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Energierüben: Wie Sie den Ertrag hochkitzeln

Lesezeit: 9 Minuten

Immer mehr Landwirte peppen ihren Substratmix mit Energierüben auf. Hier die ersten Erfahrungen mit Anbau und Lagerung.


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Hohe Erträge, hervorragende Gäreigenschaften und kurze Verweilzeiten im Fermenter – das Interesse an Rüben als Cosubstrat in Biogasanlagen ist groß. So steigt die Anbaufläche für Biogasrüben kontinuierlich und liegt mittlerweile bundesweit bei fast 10 000 ha.


„Zudem lockert der Anbau von Energierüben unsere maislastige Fruchtfolge auf,“ so Ralf Otten, der im emsländischen Dalum eine 500-kW-Biogasanlage betreibt. „Wir brauchen Alternativen zum Mais, um künftig gegen Schädlinge wie Maiszünsler oder Wurzelbohrer gewappnet zu sein.“ In diesem Jahr baute der Landwirt 39 ha Rüben für Biogas an und will die Fläche künftig ausdehnen. Weiterhin bietet der Anbau von Energierüben aus seiner Sicht folgende Vorteile:


Weil die Bakterien die Kohlenhydrate der Rüben sehr schnell vergären (Verweilzeit Rübe 20 Tage, Mais 90 Tage), lässt sich die Anlage besser auslasten. Das heißt: Mehr Kilowatt aus bestehenden Fermentern.


Die Substrate lassen sich beim Rübeneinsatz besser rühren und pumpen.


Das Anbaurisiko verteilt sich auf zwei Kulturen.


Wegen der langen Vegetationsperiode nutzen Rüben die Nährstoffe, vor allem von organischen Düngern, besser aus.


Aufgelockerte Fruchtfolgen sorgen für mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit.


Rübenertrag schlägt Mais!


Wichtigstes Kriterium für die Eigung als Energiepflanze ist nach wie vor der Ertrag. „In unserer Region sind Rübenerträge von 70 bis 80 t/ha bei 16 bis 17 % Zuckergehalt drin“, so Martin Wieschebrock von der Bollmer Umwelt GmbH. Das Unternehmen betreibt in der Grafschaf Bentheim/Emsland eine 1-MW-Anlage mit 70 % Mais, 20 % Rüben und 10 % Getreide-GPS in Trockenfermentation. Möglich sind die hohen Erträge auf den leichten Sandböden mit 23 bis 35 BP durch die hohen durchschnittlichen Niederschlagsmengen von rund 800 mm/Jahr.


„Bei 23 % TS-Gehalt liegt der TM-Ertrag von Rüben bei uns damit bei 16 bis 17 t/ha und ist mit einem guten Maisertrag vergleichbar“, erklärt Wieschebrock. Das bestätigen auch die Berechnungen des KTBL. Demnach sind die Gaserträge von Rüben ohne Blatt im Vergleich zu Mais mit rund 10 500 m3/ha absolut vergleichbar.


Noch höhere Erträge erzielt Landwirt Ralf Otten. „Unsere Beregnungsanlage für die Kartoffeln können wir zusätzlich in Rüben einsetzen und damit die Erträge noch etwas hochkitzeln“, erklärt er. Damit sind 90 bis sogar 100 t/ha Rüben möglich, was ca. 20 t/ha Trockenmasse oder 12 000 m3/ha Gas entspricht. Allerdings sind hierbei die höheren Produktionskosten zu berücksichtigen. Eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnung von Rüben contra Mais finden Sie in top agrar 7/2010 ab Seite 104 oder unter www.topagrar.com im Leserservice.


Biogasrüben nicht zu dicht säen


Für einen möglichst hohen Rübenertrag sollte die Bestandesdichte von Energierüben bei etwa 70 000 bis 75 000 Pflanzen/ha liegen. Denn weniger dicht gesäte Bestände führen zu größeren Rüben und damit zu höheren Scheitelhöhen. Neben dem Mehrertrag ergibt sich dabei folgender Vorteil: Vor allem auf schwereren Böden vermindert sich der Erdanhang. Erfahrungen zeigen, dass bei einem Anstieg der Bestandesdichte um 10 000 Pflanzen pro Hektar der Erdanhang um 4 bis 6 % zunimmt.


Bei der Sortenwahl ist für einen möglichst hohen Methanertrag/ha der TM-Ertrag der Sorte entscheidend. Qualitätsparameter der Zuckerindustrie spielen für Biogas dagegen keine Rolle. Ein höherer N-Gehalt aus Rüben (negativ für die Zuckerproduktion) wirkt sich im Biogasprozess sogar puffernd und somit positiv aus.


Gegen Fruchtfolgekrankheiten und Schädlinge sind die Resistenz- oder Toleranzeinstufungen der Sorten unbedingt zu beachten. Bei der Bekämpfung von Blattkrankheiten wie Cercospora, Mehltau oder Rübenrost geht es nur um die Ertrags- und nicht um die Qualitätssicherung. Die Unkrautregulierung erfolgt am besten genauso wie bei konventionellen Rüben.


Entblättern statt köpfen


Bei der Ernte von Energierüben ist die Entblätterungstechnik besonders interessant. „Neben dem Köpfen werden wir in diesem Jahr auch einige Rüben entblättern und hoffen dabei auf Mehr­erträge“, erklärt Landwirt Wieschebrock. Die Firma Bollmer lässt die Rüben von einem Lohnunternehmer ernten, der seinen neunreihigen Roder wahlweise mit einem neuen Entblätterungsaggregat ausrüsten kann. Dabei arbeiten Stahlschlegel zwischen den Reihen, und Gummischlegel schlagen die Blätter in der Reihe ab.


Umfangreiche Versuchsergebnisse von Rübenanbauerverbänden belegen, dass entblätterte Rüben im Vergleich zu geköpften fast 3 % höhere Erträge bringen. Bewährt hat sich die Technik auch bei inhomogenen Beständen und bei Etagenrüben (Trockenheit), wo die Köpfqualität an ihre Grenzen stößt. Die weiteren Vorteile der Entblätterungstechnik:


Weniger Rübenverletzungen bei niedrigeren Rodeverlusten.


Höhere Zuckererträge und damit mehr Methan.


Gleicher Kraftstoffverbrauch und gleiche Fahrgeschwindigkeit beim Roden.


Viele Anbauer stellen sich derzeit die Frage, ob man auch das Rübenblatt ernten und als Substrat einsetzen sollte. Denn allein der Blattertrag liegt je nach Ertragsniveau bei mehr als 8 t TM/ha. Insgesamt ließen sich somit fast 25 t/ha Trockenmasse ernten.


Davon rät Johann Högemann von der LWK Niedersachsen aber vehement ab. „Das Blatt liefert wertvollen Humus, den die Böden unbedingt brauchen“, sagt der Berater. So beträgt die Humusreproduktion von Rübenblättern 240 kg Humus-C/ha. Zu bedenken ist aus seiner Sicht, dass Energierüben ohne Blatt bei der Ernte bereits 760 kg Humus-C/ha entziehen. Landwirte sollten daher ihre Humusbilanz beim Anbau von Energierüben sorgfältig beobachten.


Zudem zeigen Ergebnisse des Instituts für Zuckerrüben in Göttingen, dass Rübenblätter bis zu 25 % Rohasche enthalten können. Die Folge: Der Gehalt an organischer Trockenmasse ist geringer und die Asche hemmt die Gasbildung.j


Sand und Steine müssen raus!


Je weniger Erde der Rübe nach der Ernte anhaftet, desto besser. Noch wichtiger ist aber, dass die Rüben steinfrei sind. Denn Steine können Pumpen, Schnecken und andere Aggregate massiv schädigen.


„Auf unseren sandigen Flächen reichen häufig die Reinigungsbänder des Roders aus. Sind einzelne Steine enthalten, blockiert der Rübenschnitzler beim Einfüllen in die Anlage und wir können den Fremdkörper beseitigen,“ so Wieschebrock.


Anders ist das auf lehmigen, tonigen oder schluffigen Böden. Hier kann der Erdanhang durchaus 70 bis 140 kg/t betragen. Dazu kommt häufig ein Steinbesatz von mehr als 5 %. In diesen Fällen ist eine Rübenwasch- und Entsteinungsmaschine unumgänglich.


Ein relativ einfaches System zur Sand- und Steintrennung ist der mobile Waschcontainer der Firma Strube. Das Funktionsprinzip: Die Dichte des Wassers im Container wird durch die Zugabe von Kainit (Düngemittel) soweit erhöht, dass die Rüben schwimmen. Steine gehen durch ihre höhere Dichte dagegen unter. Eine Paddelwelle bewegt die Rüben zum Austrag, wo sie mit Frischwasser abgesprüht werden. Nach Laboruntersuchungen hat verbliebenes Salz am Rübenkörper keinen negativen Einfluss auf die Prozesse im Fermenter.


Weitere aktuelle Techniken zum Säubern und Entsteinen von Energierüben hat top agrar für Sie im Leserservice zusammengestellt, den Sie unter www.topagrar.com abrufen können.


Knackpunkt ist die Lagerung


Die größte Herausforderung nach der Ernte ist die Lagerung der Rüben. „Im letzten Jahr haben wir für 28 €/t Rüben zugekauft, mit einem Schnitzler zerkleinert und zusammen mit dem Mais einsiliert“, so Wieschebrock. „Aus betrieblicher Sicht war die Mischsilage eine kostengünstige Lösung.“


Trotz der einfachen Verarbeitung will er das System bei selbst angebauten Rüben aber nicht anwenden. Der Grund: Bei so früher Ernte geht ihm zu viel Ertrag verloren. So steigern Rüben ihren Ertrag vom 15. September bis zum 1. November häufig noch um mehr als 15 %.


Daher verfolgt Wieschebrock jetzt folgende Lagerstrategie:


Ein Teil der Rüben soll am Feldrand unter Vlies bis etwa Ende Januar lagern. Dort entnimmt er eine Menge, die für drei bis vier Tage reicht, schnitzelt sie und füttert sie portionsweise in die Feststoffannahme.


Den anderen Teil siliert er als ganze Rübe unter Folie ein, um die Versorgung von Februar bis Ende Oktober sicherzustellen. Die Sickersäfte fängt er dabei auf. Denn 1 t Sickersaft enthält fast genauso viel Energie wie 1 t Rüben.


Bei ganzjähriger Lagerung unter Folie ist zudem zu beachten, dass sich die Lagerungsdichte der Rüben verändert und die Mieten dadurch um fast die Hälfte zusammensacken. Sickersäfte müssen Sie daher unbedingt auffangen können. Laut Analysen sinkt der pH-Wert während der Lagerung auf ca. 3,5 ab. Füttern Sie das Substrat daher vorsichtig zu.


Eine andere Lagerstrategie ist bei Ralf Otten angedacht. „Wegen arbeitstechnischer Vorteile planen wir derzeit ein Erdbecken“, erklärt der Landwirt. „Denn damit lässt sich die gesamte Rübenernte nach dem Schreddern einlagern, ist ganzjährig lagerstabil und über Pumpen automatisch der Anlage zuführbar.“


Beim Erdbecken liegen die Investitionskosten bei 7 bis 14 €/m3. Wenige Tage nach dem Einfüllen bildet sich eine etwa 3 cm dicke, trockene Schicht, die den Rübenbrei konserviert. Die Silierung ist nach rund drei Wochen mit einem pH-Wert von 3 abgeschlossen. Von der Idee, einen Hochbehälter für die geschredderten Rüben zu bauen, nahm Otten Abstand, weil ihm die Investitionskosten mit über 25 €/m3 zu hoch waren.


Das bleibt festzuhalten


Immer mehr Anlagenbetreiber setzen Energierüben als Ergänzung zu Mais ein. Dabei wirken die Rüben im Fermenter wie ein Turbo. Sie vergären mit einer Verweilzeit von nur 20 Tagen schnell, so dass sich bestehende Fermenter besser auslasten lassen. Zudem ist der Gasertrag durchaus mit Mais vergleichbar. Beim Anbau ist auf Folgendes zu achten:


Säen Sie Biogasrüben nicht zu dicht. Optimal sind rund 75 000 Pflanzen/ha.


Setzen Sie bei der Ernte auf das Entblätterungsverfahren. Damit sind Mehrerträge von ca. 3 % möglich.


Abhängig von der Bodenart sind anhaftende Erde und Steine von der Rübe zu trennen. Erste Techniken dazu sind bereits erhältlich.


Zur ganzjährigen Lagerung von Rübenbrei favorisieren viele Betriebsleiter das Erdbecken. Aber auch eine kombinierte Lagerung ganzer Rüben am Feldrand (3 bis 4 Monate) plus einer Miete unter Folie eignet sich gut.


Matthias Bröker

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