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Getreide: Resistenzen bestimmen die Strategie

Lesezeit: 11 Minuten

Beim Herbizideinsatz in Getreide geht es vor allem darum, die Wirkstoffe gegen Fuchsschwanz, Windhalm und Trespe nicht zu „verbrennen“. Wie Sie die Herbizide geschickt kombinieren und was Sie beim Einsatz beachten müssen, erklärt Klaus Gehring, LfL Bayern.


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Die Zeit der Universallösungen ist vorbei! In keiner anderen Kultur ist der Herbizideinsatz so komplex wie bei der Frühjahrsbehandlung von Wintergetreide. Abhängig von der Getreideart, dem Entwicklungsstand der Unkräuter und dem Resistenzstatus der Ungräser ergeben sich verschiedene Konzepte. Zusätzlich müssen Sie noch die Abstände z. B. von Saumstrukturen oder Oberflächengewässern (Nicht- Zielflächen) beachten.Immer öfter verändern sich auch die Anwendungsbestimmungen von Präparaten wie Abstandsauflagen oder Einsatzzeiträume. Gefragt sind situationsbezogene Behandlungsstrategien für Ihren Standort, damit Sie die Erträge wirtschaftlich absichern können.Kaum neue Herbizide: Zurzeit macht sich der sogenannte Zulassungsstau durch die verschärften Zulassungskriterien bemerkbar (top agrar 9/2014 ab Seite 58). Dazu kommt, dass die Industrie kaum neue Wirkstoffe in der Pipeline hat. Für die Saison 2015 gibt es keine grundlegenden Neuerungen.Die Neuzulassung Sword ist eigentlich ein alter Bekannter. Das reine Gräserherbizid enthält den Wirkstoff Clodinafop aus der HRAC-Klasse A. Damit entspricht es dem gängigen Präparat Topik. Bei Sword ist allerdings die Wirkstoffkonzentration höher. Gegen Ackerfuchsschwanz ist es mit 0,25 l/ha zugelassen. Neben Winterweizen, -roggen und –triticale hat Sword auch eine Registrierung in Winterdurum. Ein weiterer Pluspunkt sind die relativ niedrigen Auflagen: Beim Einsatz zu angrenzenden Oberflächengewässern müssen Sie lediglich den länderspezifischen Mindestabstand einhalten.Wegen des Wirkmechanismus von Sword (ACCase-Hemmer, HRAC: A) sollte man den Einsatz vom Resistenzstatus der jeweiligen Ackerfuchsschwanz-Population abhängig machen. Setzen Sie das Herbizid in noch sensitivem Fuchsschwanz im Rahmen der Fruchtfolge nicht zu häufig ein, um vor allem die Wirksamkeit von Axial in Wintergerste nicht aufs Spiel zu setzen.Bei Tankmischungen mit Herbiziden gegen zweikeimblättrige Unkräuter sollten Sie vorsichtig sein. Denn bestimmte Mischpartner können die Wirkung gegen Fuchsschwanz beeinträchtigen. Den Fuchsschwanz stoppen! Von Jahr zu Jahr breitet sich Ackerfuchsschwanz immer mehr aus. Das „Leitungras“ kommt mittlerweile in allen Ackerbauregionen Deutschlands vor. Auch die Befallsstärken nehmen auf betroffenen Flächen oft zu.Dazu beigetragen hat vor allem der Wintergetreideanbau. Insbesondere in Frühsaaten kann sich dieses Ungras optimal entwickeln. Die Bekämpfungsleistungen der Herbizide sind im Getreide begrenzt. Im Mittel über alle gängigen Strategien lassen sich nicht mehr als 95 % Wirkung erreichen.Als Folge davon baut sich im Boden ein hohes Samenpotenzial auf, das in den folgenden Vegetationsperioden keimt und aufläuft. Daher gilt: Eine nachhaltige Kontrolle von Ackerfuchsschwanz ist nur mit bzw. über die Fruchtfolge möglich. In getreidereichen Fruchtfolgen gehört z. B. eine Stoppelbearbeitung zum Bekämpfungsplan, um das Samenpotenzial im Boden zu senken. Dennoch bleibt leider die alte Weisheit bestehen: Einmal Ackerfuchsschwanz, immer Ackerfuchsschwanz.Wie intensiv Sie das Ungras bekämpfen müssen, hängt vom jeweiligen Entwicklungsstand, der Besatzdichte und vor allem vom individuellen Resistenzstatus ab. Das Wirkniveau der verfügbaren Herbizide gegen „normalen“ Fuchsschwanz entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 97. Die ersten vier Varianten liegen auf einem vergleichbaren, mittleren Niveau. Mit diesen Herbiziden bzw. Kombinationen sind Bekämpfungs-Leistungen von 90 bis 95 % zu erreichen. Die Atlantis-Varianten wirken tendenziell am sichersten gegen Ackerfuchsschwanz. In Winterweizen kann man zudem die Menge von Atlantis WG bei Bedarf auf 0,4 bis 0,5 kg je ha anziehen. Gegen schwer bekämpfbaren, herbizidresistenten Fuchsschwanz, der mittlerweile in weiten Teilen der norddeutschen Tiefebene und Küstenmarsch vorkommt, ist Atlantis das Mittel der Wahl. In extremen Fällen ist es sogar sinnvoll, die maximale Aufwandmenge von 0,5 kg/ha + FHS mit geeigneten Zusatzstoffen oder AHL-Teilmengen von 30 l/ha in der Tankmischung zu unterstützen. Auf Problemstandorten gilt: Wirkung geht vor Verträglichkeit!Gegen „normalen“ Fuchsschwanz reichen 0,3 kg/ha aus. Wer zusätzlich gegen Unkräuter vorgehen will, sollte gezielt nicht zu ALS-Präparaten bzw. Sulfonylharnstoffen greifen, auch wenn die Versuchung nahe liegt. Um Resistenzen zu vermeiden, hat sich als Unkrautpartner z. B. Aniten Super (Ioxynil + Mecoprop-P, HRAC: C + O) in den Versuchen als gut geeignet erwiesen. Beim Einsatz der OD-Variante als Atlantis Komplett entfällt diese Wahlmöglichkeit. Weil es sich dabei um eine reine Sulfonylharnstoff-Lösung handelt, erhöht sich das Risiko von ALS-Resistenzen bei Unkräutern, wie z. B. Klatschmohn oder Vogelmiere.Das Mittel Broadway wirkt breit gegen Unkräuter, ist aber auch ein reines ALS-Hemmer-Präparat. Kombinationsmöglichkeiten mit einem Unkrautpartner, der eine andere Wirkklasse enthält, bestehen somit nicht. Einen ähnlich sensiblen Charakter hat auch die geprüfte Tankmischung aus Caliban Top + Atlantis WG. Bei dieser ALS-Lösung ergänzen sich die primäre Bodenwirkung von Caliban Top und die blattaktive Leistung von Atlantis gegen Fuchsschwanz. Diese Mischung eignet sich für den sehr frühen Einsatz ab Anfang März besonders gut.Das Herbizid Traxos (Clodinafop + Pinoxaden, ACC­ase-Hemmer, HRAC: A) ist eine Sonderlösung für in­tensive Weizenfruchtfolgen bzw. Stoppelweizen. Beim Einsatz geht es vor allem um einen Wechsel des Wirkmechanismus von der B-Gruppe (ALS-Hemmer bzw. Sulfonylharnstoffe) auf die A-Gruppe. Dies funktioniert aber nur, wenn der Fuchsschwanz noch sensitiv auf ACCase-Hemmer reagiert. In dieser Sonderfunktion ersetzt Traxos eindeutig das alte Ralon Super, das im Vergleich deutlich unsicherer wirkt und frühzeitig auf metabolische Resistenz (vorzeitiger Abbau des Wirkstoffs) reagiert.Der Einsatz von Attribut ist nur in Spätsaaten, z. B. bei Weizen nach Rüben oder Körnermais, gegen Fuchsschwanz bis spätestens zum Zwei-Blattstadium sinnvoll. Unter diesen Voraussetzungen reguliert es zusätzlich Quecke oder Trespe. Die Wirkleistungen gegen Fuchsschwanz in Übersicht 1 auf Seite 97 sind dahingehend zu relativieren, dass die Bedingungen für Attribut in dieser Versuchsserie nicht optimal waren.In Wintergerste ist Axial 50 im Frühjahr gegen Fuchsschwanz die einzige Lösung. Halten Sie dieses Herbizid daher exklusiv für diese Anwendung vor. Die Strategien inklusive der Mengen entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 97.Gegen Windhalm! Relativ standorttreu in seinen typischen Befallsregionen bleibt Windhalm. Im Vergleich zum Ackerfuchsschwanz bewegt sich der Windhalm-Besatz oft auf einem niedrigeren Niveau. Allerdings weisen Windhalm-Flächen häufig eine vielfältige Unkrautflora mit zweikeimblättrigen Arten auf. Die Ertragsverluste durch Windhalm können bei 20 bis sogar 30 % liegen. Nehmen Sie die Bekämpfung daher nicht auf die leichte Schulter.Beim Resistenzmanagement ist zu beachten, dass Windhalm relativ schnell und intensiv eine ALS-Resistenz gegenüber eingesetzten Sulfonylharnstoff-Präparaten entwickeln kann. Bekämpfen Sie Windhalm im Rahmen der Fruchtfolge daher auf keinen Fall regelmäßig mit Frühjahrsherbiziden auf Basis von ALS-Hemmern (HRAC: B). Die Mittelwahl lässt sich am besten durch den Anwendungstermin bestimmen. Für erste Einsätze ab Anfang März sind bei guter Bodenfeuchte und kleinen Windhalmpflanzen Attribut oder Monitor prädestiniert. Nach Vegetationsbeginn und bei bestocktem Windhalm sollte man auf die blattaktiven Präparate Broadway oder Husar Plus wechseln. Das weiterentwickelte Husar Plus enthält mehr Mesosulfuron und hat in unseren bisherigen Versuchen das Wirkniveau von Broadway erreicht.Gegen Windhalm lassen sich die Präparate im Vergleich zur Ackerfuchsschwanz-Bekämpfung mit reduzierten Mengen einsetzen. Das schwächt zwar deren Wirkpotenzial gegenüber zwei-keimblättrigen Unkräutern. In den meisten Fällen wird die Wirkung aber ausreichen, da auf den leichten Windhalm-Standorten der Unkrautdruck häufig moderat ist. Ob ein weiterer Unkrautpartner notwendig ist, hängt von der Standortsituation ab. Falls Sie bei hohem Druck eine Ergänzung planen, sollten Sie Mittel mit einem zusätzlichen Wirkmechanismus wählen, um die ALS-Resistenz bei Unkräutern nicht zu provozieren.Steht in Wintergerste noch eine Nachbehandlung von Windhalm an (das wird selten der Fall sein), ist nur Axial 50 möglich. Dies gilt auch für einen Wirkmechanismuswechsel in z. B. Stoppelweizen mit Axial Komplett. Die Empfehlungen gegen Windhalm finden Sie in Übersicht 3 auf Seite 98.Keine Chance für Trespe: Auf dauerhaft pfluglos bewirtschafteten Flächen treten früher oder später Trespen auf. In Wintergetreide ist die Bekämpfung ein Muss, weil sie sich schnell ausbreiten und Ertrag kosten. Gegen Trespen wirksame Mittel lassen sich nur in Winterweizen oder Triticale einsetzen. Der Anbau von Wintergerste ist auf Flächen mit Trespen-Besatz nicht möglich.Die Mittelwahl hängt vom Spritztermin und einer eventuell weiteren Verungrasung ab. Bei Trespen gilt: Je früher die Behandlung, desto besser. Geeignete Präparate für den frühen Einsatz sind Attribut und Monitor. Tritt zusätzlich Fuchsschwanz auf, kommt nur noch Attribut infrage. Bringen Sie beide Präparate grundsätzlich im Splitting mit geeigneten Zusatzstoffen aus, um das volle Wirkpotenzial zu erreichen.Bei bereits angelaufener Vegetation empfiehlt es sich, die blattaktiven Mittel Atlantis und Broadway vorzuziehen. Läuft neben Trespe gleichzeitig schwer bekämpfbarer Fuchsschwanz auf, ist Atlantis das Mittel der Wahl. Bei normalem Fuchsschwanz ist dagegen Broadway geeignet. In Triticale darf man Atlantis gegen Trespe nicht einsetzen.Verwenden Sie beide Präparate mit voller Aufwandmenge. Ein Splitting ist weniger effektiv als bei den Bodenherbiziden Attribut und Monitor. Die Mengen entnehmen Sie Übersicht 4.Vorsicht ist beim Nachbau geboten: Wegen der relativ hohen Aufwandmengen an Sulfonylharnstoffen lassen sich nicht alle Kulturen nachbauen. Winterraps scheidet als Folgekultur nach diesem Einsatz aus bzw. würde der Anbau ein hohes Risiko bedeuten.Wasser schützen! Nach der Wasserrahmen-Richtlinie muss Deutschland seine Gewässer in einen „guten Zustand“ versetzen. Dazu gehört auch, die Wirkstoffeinträge in Gewässer beim Pflanzenschutz soweit wie möglich zu begrenzen. Bei regelmäßigen Wirkstoff-Funden an Grundwasser-Mess­stellen wackelt die Zulassung betroffener Mittel.Allein wegen der großen Getreideanbaufläche ist der Herbizideinsatz ein hohes Belastungsrisiko für Gewässer. Wirkstoffe können beim Spritzeinsatz über Abdrift und Runoff (Abschwemmung) in angrenzende Gewässer gelangen. Um die Abdrift zu minimieren, empfiehlt sich der Einsatz von 75 % abdriftmindernden Düsen. Damit lassen sich die meisten Driftauflagen der Präparate erfüllen. Häufig sind dann nur noch die länderspezifischen Sicherheitsabstände einzuhalten. Mit 75er-Düsen, die ein ausgewogenes Tropfenspektrum bilden, sind keine Minderwirkungen von blattaktiven Präparaten zu erwarten.Deutlich schwieriger ist es, das Runoff-Risiko zu entschärfen. Rund die Hälfte der Frühjahrsherbizide in Getreide sind mit einer Hangauflage belegt. Diese müssen Sie auf allen Flächen mit mehr als 2 % Gefälle einhalten. Mit bloßem Auge ist diese geringe Neigung kaum wahrzunehmen. Bei Pflugsaat ist auf diesen Flächen, je nach Mittel, ein 5 bis 20 m breiter Randstreifen entlang von Gewässern vorgeschrieben. Dieser muss mit einer geschlossenen Pflanzendecke bewachsen sein. Die Zulassungsbehörde geht dabei von einer etablierten Grasnarbe aus.Bei Direktsaat gilt das Runoff-Risiko allein durch das Anbauverfahren als reduziert, sodass ein Randstreifen hierbei nicht gefordert wird. In Mulchsaaten können Sie nur dann auf den Randstreifen verzichten, wenn neben der pfluglosen Bearbeitung mindestens 30 bis 50 % Mulchmaterial den Boden bedecken. Das wäre vorwiegend bei einer Saat von Weizen nach Körnermais zu erreichen. Wegen der phytosanitären Folgerisiken durch z. B. Fusariosen oder Maiszünsler ist dies aber nicht zu empfehlen.Randstreifen: Legen Sie daher an Gewässerrändern dauerhaft einen Rand- bzw. Pufferstreifen an. Damit lassen sich auch die Greening-Anforderungen (ökologische Vorrangflächen) erfüllen. Abhängig vom Bundesland sind diese Streifen zudem mit Agrarumweltmaßnahmen verknüpfbar.Neben den Oberflächengewässern gilt es auch, das Grundwasser zu schützen. Vor allem auf gefährdeten Flächen, wie stark hängige Felder, sehr durchlässige Böden oder auf Flächen in Wasserschutz- und Wassereinzugsgebieten, empfiehlt es sich, Präparate bzw. Wirkstoffe mit einer relativ geringen Mobilität zu nutzen. Wie mobil die Wirkstoffe sind, entnehmen Sie der Übersicht 5.Die Übersicht 6 auf den Folgeseiten informiert über Wirkung, Mengen und Auflagen der Herbizide.


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Schnell gelesenFür 2015 gibt es keine grundlegend neuen Herbizide.Ackerfuchsschwanz breitet sich immer weiter aus. Auf Standorten mit Fuchsschwanzproblemen geht Wirkung vor Verträglichkeit. Windhalm kann zügig ALS-Resistenzen bilden. Achten Sie auf Wirkstoffwechsel im Rahmen Ihrer Fruchtfolge. Bekämpfen Sie Trespe möglichst früh im Splitting-Verfahren.

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