Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Gülle als Unterfußdünger –bringt’s das?

Lesezeit: 6 Minuten

Nicht nur wegen hoher Düngerpreise wird Gülle als Unterfußdünger immer interessanter. Praktiker berichten über erste Erfahrungen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wulf Schwarte aus Dinklage in Niedersachsen ist von der Idee des neuen Dünge-Verfahrens überzeugt. „Der Gedanke, Gülle statt Diammon­phosphat unterfuß im Mais zu düngen, klang für mich von Anfang an verlockend“, erklärt der Landwirt. Die wichtigsten Gründe dafür sind:


Bei steigenden Mineraldüngerpreisen lässt sich mit Gülle als Unterfußdünger Geld sparen.


Die NH4-Verluste bei der Ausbringung lassen sich deutlich drücken.


Eine effizientere Nährstoffausnutzung verbessert den Wasserschutz.


Die betriebliche N- und P-Bilanz wird ohne Mineraldünger-Einkauf entlastet.


Eine geruchlose Gülleausbringung fördert die Akzeptanz in der Bevölkerung.


Allerdings, so Schwarte, steht und fällt das Thema mit folgenden Fragen: Wie wirkt sich Gülle als Unterfußdünger auf die Erträge von Silo- und Körnermais aus und sind mineralische Düngerergänzungen nötig? Gibt es zudem für die Ausbringung als Unterfußdünger eine geeignete, schlagkräftige Technik?


Erste Techniken praxisreif


Erste Tastversuche in der Praxis hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bei Wulf Schwarte auf einer 5 ha-Fläche mit einem umgebauten Güllefass im Jahr 2006 durchgeführt. Die Gülle wurde mit Schleppschläuchen auf 75 cm Abstand oberflächig abgelegt, um anschließend den Mais in den sichtbaren Güllestreifen zu legen. Weil hier die NH4-Verluste während der Ausbringung zu hoch waren, folgten im Jahr 2008 Praxiseinsätze mit neuerer Schlitztechnik der Firma Kotte.


Diese Technikidee hat Lohnunternehmer Hubert Schillmöller aus Bakum bei Cloppenburg aufgegriffen. In der kommenden Saison will er zwei Verfahren anbieten:


Verfahren 1: Die Gülle-Unterfußdüngung erfolgt mit einem hinter dem Güllefass angehängten 6 m breiten Grubber. Direkt hinter schmalen Doppelherzscharen läuft die Gülle im Reihenabstand von 75 cm in einen 15 bis 20 cm tiefen Schlitz. Federzinken und eine Krümelwalze bedecken den Schlitz sofort wieder mit Erde. Beim Anschlussfahren hilft ein Spuranreißer.


Die Egge baut im Bereich der späteren Fahrgassen kleine Dämme auf, damit sich beim Maislegen die Güllebänder wiederfinden lassen. Noch genauer geht‘s allerdings mit automatischen RTK-GPS-ge­stütz­ten Lenksystemen. Sie ermöglichen ein­e Genauigkeit des Lenksystems von ± 2,5 cm, so dass sich die Maisreihen später exakt über dem Gülleband platzieren lassen.


Verfahren 2: Die Gülle-Unterfußdüngung wird mit dem neuen Strip-Till-Verfahren (Strei­fenlockerung) in Mais kombiniert. Dafür will der Lohnunternehmer einen Streifenlockerer mit Schneidscheiben und Räumsternen der US-Firma Yetter nutzen. Die Gülleinjektion auf 75 cm Reihenabstand erfolgt hinter dem Lockerungsschar. Anschließend ebnen dahinter angeordnete Hohlscheiben und eine Krümelwalze den Streifen wieder ein. Die Parallelogramm-Aufhängung der einzelnen Elemente passt sich Bodenunebenheiten gut an, so dass das Gülleband immer in der gleichen Tiefe liegt.Weil die gelockerten Streifen sehr gut sichtbar sind, ist das spätere Maislegen kein Problem.


Hubert Schillmöller sieht in der Streifenlockerung mit gleichzeitiger Unterfußdüngung folgende Vorteile:


Weil nur 20 cm breite Streifen gelockert werden, bleiben 50 bis 70 % der Fläche unbearbeitet – das schützt vor allem in Hanglagen vor Erosion.


Die Saat kombiniert mit der Unterfußdüngung erfolgt im intensiv bearbeiteten Streifen ohne störende Pflanzenreste.


Die bearbeiteten Streifen erwärmen sich schnell und trocknen zügig ab.


Zugkraftbedarf und Dieselverbrauch sinken im Vergleich zu ganzflächiger Bearbeitung.


Überzeugende Erträge


Neben der Technik ist entscheidend, ob die Unterfuß- bzw. Depotdüngung ertraglich z. B. mit mineralischem Diammonphosphat (DAP) mithalten kann. „Nach meiner Erfahrung reicht Gülle als Unterfußdünger ohne mineralische Ergänzung aus“, sagt Landwirt Schwarte. So beobachtete er in den Exaktversuchen, dass sich der junge Mais zwar leicht verzögert entwickelte, der spätere Ertrag aber mit dem herkömmlich gedüngten Mais gut mithalten konnte. Als Unterfußdünger hat er 30 m3/ha Schweinegülle (ca. 5 kg/m3 Gesamt-N) eingesetzt.


Gute Erfahrungen hat auch Lohnunternehmer Schillmöller auf seinen eigenen Flächen gesammelt. „Die Erträge waren mit mineralisch unterfuß gedüngten Maisbeständen durchaus vergleichbar“, erklärt Stefan Knipper, Mitarbeiter im Lohnbetrieb. 2010 führten sie die Düngung auf leichten Sandböden mit 18 m3/ha Gärrest (8 kg/m3 Gesamt-N bei 4 kg/m3 P2O5) durch. Das Depot, so seine Erfahrung, sollte mindestens 3 bis 4 Tage vor der anschließenden Maisaussaat angelegt werden. Die Gülle darf dabei das Maiskorn nicht unmittelbar berühren. Andernfalls sind vor allem bei hohen Gaben von Rindergülle Salzschäden an den Maiswurzeln durch zu hohe Kalium-Konzentrationen möglich. Ein ungleichmäßiger Feldaufgang wäre die Folge. Die restliche Güllegabe erfolgt dann zum 6-Blattstadium des Maises mit einem Schleppschlauchverteiler. Einen Vorteil dieser geteilten Gaben sieht Knippers auch im Entzerren von Arbeitsspitzen.


Dass sich der junge Mais im Vergleich zu den mineralisch unterfuß gedüngten (23 N/18 P) Nachbarschlägen leicht verzögert entwickelte, beobachtete auch Knippers. Zur Ernte waren die Erträge von Silo- und Körnermais aber absolut vergleichbar, wie Aufzeichnungen der Ertragserfassung auf dem Maishäcksler und Mähdrescher belegen. Der Körnermais reifte bei der Gülleunterfußdüngung leicht verzögert ab.


Die Beobachtungen aus der Praxis lassen sich durch die Versuchsergebnisse der LWK Niedersachsen bestätigen. So zeigen dreijährige Ergebnisse mit 6 unterschiedlichen Unterfuß-Düngevarianten in Silomais Folgendes (siehe Übersicht):


Zwar war die klassische Variante mit breit verteilter Gülle + UFD (40 N/30 P) mit 188 dt/ha Spitzenreiter, allerdings dicht gefolgt von der Variante mit der gesamten Gülle als UFD (184 dt/ha).


Wird nur die gängige Unterfußdüngermenge von 40 kg N + 30 kg P/ha durch Gülle ersetzt und bleiben alle anderen Bedingungen gleich (Gülle breit verteilt vor der Saat), lag der Ertrag bei 182 dt je ha. Somit konnte auch diese ­Variante gut mit der klassischen mine­ralischen Unterfußdüngung mithalten.


Beim Körnermais zeigten die Versuchs­ergebnisse aus dem Jahr 2008 ähnliche Ertragstendenzen (siehe top agrar 4/2009 ab Seite 68).


Grund für die vergleichbaren Erträge von Gülle gegenüber Mineral-Unterfußdünger zu Mais ist vor allem, dass das wenig mobile Phosphat im Güllestreifen zunächst in leicht löslicher Form vorliegt und von den jungen Maispflanzen schnell aufgenommen werden kann. Zudem verbessert sich durch die Wechselwirkung von Ammonium und Phosphat im Gülleband die P-Aufnahme. Die Pflanzen können demnach offensichtlich die Nährstoffe aus der Gülle effizienter nutzen.


Matthias Bröker

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.