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Pflanzenschutz 2012

Getreide: Den Unkräutern an den Kragen

Lesezeit: 8 Minuten

Vor allem Fuchsschwanz lässt sich immer schwieriger bekämpfen. Wie Sie mit begrenzter Wirkstoffpalette Ihr Getreide sauber halten, erklärt Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Im „goldenen“ Herbst 2011 haben viele Landwirte ihre Flächen bereits gegen Unkräuter und Ungräser behandelt. Die Maßnahmen waren allgemein gut verträglich. Auf besseren Lehm- und Lößböden und bei geringem Unkrautdruck besteht die Chance, ohne Nachbehandlungen im Frühjahr auszukommen.


Auf tonigen oder humosen Böden mit stärkerem Unkrautdruck sieht die Sache aber anders aus. Temperaturen um 20 °C noch im November haben Auflauf und Wachstum von Unkräutern und -gräsern gefördert. Speziell gegen Ackerfuchsschwanz reichten Flufenacet-haltige Bodenherbizide wie Herold, Malibu und Bacara Forte oft nicht aus. Überdurchschnittlich war dagegen die Wirkung bzw. Zusatzwirkung von IPU-haltigen Präparaten. Auch Lexus, Ciral und Absolute M haben bei dem Hochdruckwetter vergleichsweise gut funktioniert.


Restunkräuter wegputzen:

Haben Sie im Herbst eine Behandlung mit z. B. Herold, Malibu, Bacara Forte, Fenikan, Absolute M oder Pendimethalin-Kombinationen wie Stomp Aqua, Activus bzw. Picona vorgelegt, ist auf besseren Standorten mit geringem Gräserdruck in der Regel nur noch eine Nachbehandlung gegen Kamille oder Klettenlabkraut erforderlich. Um Mischungs- bzw. Verträglichkeitsproblemen in Kombinationen mit Wachstumsreglern vorzubeugen, hat sich in stark entwickelten Beständen eine frühe Behandlung auch in AHL bewährt. Dies gilt vor allem für Gerste.


Gegen Kamille, Vogelmiere, Ausfallraps, Kornblume, Hundspetersilie und etwas Mohn genügen 30 g/ha Pointer SX oder 35 g/ha Dirigent SX. In Gerste ist Pointer SX zu bevorzugen. Tritt zusätzlich Klettenlabkraut auf, bieten sich 100 ml/ha Primus an. Es wirkt gegen Kornblume etwas schwächer, gegen Mohn dagegen leicht stärker. Soll neben Klette, Kamille, Vogelmiere und Ausfallraps auch Ampfer bekämpft werden, eignen sich alternativ zum Primus auch 130 g/ha Hoestar Super.


In späteren Saaten oder lückigen Beständen liefen Unkräuter in den letzten Jahren oft noch im März/April auf. Für diese Fälle bietet sich ein später Einsatz von 0,5 l/ha Tomigan + 25 g/ha Pointer SX/30 g/ha Dirigent SX an. Alternativ können Sie auch 1,0 l/ha Ariane C einsetzen. Weitere Infos dazu entnehmen Sie der Übersicht 1.


K.O. für Rest-Fuchsschwanz:

Auf Standorten mit hohen Tonanteilen und starkem Ungrasdruck wird, zumindest auf Teilflächen, häufig eine Nachbehandlung erforderlich sein. Der Einsatz von Axial bzw. Traxos (Winterspritzungen) ist nur auf Flächen sinnvoll, auf denen z. B. Gräserherbizide für den Raps, wie Agil-S, Fusilade Max oder Focus Ultra, noch sicher wirken.


Wintergerste: Falls noch nicht im Spätherbst erfolgt, sollten Sie 1,2 l/ha Axial möglichst früh einsetzen. Günstig für Wirkung und Verträglichkeit sind Behandlungen in der Vegetationsruhe auch bei leichtem Frost. Einsätze in den frühen Morgenstunden auf bereifte Pflanzen haben in unseren Versuchen gut funktioniert. Sie waren sogar etwas besser als Spritzungen um die Mittagszeit, nachdem der Reif abgelaufen war. Mit Zugabe von etwa 30 l/ha AHL auf 170 l je ha Wasser lässt sich die Gefahr des Einfrierens der Spritzbrühe an den Düsen abmildern.


In Triticale und Roggen können Sie in gleicher Weise verfahren, nur dass Axial durch 1,2 l/ha Traxos ersetzt wird. Beide Produkte wirken auch gegen Weidelgras. In Weizen bietet sich der Einsatz von Traxos an, um konkurrierenden Fuchsschwanz früh auszuschalten. So profitieren Ungräser nicht mehr von der Andüngung im Frühjahr. Zusätzlich lässt sich der Druck auf Atlantis senken.


Auf Problemstandorten (Resistenz gegen Fop’s und Dim’s) bleibt nur Atlantis mit 500 g/ha + 1,0 l/ha FHS + 30 l/ha AHL. Frühe Anwendungen bereits im Februar zeigten in unseren Versuchen in den letzten Jahren die besten Ergebnisse. Optimal ist es, wenn Sie in eine beginnende Hochdruckwetterphase fahren. Helles, strahlungsreiches Wetter begünstigt die Wirkung.


Leichte Nachtfröste können Sie in Kauf nehmen. Ungünstig ist es dagegen, wenn die Anwendung mit Atlantis + FHS zum Ende der Hochdruckwetterphase erfolgt. Der Grund: Unter Hochdruckbedingungen bilden die Pflanzen eine starke Wachsschicht aus. Das reduziert die Wirkstoffaufnahme. Zusätzlich verteilt sich der Wirkstoff bei bedecktem Wetter schlechter.


Gegen empfindlichen Fuchsschwanz bieten sich neben IPU/CTU auch 1,2 l pro ha Ralon Super + 0,5 l/ha Monfast als preisgünstige Alternative an. Die Kombination lässt sich in Weizen, Triticale und Roggen einsetzen. Gute Einsatzbedingungen sind an den ersten warmen Tagen zu Vegetationsbeginn im Frühjahr gegeben (siehe Übersicht 1 auf Seite 88).


Strategien ohne Herbstvorlage:

Dies sind in der Regel Spätsaaten nach Mais oder Zuckerrüben. Hier sind die Unkräuter/Ungräser oft klein und der Druck ist geringer. Auf besseren Lehm- und Löß-standorten ist es oft noch möglich, die Gräser mit 2,5 bis 3,0 l/ha IPU auszuschalten. Diese Menge reicht, wenn vornehmlich Windhalm und nur wenig Fuchsschwanz auftritt. Behandlungen zu Vegetationsbeginn auf feuchte Böden mit anschließender Hochdruckwetterlage sind optimal für die Wirkung von IPU. Etwas Niederschlag (5 bis 10 mm) nach der Anwendung ist wünschenswert. Falls die Behandlung dagegen vor lang anhaltenden Tiefdruckwetterlagen mit ergiebigen Niederschlägen (mehr als 20 mm) erfolgt, verschlechtert sich die Wirkung erheblich.


Als Unkrautpartner eignen sich z. B. Artus oder Zoom + Oratio. Leichte Ätzschäden sind möglich, aber nicht relevant. Isofox, Azur und Herbaflex mit Zulassung auch in Triticale passen ebenfalls. In Winterroggen sind Kombinationen mit geringerem IPU-Anteil, wie z. B. 1,5 l/ha IPU + 75 g/ha Concert SX, vorzuziehen. Oft reichen diese Mittel/ Mischungen auch gegen Klettenlabkraut. Will man „absolute“ Sicherheit sind noch 75 ml/ha Primus oder 100 g/ha Hoestar Super zuzusetzen.


Ähnlich wie bei IPU beschrieben, können Sie auch CTU (Lentipur) nutzen. Es ist in Weizen und Gerste zugelassen, darf aber nicht auf drainierten Flächen zum Einsatz kommen. Zudem ist die Sorteneinschränkung bei Weizen zu beachten. Die Wirkung gegen Windhalm, Rispe und Kornblume ist etwas besser, gegen Ackerfuchsschwanz eher schlechter (Übersicht 2).


Lösungen ohne IPU:

Falls IPU auf Ihrem Standort nicht mehr zuverlässig wirkt oder Sie es nicht einsetzen dürfen, bieten sich in Weizen, Roggen und Triticale verschiedene Alternativen an. Broadway kommt in der Regel ohne Mischpartner aus. Nur bei starkem Auftreten von Stiefmütterchen oder zur Kontrolle von Kornblume und Taubnessel empfiehlt sich ein Zusatz von 25 g/ha Pointer SX oder 30 g/ha Dirigent SX. Falls Husar auf Ihrem Standort noch sicher gegen Windhalm wirkt, ist es bei gleichzeitig starkem Auftreten von Jähriger Rispe besser geeignet.


In Wintergerste und auf Standorten, auf denen ALS-Hemmer wie Broadway und Husar den Windhalm nicht mehr beeindrucken können, bieten Axial-Kombinationen die größte Wirkungssicherheit. Allerdings sollten die Behandlungen abgeschlossen sein, bevor es zu starkem Blattneuzuwachs kommt (Übersicht 2, Seite 90).


Geht es in erster Linie um Ackerfuchsschwanz, bietet sich in noch kleinen Beständen ein frühzeitiger Einsatz von 80 bis 100 g/ha Attribut auch in AHL an. Als Mischpartner eignet sich 100 g/ha Alliance oder 40 g/ha Artus. Erste Behandlungen sind ab Mitte Februar auch bei leichtem Frost möglich.


Etwas später gegen Ende Februar bis Mitte März ist in die beginnende Vegetation auf Standorten mit mäßigem Druck 180 g/ha Absolute M eine günstige Alternative. Auf diesen Standorten können Sie auch Broadway zum gleichen Termin nutzen. In der Fuchsschwanzleistung sind 220 g/ha Broadway mit 300 g pro ha Atlantis vergleichbar.


Bitte beachten Sie, dass nach Einsatz von Attribut im folgenden Herbst kein Raps nachgebaut werden darf. Zudem dürfen Absolute M, Lexus, Lexus Class und Ciral nicht in den Weizensorten Inspiration, Paroli und Batis angewendet werden.


Bei größeren Pflanzen oder starkem Fuchsschwanz-Aufkommen bleibt Atlantis das Mittel der Wahl. Standortabhängig sind 400 bis 500 g/ha Atlantis + FHS einzusetzen. Mit Zugabe von 30 l/ha AHL lässt sich die Wirkung um 20 bis 30 % steigern. Allerdings nehmen damit auch die zeitweisen Wuchshemmungen am Weizen zu. Dennoch gilt: Bei der Fuchsschwanzbekämpfung geht Wirkung vor Verträglichkeit!


Treten gleichzeitig Unkräuter auf, bieten sich 70 g/ha Biathlon, 100 g/ha Alliance oder 30 g/ha Artus als Mischpartner an. Falls Ralon Super auf Ihrem Standort noch sicher wirkt, lässt es sich als vergleichsweise günstige und verträgliche Alternative in Mischung mit 70 g/ha Biathlon nutzen (Übersicht 3, Seite 90).


Trespen unterdrücken:

Geeignet gegen Trespen sind Attribut, Monitor, Atlantis und Broadway. Wichtig ist, dass die Ungräser aufgelaufen sind und 2 bis 3 Blätter gebildet haben. Da Trespen verzettelt auflaufen, bietet sich ein Splitting an. So kann z. B. eine Vorlage mit 60 g/ha Attribut erfolgen. Als Nachlage sind 12,5 g/ha Monitor oder 400 g/ha Atlantis + 0,8 l pro ha FHS oder 250 g/ha Broadway + 1,1 l/ha FHS geeignet. Im Fall von Attribut und Monitor ist die Zugabe eines Netzmittels wie Mero oder Monfast nötig. Behandeln können Sie ab Vegetationsbeginn.

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