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Grunddüngung: Alarm in Ackerbaubetrieben !

Lesezeit: 10 Minuten

Die Phosphat- und Kaligehalte in Ackerbau­regionen sinken dramatisch. Laden Sie den Akku Ihrer Böden auf, bevor die Erträge leiden! Die teilflächenspezifische Grunddüngung kann dabei eine kostengünstige Lösung sein.


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Viele Landwirte in Ackerbauregionen haben die mineralische Phosphat- und Kalidüngung in den letzten zwei Jahrzehnten stark reduziert oder ganz unterlassen. Gründe dafür sind der starke Preisanstieg für P- und K-Dünger und erhebliche Nährstoffexporte aus viehlosen bzw. vieharmen Ackerbaubetrieben durch den verstärkten Marktfruchtanbau. Die Folge ist eine immer weiter sinkende Phosphat- und Kaliumversorgung der Ackerböden.


Dass die Situation mittlerweile dramatisch ist, zeigt folgendes Beispiel: In Thüringen sind 46 % der Ackerböden niedrig bis sehr niedrig mit Phosphat versorgt. Sie liegen in den Gehaltsklassen A und B. Im Vergleich dazu waren von 1990 bis 1994 nur 15 % der Ackerfläche deutlich unterversorgt. Diese Entwicklung betrifft vor allem Marktfruchtbetriebe mit langjährig negativer P-Bilanz. Ähnlich ist die Situation auch in anderen Ackerbaugebieten. So liegen die P-Gehalte im Boden heute 8 bis 10 mg P2O5 je 100 g Boden niedriger als vor 20 Jahren. Hinzu kommt noch verstärkter Kalium- und Magnesium-Mangel. Betroffen davon sind häufig Standorte mit geringer Nachlieferung, wie z. B. sandige Böden in niederschlagsreichen Regionen und Böden, die Kalium fixieren (Flussauen).


Die Erträge sinken!

Unterlässt man die Grunddüngung langjährig, sinken die Erträge kontinuierlich, wie aktuelle Feldversuche belegen. Zudem verschlechtert sich die Effizienz der N-Düngung. Ein Beispiel für die Wirkung der P-Düngung auf einem Mangelstandort zeigt Übersicht 1. Die Ergebnisse:


  • Auf einem stark unterversorgten Lößschwarzerde-Standort in Thüringen bewirkte eine zunehmende P-Düngermenge (50 % der P-Abfuhr, 100 % der P-Abfuhr und 150 % der P-Abfuhr) zu Winterweizen deutliche Mehrerträge.
  • Der höchste Mehrertrag von 18,6 dt je ha im Vergleich zur Variante ohne P ließ sich mit einer Düngergabe in Höhe von 150 % der P-Abfuhr erreichen.
  • Die P-Düngung über der Abfuhr erhöht wegen der unvollständigen P-Aufnahme den leicht löslichen P-Gehalt im Boden.
  • Der Boden-P-Gehalt der Variante ohne P-Düngung sinkt weiter ab und zieht einen künftig höheren P-Düngebedarf nach sich.


Die Düngeempfehlung für unterschiedlich hoch versorgte Böden entnehmen Sie der Übersicht 2. Die niedrigen Düngermengen sind für Getreide, die höheren für Raps, Hackfrüchte, Mais und Ackerfutter. Die zu düngenden Mengen beziehen sich jeweils auf ein Jahr. Wer über die Fruchtfolge düngt, kann die Grunddünger am besten zu Blattfrüchten geben, da diese sehr dankbar darauf reagieren.


Denken Sie vor allem auf Standorten, die zur Versauerung neigen, an die optimale Kalkversorgung der Böden. Denn ein Kalk-Mangel (zu niedriger pH-Wert) beeinträchtigt neben der Bodenstruktur auch die Nährstoffverfügbarkeit.


Strategien zur Grunddüngung:

Vor allem bei hohen Mineraldüngerpreisen für P und K lohnt es sich, die Grunddüngung möglichst kostengünstig und effektiv durchzuführen. Weil die globalen Rohphosphatreserven begrenzt sind, müssen wir zudem mit weiter steigenden Preisen auf dem Weltmarkt rechnen. Folgende Düngestrategien sind unter Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeit und Kosten denkbar:


  • Mit organischen Düngern wie Gülle, Gärresten und Stallmist aus viehhaltenden Betrieben sowie Kompost können Sie kostengünstig den P- und K-Grundbedarf absichern.
  • Geeignet sind auch transportwürdige P-haltige organische Dünger wie Fleischknochenmehl und Hühnertrockenkot (HTK). Das Problem ist aber häufig die Verfügbarkeit. Hinzu kommt, dass hohe Kosten für Langstreckentransporte den Einsatz verteuern können.
  • Nicht wasserlösliche P-Dünger, wie weicherdige Rohphosphate oder teilaufgeschlossene Phosphatdünger, werden häufig kostengünstiger angeboten als wasserlösliche P-Dünger. Sie eignen sich wegen ihrer langfristigen Wirkung vorzugsweise zur Erhaltungsdüngung bzw. zur Düngung leichter, schwach saurer Böden. Um einen akuten P-Düngebedarf abzudecken, sind dagegen wasserlösliche P-Dünger (Triplesuperphosphat, Diammonphosphat) deutlich besser geeignet.
  • Mit einer P-Unterfußdüngung zu Getreide und Raps lässt sich das P-Düngungsoptimum mit einer im Vergleich zur breitwürfigen Düngerausbringung geringeren P-Düngermenge erreichen. Das zeigen eigene Untersuchungen. Geeignet ist dieses Verfahren vor allem auf stark unterversorgten Standorten, da es die Festlegung von Dünger-P im Boden stark verzögert und sich die Dünger dann deutlich besser ausnutzen lassen. Dazu ist allerdings eine spezielle Aussaattechnik mit Unterfußapplikation des Düngers erforderlich (siehe top agrar 8/2011, ab Seite 50).
  • Zur Kalidüngung eignen sich alle Kalidünger, da dieser Grundnährstoff immer in wasserlöslicher Form vorliegt. Kriterien für die Auswahl eines Kalidüngers sind neben dem Preis je kg K2O der Gehalt an Magnesium und Schwefel.
  • Müssen Sie Phosphat und Kalium mineralisch düngen, sollten Sie die Menge konsequent am Düngebedarf nach Bo-denuntersuchung ausrichten. Bei niedriger und sehr niedriger Versorgung (Gehaltsklassen B und A) empfiehlt sich eine Düngung von P und K über der Abfuhr durch die Ernte, um die Bodengehalte langsam zu erhöhen. Bei mittlerer Versorgung (Gehaltsklasse C) gilt nach wie vor die Empfehlung einer Düngung in Höhe der Abfuhr. Lediglich bei hohen Düngemittel- und niedrigen Erzeugerpreisen kann man bei Getreide die P- und K-Zufuhr um bis zu 50 % reduzieren. Bei hoher und sehr hoher Versorgung (Gehaltsklassen D und E) führt die P- und K-Düngung in der Regel nicht zu wirtschaftlichen Mehrerträgen. Deshalb sollte bis zur nächsten Bodenuntersuchung eine Düngung dieser Nährstoffe unterbleiben. j


Variabel düngen – was bringt’s?


Einige Ackerbaubetriebe düngen ihre Flächen bereits teilflächenspezifisch. Ihre Gründe:


  • Sie können damit Schwankungen bei der Nährstoffversorgung innerhalb großer Schläge über die Bodenuntersuchung präzise erfassen und auf digitalen Nährstoffkarten hinterlegen.
  • Mit GPS-gestützten Düngerstreuern düngen sie die Fläche teilflächenbezogen ab und vermeiden somit über- oder unterversorgte Teilstücke.
  • Weil auf gut versorgten Stellen weniger gedüngt wird, ergeben sich vor allem bei sehr heterogenen Flächen häufig Düngereinsparungen.


Knackpunkt Bodenprobe:

Wichtig bei diesem Verfahren ist das präzise räumliche Erfassen der Nährstoffe im Boden. Hierfür ist zunächst die Heterogenität des Standortes zu ermitteln, um das Probenflächenraster festzulegen. Das kann auf Grundlage der Bodenschätzungskarte oder der Ergebnisse eines Bodenscanners erfolgen.


Teilflächen mit vergleichbarer Bodenart können Sie zu einer Rasterfläche zusammenfassen. Flächen, die vorher unterschiedlich genutzt wurden, sollten Sie bei den Bodenprobenahmen dagegen trennen. Haben Sie kürzlich nährstoffbedingte Wachstumsminderungen bzw. sichtbare Nährstoffmangel-Symptome beobachtet, sollten Sie dies beim Probenahmeraster berücksichtigen. Die Größe der Probenahmeflächen sollte ca. 1 bis 3 ha betragen, bei besonders homogenen Teilflächen bis 5 ha.


Alternativ dazu kann man zu Beginn der teilflächenbezogenen Bodenuntersuchung ein starres Raster mit möglichst kleinen Probenahmeflächen (ca. 1 ha) anlegen. Auf dieser Grundlage können Sie benachbarte Teilflächen mit vergleichbarer Nährstoffversorgung zu neuen, vergrößerten Probenahmeflächen zusammenfassen.


Entnehmen Sie die Bodenproben sehr sorgfältig, weil sie die Wirtschaftlichkeit des gesamten Verfahrens stark beeinflussen. Achten Sie dabei auch auf die Probenahmetiefe. Die zuständigen Stellen der Bundesländer empfehlen eine Probenahmetiefe von 20 bis 25 cm, da sich die Kalibrierung der Düngungsempfehlung auf diese Entnahmetiefe bezieht. Am besten führen Sie auf der festgelegten Rasterfläche in Form einer Diagonale oder eines liegenden „N“ mindestens 15 Einstiche durch und vereinigen den Boden zu einer Mischprobe.


Die Bodenuntersuchungsergebnisse werden mittels digitalisierter Nährstoffkarten dargestellt. Mit diesen lassen sich die elektronischen Streukarten für den Düngertreuer erstellen.


Wie viel Dünger auf die Teilfläche?

Die Höhe der teilflächenbezogenen P- und K-Düngung richtet sich nach der Gehaltsklasse der Teilfläche und der erwarteten P- und K-Abfuhr durch die Ernte. Sie können auch zwei bis drei Jahresgaben zu einer Vorratsdüngung zusammenfassen. Einen Vorschlag für die Höhe der P- und K-Düngung, abhängig von der Bodenversorgung, entnehmen Sie der Übersicht 2 auf Seite 51. Die Zuschläge zur P- und K-Düngung in den Gehaltsklassen A und B orientieren sich an hohen Düngemittel- und niedrigen Erzeugerpreisen. Bei derzeit eher hohen Erzeugerpreisen empfiehlt es sich, die Mengen leicht zu erhöhen.


Die Düngermenge lässt sich auf der teilflächenbezogenen, digitalen Streukarte hinterlegen. Das Erstellen dieser Streukarten bieten landwirtschaftliche Labore und Dienstleister an.


Ein GPS-gestützter Düngerstreuer arbeitet die Karte ab, so dass alle Teilflächen des Gesamtschlages die vorher festgelegten Mengen erhalten. Wichtig ist es allerdings, sich vorher beim Düngerstreuer-Hersteller über die Genauigkeit der Applikation zu informieren. Weil die Streukarten für die Nährstoffe P und K unterschiedlich sind, ist eine getrennte Ausbringung sinnvoll.


Variable Düngung drückt Kosten:

Ob sich mit der teilflächendifferenzierten P- und K-Düngung im Vergleich zur schlageinheitlichen Düngung Kosten einsparen lassen, hängt stark von der Heterogenität der Flächen und den zu erwartenden Mehrerträgen ab. Eine Kalkulation für die Wirkung der variablen P-Düngung zu Winterweizen mit einem Zielertrag von 80 dt/ha zeigt Übersicht 3.


Unterstellt haben wir dabei eine für viele Ackerbaubetriebe typische flächenhafte Verteilung der P-Gehaltsklassen und mittlere Mehrerträge durch die P-Düngung. Nicht kalkuliert haben wir den Aufwand für zusätzliche Bodenuntersuchungen, die Zusatzkosten für die variable Ausbringung und die zu erwartende Nachwirkung der P-Düngung auf den Teilflächen mit den Gehaltsklassen A und B. Hier die Ergebnisse:


  • Die teilflächenbezogene P-Düngung führt zu leicht höheren Erträgen im Vergleich zur unterlassenen und zur fixen P-Düngung nach Abfuhr. Das Verfahren konzentriert die P-Gaben auf die Flächen mit aktuellem Düngebedarf und setzt die Nährstoffe effizient ein.
  • Bei der fixen P-Düngung erhalten unterversorgte Teilflächen zu wenig P, um optimale Erträge zu erreichen. Bei hoch und sehr hoch mit Phosphat versorgten Teilstücken führt das zusätzliche P dagegen nicht zu Mehrerträgen.
  • Steigen die Nährstoffgehalte auf den unterversorgten Teilflächen allmählich an, wirkt sich das positiv auf die Erträge der Nachfrüchte aus.


In der Kalkulation liegen die Geldroherträge noch dicht beeinander. Dies kann sich jedoch sehr schnell ändern. Bedenken Sie Folgendes:


  • Ohne P-Düngung sacken die Bodengehalte weiter ab, so dass künftig mehr Teilflächen in die Gehaltsklassen A und B abrutschen. Die Folge: Sinkende bzw. springende Erträge und niedrigere Erlöse.
  • Je heterogener die Flächen, desto wirtschaftlicher ist die variable Düngung.
  • Bei steigenden Mineraldünger- und Erzeugerpreisen baut die Teilflächendüngung ihren Vorteil weiter aus.


Für wen interessant?

Die teilflächenspezifische Grunddüngung ist vor allem für größere Ackerbaubetriebe ohne Vieh bzw. mit geringem Viehbesatz und teilweise schlechter Nährstoffversorgung des Bodens interessant. Sehr heterogene Teilflächen innerhalb eines Schlages lassen sich mit diesem Verfahren angepasst ernähren. Langfristig gleicht die variable Grunddüngung unterschiedliche Nährstoffgehalte im Boden aus.


Für Betriebe mit insgesamt hoher bis sehr hoher Nährstoffversorgung der Böden ist das Verfahren nicht notwendig. Das gilt auch für Flächen, bei denen die Nährstoffe gleichmäßig verteilt sind.

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