Das EuGH-Urteil, neue Züchtungsverfahren als Gentechnik einzustufen, sorgt für heftige Diskussionen. So haben die Mitglieder des Bioökonomierates der Bundesregierung die EU-Kommission dazu aufgerufen, neue Regeln für Pflanzen zu finden, die aus Verfahren wie Crispr/Cas9 entstanden sind. Eine ähnliche Forderung stellten nun 33 britische Forschungsinstitute, Universitäten und Pflanzenzüchter in einem offenen Brief an Agrarminister Michael Groove. Die Wissenschaftler fürchten um den Forschungsstandort Europa.
Die USA hatten bereits im März angekündigt, keine Regulierungen für Pflanzen vorzusehen, die sich nicht von traditionellen Züchtungen unterscheiden. China will sich offensichtlich an diese Vorgehensweise anlehnen.
Auf die mittelständischen Züchter in Deutschland könnte sich das Urteil fatal auswirken. Denn alle Pflanzen, die mithilfe neuer Züchtungsmethoden entwickelt werden, müssten als genetisch veränderte Organismen reguliert werden und ein finanziell sehr aufwendiges Zulassungs-verfahren durchlaufen. Im Gegensatz zu den Global Playern werden kleinere Unternehmen diese hohen Kosten wohl nicht stemmen können, sind sich die Wissenschaftler einig. Zudem werde es nach ihrer Ansicht schwierig, noch Investoren zur Unterstützung der Züchtungsforschung in Europa zu finden.