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Harvester der Waldbauern

Lesezeit: 5 Minuten

Die FBG Holzhandel GmbH setzt als Tochter der Forst-Betriebsgemeinschaft Ansbach-Fürth einen eigenen Harvester ein. Er arbeitet in kleinparzellierten Beständen, die für Lohnunternehmer unattraktiv wären.


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Wenn man dem John Deere 1270E-Harvester in dem Bestand bei Weihenzell zusieht, erkennt man schnell, dass es hier nicht auf Höchstleistung ankommt. Fahrer Thomas Rössler entnimmt schonend und mit Fingerspitzengefühl einzelne Fichten und Kiefern. Die vor zwanzig Jahren dazwischen gepflanzten Eichen brauchen Licht und die markierten Altbäume müssen mit möglichst geringen Schäden raus. Außerdem soll wegen der Käfergefahr das Wipfelholz zum Hacken auf Haufen abgelegt werden. Festmeter-Rekorde kommen so nicht zu Stande. Aber Einsätze wie diese gehören zu den Schwerpunkten von Thomas Rössler und seinen Harvester. Denn die Maschine läuft unter der Flagge der FBG Holzhandel-GmbH, einem Tochterunternehmen der Forstbetriebsgemeinschaft Ansbach-Fürth, über die wir bereits häufiger berichtet haben.


Für kleine Flächen:

Geschäftsführer Konrad Hauenstein erläutert das neue Konzept: „Unter unseren 4 000 Mitgliedern gibt es viele mit sehr kleinen Flächen. Harvester-Aufträge in den kleinen Parzellen sind für die meisten Forst-Lohnunternehmer nicht interessant. Wir haben es öfter erlebt, dass die Unternehmer ihre Maschine bei günstiger Witterung plötzlich abziehen, um lukrativere Einsätze damit zu fahren.“ Die kleinen Waldbesitzer guckten in die Röhre oder die Maschinen kamen erst bei schlechtem Wetter zurück. Die Arbeitsqualität ließ zu wünschen übrig.


Die Idee, eine eigene Maschine anzuschaffen, hatte Hauenstein schon länger. Doch es fehlte noch der Auslöser für diese doch sehr große Investition. Als sich Fahrer Thomas Rössler, der sechs Jahre bei einem Unternehmer in der Region arbeitete, beruflich verändern wollte, war es dann soweit.


Konrad Hauenstein hat im Herbst 2014 schnell reagiert. Er wollte den als guter Fahrer bekannten Rössler unbedingt für die GmbH gewinnen. Außerdem war durch die niedrigen Zinsen die Finanzierung so günstig wie nie.


Nachdem man sich einig war, hat Thomas Rössler den Kauf der Maschine vorbereitet. Schließlich sollte der Fahrer möglichst eine Maschine nach seinen Wünschen bekommen. Beim Händler Nuhn im hessischen Niederaula fand Rössler einen passenden gebrauchten Harvester: Der John Deere 1270 E stammt zwar aus dem Jahr 2008, ist aber gut gepflegt. Die Sechsradmaschine wurde außerdem mit einem neuen Aggregat ausgestattet. Um die Weihnachtszeit 2014 konnte der Harvester schließlich geliefert werden, so dass zum 1. Januar offizieller Startschuss für den Einsatz war.


Konrad Hauenstein macht kein Geheimnis daraus, dass die Lohnunternehmer in der Region die Eigenmechanisierung der Holzhandel GmbH durchaus kritisch sehen und sogar eine Quersubventionierung befürchten. Diesen Bedenken tritt er entschieden entgegen. Er stellt mehrfach heraus, dass keine staatlichen Fördermittel der FBG e.V. in die Finanzierung des Harvesters fließen.


Strickt getrennt:

In der Praxis gilt eine strikte Trennung zwischen der FBG e.V. und der Holzhandel GmbH. Das ist den Verantwortlichen so wichtig, dass die beiden Förster der FBG bei unserem Termin partout nicht gemeinsam auf ein Bild mit dem Harvester möchten. In der Praxis behandeln sie Thomas Rössler und seinen Harvester genau wie jeden anderen Unternehmer.


Die Gemeinschaftsmaschine arbeitet zu einem festen Preis, der sich an der Situation in der Region orientiert. Der Grundpreis beträgt 10,50 €/fm (alle Preise o. MwSt.). Dazu kommen eventuell Aufschläge bei besonderen Bedingungen, wie z. B. Nässe, Hanglagen oder notwendigem Zufällen der Bäume. Das Rücken übernimmt ein fester Lohn-unternehmer per Forwarder. Unter dem Strich kostet das Ganze im Schnitt 17 € pro fm bis zum Polter.


Auf den großen Flächen können Lohnunternehmer oft ein günstigeres Angebot machen und erhalten dann natürlich den Zuschlag. Anders auf den kleinen Flächen. Konrad Hauenstein strebt mit der Maschine eine schwarze Null an. Somit übernimmt die GmbH bei schwierigen Bedingungen dann meist den Auftrag und der Harvester arbeitet im Sinne der FBG-Mitglieder.


Natürlich hat auch die Gemeinschaftsmaschine bestimmte Ziele, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die GmbH kalkuliert mit neun bis zehn Monaten Einsatzzeit und einer Einschlagsmenge von 6 000 bis 8 000 fm pro Monat.


Fahrer Thomas Rössler arbeitet alleine. Flexibilität ist ihm dabei wichtig: „Wenn das Wetter schlecht war oder der Käfer droht, sind auch 6 Tage und 12 Stunden kein Problem.“ Das ist allerdings auch die Grenze: Denn nach 12 Stunden nimmt die Leistungsfähigkeit des Fahrers deutlich ab und die Arbeitsqualität leidet. „Ein schlechter Hieb spricht sich sofort herum“, ist Fahrer Thomas Rössler überzeugt, vor allem weil man der Holzhandel GmbH vielleicht noch etwas mehr auf die Finger schaut.


Im Standardbetrieb ist deshalb nach acht bis zehn Stunden Schicht. Auch ein mehrschichtiger Einsatz des Harvesters ist zurzeit nicht geplant. Die Förster der FBG schätzen generell, dass die Anforderungen an die Fahrer der Harvester vor allem durch die zunehmenden Dauerwaldstrukturen künftig weiter steigen.


Geplante Einsätze:

Wichtig für den kostendeckenden Einsatz auf kleinen Parzellen ist außerdem die langfristige Hiebsplanung. Die Förster fassen dabei möglichst viele Parzellen an einem Standort zusammen, damit der Harvester nicht zu viel Zeit auf der Straße verbringt. Ein Tieflader steht nicht zur Verfügung und der John Deere ist als Selbstfahrende Arbeitsmaschine auf 20 km/h limitiert. Immerhin misst die FBG bis zu 40 km von der einen bis zur anderen Ecke. Und auch hier ist den Förstern der Hinweis wichtig, dass sie die Maßnahmen beim Einsatz eines externen Lohnunternehmers genau so sorgfältig planen.


Viel aufwendiger als die Planung ist ein ganz anderer Aspekt: Viele der kleinen Waldbesitzer müssen erst davon überzeugt werden, dass der Harvester-Einsatz auch auf ihren Flächen sinnvoll ist. Wenn sie dann sehen, wie umsichtig Thomas Rössler mit seinem John Deere arbeitet, sind meist alle Seiten zufrieden.Guido Höner

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