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Getreide: Schalten Sie Ungräser im Herbst aus!

Lesezeit: 9 Minuten

Bekämpfen Sie Fuchsschwanz und Windhalm möglichst früh. Achten Sie dabei auf einen Wirkstoffwechsel und gute Einsatzbedingungen. Strategien für Ihren Standort stellen Dr. Joachim Wendt und Dirk Mußmann, LWK Niedersachsen, vor.


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Je intensiver vor allem Ungräser bestockt sind, umso schwieriger lassen sie sich bekämpfen. Daher muss die Herbstbehandlung sitzen. Das gilt insbesondere dann, wenn der Winter – wie in 2013/2014 – weitestgehend ausbleibt. Entwickeln sich die Ungräser zu stark, wird die Last auf die Frühjahrsherbizide schnell zu hoch.


Mehr Resistenzen:

Die Resistenzen von Ackerfuchsschwanz und Windhalm gegenüber Herbiziden haben sich in den letzten Jahren weiter ausgebreitet. Dies betrifft Wirkstoffe aus der Gruppe der ACCase-Hemmer wie z. B. Ralon Super und die ALS-Hemmer wie Lexus oder Atlantis WG gleichermaßen. Gegen Windhalm haben hingegen die DIM’s/DEN’s und die Flufenacet-haltigen Bodenherbizide ihre Wirksamkeit weitgehend erhalten. Bei den FOP’s liegen metabolische Resistenzen gegen Windhalm vor, welche die Wirkung schleichend verringern.


Das Risiko einer Resistenzentwicklung ist auf Standorten mit enger Getreidefruchtfolge und bei geringen pflanzenbaulichen Vorsorgemaßnahmen (Saatzeit, Bodenbearbeitung) am höchsten. Ebenso sind Flächen stärker gefährdet, auf denen der Einsatz einzelner Wirkstoffklassen in einer Rotation wiederholt erfolgt. Wer Sulfonylharnstoffe in Getreide (Atlantis WG) und in nachfolgendem Mais (Motivell) anwendet, verschärft die Resistenzgefahr.


Bei resistenten Windhalm und Fuchsschwanz-Biotypen treten sowohl die sogenannten metabolischen Resistenzen als auch die Zielort-Resistenzen auf, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. Bei der metabolischen Resistenz sind die Wirkstoffe noch bedingt über höhere Aufwandmengen und häufigere Anwendungen einsetzbar. Die Entgiftung in der Schadpflanze erfolgt bei dieser Resistenzart beschleunigt. Somit ist der Anpassungsprozess schleichend, wodurch die Wirkstoffe nach und nach ihre Wirkungssicherheit verlieren.


Das ist bei der Zielortresistenz (Target Site) anders. Hier hat die Aufwandmenge keinen Einfluss mehr auf den Wirkungsgrad. Bei diesem Resistenztyp hat sich der Wirkort im Ungras verändert, sodass das Herbizid an den spezifischen Bindungsstellen nicht mehr aktiv sein kann.


Windhalm früh ausschalten:

Gegen Windhalm haben sich Herbizideinsätze mit Flufenacet-haltigen, bodenwirksamen Produkten für Saattermine bis Mitte Oktober bewährt. Dies gilt vor allem bei ausreichender Bodenfeuchte. Frühjahrsmaßnahmen wirken gegen weit entwickelten Windhalm meist schlechter und sind zudem häufig für das Getreide weniger verträglich.


Streben Sie als Einsatztermin den frühen Nachauflauf an. Das Anwendungsfenster der Präparate gegen Windhalm reicht zwar bis zum Drei-Blatt-stadium, allerdings fällt der Wirkungsgrad der Bodenherbizide – ähnlich wie bei der Fuchsschwanzbekämpfung – gegen bestockte Ungräser deutlich ab.Falls Isoproturon (IPU) und Chlortoluron (CTU) auf Ihren Flächen noch wirken, sind Mischungen aus 0,3 l/ha Herold + 1,5 l/ha IPU bzw. + 1,0 l/ha Lentipur preiswerte Varianten zur Unkrautkontrolle (siehe Übersicht 1). Alternativ können Sie auch 0,25 l/ha Cadou + 1,5 l/ha Carmina nutzen. Der Wirkstoff IPU sichert die Leistung gegen Kamille ab, CTU-haltige Präparate ergänzen die Wirkung gegen Problem-unkräuter wie Kornblume.


IPU- und CTU-haltige Präparate wie Fenikan, Carmina oder Herbaflex dürfen Sie nicht auf drainierten Flächen anwenden. Eine Ausnahme bildet Trinity, das sich als Chlortoluron-haltiges Produkt auf drainierten Flächen bis zum 1. November einsetzen lässt. Beachten Sie zusätzlich die Anwendungsauflagen von CTU-/IPU-haltigen Präparaten, z. B. hinsichtlich der Bodenart. In Übersicht 2 auf Seite 79 haben wir die Auflagen für Sie zusammengestellt.


Auf drainierten Flächen steht der Einsatz Flufenacet-haltiger Kombinationen wie Herold SC, Cadou Forte Set oder Malibu im Vordergrund. Setzen Sie diese Präparate bei feuchten Böden im frühen Nachauflauf ein. Heben Sie die Aufwandmenge z. B. von Herold SC auf dunkleren, humosen Sandböden auf 0,4 l/ha an. Das verbessert die Unkrautwirkung vor allem gegen Kamille. Wer eine noch stärkere Unkrautwirkung benötigt, kann Herold SC mit 1,5 bis 2,0 l je ha Trinity kombinieren. Falls die Bodenherbizidvorlage auf humosen Standorten gegen Windhalm nicht ausreicht, können Sie im Spätherbst/Frühjahr mit Axial 50 gezielt nachbehandeln.


Bei späteren Saaten ab der 2. Oktoberhälfte sollte man auf den Einsatz Flufenacet-haltiger Herbizide verzichten. Das gilt vor allem für flach gesäten Winterroggen. In diesen Fällen empfehlen sich 2,0 l/ha Trinity oder 2,5 l/ha Carmina oder 1,0 l/ha Falkon, eingesetzt im frühen Nachauflauf.


Um Bestandsausdünnungen insbesondere in Winterrogen zu verhindern, ist eine Ablagetiefe des Saatgutes von 2 bis 3 cm anzustreben. Denn neben den Flufenacet-haltigen Herbizid-Kombinationen können auch andere Bodenwirkstoffe, wie Pendimethalin in Stomp Aqua und Activus oder Prosulfocarb in Boxer, freiliegende Körner schädigen.


Vorsicht bei Sulfonylen!

Alternativ können Sie gegen Windhalm in Wintergetreide auch Sulfonylharnstoff-Kombinationen wie Falkon oder Filon + Acupro (Filon Pack) nutzen. Diese wirken breiter gegen Kornblume, Ausfallraps und Storchschnabel. Setzen Sie die Sulfonylharnstoffe aber nur auf Standorten ein, auf denen keine resistenten Biotypen gegenüber dieser Wirkstoffgruppe nachgewiesen sind. Beschränken Sie zudem wegen der Resistenzentwicklung bei Windhalm den Einsatz von Sulfonylharnstoffen im Herbst unbedingt auf das notwendige Maß. Noch bestehen ausreichend Wirkstoffalternativen.


Ein Wechsel von Wirkstoffgruppen ist z. B. mit Sumimax plus Bodenherbizid-Partner wie Cadou SC oder Herold SC möglich. Sumimax mit dem Wirkstoff Flumioxazin gehört zur HRAC- Wirkklasse E, besitzt jedoch nur in Winterweizen eine Zulassung. Eine interessante Kombination hinsichtlich einer Resistenzvermeidungs-Strategie ist Sumimax plus Boxer. Allerdings ist diese Kombination weniger kulturverträglich, wie aktuelle Versuche zeigen.


In der Regel kann die Bekämpfung von Restunkräutern im Frühjahr erfolgen. Nur auf Standorten, auf denen das Wintergetreide sehr früh gesät wurde und die Herbizidvorbehandlung schlecht wirkte, empfiehlt sich ein weiterer Herbizideinsatz im Spätherbst. Gleiches gilt, wenn in dünnen Beständen die Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser durch Kamille, Storchschnabel, Ausfallraps oder Kornblume zu groß wird. Geeignet sind dann ALS-Hemmer wie Pointer SX/Trimmer oder Primus.


Strategien gegen Fuchsschwanz:

In vielen Anbauregionen hat sich auf leichten, anlehmigen Standorten, auf denen ursprünglich fast ausschließlich Windhalm auftrat, zunehmend Fuchsschwanz ausgebreitet. Die Dichte resistenter Biotypen ist auf diesen Flächen zwar oftmals noch gering. Umso wichtiger ist es aber, die Behandlungs-Strategie auf betroffenen Standorten frühzeitig auf Fuchsschwanz auszurichten. Ziel muss es sein, dieses Ungras einzudämmen und Resistenzen vorzubeugen.


Dass der „Korrekturbedarf“ im Frühjahr nach einem milden Winter auf den Flächen deutlich höher sein kann, zeigt ein Herbizidversuch auf einem Auenlehm mit mittlerem Ackerfuchsschwanzbesatz von 225 Ähren/m². Die wichtigsten Ergebnisse sind in Übersicht 3 dargestellt:


  • Reine Bodenherbizid-Anwendungen mit Flufenacet-haltigen Kombinationen (Variante 1) brachten 63 % Wirkungsgrad. Eine Ergänzung mit Boxer (Variante 2) verbesserte die Wirkung auf 66 %. Die späte Nachlage von 1,2 l/ha Traxos (Variante 3) erzielte dagegen einen deutlich höheren Wirkungsgrad von über 80 %.
  • Für einen 100 %igen Bekämpfungserfolg war eine Nachbehandlung im Frühjahr mit 400 g/ha Atlantis WG + 30 l/ha AHL erforderlich (Variante 4).
  • Eine Spritzfolge aus Vorauflaufanwendung der Bodenherbizide und Atlantis WG im Frühjahr (Variante 5) ergab das zweitbeste Resultat.


Auf vergleichbaren Standorten mit moderatem Fuchsschwanzbesatz und nicht resistenten Biotypen hat in den Vorjahren (normaler Winter) die Variante 3 den Fuchsschwanz sicher kontrolliert, sodass Nachbehandlungen im Frühjahr selten notwendig waren. Offensichtlich ist es wegen des milden Winters zu Neuauflauf bzw. zum erneuten Austrieb bereits bekämpfter Pflanzen gekommen.


Führen Sie Herbizidmaßnahmen gegen Fuchsschwanz mit Bodenherbizid-Kombinationen wie 4,0 l je ha Malibu oder 0,3 l/ha Cadou + 0,75 l je ha Bacara Forte oder 0,5 bis 0,6 l/ha Herold SC möglichst im Vorauflauf bis zum Ein-Blattstadium des Wintergetreides durch. Wichtig ist es, dieses Ungras im sehr frühen Entwicklungsstadium, möglichst beim Auflaufen zu packen. Wünschenswert sind feuchte Böden während des Einsatzes. Ist das Saatgut gleichmäßig abgelegt und mit Erde bedeckt, fördert dies die Kulturverträglichkeit.


Was tun, wenn’s trocken wird?

Falls die Böden nicht feucht und feinkrümelig sind, empfiehlt es sich, blatt- und bodenwirksame Präparate zu kombinieren. Optimaler Einsatztermin ist dann EC 12 bis 13 des Getreides. Geeignet sind in allen Wintergetreidearten 0,9 l je ha Axial 50 + 0,5 l/ha Herold SC bzw. + 2,0 l/ha Carmina 640 (s. Übersicht 4). Nur in Winterweizen, Triticale und Winterroggen sind 1,2 l/ha Traxos + 0,4 l/ha Herold SC bzw. + 2,5 l/ha Malibu möglich. Diese Kombinationen wirken gegen keimende und bereits aufgelaufene Fuchsschwanzpflanzen.


Eine Bodenherbizid-Vorlage ist vor allem auf Standorten zu empfehlen, auf denen bereits Wirkungsverluste oder eine nachgewiesene Resistenz gegen Sulfonylharnstoffe oder FOP’s aufgetreten sind. Auf diesen Standorten werden zunehmend mehr Herbizidmaßnahmen in einer Vegetation notwendig, um Wirkungsgrade von 97 bis 100 % zu erzielen.


Auf Standorten mit normalem Fuchsschwanzdruck, auf denen bisher keine Resistenzen aufgetreten sind und Sie von einer vollständigen Bekämpfung ausgehen können, eignet sich Folgendes: In Weizen, Triticale und Winterroggen können Sie Sulfonylharnstoff-haltige Präparate wie 20 g/ha Lexus, 25 g/ha Ciral oder Absolute M mit Bodenherbizid-Partnern wie 2,0 bis 2,5 l/ha Picona, 2,5 l/ha Malibu oder 2,0 l/ha Boxer kombinieren.


Setzen Sie diese Mischungen spätestens im Ein- bis Zwei-Blattstadium des Fuchsschwanzes ein. Nach dieser Maßnahme sollte die Restvegetationszeit bei mindestens 10, besser 14 Tagen liegen.


Bei gezielten Nachbehandlungen mit blattaktiven Präparaten im Spätherbst und Frühjahr sollte unbedingt ein Wechsel der Wirkstoffgruppen erfolgen. Dies bedeutet: Wer ALS-Hemmer wie Lexus im Herbst einsetzt, sollte die Nachlage im Frühjahr mit einem ACCase-Hemmer wie Traxos durchführen und umgekehrt.


Sichern Sie zudem den Bekämpfungserfolg ab, indem Sie bei Anwendung blattaktiver Mittel ausreichende Was­seraufwandmengen von mehr als 200 l je ha einsetzen, nicht schneller als 6 bis 8 km/h fahren und geeignete Düsentechnik nutzen. Die Luftfeuchte sollte zusätzlich bei mindestens 60 % liegen. Wichtig ist dies vor allem bei der Applikation von Sulfonylharnstoffen.


Tipps für Extremstandorte:

Ist der Fuchsschwanzdruck wegen früher Saattermine extrem hoch, bringt die Zumischung von Boxer (HRAC N) zu den Flufenacet-haltigen Bodenherbiziden Wirkungsvorteile. Unter diesen extremen Bedingungen ist aber trotzdem eine Frühjahrsbehandlung mit 500 g/ha Atlantis WG + 30 l/ha AHL unausweichlich.


In Wintergerste bleibt die Strategie zur Nachbehandlung auf 0,9 l/ha Axial 50 im Spätherbst bzw. 1,2 l/ha im Frühjahr beschränkt. Einsätze im Spätherbst wirken besser als im Frühjahr. Das ­zeigen Versuche der LWK Niedersachsen. Bauen Sie auf Extremstandorten möglichst keine Wintergerste an, da ­sichere Wirkungsgrade durch ACCase-Hemmer (Axial 50 oder Ralon Super) nicht zu erzielen sind.


Was die Herbizide gegen Ungräser und Unkräuter im Herbst leisten, ­entnehmen Sie der folgenden ­Übersicht 5.

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