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Herbizide: Überlisten Sie die Resistenzen!

Lesezeit: 10 Minuten

Ackerfuchsschwanz und Windhalm geben bei der Resistenzstrategie die Marschrichtung vor. Details dazu von Dr. Holger Kreye und Hans-Martin Ludewig, LWK Niedersachsen, Braunschweig.


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Da der Oktober in den meisten Regionen relativ trocken war, ließen sich viele Getreidesaaten bereits im Herbst behandeln. Die sehr feuchten Bodenverhältnisse haben meist zu guten Bekämpfungserfolgen geführt. Daher wird die eine oder andere Nachbehandlung im Frühjahr nicht mehr erforderlich sein. Kontrollen im Frühjahr werden es zeigen.


Wechseln Sie die Wirkstoffklasse!


Ihre Planungen für bisher nicht behandelte Flächen müssen speziell die Resistenzsituation der Gräser berücksichtigen. Die Marschrichtung geben dabei die Empfindlichkeit von Ackerfuchsschwanz und Windhalm gegenüber den verschiedenen Herbiziden auf Ihren Standorten vor.


Folgende Fragen stellen sich: Kann ich bestimmte Wirkstoffgruppen noch einsetzen (Sulfonylharnstoffe, FOPs usw.)? Oder muss ich alle negativen Einflussfaktoren auf den Bekämpfungserfolg, wie z. B. niedrige Luftfeuchtigkeit beim Einsatz oder Herbizidmischungen, vermeiden, um noch einigermaßen hohe Wirkungsgrade zu erzielen?


Die Spannbreite der Resistenzausprägung ist sehr groß. Bei einer hohen Sensitivität der Gräser sind Sie auf der Sonnenseite und sollten alles dafür tun, diese Situation zu erhalten. Hierzu gehört der Wirkstoffklassenwechsel der Gräserherbizide über die Fruchtfolge. Informationen hierzu finden Sie in der Übersicht 3 auf Seite 98. Dort kennzeichnen die verschiedenen Buchstaben in der Spalte „Wirkungsklasse“ die Unterschiede. Ein ständiger Wechsel über die Fruchtfolge wäre das Optimum. Im Frühjahr stehen leider nur Wirkstoffe aus den drei resistenzgefährdeten Klassen A, B und C2 zur Verfügung.


Die Situaton in Wintergerste


Wenn Sie jetzt in Wintergerste Ackerfuchsschwanz bekämpfen müssen, bleiben mit Axial 50 (1,2 l/ha) und Ralon Super (1,0 l/ha + Monfast 0,4 l/ha) nur noch zwei Mittel der Wirkstoffklasse A übrig. Zur Windhalmbekämpfung steht zusätzlich mit Isoproturon ein Wirkstoff der C2-Klasse zur Verfügung. Bei Axial 50 lässt sich die Aufwandmenge gegen Windhalm auf 0,9 l/ha reduzieren. Eine weitere Reduktion empfehlen wir nicht, da bereits erste Pflanzen auch für diesen Wirkstoff Anzeichen von geringerer Empfindlichkeit zeigen.


Auf Flächen, auf denen IPU-haltige bzw. CTU-haltige Mittel noch ausreichend gegen Windhalm wirken, sind diese eine preislich interessante Lösung. In der Regel sind es Flächen mit spätem Rübenweizen, deren Ungräser noch nicht sehr weit entwickelt sind. Eine breitwirksame Lösung wäre eine Mischung aus Isofox mit Duplosan KV und Primus (3,0 + 1,0 + 0,05 l/ha). Axial 50 und Ralon Super lassen sich – je nach Zusammensetzung der vorherrschenden breitblättrigen Verunkrautung –unter anderem mit Primus, Starane XL, Ariane C oder Biathlon kombinieren.


Müssen Sie Ehrenpreis und Ackerstiefmütterchen bekämpfen, ist Foxtril Super eine gute Lösung. Diese Maßnahme dürfen Sie allerdings erst im Abstand von 8 bis 10 Tagen nach der Gräserbehandlung durchführen.


Auf Standorten mit einer geringeren Sensitivität der Ungräser empfiehlt sich eine Solo-Anwendung der Gräsermittel. Bei Herbizidmischungen kann sich die Wirksamkeit durchaus etwas verringern, wie Übersicht 1 zeigt. Hier belegt ein Versuchsergebnis beispielhaft, dass Axial 50 durch das Mischen mit anderen Partnern ein paar Prozente seiner Wirkung verlieren kann. Generell gilt, dass Axial 50 möglichst früh ab Vegetationsbeginn eingesetzt werden sollte. Ralon Super dagegen erzielt sein Optimum eher bei guten Wachstumsbedingungen.


Weizen: Was im Frühjahr noch zu retten ist


Im Winterweizen stehen zur Gräserbekämpfung im Frühjahr zugelassene Herbizide aus den drei Wirkstoffklassen A, B und C2 für Nachauflauf-Behandlungen zur Verfügung, sofern sie auf Ihren Standorten noch wirken.


In Winterroggen und -triticale können Sie die gleichen Produkte einsetzen. Allerdings liegen die maximal zugelassenen Aufwandmengen für Triticale und besonders für Roggen wegen ihrer größeren Empfindlichkeit zum Teil deutlich niedriger als beim Weizen. Die Abweichungen der jeweiligen Produkte für diese beiden Getreidearten entnehmen Sie ebenfalls der Übersicht 3 auf Seite 98. Auch den Herbizideinsatz in Weizen, Triticale und Roggen sollten Sie – wie in allen anderen Kulturen – unter dem Aspekt des Resistenzmanagements gestalten.


Bei der Wahl von Herbizid und Aufwandmenge spielt das Entwicklungsstadium speziell der Ungräser eine Rolle. Wegen des größeren Saatfensters sind im Weizen die Entwicklungsunterschiede größer. Da meist Weizen auf den Ackerfuchsschwanz-Resistenzstandorten angebaut wird, klafft dort auch die Sensitivität dieses Ungrases am weitesten auseinander. Die Feuchtigkeitsverhältnisse im Frühjahr spielen ebenfalls eine Rolle, wenn es um den Einsatz bodenwirksamer Herbizide geht. Auch die Luftfeuchtigkeit und die Temperaturansprüche der Herbizide sind zu berücksichtigen. Dementsprechend müssen Sie situationsbezogen reagieren. Eine kompetente Beratung vor Ort kann somit wertvoll sein.


Strategie gegen resistenten Ackerfuchsschwanz


Gegen Ackerfuchsschwanz sollten im Frühjahr die Nachbehandlungen möglichst als Solo-Maßnahme erfolgen. Verzichten Sie dabei aber möglichst nicht auf den Zusatz jeweils geeigneter Additive, wie z. B. AHL oder Öl. Haben Sie im Herbst bereits ein Sulfonylharnstoff zur Gräserbekämpfung eingesetzt, müssen Sie auf ein Herbizid der Wirkstoffklasse A zurückgreifen. Hier empfiehlt sich Topik 100 + Oel (0,6 + 1,0 l/ha), sofern die FOPs noch wirken. Axial als DEN scheidet im Resistenzfall ebenfalls aus, da es den gleichen Wirkmechanismus besitzt.


Im Resistenzfall bleibt nur der Einsatz von Atlantis WG. Die Aufwandmenge müssen Sie dem Resistenzgrad entsprechend wählen (300 bis 500 g/ha + FHS + 30 l/ha AHL im Weizen!). Wenn insbesondere schon Minderwirkungen der Sulfonylharnstoffe bekannt sind, sollten Sie auf gute Applikationsbedingungen achten. Die Behandlung muss auf möglichst kleine Gräser bei beginnender wüchsiger Witterung und einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 60 % erfolgen. Höhere Luftfeuchtigkeiten herrschen meist vormittags bzw. in den Abendstunden.


Die Bekämpfung der breitblättrigen Verunkrautung kann dann im Abstand von ca. 10 Tagen oder später in Kombination mit anderen Maßnahmen erfolgen. Da es sich in der Regel um die Unkräuter Klette, Kamille oder Ausfallraps handelt, ist der Einsatz von Primus (0,075 bis 0,1 l/ha) zum frühen Zeitpunkt oder von Starane XL bei höheren Temperaturen eine gute Möglichkeit. Für die alleinige Klettenbekämpfung bietet sich bei wüchsigen Temperaturen Tomigan 180 mit 0,3 bis 0,5 l/ha an.


Haben Sie im Herbst keine Gräserbehandlung durchgeführt, ist speziell das Entwicklungsstadium der Gräser neben den die Resistenz betreffenden Punkten für die Auswahl entscheidend. Bei geringem Druck, mildem Boden, ausreichender Bodenfeuchte und Fuchsschwanzpflanzen, die maximal das 3-Blattstadium erreicht haben, kann der Einsatz von Attribut (0,1 kg je ha) oder Caliban Duo (0,333 kg je ha) vor allem in Kombination mit der AHL-Düngung interessant sein. Bei trockenem Boden bzw. größeren Ungräsern sollten Sie bevorzugt blattaktive Herbizide einsetzen. Neben Atlantis WG und Broadway sind dies die FOPs Ralon Super, Topik 100, Traxos und DEN Axial 50. Diese können Sie aber auch bei feuchten Bedingungen und kleinen Pflanzen anwenden.


Ist der Ungrasdruck stark, die Pflanzen größer und/oder ein Wirkungsverlust eines Sulfonylharnstoffs bereits festgestellt, empfiehlt sich nur noch der Einsatz von Atlantis WG mit höheren Mengen von 400 bis 500 g/ha + FHS + 30 l/ha AHL. An den höheren Aufwandmengen können Sie bereits erkennen, dass die Bekämpfung von resistentem Fuchsschwanz in Triticale und Roggen nicht mehr möglich ist.


Für den Herbizideinsatz gegen Unkräuter sind u. a. Mischungen mit Biathlon, Starane XL oder Primus bei guten Bedingungen möglich. Als Absicherung gegen Ackerstiefmütterchen können Sie Gropper hinzufügen. Attribut und Atlantis WG lassen sich mit Artus oder Foxtril Super + Primus kombinieren, um das Bekämpfungsspektrum unter anderem gegen Ehrenpreis oder gegen Ackerstiefmütterchen zu erweitern. Aber auch hier gilt, dass ggf. die Wirkungspotenz gegen Ackerfuchsschwanz abfallen kann.


Das breiteste Spektrum deckt das Mittel Broadway ab, das in seiner Ackerfuchsschwanz-Wirkung leider nicht an Atlantis WG heranreicht und daher für die „kniffeligen“ Standorte ausscheidet. Bei einem starken Ackerstiefmütterchendruck können 10 g/ha Gropper SX als Zusatz die Wirkung absichern.


Bei Windhalm-Resistenz wird es schwierig


Bei der Windhalm-Bekämpfung sind es neben der seit längerem verringerten Wirkung des IPU bzw. CTU zunehmend die Sulfonylharnstoffe, deren Erfolge abnehmen. Diese Wirkstoffe wurden in der Vergangenheit sehr oft eingesetzt. Erste Minderwirkungen haben Praktiker durch den Zusatz von Additiven ausgeglichen.


Die Resistenz ist leider auf manchen Standorten soweit fortgeschritten, dass die hohen Aufwandmengen z. B. eines Atlantis WG oder eines Broadway nicht mehr ausreichen, um den Windhalm vollständig zu bekämpfen. Diese Entwicklung vollzog sich auf den Standorten sehr schnell und sollte als Mahnung dienen.


Die beste Alternative für das Frühjahr ist bisher das DEN Axial 50. Von Einzelfällen abgesehen wirkt es ausreichend. Es zeigt sich jedoch in Untersuchungen andeutungsweise, dass Standorte mit einer ausgeprägten Sulfonylharnstoff-Resistenz schon parallel einen gewissen Sensitivitätsverlust gegenüber dem DEN bzw. den FOPs aufweisen. Kann die Entwicklung nicht aufgehalten werden, bleiben nur die bodenwirksamen Herbizide im Herbst als hochwirksame Alternativen.


In Übersicht 2 sind die erzielten Wirkungsgrade der Herbizide Axial 50, Atlantis WG, Broadway und Monitor auf einem als mittel sensitiv eingestuften Standort dargestellt. Die Ergebnisse dieses Feldversuches bestätigen die im Labor erzielten Ergebnisse zum Resistenz-grad. Typisch für diese Stufe der Resistenz ist, dass Sie Windhalm finden, denen der Sulfonylharnstoff nicht geschadet hat. In unmittelbarer Nähe dazu sind andere Pflanzen jedoch abgestorben. Ohne einen Wirkklassenwechsel würden sich die überlebensfähigen resistenten Pflanzen weiter ausbreiten.


Nachbehandlungen gegen Windhalm sind nach einer Flufenacet-basierten Herbstbehandlung in der Regel nicht notwendig. Nach diesen Vorlagen sind es meist Kamille, Klette oder Ausfallraps, die im Frühjahr noch einmal bekämpft werden müssen. Hierzu eignen sich u.a. Primus und Starane XL. Ist nur Kamille oder Ausfallraps noch zu bekämpfen, können Sie auch 30 g/ha Pointer SX einsetzen.


Haben Sie noch keine Behandlung im Weizen, Triticale oder Roggen durchgeführt, können Sie die bereits zum Ackerfuchsschwanz vorgestellten Mittel und -kombinationen in den auf Windhalm abgestimmten Aufwandmengen einsetzen. Bei Sulfonylharnstoff-Resistenz ist Axial 50 (0,9 l/ha) im Vergleich zum Ralon Super (1,0 + Monfast 0,4) die etwas wirkungsstärkere Option. Je nach Unkrautspektrum müssen Sie beide Herbizide um einen Partner ergänzen, sofern es die Bedingungen zulassen. Gegebenenfalls sollte die Bekämpfung der Unkräuter in einem zweiten Schritt erfolgen.


Sind die Sulfonylharnstoffe noch voll wirksam, ist Broadway mit 130 g/ha + 0,6 l/ha FHS das Herbizid mit dem breitesten Wirkungsspektrum. Im Vergleich zur Wirkung der höheren „Ackerfuchsschwanz-Aufwandmenge“ ist der Wirkungsgrad bei der geringeren z. B. gegen Ehrenpreis abfallend. Bei starkem Ehrenpreisdruck sollten Sie ggf. die höhere Menge wählen. Atlantis WG empfehlen wir aufgrund der zunehmenden Fälle mit Wirkungsverlusten nur noch mit einer Aufwandmenge von mindestens 0,18 kg/ha + FHS 0,36 l/ha.


Ein verträglicher, etwas breiter wirkender Partner zum Atlantis WG ist u. a. Biathlon. Die Mischung lässt sich zur Wirkungssteigerung auch in Kombination mit 30 l/ha AHL ausbringen.


Der Einsatz der schwächeren Sulfonylharnstoff-basierten Herbizide, wie z. B. Husar OD oder Caliban Top, ist nur noch für echte Sensitivstandorte zu empfehlen. Im Preis-Leistungsverhältnis waren diese beiden Mittel im Vergleich zum Broadway im Frühjahr 2010 nicht interessant.


Für die IPU- bzw. CTU-haltigen Mittel gelten auch die zur Unkrautbekämpfung in Wintergerste gemachten Aussagen. Beim CTU sind zusätzlich die sortenspezifischen Unverträglichkeiten zu beachten. Wo noch wirksam und von den Auflagen her einsetzbar, sind sie eine preislich interessante Alternative. Von Interesse ist bei IPU-basierten Herbiziden die gute Wirkung gegen Einjährige Rispe und der resistenzvorbeugende Aspekt bei der Bekämpfung von Kamille gegenüber der Wirkstoffgruppe der Sulfonylharnstoffe.


Tipps für den späten Einsatz


Zur Gräserbekämpfung hat Axial 50 mit der Zulassung bis BBCH 39 den weitesten Anwendungsbereich. Damit ist die Bekämpfung von z. B. Flughafer auch im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium des Weizens möglich.


Bei den Herbiziden zur Bekämpfung der Unkräuter haben verschiedene Mittel „längere“ Zulassungszeiträume. Ariane C, Biathlon, Primus, Starane/ Tomigan, Starane XL und U 46-M fluid sind bis BBCH 39 zugelassen. Pointer SX und das neue Dirigent SX haben die Zulassung bis BBCH 37. Zu beachten ist, dass die Mittel nicht in jeder einzelnen Indikation diesen weiten Zeitrahmen besitzen. Die „Klassiker“ bei der Spätbehandlung sind neben der Ackerkratzdistel vor allem Klettenlabkraut, Knöterich und Weißer Gänsefuß.

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