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Fungizide in Mais – wie effektiv sind sie?

Lesezeit: 6 Minuten

Blattkrankheiten und Fusarium-Infektionen können in Mais unterschiedlich stark auftreten. Lohnen sich neue Fungizide? Mehrjährige Versuche und aktuelle Empfehlungen stellt Dr. Josef Kuhlmann, LWK Niedersachsen, vor.


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In den letzten Jahren traten im Mais vor allem die Augenflecken (Kabatiella zeae) und Braun- oder Schwarzfleckigkeit (Helminthosporium carbonum bzw. Bipolaris zeicola) in nennenswertem Umfang auf. Die Turcicum-Blattdürre (Helminthosporium turcicum bzw. Exserohilum turcicum) hat man in Norddeutschland dagegen nur selten beobachtet. Vielleicht ist das ein Hinweis auf die etwas höheren Temperaturan­sprüche dieses Pilzes.


Neben den Blattflecken-Erregern entwickelt sich auch der Maisrost (Puccinia sorghi) in Einzeljahren stärker. Als neue Krankheit hat man in 2013 den Erreger der Phoma-Blattflecken (Phoma zeae-maydis) auf Maisblättern in Niedersachsen nachgewiesen.


Eine Diagnose im Feld ist meist schwer, genaue Hinweise liefert sehr oft nur eine Laboranalyse. Es treten zudem fast immer Mischinfektionen in den Maisbeständen auf.


Seit 2013 und 2014 sind zwei Fungizide im Mais gegen Turcicum-Blattdürre zugelassen:


  • Quilt Xcel (Azoxystrobin 141 g/l + Propiconazol 122 g/l) in BBCH 30 bis 69 und
  • Retengo Plus (Pyraclostrobin 133 g/l + Epoxyconazol 50 g/l) in BBCH 30 bis 39 oder in BBCH 51 bis 65.


Beide Produkte darf man nur einmal pro Kultur und Jahr einsetzen. Darüber hinaus ist die Anwendung nur in hoch anfälligen Sorten in Verbindung mit befallsfördernden Standortfaktoren und Witterungsverhältnissen nach Warndienstaufruf vorgesehen. Für weitere Fungizide in Mais ist eine Zulassung beantragt – vor allem gegen Fusarium.


Zurzeit fehlen verlässliche Schad­schwellen, mit denen sich zu einem bestimmten Behandlungszeitraum die Ertrags- und Qualitätseinbußen beziffern und finanziell bewerten lassen. Zu groß ist der Abstand zwischen Behandlung und Ernte auf der einen und der Einfluss von Witterung und Standort auf der anderen Seite (siehe auch Übersicht 1).


Das leisten Fungizide:

Es gibt aber mittlerweile langjährige Versuchsreihen, die eine Aussage über die durchschnittlichen Ertragseffekte erlauben, wohl wissend, dass es eine enorme Schwankungsbreite in beide Richtungen gibt.


In unseren Versuchen zeigten sich durch den Fungizideinsatz Wirkungsgrade auf die Krankheiten von 40 bis 70 %. Weil die Krankheiten relativ spät aufgetreten sind, waren die Ertragseffekte allerdings gering. Offensichtlich ist der Mais in der Lage, Verluste an Blattfläche stark zu kompensieren. Über die gesamte Vegetationszeit betrachtet sind die Verluste an grüner Blattfläche relativ gering, auch wenn im Spätsommer höhere Befallswerte festgestellt werden. Der Grund dafür ist, dass die Krankheiten relativ spät auftreten. Beispielweise wurde in einem Versuch ein Blattflächenverlust von 48 % zur Ernte des Silomaises festgestellt. Dies bedeutet über die gesamte Vegetation mit voll ausgebildetem Blattapparat einen Verlust an grüner Blattfläche von gerade mal 7 %.


Körnermais reagierte – womöglich wegen der längeren Abreife – mit etwas höheren Mehrerträgen als Silomais (siehe Übersicht 2 und 3, S. 63).


Im Durchschnitt waren aber in beiden Nutzungsrichtungen die Mehr-erträge durch Fungizide nicht wirtschaftlich. In Silomais wurde in den Versuchsjahren 2007 bis 2014 in 60 Versuchen ein durchschnittlicher Mehrertrag von 0,56 % ermittelt. In Körnermais ließen sich im gleichen Zeitraum in 31 Versuchen 2,18 % mehr ernten. Diese Situation kann sicher bei der Bewertung der Notwendigkeit eines Warndienstaufrufes nicht unberücksichtigt bleiben. Der Landwirt hat mit der Stoppel- und Bodenbearbeitung, der Sortenwahl und der Fruchtfolgegestaltung ein Reihe vorbeugender ackerbaulicher Maßnahmen in der Hand, um die Befallswahrscheinlichkeit für Blattkrankheiten zu reduzieren. Rentabel ist die Behandlung für den Landwirt erst bei 7 bis 9 dt/ha Mehr­ertrag (Körnermais), wenn man die erwarteten Produktpreise von 2015 unterstellt. Diese Rentabilitätsschwelle wurde in unseren Versuchen bisher nicht erreicht.


Statistisch ließen sich die Ertragsunterschiede zwischen behandelten und fungizidfreien Varianten in den Einzelversuchen kaum absichern. Es wurden Sorten in die Programme aufgenommen, die eine gewisse Anbaubedeutung in der Praxis hatten und eine mittlere bis hohe Anfälligkeit gegen Blattkrankheiten aufwiesen. Damit sind die Ergebnisse sicher repräsentativ für die Situation in den maisanbauenden Betrieben.


Fusarium – ein Grund zur Beunruhigung?


Der Mais kann von verschiedenen Toxin-bildenden Fusarium-Arten befallen werden. Die Primärinfektion geht von Mais-Ernte-resten auf der Bodenoberfläche aus. Fusariumpilze als Zersetzer der organischen Masse sind normal und flächendeckend in Ernteresten nach Winter zu finden. Angriffspunkt des Pilzes ist zum einen der untere Stängelbereich (Stängelfäule). Hier gibt es große Sortenunterschiede in der Anfälligkeit. Stay-green-Sorten besitzen diesbezüglich eine erhöhte Widerstandskraft. Das hat den Befallsdruck sicher insgesamt in dem Bereich reduziert.


Im weiteren Verlauf der Vegetation kann es vor allem bei feuchter Witterung zu Fusarium-Infektionen am Blattgrund und in den Kolbenanlagen kommen (siehe Übersicht 4). Sporen gelangen durch Wind und Regenspritzer auf die Narbenfäden, dringen von dort in die Spindel und gelangen in die Kornanlagen. Unter den Lieschblättern findet der Pilz vor allem bei feuchter Abreife ein ideales Milieu.


Silomais kann, weil die Spindel im Erntegut landet, erhöhte Toxingehalte aufweisen. Die Fusarium-bedingte Kolbenfäule ist ein erhebliches Qualitätsrisiko für Körnermais und CCM (Spindel­anteil!). Die Toxine können vor allem im Futter für Mastschweine, Ferkel und Sauen große Probleme bereiten. In der Fütterung von Milchvieh und Rindern haben sie eine geringere Bedeutung. Denn bei Wiederkäuern wirken die Toxine weniger schädlich im Verdauungssystem.


Mais ist Wirtspflanze für verschiedene Fusarium-Arten. Diese bilden jeweils artspezifische Mykotoxine, die unterschiedlich giftig sind. Im wesentlichen gehören dazu Desoxynivalenol (DON), Zearalenon (ZON) und Fumonisine (FUM). Die Richtwerte, die die EU für Fusariumtoxine in Futtermitteln festgelegt hat, entnehmen Sie Übersicht 5.


Die Fusarium-Problematik ist also sehr differenziert zu sehen. Wir stehen erst am Anfang der (sehr aufwändigen ) Untersuchungen dazu. Ähnlich wie im Getreide sind bei der fusariumbedingten Kolbenfäule erhebliche Sortenunterschiede in Versuchen belegt. Hier wäre es sehr hilfreich, wenn belastbare Einstufungen aus Sortenprüfungen zur Verfügung stünden, um diese wichtige Information im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes mit nutzen zu können.


In Niedersachsen hat man in 2013 und 2014 erste Versuche zur Befallssituation mit Fusarium und zur Wirkung von Fungiziden im Mais angelegt. Dabei hat man die DON-Gehalte betrachtet. Es ist aber noch zu früh, die einzelnen Fungizide vergleichend zu bewerten. Für das Präparat Prosaro strebt der Hersteller eine spezielle Zulassung für Fusarium an. Es besteht aus dem Folicur-Wirkstoff Tebuconazol (125g/l) und dem Input-Wirkstoff Prothioconazol (125g/l). Die DON-Analysen aus 2014 in Übersicht 6 beziehen sich auf Versuche mit dem Produkt Retengo Plus.


Hierbei deutet sich erst zum späten Anwendungstermin eine Reduktion des DON-Gehaltes in Körner- und Silomais an, bei der frühen Anwendung sogar eine Erhöhung. Ob hier eventuell die Konkurrenz zwischen Blattpathogenen eine Rolle spielt, ist noch nicht geklärt. Weitere Versuche bringen hier hoffentlich mehr Klarheit. Auch aus Österreich wird berichtet, dass der Fungizideinsatz die Toxinwerte nicht pauschal reduziert. In einem Fall sanken ZON und FUM deutlich, der DON-Gehalt stieg aber an.


Festzuhalten bleibt: Wichtige Bausteine zur Erzeugung von qualitativ hochwertigem Körnermais und CCM bleiben Fruchtfolge, Sortenwahl, Stoppelzerkleinerung und Bodenbearbeitung. Über den Nutzen von Fungiziden gegen Fusariumpilze müssen weitere Versuche mehr Sicherheit bringen.

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