Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Getreide: Vermeiden Sie Herbizid-Resistenzen!

Lesezeit: 11 Minuten

Die Resistenzen nehmen weiter zu. Wie Sie damit richtig umgehen, dazu aktuelle Empfehlungen von Dr. Holger Kreye und Hans-Martin Ludewig, LWK Niedersachsen, Bezirksstelle Braunschweig.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Das meiste Getreide ist relativ früh in die Erde gekommen und konnte bereits im Herbst mit Herbiziden behandelt werden. Die Bedingungen für die Bodenherbizide waren nach den im Oktober einsetzenden Niederschlägen gut. Entsprechend hoch sollten die Wirkungsgrade der eingesetzten Herbizide ausfallen. Die Kontrollen im Frühjahr werden es zeigen, ob bzw. welche Nachbehandlungen erforderlich sind.


Dennoch wird es auch wieder Flächen geben, die nicht behandelt wurden und auf denen Ungräser und Unkraut in weit entwickelten Stadien zu finden sind. Üblicherweise werden auch die Spätsaaten zum größten Teil im Frühjahr zur Behandlung anstehen und natürlich die Sommersaaten.


Resistenzmanagement zuerst!

Auf mittlere Sicht sind keine neuen Wirkstoffgruppen gegen Unkräuter und speziell gegen Ungräser zu erwarten. Im Laufe der nächsten Jahre sind zunächst weitere Kombinationen bekannter Wirkstoffe geplant. Für das Frühjahr 2013 werden bisher keine neuen Herbizide für die Markteinführung in Getreide genannt. Die Behandlungen können Sie entsprechend nur mit den bekannten Lösungen durchführen.


Keine neue Wirkstoffgruppe bedeutet aber auch, dass wir mit den vorhandenen umsichtig und verantwortungsvoll umgehen müssen. Die Resistenzentwicklung beim Fuchsschwanz und Windhalm schreitet weiter voran. Erste Flächen, auf denen keine ausreichende Fuchsschwanzbekämpfung im Getreide möglich ist, gibt es bereits.


Neue Untersuchungen zeigen auch, dass die bisher nur in Schleswig-Holstein bekannte Resistenz der Kamille gegen Sulfonylharnstoffe weiter in Deutschland verbreitet ist als vermutet. In Rüben und Kartoffeln ist es der Weiße Gänsefuß, bei dem man in den letzten Jahren eine verringerte Wirkung gegenüber Metamitron bzw. Metribuzin feststellt.


Um die Resistenzentwicklung aufzuhalten bzw. gar nicht erst aufkommen zu lassen, gilt es, neben dem Ausschöpfen der pflanzenbaulichen Möglichkeiten ein gutes Wirkstoffmanagement auf den Flächen über die Fruchtfolge durchzuführen. Wichtig ist ein Wechsel der Wirkstoffgruppen und nicht nur der Wirkstoffe. Welcher Wirkstoff in welche Gruppe einzuordnen ist, steht auf jedem Kanister. Die Kürzel für die Resistenzgruppe jedes Wirkstoffes der verschiedenen ­Herbizide sind in der Spalte „HARC“ aufgeführt.


Leider gelingt es auf den meisten Flächen nicht mehr in jedem Jahr, eine andere Wirkstoffgruppe mit guten Bekämpfungserfolgen einzusetzen. Die Auswahl ist je nach Unkraut bzw. Ungras bereits eingeschränkt. Sehr gute Bekämpfungserfolge sind aber notwendig, um eine Resistenzentwicklung möglichst zu verhindern. Bleiben behandelte Pflanzen übrig, kann das bedeuten, dass unter diesen einige sind, die den Wirkstoff besser abbauen können. In diesem Fall spricht man von metabolischer Resistenz. Im schlimmeren Fall kann der Wirkstoff nicht mehr an der geplanten Stelle im Unkraut oder Ungras angreifen, da sich der Zielort verändert hat. Man spricht dann von Target site-Resistenz.


Kontrollieren Sie den Erfolg!

In beiden Fällen können sich die verbliebenen Pflanzen vermehren. Dadurch steigt ihr Anteil an der gesamten Population. Erreicht man eine 100%ige Bekämpfung, kann sich keine Resistenz ausbilden. Leider ist dies aus den verschiedensten Gründen nicht immer möglich. Wichtig ist aber, dass Sie den Erfolg Ihrer Herbizidmaßnahmen kontrollieren, um bei nachlassender Wirkung bestimmter Mittel handeln zu können.


Um gute Bekämpfungserfolge zu erzielen, müssen Sie die Herbizide möglichst zu optimalen Terminen einsetzen. Unkräuter und Ungräser sind in früheren Entwicklungsstadien empfindlicher. Eine gute Benetzung, Anlagerung und Wirkstoffaufnahme für blattaktive Wirkstoffe lassen sich durch entsprechende Technik, Formulierung der Herbizide und gegebenenfalls durch Additive erreichen.


AHL als Additiv:

Die Liste möglicher Additive ist lang, die Wirkung wird aber nicht in allen Kombinationen verstärkt. So können auch bereits geringe Mengen AHL beispielsweise ein deutliches Plus an Wirkung hervorrufen. Aber auch für dieses Additiv gilt: Der Zusatz ist nicht generell zu empfehlen, da in Kombination mit bestimmten Herbiziden die Kulturverträglichkeit nicht mehr gegeben ist. In der Tankmischung mit Atlantis WG sind es jedoch die 30 Liter AHL, die die Wirksamkeit absichern bzw. erhöhen.


Beachten Sie auch die Luftfeuchtigkeit zur Applikation. Eine geringe Luftfeuchtigkeit (unter 60 %) verringert in der Regel die Wirkung. Deshalb sollten Sie die Behandlungen gegebenenfalls in die Morgen- bzw. Abendstunden verlegen.


Applikationen vor bzw. in Phasen aktiven Wachstums verbessern ebenfalls den Bekämpfungserfolg und verringern gleich­zeitig die negativen Nebeneffekte auf das Getreide. Leider sind stabile Großwetterlagen im zeitigen Frühjahr nicht planbar. Trockene Witterung für eine gute Befahrbarkeit der Flächen ergibt sich oft in Zusammenhang mit Ostwind-Wetterlagen, die aber auch die Gefahr von starken Tag-Nacht-Temperaturschwankungen und Nachtfrösten mit sich bringen. Diese wirken sich wiederum negativ auf die Kulturverträglichkeit aus. Oft ist ein Kompromiss erforderlich.j


Arsenal gegen Ungräser


Die Auswahlmöglichkeit an Wirkstoffen zur Ungrasbehandlung ist von der Sensitivität des Ungrases auf der speziellen Fläche abhängig. Die Wirkstoffe Isoproturon (IPU) und Chlortoluron (CTU)sind meist nur noch in Ausnahmen ausreichend wirksam. Auf Flächen, auf denen IPU-haltige bzw. CTU-haltige Mittel noch ausreichende Wirkungsgrade gegen den Windhalm erzielen, sind sie eine preislich interessante Lösung. In der Regel sind es Flächen mit spätem Rübenweizen, deren Ungräser noch nicht sehr weit entwickelt sind.


Falls die Möglichkeit besteht, sollte IPU nur in spät gesätem Getreide zum Einsatz kommen, da die Ungräser auf diesen Flächen noch nicht so weit entwickelt sind. Die maximal zugelassenen Wirkstoffmengen pro Hektar sollten Sie möglichst ausschöpfen. Für den Windhalm sind 1?250?g IPU/ha erforderlich. Beim Ackerfuchsschwanz ist es die volle Menge von 1?500 g IPU/ha.


Beachten Sie, dass nicht jedes IPU-haltige Produkt in jeder Kultur im Frühjahr zugelassen ist. Um die Spritzung gegen Unkräuter abzurunden, kann IPU mit Artus (0,04 bis 0,05 kg/ha) oder Alliance (0,08 bis 0,1 kg/ha) gemischt werden. Gleichfalls möglich wäre der Einsatz von Azur (2,5 l/ha) ggf. + 0,5 l/ha IPU. Eine breitwirksame Lösung wäre auch eine Mischung aus Isofox mit Duplosan KV und Primus (3,0 + 1,0 + 0,05 l/ha).


CTU kann im Frühjahr eigentlich nur im Winterweizen (Sortenverträglichkeit beachten!) mit 2?100?g CTU/ha eingesetzt werden, da die Gräser in der Wintergerste in der Regel schon zu groß sind. Auf manchem Standort ist die gute Wirksamkeit gegen die Einjährige Rispe wichtig. Zu beachten sind bei beiden Wirkstoffen die spezifischen Auflagen für drainierte Flächen und Bodenart.


Zur Bekämpfung von Fuchsschwanz in Gerste ist Axial 50 (1,2 l/ha) das wirkungsstärkste Mittel. Gegen Windhalm lässt sich die Aufwandmenge auf 0,9 l/ha reduzieren. Axial 50 ist eines der Mittel, das in Tankmischung mit bestimmten Partnern an Wirkung verlieren kann. Einige Tankmischungen mit den entsprechenden Wirkungsgraden sind in Übersicht 1 aufgeführt. Im Mittel erreichen viele Kombinationen ganz gute Erfolge.


Die Streuung der Wirkungsgrade zeigt aber, dass unter bestimmten Bedingungen ungenügende Bekämpfungserfolge erzielt werden. Oftmals handelt es sich um Flächen, die bereits eine gewisse metabolische Resistenz gegenüber Sulfonylharnstoffen ausgebildet haben. Auch ungünstige Witterungsbedingungen können die Wirkung herabsetzen.


Deshalb empfiehlt es sich, bei größeren Ungraspflanzen oder bei sehr starkem Druck Axial 50 solo anzuwenden. Da Axial keine hohen Temperaturansprüche hat, können Sie es bereits frühzeitig bei Vegetationsbeginn einsetzen. Als „verträglichere“ Mischpartner haben sich in unseren Versuchen speziell Starane XL (0,8 bis 1,0 l/ha), Ariane C (0,75 bis 1,0 l/ha), Biathlon (0,07 kg/ha) und Primus im Produkt Axial Komplett (1,3 l/ha) erwiesen.


Für etwas spätere Einsatztermine bei guten Wachstumsbedingungen können Sie gegen den Fuchsschwanz auch mit Ralon Super + Monfast (1,0 + 0,4 l/ha) arbeiten. Ralon Super lässt sich ebenfalls mit Starane XL, Ariane C oder Biathlon kombinieren. Muss in der Gerste auch Ehrenpreis bekämpft werden, bietet sich z. B. die Kombination Duplosan KV + Fox + ggf. Primus (0,8 bis 1,0 + 0,8 bis 1,0 + 0,05 l/ha) an. Dabei ist zur Gräserbehandlung aber ca. 8 bis 10 Tage Abstand einzuhalten. Diese Mischung entspricht in etwa dem Foxtril Super, das nicht mehr am Markt ist.


In Triticale und Roggen geht mehr:

In Triticale und Roggen erweitern sich die Möglichkeiten. Sofern keine FOP-Resistenz vorliegt, kann z. B. gegen Fuchsschwanz das etwas stärkere Traxos mit 1,2 l/ha eingesetzt werden. Für Traxos gilt, ähnlich wie bei Axial 50, dass bei schwierigen Bedingungen die Gräserbehandlung besser solo durchgeführt wird.


In Triticale kann bei einer FOP-Resistenz z. B. auch Atlantis WG mit 0,3 kg je ha + dem FHS (0,6 l/ha) + 30 l/ha AHL appliziert werden. Mischungen mit den bereits genannten Herbiziden gegen die dikotylen Unkräuter sind möglich.


Müssen Sie eine breite Mischverunkrautung (inkl. Ehrenpreis) bekämpfen, können Sie z. B. die Mischung aus Duplosan KV + Fox + ggf. Primus (0,8 bis 1,0 + 0,8 bis 1,0 + 0,05 l/ha) ca. 7 bis 8 Tage nach der Gräserbehandlung applizieren. Ist der Ehrenpreis noch klein, geht auch eine Kombination aus Artus + Primus (0,05 kg/ha + 0,05 l/ha). In beiden Fällen empfiehlt sich, die Behandlung zu trennen, um möglichst gute Wirkungsgrade zu erzielen und Schäden an der Kultur zu vermeiden.


Gegen Windhalm ist Axial 50 (0,9 l je ha) dem Traxos vorzuziehen. Sind die Sulfonylharnstoffe noch wirksam, kann Broadway + FHS (0,13 kg/ha + 0,7 l/ha) angewandt werden. Es ist das stärkste Sulfonylharnstoff-haltige Produkt gegen Windhalm. Broadway bekämpft zudem ein großes Spektrum an Unkräutern. Lediglich gegen Stiefmütterchen sollten Sie 0,02 kg/ha Dirigent SX hinzufügen. Als schwächere Alternative könnte auch Husar OD + FHS Mero (0,1 + 1,0 l/ha) zum Einsatz gelangen. Bei Husar OD ist die bessere Wirkung gegen die Einjährige Rispe interessant.


Ungräser in Weizen:

Gegen Windhalm im Weizen empfehlen sich die für Roggen und Triticale beschriebenen Lösungen. Gegen den Fuchsschwanz erweitern sich die Möglichkeiten. Da der Weizen auch höhere Aufwandmengen von Atlantis verträgt, können Sie gegen schwerbekämpfbaren Fuchsschwanz die hohe Menge von 0,5 kg/ha + FHS 1,0 + AHL 30 l/ha einsetzen. Das Ziel muss lauten: Möglichst eine 100%ige Bekämpfung!


Nicht in allen Fällen sind die 0,5 kg Atlantis WG erforderlich. Prinzipiell ist eine Reduktion auf 0,3 kg/ha möglich. Dafür muss der Fuchsschwanz aber auch sensitiv genug sein. Aus Vorsorgegründen empfehlen wir deshalb eher die 0,4 kg je ha + entsprechend 0,8 l/ha FHS + 30 l je ha AHL. Gegen die Unkräuter können Sie ggf. Biathlon (0,07 kg/ha), Starane XL (0,75 bis 1,0 l/ha) oder Primus (0,05 l/ha) hinzufügen.


Ist der Fuchsschwanz noch sehr sensitiv, könnten Sie auch Broadway mit 0,22 kg je ha + 1,0 l/ha FHS einsetzen. Für Betriebe, die zur ersten N-Gabe AHL einsetzen, ist bei ausreichender Sensitivität des Ungrases auch Attribut (0,01 kg/ha) möglich. Der Fuchsschwanz sollte hierbei nicht zu weit entwickelt sein. Zu beachten sind beim Einsatz von Attribut und der hohen Menge Atlantis WG (0,05 kg je ha), dass keine Zwischenfrüchte und Raps nachgebaut werden können.


Liegt noch keine FOP-/DEN-Resistenz vor, ist auch der Einsatz von Traxos (1,2 l/ha), Axial (1,2 l/ha) oder Ralon Super + Monfast (1,2 + 0,5 l/ha) möglich. Auch im Weizen sind die beschriebenen Aspekte zur Wirksamkeit zu beachten.


Empfehlungen ­gegen Unkräuter


Für die Bekämpfung der Unkräuter steht eine große Auswahl an Herbiziden zur Verfügung. Um das geeignete Herbizid aussuchen zu können, muss auf jeden Fall eine vorherige Kontrolle erfolgen, um möglichst keine Lücken im Wirkungsspektrum zu erhalten. Den Übersichten 3 und 4 entnehmen Sie die Wirkungsspektren einer Auswahl von Herbiziden. Die Einstufungen basieren auf einer Vielzahl von Versuchsergebnissen der LWK Niedersachsen.


Für die späte Bekämpfung von Disteln, Weißem Gänsefuß und mit Abstrichen von Storchschnabel und Kornblumen eignet sich MCPA in einer Menge von 1,2 bis 1,5 l/ha im EC-Stadium 30 bis 39. Gute Ergebnisse haben wir auch mit der Kombination aus MCPA + Pointer/Trimmer SX (1,0 l/ha+ 0,025 kg/ha) erzielt. In dieser Kombination werden zusätzlich auch z. B. Kamille, Raps und Klatschmohn erfasst.


Tritt kein Weißer Gänsefuß auf, können Sie Trimmer bzw. Pointer SX auch mit 0,035 kg/ha solo applizieren. Dirigent SX (0,035 kg/ha) würden wir primär zur späteren Bekämpfung von Hundspetersilie bzw. Kamille empfehlen. Zu beachten ist, dass diese beiden Produkte nur bis EC 37 zugelassen sind. Weitere für die späten Anwendungen zugelassenen Produkte sind Starane XL und Ariane C. Achten Sie auch hier auf die durchaus unterschiedlichen maximalen Anwendungstermine bei entsprechenden Indikationen.


Mischverunkrautung:

Gegen eine breite Mischverunkrautung haben sich Anwendungen in warmen Witterungsphasen in der frühen Bestockung des Getreides bewährt. Die Aufwandmengen lassen sich zu diesem Zeitpunkt etwas reduzieren. Die Bekämpfung erfolgt größtenteils mit einer Kombination aus Wuchsstoff und den verträglichen Sulfonylharnstoffen. Einen Auszug aus einem Versuch haben wir in Übersicht 2 dargestellt. Vier der fünf Kombinationen konnten gegen die drei Unkräuter Windenknöterich, Weißer Gänsefuß und Ackerstiefmütterchen ausreichende Bekämpfungserfolge erzielen. Lediglich die Mischung aus ­Pixie und Pointer SX fällt in diesem Fall ab.

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.