Auswuchs kann beim Winterraps vor allem bei nasser Erntewitterung auftreten. In 2011 wiesen zum Beispiel spät geerntete Partien wegen Dauerregen im Nordosten Deutschlands Auswuchs über dem Grenzwert von 2 % auf. Das Auswachsen der Samen in den Schoten beginnt oft zuerst an den Seitentrieben der Rapspflanzen.
Normalerweise keimen die Samen wegen der Keimruhe nicht vorzeitig auf der Mutterpflanze. In dieser Eigenschaft unterscheiden sich die Rapssorten jedoch. In den Landessorten- und Spätdruschversuchen konnten wir die Auswuchsfestigkeit einzelner Sorten näher prüfen. Für die Auszählungen haben wir jeweils Stichproben von 200 Samen pro Sorte und Standort untersucht. Als „Auswuchs“ galten Samen mit geplatzter Samenschale oder mit Keimlingen. Hier die Ergebnisse (siehe Übersicht):
- Die Sorten Visby und NK Petrol waren am stärksten von Auswuchs betroffen.
- Sorten mit stärkerer Auswuchsneigung wiesen in der Regel auch mehr freie Fettsäuren auf.
Empfehlung: Dreschen Sie auswuchsgefährdete Sorten zuerst. Separieren Sie kritische Partien und verarbeiten Sie diese sofort. Denn bei Einlagerung nehmen die freien Fettsäuren weiter zu. Allgemein gültige Abzugsregelungen gibt es derzeit nicht, zumal keine Schnellanalyse der freien Fettsäuren möglich ist. Beachten Sie daher die jeweiligen Ölmühlenbedingungen. Für die kommende Aussaat empfiehlt es sich, in niederschlagsreichen Lagen auch auf die Auswuchsfestigkeit der Rapssorten zu achten.
Dr. Ralf-Rainer Schulz, LFA Mecklenburg-Vorpommern