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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Getreide: Feldhygiene gegen Fusarium

Lesezeit: 6 Minuten

Ährenfusariosen haben in diesem Jahr in einigen Regionen für Probleme gesorgt. Wie Sie sich jetzt schon für die nächste Saison wappnen, erklären Dr. Christoph Brandfaß und Dr. Joachim Weinert, LWK Niedersachsen.


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Spätestens nach der Ernte stellt sich Ihnen als Landwirt die Frage: Welche Kulturen baue ich an? Und vor allem: Wie baue ich sie an? Ein wichtiges Ziel ist vor allem beim Weizen, die Belas­tung mit Toxinen durch Infektionen mit Fusarien zu vermeiden.


Im Rahmen Ihrer Anbauplanung können Sie das Toxinrisiko durch Fruchtfolge, Stoppelbearbeitung, Bodenbearbeitung und Sortenwahl beeinflussen. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen oder wegen des Bodenschutzes können Sie meist aber nicht bei allen pflanzenbaulichen Entscheidungen frei wählen. Deshalb stellen wir die Möglichkeiten der pflanzenbaulichen Maßnahmen vor. Zudem bewerten wir diese aufgrund von Versuchs- und Erfahrungsdaten einzeln und als Kombinationen (siehe Übersicht 1).


Die Risikowerte in der Übersicht zeigen zudem unterschiedliche Wege auf, die zu einem vertretbaren Gesamtrisiko bei der Erzeugung von Getreide mit hohem Qualitätsstandard führen können. Entsprechend dem verbleibenden Risiko ist es auch sinnvoll, bereits frühzeitig eine angepasste Fungizidstrategie für das Frühjahr einzuplanen.


Baustein Sortenresistenz:

Die Auswahl der Sorte richtet sich häufig zunächst nach dem Verwendungszweck und den damit einhergehenden Qualitätseigenschaften. Beim Futterweizen ist die Ertragsfähigkeit entscheidend. Bei der Bestandesführung spielt wiederum die Krankheitsanfälligkeit der einzelnen Sorten eine entscheidende Rolle. Eine Auswahl häufig angebauter Winterweizensorten ist in der Übersicht 2 aufgeführt. Neben den Unterschieden in der Fusarium-Einstufung des Bundessortenamtes zeigt diese die Anfälligkeit der Sorten für Septoria. Denn diese Krankheit trat in den zurückliegenden Jahren häufig auf.


Die Sortenwahl kann die Toxinwerte und somit auch das Risiko um ca. 25 % je Ausprägungsstufe der Sortenanfälligkeit gegenüber Ährenfusarium verringern oder erhöhen, wie vergleichende Sortenversuche zeigen. In der Risikotafel (Übersicht 1) wird deutlich, dass sich die Sortenresistenz vor allem in Anbausituationen mit hohem Risiko besonders positiv auswirkt.


Aus dem üblichen Spektrum der Sortenanfälligkeit fällt die Winterweizensorte Tobak leider deutlich heraus. Wegen ihrer hohen Ertragserwartung als B-Sorte ist sie sehr beliebt, weist aber beim Ährenbefall durch Fusarien und bei den Toxinwerten in Felderhebungen immer wieder extrem hohe Werte auf. Die neue Einstufung durch das Bundessortenamt mit der Note 7 berücksichtigt dies nach unseren Erfahrungen jedoch noch nicht ausreichend. Deshalb haben wir der Risikoübersicht eine gesonderte Spalte mit eigener Einstufung für Tobak angefügt.


Der Anbau der Sorte Tobak ist auf allen Risikoflächen mit nicht wendender Bearbeitung (Ausnahme Raps) und generell nach Mais nicht zu empfehlen. Zudem sollten Sie die Sorte unter allen übrigen Anbaubedingungen durch eine Ährenbehandlung absichern.


Fusariumrisiko auf dem Schlag:

Großen Einfluss auf das Toxinrisiko hat die Vorfrucht in Kombination mit der Bodenbearbeitung. Sie beeinflusst Art und Menge an Vorfruchtresten auf der Acker­oberfläche, die Quelle für Fusarium-Infektionen sind. Gemeinsam mit der Sortenwahl sind sie die Stellgrößen, die Sie als Landwirt bereits im Herbst steuern können. Wie hoch das schlag­spezifische Grundrisiko für Toxinbelastungen ist, lässt sich abhängig von Vorfrucht, Bodenbearbeitung und Sorte aus der Übersichtstafel (s. Übersicht 1) auf Seite 74 ablesen. Die Bewertung des Toxinrisikos basiert auf mehrjährigen Erhebungen und Untersuchungen.


Bei der Bodenbearbeitung nach Mais hängt das tatsächliche Grundrisiko für den Schlag sehr stark davon ab, wie gut Sie die Maisreste in den Boden eingearbeitet haben. Gelingt dies beim Pflugeinsatz vollständig, sinkt das Risiko in den Bereich der anderen Vorfruchtkonstellationen mit wendender Bodenbearbeitung. Die entsprechenden Risikowerte entnehmen Sie ebenfalls der Übersicht 1, unten. Allerdings ist das vollständige Einarbeiten gänzlich ohne Maisreste an der Oberfläche technisch sehr aufwendig.


Weizen nach Mais:

Für den Anbau von Weizen und Triticale nach Mais können Sie zusätzliche Maßnahmen zur intensiveren Stoppelbearbeitung einbeziehen, um das Toxinrisiko zu mindern. Das Zerkleinern der Maisstoppel führt zu einem stärkeren oder vollständigen Einarbeiten, einem besseren Abbau und zu einem schnelleren Austrocknen der auf der Bodenoberfläche verbliebenen Stoppelreste während der Getreideblüte.


Wie sich das Zerkleinern und verstärkte Einarbeiten der Maisstoppelreste auswirkt, haben wir in dreijährigen Modellversuchen unter Feldbedingungen zusammen mit der FH Osnabrück und der Uni Göttingen untersucht. Die Maisstoppeln wurden dazu mit Standgeräten zerkleinert und in entsprechender Menge im Herbst in Parzellen ausgebracht. Ein Einarbeiten von 40 % der Gesamtstoppelmenge als Bezugsgröße entspricht dabei dem durchschnittlichen Arbeitsergebnis bei nicht wendender Bodenbearbeitung. Das Zerkleinern der Maisrückstände reduzierte die Toxinwerte bei gleicher Menge um 36?% bei mittlerer Zerkleinerung und um 77 % bei maximaler Zerkleinerung. Eine gleichzeitig verbesserte 80 %ige Einarbeitung (Restmenge 20 %) senkte die Toxinwerte sogar um 80 bis 85 % (siehe Übersicht 3).


Im Vergleich zu den Modellversuchen führt der Einsatz eines Schlegelmulchers unter Praxisbedingungen zu einer mittleren bis starken Zerkleinerung der Maisstoppeln. Zudem ermöglicht er auch ein verstärktes Einarbeiten durch die nachfolgende Grundbodenbearbeitung mit geeigneten Geräten. Nach den Ergebnissen der Modelluntersuchungen ist dadurch eine Gesamtreduktion der Toxinwerte von 60 bis 80 % im Weizen zu erwarten.


Die Stoppelbearbeitung kann somit in Verbindung mit dem Anbau einer gering bis mittel anfälligen Sorte das Toxinrisiko des pfluglosen Weizenanbaus nach Mais soweit senken, dass die Vermarktbarkeit des Erntegutes mit einer Fungizidmaßnahme abgesichert werden kann (siehe Übersicht 1). Dies ist besonders dort wichtig, wo aus Erosionsschutzgründen der Pflug nach Mais keine echte Alternative ist.


Absicherung durch Fungizide:

Streben Sie bei Ihrer Anbauplanung ein schlagspezifisches Fusariumrisiko von 1 oder geringer an. Für diesen Risikobereich haben wir in Niedersachsen etliche Jahren keine Überschreitungen von Toxin-Grenzwerten festgestellt. Die Höhe der Risikofaktoren und ihre jeweilige Farbe in Übersicht 1 zeigen zugleich an, inwieweit sich ein erhöhtes Risiko unter ungünstigen Witterungsbedingungen durch eine zusätzliche Fungizidmaßnahme zur Getreideblüte ausgleichen oder auch nicht kompensieren lässt. Durch einen Einsatz von geeigneten Azol-Fungiziden während der Getreideblüte können Sie die Toxinwerte um 50 % und unter günstigen Voraussetzungen um 70 % senken.


Ackerbauliche Voraussetzungen, die für den Schlag deutlich über den Risikofaktor 2 hinausgehen, lassen sich deshalb nicht in allen Jahren ausreichend sicher durch Fungizidmaßnahmen ausgleichen. Deshalb schließen sich im Rahmen einer guten fachlichen Praxis der Anbau von mittel und hoch anfälligen Weizensorten bei nicht wendender Bodenbearbeitung und generell nach Mais aus. Eine Ausnahme besteht bei der Vorfrucht Raps.


Fungizideinsatz einplanen!

Für Fusarium-anfälligere Konstellationen mit einem Risikofaktor von über 1 sollten Sie trotz der höheren Fungizidkosten eine Blütenspritzung einplanen. Diese Empfehlung basiert auf der Erfahrung, dass sich eine im Vorfeld nicht eingeplante Blütenspritzung in der Praxis oft nicht mehr termingerecht umsetzen lässt, wenn die Witterung diese kurzfristig erforderlich macht.


Weiterer Vorteil: Bei vorheriger Berücksichtigung der Blütenbehandlung können Sie in der Gesamtstrategie den Fungizidschutz des oberen Blattapparates entsprechend preisgünstiger gestalten und die Behandlungstermine anpassen. Sollte sich zur Blütenbehandlung abzeichnen, dass aufgrund von Trockenheit und Temperatur nicht mit einer Ähreninfektion zu rechnen ist, besteht die Möglichkeit, die Aufwandmenge zu reduzieren oder alternative Produkte einzusetzen, um Kosten zu sparen.

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