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Frühe Weizensaat richtig anpacken

Lesezeit: 7 Minuten

Im Schnitt der Jahre fallen früh gesäte Weizenbestände gegenüber zeitlich optimal gesätem Weizen im Ertrag kaum ab, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Spätsaaten führen dagegen meist zu deutlichen Ertragseinbrüchen, es sei denn, spezielle Bedingungen eines Jahres (z. B. Herbst 2001) begünstigen eine späte Bestellung von Weizen. Wenn größere Weizenflächen bestellt werden müssen und mit der Ausat bis zum optimalen Termin gewartet wird, kommt zwangsläufig ein Teil des Weizens zu spät in den Boden. Besser zeitig bestellen als spät reinschmieren Wenn also die Bestellkapazität zum begrenzenden Faktor wird, ist es meist besser, einen Teil des Weizens (zu) früh, unter Umständen vor der Wintergerste zu säen. Der Großteil der Weizenfläche wird dann im optimalen Saatbereich bestellt. Eine späte Saat erfolgt nur für den Weizen, der nicht früher bestellt werden kann, weil die Vorfrucht noch nicht geräumt hat. Optimal ist es für den Weizen, wenn er unter mitteleuropäischen Verhältnissen mit dem Übergang in den Langtag Ende März/Anfang April das Doppelring-Stadium erreicht und in die generative Phase eintritt. Dann ist er vegetativ ausreichend entwickelt, um auch unter Streßbedingungen stabile Ährenanlagen auszubilden. Üppige Bestände vermeiden Wird der Weizen deutlich früher gesät, beginnt er nur unwesentlich früher mit der Ährenanlage. Die Einzelpflanze ist oft jedoch zu üppig entwickelt. Das heißt: Sie hat meist zu viele Triebe zweiter Ordnung angelegt, die keine eigenen Kronenwurzeln bilden. Diese Triebe werden deshalb zu Konkurrenten um Wasser, Nährstoffe, vor allem aber auch um die in den Wurzelspitzen gebildeten Phytohormone (Cytokinine). Damit wird die Leistungsfähigkeit der einzelnen Kornanlagen eingeschränkt. In der Regel hat deshalb zu früh gesäter Weizen ein schlechteres Tausenkorngewicht, das zum Teil durch die höhere Kornzahl der Einzelpflanze ausgeglichen werden kann. Werden Seitentriebe stärker reduziert, dann nimmt damit die Kornzahl der Einzelpflanze ab, so dass der Einzelpflanzenertrag stärker zurückgeht. Bei früher Ausat kommt es deshalb darauf an, dass die Bestockung der Einzelpflanze nicht zu intensiv ist, vor allem die Bildung von Seitentrieben 2. Ordnung möglichst unterbleibt. Seitentriebe 2. Ordnung sind Seitentriebe, die an den 1. Nebentrieben ansetzen, die wiederum am Haupttrieb gebildet werden. Damit kommt die Sortenwahl ins Spiel Für die Frühsaat eignen sich in erster Linie Sorten, die aufgrund ihres Hormonmusters im Regelfall nur wenige Seitentriebe 2. Ordnung bilden. Das sind meist Sorten, die so genannte rht-(= Verzwergungs)- Gene enthalten und einen höheren Gibberellin- Spiegel aufweisen. Ein klassischer Vertreter dieses Typs war bislang die Sorte Ritmo. Für sehr frühe Ausaten sind auch Sorten geeignet, die sich im Herbst langsam entwickeln, und wenn sie im Herbst schon bestockt haben, im Frühjahr kaum noch neue Triebe bilden. Ein Beispiel dafür ist der Zentos, aber auch der frühreife Kontrast. Sorten, die im Frühjahr frühzeitig ins Schossen kommen (so genannte Kurztagstypen), können ebenfalls gut früh gesät werden. Beispiel dafür ist die Sorte Ludwig, die dann allerdings zuviel Stroh produziert. Trotzdem, die höchsten Erträge konnten mit Ludwig erzielt werden, wenn er früh bestellt wurde. Nicht geeignet für frühe Ausaten sind dagegen Sorten, die dann zu stark in die Bestandesdichte laufen, wie z. B. Drifter. Das gilt auch für Sorten, die zu viele unterständige Triebe hochziehen, wie z. B. Bussard. Standfeste Sorten wählen Auch das Abreifeverhalten sollte bei der frühen Ausat berücksichtigt werden. Auf Standorten mit meist gesicherter Wasserversorgung kann das Ertragspotenzial spätreifer Sorten (z. B. Ritmo oder Biscay) ausgeschöpft werden. Auf Standorten, auf denen die Entwicklung im Sommer abreißen kann, ist es dagegen besser frühe Sorten auszusäen. Dann kann der Weizen seine Ertragsanlagen sicher ausbilden (z. B. Cubus, Kontrast, Ludwig oder auch Terrier). Eine wesentliche Anforderung ist die Standfestigkeit. Die Dauer des Wachstums im Kurztag ist für das Längenwachstum entscheidend. Je länger der Weizen unter Kurztagsbedingungen wächst, umso länger wird der Weizen in der Regel. Der Unterschied zwischen einem am 10. September gesäten Ludwig und einem am 15. Oktober bestellten kann ohne Wachstumsregler bis zu 30 cm betragen. Der Novemberweizen bleibt dann noch einmal um 15 cm kürzer. Ausgesprochen standfeste Sorten, die sich auch für die Frühsaat eignen, sind z. B. Cubus, Farandole, Elvis, Tarso, Redford, Ritmo, Terrier, Biscay und Winnetou. Krankheiten nehmen zu Bei früher Ausat ist der Druck mit Krankheiten wesentlich höher, vor allem auch im Wurzelbereich. Wenn der Boden noch warm (über 15 °C) und feucht bis nass ist, muss verstärkt mit dem Auftreten von Schwarzbeinigkeit, aber auch mit Wurzelfusarien gerechnet werden. Es gibt keine Sorten, die dagegen resistent sind. Einige Sorten haben aber ein besseres Wurzel-Regenerationsvermögen. Dazu gehört bekanntermaßen die Sorte Ritmo, als neuere Sorte der Skater. Aber auch Certo oder Winnetou und die Hybridsorte Hybnos 1B scheinen ein gutes Bewurzelungsvermögen zu haben. Bewährt hat sich bei sehr früher Ausat die Beizung mit Spezialbeizen (Latitude, Jockey, Galmano). Zum einen kann damit der frühe Befall mit Schwarzbeinigkeit eingedämmt werden. Vor allem aber wird mit Jockey/Galmano der Befall mit den stärker auftretenden Blattkrankheiten wie Septoria tritici, Roste und Mehltau bis zum 4-Blatt-Stadium verhindert. Schwachpunkt der Beizung mit Jockey/ Galmano (Fluquinconazol + Sportak) ist die geringere Wirkung gegen Fusarien. Aufgrund des stärkeren Krankheitsdruckes sollte die frühe Weizensaat nur nach Blattfrüchten (Raps, Kartoffeln, Ackerbohnen) und nach Hafer erfolgen, der aufgrund der Scopoletin-Ausscheidung der Wurzeln den Befall mit Schwarzbeinigkeit stark eindämmt. Weniger geeignet als Vorfrucht für Weizen-Frühsaat sind Erbsen wegen der N-Freisetzung und des erhöhten Fusariumdruckes. Das Hauptproblem sehr früher Satermine liegt im stärkeren Befall mit Verzwergungs- Virosen, die durch Blattläuse und Zikaden übertragen werden. Eine Kontrolle des aktuellen Besatzes mit Blattläusen ist am besten im benachbarten Maisbestand oder an Ausfallgetreide- Pflanzen möglich. Wenn Sie dort massenhaft Blattläuse feststellen, dann sollten Sie den Weizen mit imidaclopridhaltigen Beizen schützen. Alternativ dazu können Sie die früh gesäten Bestände in EC 11/12 mit Insektiziden behandeln oder auf die frühe Ausat verzichten. Allerdings ist eine späte Ausat allein nicht der Weisheit letzter Schluss, wenn Blattläuse wie vor drei Jahren noch bis Ende Oktober aktiv sind. Ausatstärken anpassen Aufgrund der meist intensiven Bestockung sollte die Saatstärke niedrig gehalten werden. Wenn allerdings die Ausat bereits Anfang September erfolgt, d.h. der Weizen im Langtag noch aufläuft und der September noch warm ist, vor allem die Nächte mild sind, dann beginnt die Weizenpflanze zu vergeilen. Sie macht lange Blätter, und die Bestockungsneigung ist geringer. In diesem Falle ist ab dem 4-Blattstadium eine Blattdüngung mit Mangan angebracht, um den hohen Auxinpegel abzubauen. Bei sehr früher Ausat, 10 Wochen und mehr vor Ende der Vegetation (d. h. in Vorpommern um den 1. September, im Rheinland um den 25. September), bildet der Weizen wenigstens 4 bis 6 kräftige Triebe je Pflanze. Damit reichen für 500 Ähren/m2 zur Ernte 120 Pflanzen/m2, für 600 Ähren/m2 sind 150 Pflanzen/m2 notwendig. Berücksichtigt man Feldaufgangsund Pflanzenverluste während der Vegetationszeit, sind Saatmengen von 160 bzw. 200 keimfähigen Körnern/m2 angebracht. Wenn die Ausat etwa 8 Wochen vor dem üblichen Vegetationsende erfolgt, bildet der Weizen wenigstens noch 3 bis 5 kräftige Triebe, damit sind 170 bzw. 200 Pflanzen/m2 zur Ernte für die angepeilte Ährenzahl notwendig. Die Ausat sollte dann mit 220 bzw. 260 keimfähigen Körnern/m2 erfolgen. Eine Besonderheit ist der Anbau von Weizen auf sehr leichten Böden in Nord- Ostdeutschland. Gute Erfahrungen wurden mit der sehr frühen Ausat von Hybridweizen (Hybnos 1B) und mit geringen Saatstärken gemacht. Allerdings ist es notwendig, diesem Weizen zu Beginn der Bestockung etwa 20 kg/ha N zu geben. Generell sollte der extrem früh gesäte Weizen im Herbst noch eine Stickstoffgabe von 20 30 kg/ha N erhalten, um die frühe Ährchenanlage zu unterstützen. Der Herbizid-Einsatz sollte möglichst in EC 11/12 durchgeführt werden, um das massive Auftreten von Vogelmiere und anderen Schadpflanzen zu unterbinden. Eventuell ist bei starkem Trespen- bzw. Ackerfuchsschwanzbesatz eine zweite Behandlung notwendig.

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