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Getreide: Setzen Sie auf die Bekämpfung im Herbst!

Lesezeit: 7 Minuten

Nach Ackerfuchsschwanz zeigt sich nun Windhalm immer häufiger resistent gegen Herbizide. Neue Versuche und Strategien stellen Dr. Bernhard Werner und Eckhard Seemann, LWK Niedersachsen, Bezirksstelle Hannover, vor.


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U nkräuter bereits im Herbst gezielt zu bekämpfen, das ist die Basis für einen soliden Getreideertrag! Betriebswirtschaftliche Zwänge führen zu immer früheren Aussaatterminen beim Wintergetreide, immer häufiger zum Pflugverzicht und zu immer einseitigeren Fruchtfolgen. Das hat zur Folge, dass Unkräuter bereits im Herbst einen längeren Zeitraum nutzen können, um sich zu entwickeln. Damit steigt der Anspruch an die Leistung der Herbizide.


Diese gestiegenen Anforderungen können die zur Verfügung stehenden Herbizide immer häufiger nicht mehr erfüllen. Neue Mittel bzw. Wirkstoffgruppen stehen auch für den Herbst 2012 nicht zur Verfügung und sind auch nicht in Sicht.


Dagegen stehen zunehmende Resistenzprobleme mit verschiedenen Unkräutern im gesamten Bundesgebiet. Altbekannt sind die Resistenzprobleme beim Ackerfuchsschwanz und zunehmend beim Windhalm. Aber auch bei Weidelgräsern, echter Kamille und anderen Unkräutern sind Bekämpfungsschwierigkeiten zu verzeichnen. Dieser Entwicklung sollten Sie unbedingt durch pflanzenbauliche Maßnahmen und einen konsequenten Wirkstoffwechsel entgegenwirken!


Eine Auswahl der wichtigsten Getreideherbizide für den Herbst 2012 mit verschiedenen Auflagen und einer Einstufung ihrer Wirksamkeit zeigt die Übersicht 3 am Ende des Beitrages auf Seite 76. Beachten Sie auch die Einstufung der Mittel in Wirkungsklassen (HRAC) entsprechend ihrer Wirkungsmechanismen. Die häufigsten Resistenzen von Ackerfuchsschwanz und teilweise auch Windhalm bestehen gegen Mittel der:


  • Klasse C 2 (IPU- und CTU-haltige),
  • Klasse A (ACCase-Hemmer) und
  • mittlerweile auch Klasse B (ALS-Hemmer).


Fruchtfolgeübergreifend müssen Sie darauf achten, dass Sie in den einzelnen Kulturen bzw. Fruchtfolgegliedern Herbizide aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen einsetzen.


Strategien für einen Windhalm-resisteten Standort


Durch eine einseitige Herbizidstrategie erhöht sich der Selektionsdruck auf die Unkräuter bzw. Ungräser. Die Folge: Es entstehen schneller resistente Populationen. Genau dieses ist auf dem Standort passiert, auf dem wir unseren Herbizidversuch (siehe Übersicht 1) durch­geführt haben. In einer einseitigen Fruchtfolge (Rüben/Winterweizen/Winterweizen) erfolgte dort in den letzten 10 Jahren betriebsseits im Getreide ausschließlich eine Frühjahrsbekämpfung mit ALS-Hemmern (z. B. Lexus, Attribut, Husar). Dieses führte zu Minderwirkungen dieser Herbizidklasse.


Im Jahr 2008 brachte die Frühjahrsanwendung von Husar keine zufriedenstellende Wirkung mehr. Resistenztests und weitere Versuche auf dem Schlag zeigten die zunehmende Resistenz der Windhalm-Population gegenüber ALS-Hemmern. Wie bereits beim Husar zeigte sich dies auf dem Versuchsstandort auch bei der Anwendung von Broadway. Die Wirkung von Falkon, ein weiterer ALS-Hemmer, der im Herbst eingesetzt wird, fiel ebenfalls ab.


Um eine solche Ungraspopulation langfristig kontrollieren zu können, sind sehr hohe Wirkungsgrade erforderlich. Beim Windhalm ist dies mit einer Herbstanwendung von Flufenacet-haltigen Präparaten kein Problem.


Im Versuch erzielte Bacara Forte gute Wirkungsgrade um 98 %. Um langfristig weitere, wenig resistenzgefährdete Wirkstoffgruppen in die Windhalmbekämpfung mit einzubinden, wurde in weiteren Varianten Sumimax als Mischpartner eingesetzt. Sumimax alleine schwankt in der Wirkung über die Jahre stark und ist gegen Windhalm nicht solo zu empfehlen. In der Mischung mit z. B. 0,2 l Herold erzielt es aber ansprechende Ergebnisse.


Auch die Kombination mit einer verringerten Menge Bacara Forte (siehe Übersicht 1, Seite 71) ist möglich. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Mischungen mit Sumimax ein etwas höheres Ausdünnungspotenzial haben. Dieses wirkte sich bisher nicht auf die Erträge aus. Um beim Sumimax eine möglichst gute Wirkung zu erzielen und die Verträglichkeit zu steigern, sollte seine Anwendung sehr früh bis zum Einblattstadium des Winterweizens erfolgen.


Die letzte Variante, eine Frühjahrsapplikation mit Axial, erzielte ebenfalls sehr gute Wirkungsgrade. Bei frühen Aussaatterminen sollte dieses aber keine Standardmaßnahme sein, sondern bereits im Herbst ein Bodenherbizid eingesetzt werden, um die gute Wirksamkeit des Axials für notwendige Nachbehandlungen oder Frühjahrsbehandlungen nach späten Aussaatterminen zu erhalten.


Empfehlungen zur Bekämpfung von Windhalm


Die Basis in der Windhalmbekämpfung im Herbst sind die Flufenacet-haltigen Produkte (siehe Übersicht 2, Teil A auf Seite 74), wie Bacara Forte, Herold und Malibu. In der Windhalmwirkung sind 0,8 l/ha Bacara Forte mit 0,3 l/ha Herold und 2 l/ha Malibu vergleichbar. Betrachtet man die Wirkung der Produkte gegen zweikeimblättrige Unkräuter, fällt die Wirkung in gleicher Reihenfolge ab. Besonders bei Kamille ist zu erkennen, dass Herold – und noch deutlicher Malibu – eine Schwäche haben. Diese lässt sich z. B. kostengünstig mit IPU ausgleichen, allerdings nur auf undrainierten Standorten.


Auf drainierten Standorten kommt man bei einem hohen Kamilledruck selten um eine Nachbehandlung herum. Verbesserungen der Kamillewirkung sind über ein Zumischen von Trinity oder Sumimax möglich. Handelt es sich um sehr stark verunkrautete Standorte, kann die Kombination Absolute M + Malibu ihre Vorzüge ausspielen.


Vor allem bei größerem Ausfallraps, aber auch bei Storchschnabel und Klatschmohn, ist diese Mischung deutlich stärker als die Standardprodukte. Dieses spiegelt sich aber auch im hohen Preis wider. Die günstigste Variante bleibt die Anwendung von Isoproturon (Fenikan + IPU). Allerdings erzielt es nur noch auf wenigen Standorten eine ausreichende Wirkung.


Aktionsplan gegen Ackerfuchsschwanz


Die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz ist im Vergleich zu der von Windhalm wesentlich schwieriger. Denn beim Ackerfuchsschwanz gibt es weiterreichende Resistenzen (ALS- und ACCase-Hemmer). Hinzu kommt, dass die Bodenherbizide – im Gegensatz zum Windhalm – nur die Basis für eine Nachbehandlung sein können. Die Bodenherbizide reduzieren den Ackerfuchsschwanzbesatz je nach Einsatzbedingungen um 70 bis 90 %. Sie erreichen aber nur sehr selten eine so gute Wirkung, dass auf eine Nachbehandlung, z. B. mit Atlantis oder Traxos, verzichtet werden kann (siehe Übersicht 2, Teil B auf Seite 74).


Handelt es sich noch um eine sensitive Ackerfuchsschwanz-Population (alle Wirkstoffe sind noch wirksam), ergeben sich verschiedene Mischungsmöglichkeiten, z. B. mit Lexus + Partner (siehe Übersicht 2, Teil C). In Versuchen hat sich gezeigt, dass Boxer oder Malibu die Wirkung vom Lexus auf Ackerfuchsschwanz am besten absichern. Um auch hier nicht einzelne Wirkstoffgruppen übermäßig zu strapazieren, sollte auf Fuchsschwanzstandorten ebenfalls ein Wechsel zwischen ALS- (z. B. Lexus/Atlantis) und ACCase-Hemmern (z. B. Traxos) erfolgen. Als Mischpartner zum Traxos oder auch Axial eignen sich Pendimethalin-haltige Produkte, wie Aktivus SC oder Picona.


Sichern Sie die Wirkung ab!


Um die Herbizidwirkung abzusichern, müssen Sie die unterschiedlichen Anwendungsbedingungen beachten. Bodenherbizide sollten Sie grundsätzlich früh einsetzen. Ihre Anwendung gegen Fuchsschwanz sollte direkt nach der Saat erfolgen. Bei einem groben Saatbett können Sie durch Walzen die Wirkung der Herbizide deutlich verbessern. Erforderliche Nachbehandlungen können bei Einsatz von Traxos im Dreiblattstadium erfolgen. Dies kann auch kurz vor Vegetationsende sein.


Erfolgt die Nachbehandlung mit Atlantis, sind mind. 14 Tage Restvegetation nötig. Verschieben Sie im Zweifel die Anwendung ins zeitige Frühjahr! Kann auf der Fläche noch eine Mittelkombination mit Lexus eingesetzt werden, erfolgt die Spritzung ebenfalls möglichst früh nach dem Auflaufen des Getreides und der Ungräser im Ein- bis Zweiblattstadium.


Der Einsatz der Bodenherbizide zur Windhalmbekämpfung hat einen etwas größeren Spielraum, hier liegt das Optimum ab Sichtbarwerden der Fahrgassen bis zum Zweiblattstadium.


Da sich Herbizide auch negativ auf die Getreideentwicklung auswirken können, sollten Sie vor allem auf sorptionsschwachen Standorten einige Faktoren beachten:


  • Grundsätzlich ist eine ausreichende Bodenbedeckung wichtig. Die Aussaattiefe sollte bei 2 bis 3 cm liegen.
  • Verträglichkeitsprobleme gab es vor allem auf sandigen Standorten, auf denen Roggen durch den Einsatz der Flufenacet-haltigen Produkte stark ausdünnte und ein verzögertes Wachstum aufwies.
  • Um dieses Risiko zu minimieren, sollten Sie auf hellen, sandigen Böden den Herbstherbizideinsatz nicht in Beständen durchführen, die nach Mitte Oktober auflaufen (bezogen auf Niedersachsen).
  • Vermeiden Sie Anwendungen unmittelbar vor hohen Niederschlägen! Verringern Sie die Flufenacet-Menge und ergänzen Sie diese durch IPU oder CTU, wo dies möglich ist.
  • Immer wieder ein Problem ist ein nicht ausreichend rückverfestigtes Saatbett. Es verringert die Herbizidverträglichkeit.


Die Auswinterungsschäden in diesem Jahr sind zwar durch die Herbizidanwendungen verstärkt, aber nicht hervorgerufen worden. Der Einfluss von Sorte und Saattermin ist deutlich größer. Begegnen Sie Auswinterungsschäden durch anbautechnische Maßnahmen und Sortenwahl und nicht durch das Verlagern der Herbizidanwendungen ins Frühjahr! Denn: Eine hohe Behandlungsquote der Getreidebestände im Herbst ist wichtig, um möglichen Resistenzentwicklungen vorzubeugen. j

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