,


eine saatgutsparende Bestellung gegen Mitte September bis Anfang Oktober mit 280 bis 350 keimfähigen Körnern pro m2,


eine frühzeitige Andüngung zu Vegetationsbeginn mit ca. 100 kg/ha Ammo-nium-Stickstoff über Gärsubstrat in ein oder zwei Gaben.


Der optimale Erntetermin ist dann Mitte des Ährenschiebens (BBCH 55). Dieses Stadium wird abhängig von der Region, dem Saattermin des Roggens und der Frühjahrswitterung zwischen dem 25. April und 5. Mai erreicht.


In den meisten Betrieben erfolgt die Grünroggenernte in einem Arbeitsgang, bestehend aus Mähen, Aufbereiten und ins Schwad legen. Nach einer Anwelkzeit von ein bis zwei Tagen folgt die Ernte mit dem Häcksler. Bei sonnig-trockener Witterung lässt sich so die Silosickersaftbildung stark verringern oder sogar unterbinden. Einige Betriebe ernten den Roggen alternativ mit einem Direktschneidwerk als Erntevorsatz vor dem Häcksler und nehmen die höheren Sickersaftmengen in Kauf.


Achten Sie beim Anbau von Grünroggen vor Mais allerdings auf folgenden Wermutstropfen: Nach sehr spätem Vegetationsbeginn nach einem langen Winter oder bei starker Frühjahrstrockenheit können die Erträge extrem leiden. Dann kann es sinnvoll sein, auf eine Grünroggenernte zugunsten einer rechtzeitigen Maisaussaat zu verzichten. Das ist – abhängig von der Region – in jedem 4. oder 5. Jahr der Fall.


Die Entscheidung über die Grünroggenernte oder einen eventuellen Umbruch muss spätestens Mitte April fallen. Der Roggenertrag ist dann zwar verloren, allerdings lässt sich die zum Roggen ausgebrachte Düngergabe beim nachfolgenden Mais anrechnen. Vorteile wie Schutz vor Nährstoffauswaschung, weniger Erosion im Winterhalbjahr und Förderung der Bodenfruchtbarkeit (Humus) bleiben aber erhalten.


Frühreife Mais-Sorten wählen


Wichtig ist, dass der Mais unter dem Grünroggenanbau nicht zu sehr leidet. Wie stark der Maisertrag bei leicht verzögerter Aussaat sinkt, haben wir ebenfalls bei der Betriebsbefragung ermittelt (siehe Übersicht 1).


Das Ergebnis: Der Zweitfruchtmais brach­te nach Grünroggen im Mittel der Jahre 2008/2009 rund 12 % weniger TM-Ertrag als der „normalfrüh“ gelegte Mais. In beiden Jahren ließ sich in der Trockenphase um den 1. Juli beobachten, dass der Zweitfruchtmais die Blätter einige Tage frü­her einrollte als die Bestände ohne Grün­roggenvorfrucht. Ohne noch rechtzei­tige Niederschläge wären die Mehrerträge des Systems wohl niedriger ausgefallen.


Entscheidend für gleichmäßig abreifende Maisbestände ist die Sortenwahl. Welche Reifezahl Sie bei der Maissorte nach Grünroggen wählen sollten, richtet sich nach der Wärmesumme, die im Vergleich zum normal gesäten Mais bereits verpasst wurde.


Ein Beispiel: Im Münsterland verzichtet man durch die Saat am 10. Mai statt 20. April im Mittel der letzten 15 Jahre auf ca. 100 °C Wärmesumme. Da 25 °C Wärmesumme etwa 10 Reifeeinheiten entsprechen, sollte die Reifezahl 40 bis 50 Reifeeinheiten niedriger liegen. Dann werden die spät gelegten Bestände mit dem früh gesäten Mais gleichzeitig silierreif.


Unter den neu zugelassenen frühreifen Sorten gibt es einige, die kaum niedrigere Gesamt-TM-Erträge liefern wie die älteren, mittelfrühen Sorten. Wählen Sie dagegen eine Sorte mit höherer Reifezahl als es der Saatzeitverzögerung entspricht, müssen Sie mit verzögerter Abreife rechnen. In diesen Fällen empfiehlt es sich, nur Turcicum-tolerante Sorten anzubauen, weil der Infektionsdruck im Verlauf des Herbstes wegen ansteigender Sporenmasse ständig zunimmt.


Die Aussaatstärke sollte bei Saatterminen in der ersten Maidekade 0,5 bis 1 Korn/m2 niedriger liegen als bei früherer Saat. Der Grund: Später gelegter Mais wird in der Regel länger und das Dürrerisiko nach Grünroggen nimmt zu.


Aussaat: Jeder Tag zählt!


Verschenken Sie zwischen der Grünroggenernte und Maisaussaat keinen Tag Vegetationszeit! Zu empfehlen ist eine flache Bodenbearbeitung nach der Gär-substratausbringung, um Keimwasser-verluste zu minimieren und den kapillaren Wasseranschluss zu tieferen Bodenschichten zu erhalten. Ideal ist die Kombination von Bodenbearbeitung und Saat in einem Arbeitsgang. Ohne Krumenverdichtungen reicht eine 5 bis 10 cm tiefe, ganzflächige Bodenlockerung mit der Scheibenegge aus. Die Ablage der Maiskörner erfolgt dann auf dem festen Krumenbereich.


Sehr gute Erfahrungen haben einige Landwirte mit der Kombination aus Streifengrubber, Kreiselegge und Maislege-gerät gemacht. Dabei lockert der Grub-ber mit 75 cm Zinkenabstand nur den Bereich der Maisreihe. Die Lockerungstiefe lässt sich zwischen 15 und 30 cm variieren, um evtl. Verdichtungen beseitigen zu können oder feuchten Boden aus tieferen Schichten in die Keimzone einzumischen.


Beim Herbizideinsatz gibt es keine prinzipiellen Unterschiede zu früher gelegten Maisflächen. Der Grünroggen ist nach der ganzflächigen, flachen Bodenbearbeitung bereits so geschwächt, dass er für den nachfolgenden Mais keine Konkurrenz darstellt.


In Hanglagen mit Gefahr von Wassererosion bietet sich die alleinige Streifenlockerung an. Denn für eine gute Jugendentwicklung reicht es dem Mais, wenn der Boden 5 bis 10 cm um das Korn locker ist. Im Reihenzwischenraum können die Roggenstoppeln stehen bleiben, müssen allerdings in der Regel zusätzlich mit einem Gräserherbizid bekämpft werden. Versuche mit Schlitzsaattechnik, wobei der Mais ohne jede Bodenbearbeitung in die Grünroggenstoppel gelegt wird, wurden in der Vergangenheit schnell gestoppt. Denn die Jugendentwicklung der Pflanzen blieb besonders in den Spuren der Grünroggen-Erntefahrzeuge häufig unbefriedigend.


Mehrertrag von 4 t/ha


Grünroggen und Mais in Kombination bringen nach der Betriebsbefragung im Mittel über 4 t/ha TM mehr als der alleinige Maisanbau. Das entspricht einem Mehrertrag von rund 24 % (siehe Übersicht 2). Um diesen Prozentsatz erhöht sich auch der Methan-Hektarertrag, wenn wir dabei unterstellen, dass die spezifische Gasausbeute je kg TM aus Mais und Grünroggen gleich hoch ist. Somit verringerte sich der Flächenanspruch bei den untersuchten Betrieben deutlich.


Alternativ könnten die Betriebe aber auch Mais zukaufen. Dazu folgende Rech­nung: Will man sich die Arbeit mit dem Grünroggen sparen, müssten je Hektar 4,3 t TM über Mais zugekauft werden. Da­zu wären 12,8 t Frischmais (bei 33 % TS) erforderlich. Bei 30 €/t ergibt sich die Sum­me von 384 € je Hektar. Die Anbau- und Erntekosten von Grünroggen dürften dann diesen Betrag nicht überschreiten.


Im Mittel liegen die Anbaukosten für Grünroggen aber um diesen Betrag, so dass die Anbauentscheidung für Grünroggen von den genannten Nebeneffekten beeinflusst wird. In Jahren mit höheren Maispreisen steigt der Wettbewerbsvorteil des Grünroggens jedoch stetig. So dürfte beispielsweise bei Kosten von 35 € pro t Mais der Grünroggenanbau bereits 448 €/t kosten.


Für eilige Leser


Mit Grünroggen plus Energiemais lässt sich in Regionen mit ausreichenden Niederschlägen und gut bearbeitbaren Böden der Flächenanspruch gegenüber dem alleinigem Maisanbau verringern. Zusätzlich entstehen positive Effekte wie weniger Nährstoffauswaschungen und Erosion im Winterhalbjahr. Beachten Sie beim Anbau der Kombination unbedingt Folgendes:


Den Grünroggen zeitig mit einer standfesten Grünfutterroggensorte aussäen.


Die Bestände rechtzeitig zu Vegetationsbeginn und einer N-Gesamtgabe von 100 kg/ha Ammonium-N über Gärreste düngen.


Den Roggen gegen Mitte des Ährenschiebens (BBCH 55) ernten.


Beim nachfolgenden Mais sollte die Reifezahl der Sorte 20 bis 50 Einheiten niedriger liegen als bei früher Saat.


Schrauben Sie die Saatstärke um ca. 0,5 bis 1 Korn/m2 runter und legen Sie den Mais zügig unter unter Schonung des Keimwasservorrates (flache Bodenbearbeitung) auf den festen Krumenbereich.


Berücksichtigen Sie beim Kombianbau auch, dass vor allem nach sehr spätem Vegetationsbeginn oder nach starker Apriltrockenheit es sinnvoll sein kann, zugunsten einer zeitigen Maisaussaat auf den Grünroggenertrag zu verzichten.

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.