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Gülle-Strip Till zu Mais auf Erfolgskurs

Lesezeit: 9 Minuten

Das Strip Till-Verfahren plus Gülleunterfußdüngung in Mais bringt viele Vorteile. Über neue Versuchsergebnisse informiert Dr. Ludger Laurenz, LWK Nordrhein-Westfalen.


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Gülle und Gärreste möglichst effizient einzusetzen ist nicht nur wegen der künftig strengeren Dünge-Verordnung notwendig, sondern es schont auch den Geldbeutel. Zudem fördert es die gesellschaftliche Akzeptanz – ein Aspekt, der bei hohen Intensitäten immer wichtiger wird. Das neue Verfahren „Gülle-Strip Till“ zu Mais (Streifenlockerung + Injektion der Gülle unter die Reihe) bietet folgende Vorteile:


  • Sichere und bessere Nährstoffwirkung von Gülle/Gärresten durch die wurzelnahe Platzierung, vor allem bei Zugabe von Nitrifikationshemmern,
  • höhere Maiserträge bei stärkerem Wurzelwachstum,
  • vollständiger Verzicht auf Mineraldünger möglich,
  • deutlich sinkende Gefahr von Wind- und Wassererosion,
  • besserer (Trink-)Wasserschutz,
  • mehr Bodenschutz durch geringeren Humusabbau, mehr Regenwurmaktivität und bessere Tragfähigkeit der Krume für schwere Erntefahrzeuge und
  • streifenweises Lockern spart Arbeitszeit und Energie (Diesel).


Mittlerweile hat sich bei Strip Till zu Mais das absetzige Verfahren durchgesetzt. Dabei erfolgt das Streifenziehen und Anlegen der Güllebänder auf leichten Böden ca. 3 bis 5 Tage vor der Aussaat. Um die Körner bei der Saat exakt mittig in den Streifen legen zu können, sind GPS-gestützte Lenksysteme nötig, möglichst mit RTK-Korrektursignal.


Mehrerträge möglich:

Weil das Verfahren Gülle-Strip Till noch relativ neu ist, liegen bislang bundesweit nur wenige Versuchsergebnisse vor. Für einen Ertragstrend reichen sie aber aus. Die Ergebnisse von zwei sandigen Standorten in Niedersachsen aus dem Jahr 2013 sind beispielhaft in Übersicht 1 dargestellt (4-reihige Versuchsanlage, 4 Wiederholungen). Die Gülle- bzw. Gärrestausbringung erfolgte wenige Tage vor der Saat entweder konventionell mit „Schleppschläuchen breit ausgebracht und sofort eingegrubbert“ oder per „Gülle-Strip Till in 12 bis 15 cm Tiefe“. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Mit der Gülle-Unterfußdüngung ohne mineralisches Phosphat (Variante 4) ließen sich ähnliche Ergebnisse erzielen wie mit der konventionellen Variante 3 (Schleppschlauch, Grubber, mineralische N-/P-Unterfußdüngung).
  • Die Zugabe von 3 l/ha Piadin (Variante 5) brachte rund 5 % Mehrertrag und 10 % höhere N-Entzüge als die konventionelle Düngung.
  • In einer zusätzlichen Variante mit Gülle-Unterfußdüngung plus Piadin kombiniert mit mineralischem N-/P-Unterfußdünger (23 N/23 P) ließ sich der Ertrag im Vergleich zur Variante 3 auf relativ 110 %, der N-Entzug auf 116 % steigern. Um die Erwartungen aber nicht zu hoch zu schrauben, ist diese Variante nicht in der Übersicht aufgeführt. Zudem benötigen wir für eine sichere Bewertung noch mehr Versuchsjahre.
  • Bei den Gülle-Unterfußdüngungs-Varianten mit nur 66 % der Güllemenge lagen Ertrag und N-Entzug auf dem Niveau der konventionellen Variante 3 (hier nicht dargestellt). Um diese Ergebnisse abzusichern, benötigen wir ebenfalls noch weitere Versuchsjahre.
  • Der Einsatz von 3 l/ha Piadin reicht offenbar aus, das zeigen zwei Steigerungsversuche in Niedersachsen aus 2013. So brachten 1 und 3 l/ha jeweils 5 % Mehrertrag gegenüber der Variante „ohne Piadin“. Bei 5 und 7 l/ha Piadin fiel der Ertrag aber wieder ab.


Dass sich die Gülleplatzierung unter der Maisreihe kombiniert mit Piadin positiv auf Ertrag und N-Entzug auswirkt, bestätigen auch Versuche aus den eher trockenen Jahren 2011/2012. Allerdings sind die Effekte nach trockenen Frühjahren bisher nur etwa halb so groß wie in regenreicheren Jahren. Weiterer Wermutstropfen: In fast allen Gülle-Strip Till-Varianten waren die TS-Gehalte um etwa 1 bis 2 % niedriger. Wird die Güllemenge um ein Drittel reduziert, halbiert sich dieser Nachteil. Wegen der Reifeverzögerung empfehlen wir auf Flächen mit Gülle-Strip Till, frühere Maissorten anzubauen. Die Reifezahlen sollten etwa 10 bis 20 Einheiten niedriger liegen.


Bisher liegen nur wenige Ertragsergebnisse von besseren Böden mit deutlich über 40 Bodenpunkten (BP) vor. Die Trends zeigen, dass Gülle Strip-Till auf diesen Standorten bei normaler Witterung in etwa gleich hohe Erträge bringt wie die konventionelle Anbautechnik. Sobald auf diesen Böden aber ein Teil des Stickstoffes durch Starkniederschläge im Mai/Juni – wie in 2013 – auswäscht oder denitrifiziert, haben die Gülle-Unterfußvarianten kombiniert mit Piadin wieder die Nase vorn. Die Mehrerträge lagen bei 20 % gegenüber den Parzellen ohne Piadin.


Attraktives Nährstoffdepot:

Die flache Gülleinjektion unter der Maisreihe in Kombination mit Piadin scheint demnach der Schlüssel zu höheren Erträgen zu sein. Doch woran liegt das?


Piadin konserviert den Güllestickstoff in Ammoniumform. Wächst eine Maiswurzel in ein durch Piadin Ammonium-stabilisiertes Gülle- oder Gärrestband, regt das die Wurzeln zu starker Verzweigung und Verdickung an. Das aufgenommene Ammonium-N gelangt zudem ohne Umwandlungsverluste direkt zum Ort der Proteinsynthese. Im Gegenzug scheidet die Wurzel H+-Ionen aus. Das versauert die Wurzelumgebung und fördert die Aufnahme von Mangan, Zink und Phosphor.


Sobald das Ammonium zu Nitrat umgewandelt ist, verschwindet diese Attraktivität. Dann wachsen die Wurzeln ohne Reaktion durch das Band hindurch. Voraussetzung für diesen Effekt ist, dass die Gärreste/Gülle gut ausgefault sind und genügend Luft in das Gülleband eindringen kann.


Mehr Wurzeln, mehr Würmer:

Am besten funktioniert Strip Till auf Böden, die man im Frühjahr auch pflügen könnte. Die meisten Erfahrungen liegen daher auf sandigen Böden mit maximal 35 BP vor. Beobachtungen auf diesen Böden zeigen, dass sich die Wurzeln von Strip Till-Mais häufig besser entwickeln. So bildet Mais in der Kombination von Lockerungsdreieck und festen Reihenzwischenräumen ein kräftigeres Wurzelsystem als in gepflügten oder überlockerten Sandböden.


Für eine gute Jugendentwicklung reicht dem Mais der schmale, lockere und warme Streifen aus. Die dicken Kronenwurzeln lieben später mehr den festen Boden. Die Kronenwurzeln haben eine bisher unterschätzte Kraft, sich in den festen Boden einzubohren. Auch wenn man direkt in die Stoppeln der Vor- oder Zwischenfrucht „strippt“, wachsen sie zügig in den Boden. Voraussetzung ist aber, dass bei der Ernte der Vorfrucht keine schädlichen Krumenverdichtungen entstanden sind.


Weil Strip Till zu Mais zudem eine 2-jährige Bodenruhe mit sich bringt, vermehren sich Regenwürmer stark. Vor der Maisernte sind die Strip Till-Flächen meist mit einer dichten Schicht Regenwurmkot bedeckt. Diese ist auch auf Sandböden festzustellen, auf denen man das nicht erwartet. Ein hoher Regenwurmbesatz unterstützt den Erfolg des Verfahrens. Denn die dicken Kronenwurzeln vom Mais sind darauf spezialisiert, die im Lockerungsstreifen offengelegten Regenwurmgänge für den Wurzeltiefgang zu nutzen.


Passende Ablagetiefe!

Voraussetzung für den Erfolg von Gülle-Strip Till ist die passende Ablagetiefe der Gülle, damit die Keimwurzeln das AmmoniumDepot auch erreichen. Dies gilt vor allem, wenn man vollständig auf mineralische Unterfußdünger verzichten will. Dazu darf die Oberkante des Gülledepots mit 7 cm nicht weiter vom Maiskorn entfernt sein als mineralische Unterfußdünger wie DAP (Übersicht 2).


Im letzten Jahr wurde in der Praxis die Gülle vielfach zu tief abgelegt, vor allem aus Angst vor Salzschäden. Die Nährstoffe sind dann zwar nicht verloren, nur hat die junge Maispflanze nichts davon. Die Angst ist berechtigt, wenn man größere Güllemengen von über 30 m3/ha injiziert und die Gülle näher als 3 bis 4 cm an den Keimling herankommt.


Die wichtigste Herausforderung für die Landtechnik ist demnach die präzise Gülleablage. Zwischen Bodenoberfläche und Gülleoberkante sollten 12 cm liegen. Wenn die Technik das sicherstellen kann, verhilft dies dem Verfahren zu einem großen Schritt nach vorne.


Neben der Tiefe ist auch der Gülleauslauf wichtig. Dieser sollte unabhängig von der Lockerungstiefe einstellbar sein. Gedanken machen sich viele Experten derzeit auch über die Form des Gülleauslaufes im Erdstrom. Ein runder Auslauf hinterlässt häufig einen Tunnel, durch den die Flüssigkeit wie in einer Dränage hangabwärts fließen kann. Der Tunnel bleibt später wegen der runden Wölbung offen und könnte die Saatgut-ablage stören. Ein schlechter Feldaufgang wäre die Folge. Vorteile könnten waagerecht abgeflachte Ausläufe bieten, die die Gülle etwa 7 bis 8 cm breit als Band ablegen. Dadurch ließe sich das Risiko des Hochsteigens der Gülle zum Maiskorn reduzieren. Auch Hohlräume würden wegen der fehlenden Wölbung schneller zusammensacken.


Auch für bessere Böden?

Dass Gülle-Strip Till auch auf schüttfähigen, besseren Böden, wie z. B. Parabraunerden, funktioniert, dafür gibt es einige Praxisbeispiele. Folgende Bedingungen sind dabei aber unbedingt einzuhalten:


  • Im April muss die Krume für Strip Till gut abgelagert und abgetrocknet sein. Nur dann ist sie tragfähig für Güllefahrzeuge und verformt sich nicht (Luftdruck nicht höher als 1 bis 1,2 bar). Im Lockerungsstreifen hinter den Reifen des Güllefasses muss der Boden brechen und krümeln.


Wer nach der Ernte der Vorfrucht Zwischenfrüchte anbauen will oder Mäuse mechanisch bekämpfen muss, sollte den Acker grubbern statt pflügen. Denn nach dem Grubbern im Sommer oder Herbst ist der Boden für die Strip Till-Fahrzeuge im April wesentlich tragfähiger als nach einer Pflugfurche.


  • In maisbetonten Fruchtfolgen ist eine dauerhaft pfluglose Bodenbearbeitung wegen der Maiszünsler- und Ährenfusariengefahr im Weizen meist nicht ratsam. Hier empfiehlt sich folgender Kompromiss: Vor Mais im Vorsommer oder Herbst flach grubbern, um störende Verdichtungen zu beseitigen. Nach dem Mais dann pflügen. Falls die Krume durch die Ernte der Vorfrucht zu stark verdichtet wurde (häufig am Vorgewende), empfiehlt es sich, bereits vor der Zwischenfruchtsaat im Sommer oder Herbst krumentief zu grubbern.
  • Nach heutigen Kenntnissen kann man mit Gülle-Strip Till bereits um den 1. April beginnen. In Regionen mit Kiebitzen auch schon um den 20. März, um die Brut zu schützen.


Generell ist zu bedenken, dass Gülle-Strip Till zu Mais nicht einfach ist. Man muss immer wieder kontrollieren, ob alles richtig läuft und wächst. Der Spaten und das Maßband gehören demnächst zur Standardausrüstung eines jeden Landwirts, der Gülle-Strip Till durchführt. Bis das richtige Verfahren bzw. die optimale Technik für den eigenen Standort gefunden ist, wird es einige Jahre dauern. Dazu braucht man Geduld und Ausdauer. Der Aufwand wird sich aber lohnen!


Welche Kosten?

Gegenüber der oberflächigen Gülleausbringung belaufen sich die Mehrkosten für Gülle-Strip Till derzeit auf etwa 100 €/ha. Einsparungen ergeben sich bei der Bodenbearbeitung wie Pflügen oder tiefes Grubbern, bei der Gülleeinarbeitung und bei der Saatbettbereitung. Zudem spart das Verfahren Mineraldünger und entlastet somit die betriebliche Nährstoffbilanz.


Berücksichtigt man zudem noch den möglichen Mehrertrag und dass wegen des Verzichtes von mineralischem Phosphat evtl. weniger Gülle teuer exportieren muss, dürfte es leichter fallen, das neue Verfahren einmal auszuprobieren – trotz vorhandener Eigenmechanisierung.

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