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Grünland: Die gelbe Gefahr

Lesezeit: 7 Minuten

Das giftige Jakobs-Kreuzkraut erobert immer mehr ­Grünlandflächen. Jetzt im Frühjahr können Sie handeln. Über Bekämpfungsmöglichkeiten informiert Dr. Bernhard Werner, LWK Niedersachsen, Hannover.


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Auf Grünlandflächen, an Straßenrändern, Böschungen und Brachen ist das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) in den letzten Jahren immer häufiger zu finden. Die gelb blühende Pflanze sorgt wegen ihrer Giftigkeit gegenüber Warmblütern mittlerweile für viel Aufregung (siehe top agrar 4/2009, Seite 108).


Ihre Bekämpfung ist vor allem auf extensiv oder ökologisch bewirtschafteten Flächen besonders schwierig, da eine mechanische Bekämpfung alleine oft nur unzureichend wirkt. Aber auch die chemische Bekämpfung ist häufig nicht zufriedenstellend. Neben Landwirten stehen auch Kommunen unter dem Druck, Jakobs-Kreuzkrautpflanzen von öffentlichen Flächen zu entfernen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.


Sonnige, trockene Standorte:

Was ist das für eine Pflanze, die sich auf etlichen Flächen zum Problem entwickelt? Das Jakobs-Kreuzkraut ist mehrjährig oder ausdauernd. Als Lichtkeimer besiedelt diese Art bevorzugt lückig bewachsene, vor allem sonnige und trockene Standorte auf Sand- und Tonböden mit mäßigem Stickstoffgehalt.


Bereits im Frühjahr bildet sie Rosetten und ist damit für das geschulte Auge schon in diesem Stadium zu erkennen. Nach dem Streckungswachstum erreicht die Pflanze eine Höhe von 30 bis 100 cm. Nach der Blüte bildet sie flugfähige Samen, die der Wind verbreitet. Ihr Wurzelsystem verzweigt sich von der Pfahlwurzel aus büschelartig. Aus diesen Wurzelverzweigungen kann die Pflanze erneut austreiben. Sie besitzt ein hohes Vermehrungspotenzial.


Sehr giftig und bitter:

Alle Kreuzkrautarten sind wegen ihres Alkaloidgehaltes giftig, sie unterscheiden sich aber stark in ihrer Giftigkeit. Das Jakobs-Kreuzkraut gehört zu den giftigeren Arten. Pferde reagieren empfindlicher als Rinder, gefolgt von Schafen und Ziegen. Die einzelnen Pflanzenteile weisen unterschiedlich hohe Alkaloidgehalte auf. Die grünen Pflanzen enthalten aber auch Bitterstoffe und werden daher von den Tieren eher verschmäht. Problematisch wird es aber spätestens dann, wenn keine Alternativnahrung vorhanden ist, die Tiere unerfahren sind oder die Pflanzendichte zu hoch ist.


Ein sehr großes Problem ist das Verfüttern von belastetem Raufutter, da z. B. im Heu die Bitterstoffe verloren gehen, die Giftigkeit aber bleibt. Daher ist es wichtig, bewirtschaftete Wiesen oder Weiden und benachbarte Flächen von Jakobs-Kreuzkraut freizuhalten!


Am besten vorbeugen!

Vorbeugende Maßnahmen bieten die effektivste Bekämpfungsmöglichkeit. Das Jakobs-Kreuz­kraut ist konkurrenzschwach und hat in einer dichten Grasnarbe kaum eine Chance, sich zu etablieren. Daher ist es wichtig, die Grasnarbe geschlossen zu halten und mechanische Belastungen zu vermeiden. Dort, wo es möglich ist, fördert eine angepasste Düngung vor allem Gräser als die stärksten Konkurrenten. Gleichzeitig müssen Sie das Aussamen des Jakobs-Kreuzkrautes verhindern. Dieses gilt für die Fläche, aber auch für angrenzende Bereiche. Außerdem sollten Ansaatmischungen, zum Beispiel für Straßenböschungen, unbedingt kreuzkrautfrei sein.


Mähen oder Mulchen:

Mechanische Verfahren sind nur bedingt effektiv oder sehr aufwendig. Bei geringem Besatz mit Jakobs-Kreuzkraut ist es sinnvoll, die Einzelpflanzen auszustechen. Bei höheren Dichten sollten Sie auf jeden Fall ein Aussamen verhindern. Dazu mähen oder mulchen Sie die Pflanzen bei Blühbeginn. Aber Achtung: Das Schnittgut dürfen Tiere nicht fressen! Sie müssen es abfahren und vernichten oder es auf der Fläche vollständig verrotten lassen.


Problematisch ist auch ein Wiederaustrieb der Pflanzen. Dieser macht im selben Jahr mindestens noch ein zweites Mähen erforderlich. Sie dürfen aber auch nicht zu häufig mähen oder mulchen, um die Narbe nicht zu sehr zu schädigen.j


Natürliche Feinde nutzen?

Unter biologischen Bekämpfungsverfahren versteht man den Einsatz von Nützlingen oder anderen Organismen zur Bekämpfung eines Schaderregers. Es gibt z. B. einige Insekten, die das Jakobs-Kreuzkraut besiedeln und entweder durch direkten Fraß (Karmin- oder Blutbär, Tyria jacobaeae, eine Schmetterlingsart) oder durch eine gezielte Eiablage (Kreuzkraut-Saatfliege) und damit verbundenem Larvenfraß schädigen. Auch von Rostpilzen kann das Jakobs-Kreuzkraut befallen werden. Aber keiner dieser „Feinde“ schädigt nachhaltig, sodass sie sich im Freiland nicht gezielt zur Bekämpfung einsetzen lassen. Auch in absehbarer Zeit sind noch keine biologischen Verfahren zur gezielten Bekämpfung in Sicht.


Die thermische Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrautes ist relativ teuer und arbeitsintensiv. Außerdem wirkt sie nicht selektiv und in der Regel auch nicht nachhaltig, da die Pflanzen aus der Wurzel wieder austreiben können.


Herbizide helfen:

Die letztendlich wirk­samste Methode, das Jakobs-Kreuzkraut zu bekämpfen, ist der Herbizideinsatz. In den Jahren 2009 bis 2011 haben wir in der Region Hannover auf 4 verschiedenen Standorten insgesamt 7 Versuche zur Wirksamkeit von Grünlandherbiziden gegenüber dem Jakobs-Kreuzkraut angelegt. Die Versuchsflächen waren in der Regel leichte Standorte, bisher als Ausgleichsfläche, Brachland oder als extensives Grünland genutzt. Die Herbizidbehandlungen erfolgten zu 3 verschiedenen Terminen:


  • Frühjahr/Rosettenstadium,
  • Frühsommer/Streckungswachstum und
  • Herbst/Rosettenstadium.


Der Besatz mit Jakobs-Kreuzkraut lag zwischen 2 und 45 Pflanzen/m². Einen Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Herbizide über alle Standorte und alle Behandlungstermine im Betrachtungszeitraum zeigt Übersicht 1. Dargestellt sind zwei Bonitur- oder Erfassungstermine, aus denen zusätzlich die Wirkungsgeschwindigkeit der einzelnen Herbizide sichtbar wird.


Simplex (Wirkstoff Aminopyralid) erreichte über alle Standorte und Termine mit der zugelassenen Aufwandmenge von 2 l/ha mit 99 % die höchsten Wirkungsgrade mit einer sehr geringen Schwankungsbreite. Auch eine Reduktion der Aufwandmenge um 25 % erbrachte keinen Wirkungsabfall. Simplex wirkte im Vergleich zu den anderen geprüften Mitteln am schnellsten. Alle anderen Mittel und Mittelkombinationen zeigten eine deutlich langsamere Wirkung und eine sehr große Schwankungsbreite. Die Mischung aus U 46 M + U 46 D (je 2 l pro ha) erwies sich in diesem Vergleich noch als sicherste Alternative.


Ursache für den starken Wirkungs­abfall aller wuchsstoffhaltigen Präparate ist die Abhängigkeit vom Behandlungstermin bzw. Entwicklungsstadium des Jakobs-Kreuzkrautes. In beiden der Frühsommeranwendung unserer Versuche befand sich das Kreuzkraut im fortgeschrittenen Streckungswachstum.


Den Einfluss des Anwendungstermins bzw. Entwicklungsstadiums zum Behandlungszeitpunkt auf die Wirksamkeit der Herbizide zeigt Übersicht 2 sehr deutlich. Bis auf Simplex fällt bei allen Mitteln und Mittelkombinationen die Wirksamkeit bei der Frühsommeranwendung in den schossenden Bestand deutlich ab. Lediglich die Kombination aus U 46 M + U 46 D erreicht wiederum mittlere Wirkungsgrade von 63 %.


Der Einsatz der Wuchsstoffherbizide ließ sich durch die Anwendung im Rosettenstadium optimieren. Dieses war durch ein vorheriges Abräumen des Aufwuchses nach Mahd oder durch vorheriges einmaliges Mulchen bei den Frühjahrs- und Herbstanwendungen möglich. Sowohl die Anwendung von U 46 M +U 46 D mit je 2 l/ha als auch die Anwendung von Banvel M mit 6 l/ha brachten unter diesen Bedingungen höhere Wirkungsgrade von über 80 % bzw. bei Banvel M von über 90 %.


Bei der Bewertung der Herbstanwendungen ist zu berücksichtigen, dass in beiden Jahren den Behandlungen ein früher, strenger Winter folgte, sodass eine leichtere Auswinterung herbizidgeschädigter Pflanzen denkbar ist. Simplex zeigte unabhängig vom Einsatztermin und von der Aufwandmenge Wirkungsgrade von 97 % bis 100 %.


Die Möglichkeit einer chemischen Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrautes beschränkt sich aber auf konventionell bewirtschaftete Flächen sowie auf Wiesen und Weiden im Freizeitbereich. Die wuchsstoffhaltigen Mittel- bzw. Mittelkom­binationen: Banvel M und U 46 M + U 46 D können unter den in den Versuchen beschriebenen Bedingungen gute Wirkungsgrade erreichen.


Auflagen beachten!

Die beste und schnellste Wirkung erzielt Simplex. Seine Anwendung ist aber wegen der umfangreichen Anwendungsbeschränkungen schwierig. Die Anwendungsbe-stimmungen wurden aufgrund von Nachbauproblematiken nach dem Einsatz von Simplex verschärft. Unter anderem darf das Mittel nur noch auf Dauerweiden oder nach dem letzten Schnitt angewendet werden. Weitere Einschränkungen gibt es für Futter, organische Dünger und auch Gärreste, die direkt oder indirekt von mit Simplex behandelten Flächen stammen (siehe Packungsbeilage).


Auf Pferdeweiden soll Simplex nur noch zur Horst- oder Einzelpflanzenbehandlung bzw. im Streichverfahren eingesetzt werden.

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