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Getreide: Windhalm packen Sie im Herbst am besten

Lesezeit: 7 Minuten

Gegen resistente Ungräser und Unkräuter punkten Sie nur mit standort­-angepassten Strategien. Wie Sie Ihre Probleme lösen, erklärt Günter Klingenhagen, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Pflanzenschutzdienst.


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Eine gleichmäßige, ausreichend tiefe Saat ist der Schlüssel für einen kulturverträglichen Herbizideinsatz im Herbst. Nachdem sich der Boden gesetzt hat, sollte das Saatkorn noch mit 2,5 bis 3,5 cm Boden bedeckt sein. Das gilt vor allem für Roggen. Denn dieser ist gegenüber dem Wirkstoff Flufenacet, enthalten in Cadou SC, Bacara Forte, Herold SC und Malibu, besonders empfindlich.


Verzicht auf Glyphosat:

Verzichten Sie möglichst auf den Einsatz von Glyphosat (Roundup usw.). Ist dieser aber erforderlich, z. B. zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz vor der Saat, sollten Sie sichere Aufwandmengen einsetzen. So ist zu beobachten, dass schwer bekämpfbare Fuchsschwanz-Populationen auch auf Glyphosat weniger empfindlich reagieren. Das sollten Sie beachten.


Setzen Sie auf Normalstandorten 75 % und auf Problemstandorten 100 % der jeweils zugelassenen Aufwandmengen ein. Ab einer Wasserhärte von 15 ° dH ist ein Zusatz von Schwefelsaurem Ammoniak (SSA) unbedingt zu empfehlen. Bis 25 ° dH reichen 5 kg/ha aus. Bei höherer Wasserhärte sollten Sie 7 bis 10 kg/ha zugeben. Den Effekt von SSA erreichen nach unserer Erfahrung auch verschiedenste Additivzusätze oder neuere Glyphosat-Formulierungen nicht.


Windhalm: Herbsteinsatz besser


Gegen Windhalm sind die Bekämpfungsmöglichkeiten im Herbst deutlich besser als im Frühjahr. Auch bei späteren Saaten sollten Sie die Herbstbehandlung bevorzugen.


Im Osten Deutschlands kommt man teils noch ohne Flufenacet zurecht. Gute Erfahrungen bestehen hier z. B. mit Carmina, Trinity, Fenikan und Herbaflex. Diese Produkte verfügen auch über eine gute bis befriedigende Wirkung gegen Kornblume. Auch Hundskerbel lässt sich mit höheren CTU-Mengen, wie sie in Carmina enthalten sind, gut bekämpfen. Von diesen vier Produkten dürfen Sie nur Trinity auch auf drainierten Flächen anwenden.


Im Westen kommt man auf Standorten mit stärkerem Windhalmdruck mit diesen Produkten allein nicht zurecht. Hier sind Herold SC mit 0,4 l/ha, Bacara Forte mit 1,0 l/ha bzw. Malibu ab 2,75 l je ha die Mittel der Wahl. Auf Standorten mit Windhalm- und starkem Unkrautdruck haben sich Mischungen aus 0,2 l pro ha Herold + 2 l/ha Trinity bewährt. Es ist dabei möglich und sinnvoll, die Mischungsverhältnisse den Standortgegebenheiten anzupassen:


  • Sichern Sie z. B. auf Ihrem Standort im Osten Trinity, Carmia usw. durch Zugabe von 0,1 l/ha Herold in der Windhalmwirkung ab.
  • Erhöhen Sie z. B. im Westen wegen der oft höheren Humusgehalte und teils milderen Wintern die Herold-Menge auf 0,3 l/ha.


Bei Novembersaaten sollten Sie aus Verträglichkeitsgründen nur geringe Flufenacet-Mengen von max. 0,2 l/ha Herold einsetzen. Produkte auf Basis von CTU/IPU sind für Spätanwendungen nicht geeignet. CTU und besonders IPU sind wasserlösliche Substanzen, die die Pflanzen mit dem Wasserstrom über ihre Wurzeln aufnehmen müssen. Unter feuchten, kühlen Bedingungen nehmen die Pflanzen aber kaum noch Wasser und somit Wirkstoff auf.


Entsprechende Bedingungen kommen dem wasserunlöslichen Produkt Sumimax dagegen sehr entgegen. Es wird nicht in tiefere Bodenschichten verlagert und über die Keimscheide der frisch auflaufenden Schadpflanzen aufgenommen. Sumimax ist nur für die Anwendung im Weizen zugelassen. Hier bietet sich ein Einsatz an, weil das Mittel über einen anderen Wirkmechanismus verfügt. Dadurch können Sie ein Resistenzmangement auch gegenüber Kamille und Vogelmiere betreiben.


Im Osten und Süden reicht in der Regel der Einsatz des Solo-Produktes. Im Norden und Westen empfiehlt sich ein Zusatz von 0,1 bis 0,15 l/ha Herold. Kornblume kann in diesen Spätsaaten besser im Frühjahr bekämpft werden.


Schonen sie ALS-Hemmer!

ALS-Hemmer, die in Produkten, wie z. B. Pointer SX, Brazzos, Primus, Lexus, Ciral, Absolute M, Falkon, Atlantis usw., enthalten sind, unterliegen einem erhöhten Resistenzrisiko. Deshalb ist es aus unserer Sicht sinnvoll, diese Produktgruppe im Herbst zu schonen und vorhandene Alternativen zu nutzen. Diese sind auf Windhalmstandorten sehr gut. Bei Ackerfuchsschwanz ist die Situation dagegen weniger komfortabel.


Bekämpfungsmöglichkeiten für unterschiedliche Situationen auf Windhalmstandorten entnehmen Sie der Übersicht 1.


Fuchsschwanz: Vorteilhafte Vorauflauf-Kombinationen


Auf tonigen Standorten sollten Sie so viel Ackerfuchsschwanz wie möglich vor der Saat zum Auflauf bringen und abtöten. Mit jeder Bodenbearbeitung regen Sie neuen Samen an, zu keimen. Neben Grubber und Scheibenegge kann auch der Einsatz von Strohstriegeln sinnvoll sein. Nach dem Pflügen muss auf Tonstandorten oft eine Walze folgen. Sie bricht die Oberfläche auf, um Licht- und damit Keimreize zu schaffen.


Eine ausreichende Saattiefe und -stärke sind ebenfalls pflanzenbaulich notwendig. Ein späterer Saattermin ist zwar mit Risiken behaftet, im Hinblick auf die Fuchsschwanzbekämpfung ist er aber enorm wirksam. Darüber hinaus entscheidet die Witterung über sinnvolle Behandlungsstrategien.


Herrschen nach der Weizensaat feuchte Bedingungen, sollten Sie Ihre Flächen noch im Vorauflauf mit 0,6 l/ha Herold, 4 l/ha Malibu, 0,75 l/ha Bacara Forte + 0,3 l/ha Cadou SC oder mit 0,4 bis 0,6 l/ha Herold + 2 bis 3 l/ha Boxer behandeln. Auch eine Kombination aus 0,3 l/ha Herold + 2 l/ha Malibu ist geeignet (Übersicht 2, S. 62). In aktuellen Versuchen zeigt diese Kombination leichte Wirkungsvorteile. Zudem ist sie auch verträglicher als der jeweilige Einsatz der Einzelprodukte mit voller Menge.


In Gerste sind Herold, Malibu bzw. Herold + Malibu zu bevorzugen. Auf undrainierten Flächen empfiehlt sich – mit Ausnahme der Boxer Kombination – der Zusatz von 1,5 bis 2,0 l/ha IPU/CTU. Auf milden Standorten mit geringem Gräserdruck können Sie die genannten Mengen um ca. 20 % reduzieren. Meist erreichen Sie damit eine vollständige Gräserbekämpfung. Bei höheren Tongehalten müssen Sie dagegen Nachbehandlungen einplanen. In Wintergerste ist es vorteilhaft, diese noch im Spätherbst mit 0,9 l/ha Axial durchzuführen. Das gilt auch für Roggen, Triticale und – wenn die Gelegenheit günstig ist – auch für Weizen. In diesen Kulturen ist jedoch Traxos mit 1,2 l/ha besser geeignet. In Weizen können Sie alternativ auch Atlantis im Frühjahr nutzen.


Ist es zum Vorauflauf-Termin trocken, liegen die Wirkungsgrade der Bodenherbizide oft nur bei 50 % und darunter. In diesen Fällen ist es besser, in den Nachauflauf auszuweichen. Hier gibt es verschieden Optionen:


  • Auf milden Standorten mit geringem Fuchsschwanzdruck werden Sie mit einer Behandlung im Nachauflauf zurechtkommen. Sind die Flächen undrainiert, bieten sich Kombinationen z. B. aus 0,45 l/ha Herold + 2,0 l/ha IPU oder 2,5 l/ha Picona/Addition/Activus + 2,5 l/ha IPU an. Diese führen Sie optimalerweise im frühen Nachauflauf durch. Auf drainierten Flächen können Sie in Weizen, Roggen und Triticale Kombinationen aus 20 g/ha Ciral/Lexus + 2,5 l/ha Malibu oder auch Mischungen aus 180 g je ha Absolute M + 1,0 l/ha Picona/Addition/Activus verwenden. Auf Standorten, auf denen es noch sicher wirkt, kann auch Ralon Super in Mischung mit 2,5 l/ha Picona/Activus/Addition/Malibu eine Alternative sein.


Einsatz im Spätherbst:

Traxos funktioniert nur auf Standorten, auf denen z. B. im Raps auch noch Focus Ultra sicher gegen Fuchsschwanz wirkt. In den Küstenregionen ist das oft nicht mehr der Fall.


Im Binnenland sollten Sie diese Option zur Fuchsschwanzbekämpfung aber durchaus einbeziehen. Zunächst werden die Unkräuter im frühen Nachauflauf, eventuell auch in Kombination mit einer Läusespitzung, ausgeschaltet. Auf undrainierten Standorten eignen sich hierfür unter anderem 1,5 l/ha Fenikan/Herbaflex oder 1,75 l/ha Carmina. Auf drainierten Flächen können Sie auch Trinity mit 2 l/ha nutzen. Die eigentliche Fuchsschwanzbekämpfung erfolgt dann im Spätherbst mit 1,2 l/ha Traxos. Das Mittel wirkt bei Kälte auch auf Problemstandorten erstaunlich gut. Nachteilig ist die unsichere Befahrbarkeit des Bodens zu diesem Zeitpunkt. Sind die Flächen im Herbst schon einmal zur Läuse- oder Unkrautbekämpfung „gespurt“, reduziert sich das Problem.


Aktuelle Versuche zeigen, dass auch Behandlungen bei leichtem Frost auf bereiften Pflanzen möglich sind. Die Wirkungsgrade sind sogar leicht besser als Anwendungen auf abgetauten Ackerfuchsschwanzpflanzen.


CTU-sensible Weizensorten:

Nicht alle Winterweizensorten vertragen CTU-haltige Herbizide. Die Sorteneinschränkung (Angaben des Herstellers im Herbst 2012) gilt für die beiden Mittel Lentipur 700 und Carmina 640. Auch beim Einsatz von Trinity empfehlen wir, diese Einstufung zu beachten. (Der Hersteller gibt alle Winterweizensorten frei.)

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