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Gerste: Die Halme frühzeitig stärken!

Lesezeit: 7 Minuten

Falscher Wachstumsreglereinsatz verursacht Mindererträge. Stimmen Sie ihn daher auf Sorte, Boden und Witterung ab. Über aktuelle Versuchsergebnisse und Empfehlungen informiert Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Bei Wintergerste ist eine verträgliche und dennoch wirksame Wachstumsregulierung sehr wichtig. Deshalb führen wir seit Jahren an drei Standorten in Nordrhein-Westfalen (NRW) Versuche zum Einsatz von Wachstumsreglern in weit verbreitet angebauten Sorten durch. Dabei vergleichen wir:


  • Einfachbehandlungen mit Moddus und Medax Top mit relativ hohen Aufwandmengen,
  • Doppelanwendungen mit der Nachlage von Camposan.


Ganz bewusst setzen wir dabei nicht sortenangepasste Aufwandmengen ein, weil wir dabei keine Rezepte erarbeiten wollen. Vielmehr gilt es unter den jeweiligen Witterungsbedingungen wirkstoff- und sortenspezifische Besonderheiten zu erkennen, um daraus abgeleitet Empfehlungen aussprechen zu können.


In den letzten fünf Jahren herrschte im Frühjahr immer recht trockene, sonnige Witterung, oft mit hohen Temperaturen, so dass bei den Wachstumsregler-Versuchen vor allem die Verträglichkeit der Behandlungen im Vordergrund stand. Auch im Frühjahr 2011 haben wir die frühen Behandlungen bei sehr warmer Witterung und sehr trockenen Böden gefahren. Zur 2. Behandlung kurz vor dem Ährenschieben in EC 49 war das Wetter kurzweilig kühler, aber immer noch anhaltend trocken. Die verschiedenen Wachstumsregler-Intensitäten haben wir in 4 unterschiedlichen Sorten (Kathleen, Hobbit, Leibniz, Souleyka) geprüft.


Sortenunterschiede:

Die extreme Witterung (trocken, sonnig, warm), die bereits im März herrschte und bis nach der Blüte anhielt, sorgte für eine natürliche gute Standfestigkeit. Auch in den nicht behandelten Kontrollparzellen trat kein Lager auf. Da wir die Versuche auf guten Standorten (60 bis 80 BP) durchgeführt haben, erreichten alle Sorten noch hohe Erträge. Die hohe Bodenqualität ist bei der Beurteilung der Wachstumsregler zusätzlich zu berücksichtigen. Auf leichten Standorten wären unter diesen Witterungsbedingungen eigentlich deutlichere Mindererträge zu erwarten gewesen. So erzielte Wintergerste auf Sandstandorten in NRW oft nur 30 bis 40 dt/ha.


In unseren Versuchen (s. Übersicht 1) zeigte der Wachstumsreglereinsatz in den Sorten Leibniz und Hobbit noch positive Mehrerträge. Kathleen reagierte neutral und Souleyka im Durchschnitt leicht negativ, an einem Standort sogar mit deutlichen Mindererträgen. Das lässt auf die Verträglichkeit von Wachstumsreglern in diesen Sorten schließen. Souleyka scheint deutlich empfindlicher zu reagieren. Auch in den Versuchen in 2010 wies sie erhebliche Mindererträge auf.


Unter den extrem trockenen Bodenbedingungen zeigte Moddus mit 0,5 l/ha immer einen etwas geringeren Ertrag als Medax Top plus Turbo jeweils mit 0,8 l je ha. Die Nachlage von Camposan war noch gut verträglich und erzielte in allen Sorten eine zusätzliche Einkürzung.


Wegen der trockenen Verhältnisse blieben alle Sorten kurz und erreichten längst nicht die Wuchslängen wie in feuchten Jahren. Gerade Leibniz und Souleyka sind relativ lange Sorten mit normalerweise über 135 cm Wuchslänge.


Wie die Sorten auf Wachstumsregler reagieren, entnehmen Sie Übersicht 2, Seite 95. Die wirklich stark lagergefährdete Sorte Lomerit ist robust und verträgt auch unter kritischen Witterungsbedingungen einen intensiven Wachstumsreglereinsatz. Auch die extrem lange, aber doch standfeste Sorte Highlight ist gut verträglich. Von den Hybridsorten haben wir Zzoom, Yoole und aktuell Hobbit überprüft. Alle zeigen eine gute Verträglichkeit. In der Regel sind zwei angepasste Behandlungen erforderlich, um die Standfestigkeit zu sichern. Die neuen Hybridsorten sind mit dem Zuchtfortschritt standfester geworden.


Vorsichtig, mit Fingerspitzengefühl sind Strategien in weniger standfesten, aber Wachstumsregler-empfindlichen Sorten zu planen. Bei ausreichender Wasserversorgung sind bei Souleyka und Leibniz zwei Anwendungen mit mittlerer Intensität erforderlich. Stress und damit höhere Mindererträge sind unter sehr trockenen Bodenverhältnissen und/oder in Phasen mit sehr kühlen Nachttemperaturen möglich. Wenn allerdings Lager droht, weil bei viel Wasser eine starke N-Mineralisation die Bestände lang und üppig werden lässt, müssen Sie intensiver behandeln. Unter diesen Bedingungen ist dann der Einsatz auch lohnend und besser verträglich.


Frostschäden abwarten.

Bis Ende Januar präsentierte sich die Wintergerste sehr gut. Gut verwurzelte und voll bestockte Bestände ließen einen guten Start im Frühjahr erwarten. Die Bestandesdichte war oft sehr hoch, so dass bei feuchter Frühjahrswitterung intensiver hätte gekürzt werden müssen. Nun bleibt abzuwarten inwieweit die Gerste die harte Frostperiode überstanden hat. Leider lässt sich in ausgedünnten Beständen mit Wachstumsreglern die Bestandesdichte nicht beeinflussen. CCC ist in Gerste nicht mehr zugelassen. Medax Top, zugelassen ab Schossbeginn und Moddus, zugelassen erst ab EC 31, lassen kaum noch Effekte erwarten.


Früher Einsatz:

Grundsätzlich favorisieren wir einen frühen Einsatz von Wachstumsreglern in der Phase EC 31 bis EC 33. Nur hiermit ist an der Basis eine Stabilisierung durch dickere Halme und Einkürzungen der unteren Internodien zu erreichen. Sofern erforderlich können Sie dann mit einer zweiten Behandlung die Standfestigkeit absichern. Verschiedene Strategien sind in Übersicht 3 aufgeführt. Berücksichtigen Sie zusätzlich zur Sorte die Bodenqualität, Bestandesdichte und vor allem den Wasservorrat im Boden. Je länger es trocken ist, umso vorsichtiger müssen Sie vorgehen. Bei umfangreichem Wasserangebot sollten Sie dagegen intensiver behandeln.


Für die frühe Wachstumsregulierung sind Moddus und Medax Top beide geeignet. Für sehr frühe Behandlungen um EC 31 hat aber Moddus Vorteile, da hiermit eine längere Dauerwirkung möglich ist. Dagegen scheint Medax Top bei verspäteter Anwendung in EC 33 Vorteile zu besitzen.


In langen, wenig standfesten Sorten sollte vor allem beim Einsatz von Medax Top der Abstand zur zweiten Behandlung mit Camposan nicht länger als 10 bis 14 Tage betragen, da sich sonst die frühen Einkürzungseffekte wieder auswachsen.


Je nach Sorte und Witterung sind beim Medax Top Aufwandmengen von 0,4 bis 1,25 l/ha flexibel einzusetzen. Verwenden Sie die geringe Aufwandmenge in standfesten Sorten und/oder in Phasen mit erwarteter hoher Wirkungspotenz (warme wüchsige Witterung) und eher geringen Bodenwasservorräten. Hohe Mengen sind in den Sorten Lomerit, Yokohama und Highlight erforderlich.


Mischungen von Medax Top mit Moddus oder Camposan empfehlen wir nicht, da die Wirksamkeit nicht kalkulierbar ist. Vorsicht ist beim Einsatz von Medax Top immer noch geboten, wenn eine Behandlung nach kühler, wenig wüchsiger Witterung in eine Phase mit plötzlich stark steigenden Temperaturen und explosionsartigem Wachstum erfolgt.


Moddus können Sie mit 0,25 l pro ha bis 0,6 l/ha einsetzen. Strahlungsreiche Witterung bei noch kühler Witterung erlaubt gute Wirkungsgrade. In wenig standfesten Sorten, wie z. B. Lomerit und Highlight, verbessert Camposan die Wirkung. Hier raten wir zu Kombinationen aus Moddus 0,4 bis 0,6 l/ha plus Camposan 0,25 bis 0,35 l/ha.


Neues Mittel:

Den neuen Wachstumsregler Calma empfehlen wir in Wintergerste nur eingeschränkt. Hiermit möchten wir zunächst noch Erfahrungen in Versuchen sammeln, da möglicherweise die flotte Formulierung des Produktes in Kombination mit sehr gut formulierten Fungiziden (Input Xpro, Capalo, Cirkon) zu einer überzogenen Einkürzung führen kann. Nur wenn Calma ohne Zumischpartner eingesetzt wird oder wenn in sehr standfesten Sorten lediglich geringe Aufwandmengen von z. B. 0,35 l/ha verwendet werden, dürfte die Wirkung der identischen Moddusmenge entsprechen.


Mit dem ersten Wachstumsregler lassen sich – abhängig vom Krankheitsdruck – Fungizide, wie z. B. Input (breitwirksam) oder Gladio (vorzüglich gegen Mehltau), zumischen. Auf ein weiteres Zumischen von Herbiziden sollten Sie möglichst verzichten, um sicher Mindererträge auszuschließen. Nur bei sehr ausgeglichener Witterung und geringen Wachstumsregler-Aufwandmengen dürfen Sie gegen Klette eine geringe Menge von 0,4 l/ha Tomigan zugeben. Kombinieren Sie auch nicht Kupfer und hohe Mangansulfat-Mengen mit Wachstumsreglern und Fungiziden, um ein Ausflocken der Spritzbrühe zu vermeiden. Sie können aber problemlos 5 kg/ha Epso Combitop zumischen.


Bis kurz vor dem Ährenschieben kann noch eine zweite Wachstumsreglerbehandlung folgen. Für späte Einsätze sollten Sie ausschließlich Camposan verwenden. Aufwandmengen von 0,2 bis 0,6 l/ha sind möglich. Auf schwächeren Standorten ist nach guter Vorlage in den meisten Sorten keine Nachlage erforderlich. Nur in den Sorten Lomerit, Highlight, Yokohama und vielleicht auch in der wackeligen Sorte Nerz ist mit einer frühen Einmalbehandlung auch auf schwachen Standorten keine ausreichende Standfestigkeit zu realisieren.

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