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Grünland: So gehen Sie bei der Sortenwahl vor

Lesezeit: 8 Minuten

Mit der Zusammensetzung der Neuansaaten-Mischungen (Arten und Sorten) legen Sie den Grundstein für die Qualität und Entwicklung Ihrer Bestände. Auch die Nachsaat ist ein deutlicher Eingriff in den Bestand. Durch diese Maßnahme sollen bestimmte Arten in ihrem Anteil erheblich gestärkt werden. Die Eigenschaften der Sorten in der Nachsaatmischung prägen den erneuerten Bestand. Nur noch Deutsches Weidelgras ansäen? Je intensiver die Milchviehhaltung ist, um so weniger Arten sind auf dem Grünland an- und nachsaatwürdig. Hierbei dominiert das Deutsche Weidelgras unter den verbliebenen Gräserarten. Diese Einengung des Artenspektrums führt dazu, dass die Sortenfrage erheblich an Bedeutung gewinnt. Dabei bestehen einzelbetrieblich unterschiedliche Ansprüche an die Standortanpassung, die Ausdauer und die Nutzungseignung der Sorten. Allein beim Deutschen Weidelgras sind derzeit mehr als 100 Sorten zugelassen. Eine Sorte kann nicht für jede Nutzung und für alle Standorten gleichermaßen passen. Mittlerweile enthält ein Drittel der Dauergrünlandmischungen, die jährlich auf fünf Prozent der bayerischen Grünlandfläche zur Nach- oder Neuansaat verwendet wird, in höheren Anteilen Deutsches Weidelgras. Der Weidelgras-Anteil in den Über- und Nachsaaten steigt langfristig, von jährlichen Schwankungen abgesehen. Deutsches Weidelgras wird zudem im mehrjährigen Feldfutterbau und Wechselgrünland verwendet. Es wird im norddeutschen Tiefland ebenso ausgesät wie in günstigen Mittelgebirgslagen Bayerns. Wegen der unterschiedlichen Nutzungsansprüche und Standortverhältnisse kann es aber nicht sein, dass es eine Weidelgrassorte gibt, die überall die beste Wahl ist. Daher ist es wichtig, sich über die Eigenschaften der Sorten zu informieren und sie gezielt auszuwählen. Noch aus einem weiteren Grund spielt die Wahl leistungsfähiger, standortangepasster Sorten auf dem Grünland heute eine wichtige Rolle: Sie ist entscheidend für die Verwertung von Grünland. Traditionelle Grünlandstandorte, wie z. B. süddeutsche Mittelgebirgslagen oder norddeutsche Moorgebiete, sind gegenüber Gunststandorten benachteiligt. Wenn sich die Aufwüchse dieser Grünlandbestände nur noch schwer in heutige intensive Futterrationen integrieren lassen, werden sie für die Betriebe wertlos. Die Schere zwischen den Anforderungen der Milchkühe an die Futterqualität und die tatsächliche Qualität der Futteraufwüchse klafft auf diesen Standorten so stark wie nie zuvor auseinander. Grünlandflächen lassen sich dort nur in der Nutzung halten, wenn es gelingt, auf diesen Standorten angepasste, ausdauernde Sorten der wenigen noch ansaatwürdigen Gräserarten zu etablieren. Wo Weidelgras an seine Grenzen stößt Das Deutsche Weidelgras ist zwar für viele Grünlandstandorte wichtig, dennoch passt es nicht überall hin. So macht es keinen Sinn, in Gebieten mit ca. 600 mm Niederschlag und einer dreimaligen und nur in einzelnen Jahren vierschnittigen Nutzung (z. B. Trockengebiete Frankens), zu versuchen, einen nachhaltig stabilen weidelgrasbetonten Bestand zu erzeugen. Hier sollten andere Arten, wie z. B. Wiesenschwingel oder Knaulgras, zum Zuge kommen. Denn als Untergras braucht das Deutsche Weidelgras mindestens vier Schnitte, um sich gegen die in dieser Situation überlegenen Obergräser zu behaupten. Auch viele Mittelgebirgslagen in Bayern sind Grenzstandorte für das Deutsche Weidelgras. Kälte, Schnee und Fusariumbefall strapazieren Vitalität und Ausdauer des Weidelgrases. Um die Eignung der Sorten für diese Standorte zu testen, führt z. B. das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft bei Deutschem Weidelgras Prüfungen an Standorten durch, an denen nach langjähriger Erfahrung regelmäßig nach dem Winter größere Schäden zu erwarten sind. Auf Grund der harten Bedingungen können in relativ kurzer Zeit Aussagen zur Ausdauer neuer Sorten gewonnen werden, die an günstigeren Standorten erst nach mehreren Jahren vorliegen würden. Denn eine Regel trifft für alle An- und Nachsaaten zu: Der angesäte Bestand muss sich in den ersten Jahren an Standort und Nutzung anpassen. Dies geschieht bei intensiveren Beständen überwiegend vegetativ durch den Verlust der nicht genügend angepassten Bestandteile. Sind die Verluste hoch, treten Lücken in der Narbe auf und die Leistung sinkt. Weitere Folge: Der Anteil unerwünschter Gräser und Kräuter wie Gemeine Rispe, Ampfer, Löwenzahn, Wehrlose und Weiche Trespen usw. steigt. In den letzten Jahren hat es deutliche Züchtungsfortschritte beim Merkmal Ausdauer gegeben. In Übersicht 1 wird die Ausdauer aller Weidelgrassorten der Beschreibenden Sortenliste mit der Ausdauer der in Bayern empfohlenen Sorten für die Jahre 1983 bis 2001 miteinander verglichen. Dargestellt sind der Mittelwert, die schlechteste bzw. beste Sorte (Endpunkte der Striche) und die 50 % der Sorten, die um den Mittelwert liegen. Es zeigt sich, dass die empfohlenen Sorten in der Ausdauer besser abschneiden. Wie wichtig die Ausdauerbeurteilung der Sorten ist, macht Folgendes deutlich: Von einer Stufe zur nächsthöheren haben nach vier Wintern im Schnitt ca. 15 bis 20 % mehr Weidelgras überdauert. Das bedeutet für die Praxis: Beim Kauf einer Mischung mit einer Sorte der Ausdauernote 6 oder 7 ist auch nach vier Jahren noch ein guter Bestand vorhanden. Bei einer Sorte mit Note 4 oder schlechter ist dann oft schon die nächste Neuansaat fällig. Ausdauer und Narbendichte wichtiger als Ertrag Auf welche Eigenschaften kommt es bei der Sortenwahl an? Dies hängt vor allem von der späteren Verwendung ab. Grundsätzlich gilt aber: Dauergrünland braucht ausdauernde Sorten! Bei Deutschem Weidelgras hat daher das Merkmal Ausdauer höchste Priorität. Dies gilt auch für Betriebe mit jährlicher Nachsaat, da abgestorbene Pflanzen nach Winter stets zu Lücken in der Narbe führen, in denen sich Unkräuter breit machen. Diese Lücken, die Eintrittspforten für unerwünschte Gräser und Kräuter sind, müssen möglichst klein gehalten werden. Deshalb ist das Merkmal Narbendichte wichtig. Erst dann kommt das Merkmal Ertrag. Denn der in Landessortenversuchen und in der Wertprüfung ermittelte Ertrag wurde nur in den ersten drei Hauptnutzungsjahren gewonnen und dies meist in günstigen Lagen. Versagt eine Sorte jedoch in der Ausdauerprüfung, bedeutet das verkürzt: Sie wird je nach Klimaverhältnissen des Ansaatstandortes binnen kurzer Zeit gar keinen Beitrag zum Ertrag leisten, da sie ausgefallen ist. Die Resistenz gegen Rostkrankheiten hat regional eine sehr unterschiedliche Bedeutung. So tritt beispielsweise in Bayern Rost in der Regel in einzelnen Jahren nur in milderen Lagen auf. In Mittelgebirgslagen kommt Rost so gut wie gar nicht vor. Ob ein Grünlandbestand früh oder spät nutzungsreif wird, hängt wesentlich vom Merkmal Zeitpunkt Ährenschieben ab. Auf welche Sortentypen, frühe oder späte, gesetzt werden sollte, lässt sich nicht pauschal sagen. Die einzelbetrieblichen Verhältnisse und der Standort geben den Ausschlag wie folgt: Späte Sorten tragen zur Nutzungselastizität eines Bestandes bei. Wo diese gebraucht wird, ist sie zweifellos ein wichtiges und oft ausschlaggebendes Argument. Frühe Sorten haben ihre Vorteile, wenn ihre fristgerechte Nutzung sichergestellt ist. Sie tragen früher im Jahr zum Narbenschluss bei. Schmälert Vorsommertrockenheit die Erträge des zweiten und dritten Schnitts, können frühe Sorten höhere Gesamterträge ermöglichen. Außerdem ist die Verdaulichkeit der Aufwüchse aus frühen Sorten besser als die aus späten Sorten, wenn der Schnitt jeweils zum gleichen Entwicklungsstadium erfolgt. Das zeigen neue Versuchsergebnisse aus der Schweiz. Auch die Schmackhaftigkeit ist ein immer wieder diskutiertes Merkmal bei der Sortenwahl. Allerdings fehlen bislang objektive und preiswerte Methoden, sie zu messen. Solange es diese nicht gibt, sind Einzelaussagen zu Sorten mit Vorsicht zu genießen. Bei jeder Art auf andere Merkmale achten! Bei jeder Art in einer Ansaatmischung kommt es auf andere Merkmale an. Dazu folgende Beispiele: Ist Knaulgras in der Mischung, sollte der Anteil später Sorten möglichst hoch sein. Nur so wird gewährleistet, dass das Knaulgras nicht zu spät geschnitten wird. Um eine zu starke Zunahme dieser Art zu begrenzen, sollte ihr Aussamen durch frühen Schnitt vermieden werden. Bei Wiesenrispe sind neben dem Ertrag die Merkmale Neigung zur Auswinterung und Anfälligkeit gegenüber Rost wichtig. Bei Weißklee unterscheidet man grob zwei Nutzungstypen. Die eher kleinblättrigen, bodendeckenden Sorten, die einen Beitrag zur Narbendichte leisten, sind in Mischungen z. B. mit einem hohen Anteil tetraploiden Deutschen Weidelgrases sinnvoll. Dazu zählen z. B. die Sorten Rivendel oder Lirepa. Die höher wachsenden, ertragsbetonten Sorten (z.B. Milkanova) finden in Wiesenbeständen ihren Platz, in der die Narbendichte durch andere Arten gewährleistet ist. Der Anteil blausäurehaltiger Kleepflanzen sollte generell möglichst gering gehalten werden. Dieses Merkmal wird jedoch erst bei hohen Weißkleeanteilen im Bestand bedeutsam. Sortenmischungen individuell anfertigen lassen? In der Regel wird es nicht sinnvoll sein, eigene Mischungen anfertigen zu lassen, da die empfohlenen Mischungen das Ergebnis langjähriger Erfahrung und aktueller Sortenergebnisse wiedergeben. Eine Ausnahme kann für Einkaufgemeinschaften die gezielte Zusammenstellung von Nachsaatmischungen sein. Diese Mischungen sind sehr einfach zusammengesetzt. Innerhalb der empfohlenen Sorten kann die Sortenwahl noch einmal gezielter abgestellt und der Klee evtl. weggelassen werden.

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