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Herbstdüngung – wie Raps auch ohne auskommt

Lesezeit: 9 Minuten

Die geplante Novelle der Düngeverordnung trifft den Raps vermutlich stark. Denn seine N-Bilanz überschreitet in vielen Betrieben den künftigen Grenzwert von 60 kg N/ha ­deutlich. Wie Sie sich darauf einstellen, erklärt Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


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Die neue Düngeverordnung wird voraussichtlich erst 2016 in Kraft treten. Auch wenn das noch weit weg zu sein scheint – überlegen Sie sich bereits jetzt, wie Sie diese umsetzen können. Beim Winterraps stellt sich vor allem die Frage: Wie lässt sich die Herbstdüngung im Raps reduzieren oder sogar ganz einsparen?


Novelle DüngeVO:

Kommt die neue Düngeverordnung (DüngeVO), wie vorgeschlagen, ist eine N-Düngung im Herbst fast nicht mehr möglich. Bereits der Herbst­erlass in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hat die Herbstdüngung mit organischen Düngern beschränkt. Die neue DüngeVO wird darüber hinausgehen. Insgesamt kann sich der Zeitraum der N-Düngung um vier Wochen vom 31. Oktober auf den 1. Oktober deutlich verkürzen.


Eine Düngung darf man grundsätzlich nur nach Bedarf durchführen. Die Höchstmenge soll auf 60 kg/ha Gesamt-N und 30 kg/ha NH4-N begrenzt werden. Bislang gilt für organische Dünger (Gülle, Jauch, HTK, Gärreste) eine Obergrenze von 80 kg je ha Gesamt-N bzw. 40 kg/ha NH4-N.


Neu ist, dass unter die Sperrfrist alle Dünger mit wesentlichen Gehalten an Stickstoff fallen sollen. Diese haben mehr als 1,5 % N in der Trockenmasse. Dazu zählen fast alle Dünger, mit Ausnahme einiger Komposte und Pferdemiste. Allerdings gilt für Festmiste von Klauentieren und für feste Gärreste eine eigene Sperrfrist vom 15. November bis zum 31. Januar. Einen Düngebedarf hat der Raps nach Auslegung der Düngebehörde jedoch nur bis zum 1. Oktober. Das heißt: Eine spätere Düngung wäre nicht mehr erlaubt.


Die Landesbehörden legen den Düngebedarf von Raps im Herbst fest. Dieser liegt in Niedersachsen z. B. bei 30 bis 40 kg N/ha. Als Entscheidungshilfe nutzen Landwirte im Frühjahr obligatorisch die Nmin-Untersuchung. Im Herbst setzt man sie bislang allenfalls als Kontrollinstrument in Wasserschutzgebieten ein. Die Herbstdüngung im Raps ist daher in vielen Betrieben Standard. Sie verwenden dazu häufig organische Dünger wie Gülle, Gärreste oder HTK. Nicht selten ergänzen Landwirte eine organische Düngung noch durch eine zusätzliche Mineraldüngergabe. Besonders dann, wenn sie den organischen Dünger vor der Saat eingepflügt haben oder die Mineralisationsbedingungen im Herbst sehr ungünstig sind.


Aus Umweltsicht ist die Herbst­düngung zu Winterraps grundsätzlich problemlos, denn der Raps entleert den Boden in den meisten Fällen vollständig. Über Winter bzw. zu Vegetationsbeginn finden sich darunter einheitliche Nmin-Gehalte von 10 bis 30 kg N je ha. Eine Ausnahme bot jedoch das letzte Jahr: Infolge der sehr starken Mineralisation im Sommer und Herbst, ergänzt durch eine weitere Düngung, stiegen die Nmin-Werte unter Raps gelegentlich auf höhere Werte. Eine N-Auswaschung fand aber im letzten Jahr auch hier kaum statt. Dass eine Düngung im Herbst zu Raps künftig keine Standardmaßnahme mehr sein sollte, macht diese Erfahrung jedoch deutlich.


Hohe N-Aufnahme vor Winter:

Optimal entwickelter Raps kann im Herbst bis zu 150 kg N/ha aufnehmen. Untersuchungen zeigen, dass er je kg/m2 oberirdischer Frischmasse (FM) etwa 45 kg N pro ha bindet. Ein durchschnittlicher Raps bildet im Herbst etwa 1 bis 1,5 kg je m2 FM und fixiert damit 45 bis 70 kg N je ha. Die Spannbreite bewegt sich jedoch von 0,5 bis 3 kg/m2 FM, also 23 bis 135 kg N/ha.


Nur geringe Mehrerträge:

Mit Blick auf die Diskussion beim Rapsdiesel (ILUC-Faktor) und auf hohe Rest-Nmin-Werte nach Raps in Wasserschutzgebieten hat man in den letzten Jahren viele Versuche zur Rapsdüngung durch­geführt. Es geht auch darum zu klären, welchen Einfluss die Herbstdüngung auf die Herbstentwicklung und den Ertrag des Rapses hat. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ertragseffekte einer Herbstdüngung von + 20 % bis - 5 % schwanken. Das letzte Jahr und die Aussaat 2010 waren dabei Extremjahre. Im nassen Herbst 2010 ließ sich der Raps oft erst Anfang September säen und die kühle Witterung begrenzte seine Jugendentwicklung. Hier steigerte die Herbstdüngung den Ertrag meist deutlich, in einzelnen Versuchen in Norddeutschland bis zu 20 %. Anders im letzten Jahr: Infolge des milden Winters und der sehr früh beginnenden Vegetation wirkten alle Maßnahmen, die die Entwicklung forcierten, eher kontraproduktiv. Die Folge: Die Erträge fielen nach einer Herbstdüngung teilweise ab.


Langjährige Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen belegen zudem deutliche Standorteffekte. Positive Ertragswirkungen waren vor allem auf dem Marschstandort Sophienhof (siehe Übersicht) zu sehen. Auch im Vorharz stiegen die Erträge im Mittel der Jahre um 2 dt je Hektar. Dagegen wirkte sich eine Herbstdüngung im Westen (Astrup) und im südlichen Niedersachsen oft nicht oder nur sehr schwach auf die Rapserträge aus.


Schaut man sich auch die N-Bilanz an, zeigt sich, dass die Herbstdüngung die Bilanz des Rapses stark negativ beeinflusst. Denn: Die Herbstgabe schlägt direkt auf die Bilanz durch, ist aber nur begrenzt im Frühjahr anrechenbar. Der Einsatz organischer Dünger im Herbst wirkt hierbei noch stärker, denn diese muss man bei der Bilanzierung voll anrechnenen (100 % Gesamt-N abzüglich 15 % Ausbringungsverluste).


Künftig ist es daher entscheidend, die Herbstdüngung auf das notwendige Maß zu beschränken. Doch wie lässt sich das in der Praxis umsetzen?


Pflanzenbauliche Maßnahmen:

Alles, was die Mineralisation im Boden und die Wurzelentwicklung der Pflanze fördert, reduziert den Düngebedarf. Hierzu zählen vor allem die Vorfrucht, der Strohverbleib, die Saatzeit, Bodenbearbeitung, Sorte und die Standortfaktoren Humus, langjährige organische Düngung (P-Gehalt) und die Witterung (Temperatur, Bodenwassergehalt).


Heute ist Winterweizen die Standardvorfrucht von Raps. Weizen ist jedoch ungünstig, denn vor allem in Norddeutschland verbleibt nur eine sehr kurze Spanne zwischen Ernte und Aussaat. Dadurch bleibt kaum Zeit für die Stroheinarbeitung. Die Folge: Das Stroh legt den Stickstoff fest und behindert so die Pflanzen­entwicklung des jungen Rapses zusätzlich. Eine bessere Vorfrucht wäre Wintergerste oder GPS. Die Zeitspanne für die Einarbeitung des Strohs ist dann wesentlich größer. Oft hat bereits der Rotteprozess begonnen. Bei GPS fällt erst gar kein Stroh an. Sofern am Weizen als Vorfrucht festgehalten werden soll, helfen zwei weitere Möglichkeiten:


  • Der Anbau einer kurzstrohigen, frühen Weizensorte, wie z. B. dem Grannenweizen Boregar oder der bewährten Sorte Cubus und
  • das Stroh abfahren.


Besonders das Abfahren des Strohs könnte die Aussaat und Wachstumsbedingungen des Rapses deutlich verbessern. Es ist in vielen Regionen gesucht, aber für den Betrieb auch ein Risiko. Denn ungünstige Witterung könnte die Strohbergung verzögern. Die Folge: Eine spätere Saat, die wiederum die Ausbringung organischer Dünger weiter einengt.


Der Saattermin ist eine weitere Anpassungsmöglichkeit. Allerdings steht auch dieser in enger Beziehung zur Vorfrucht. Darüber hinaus führt das Beizverbot mit Neonicotinoiden dazu, dass man den Raps später säen sollte, um den Befall mit der Kleinen Kohlfliege zu begrenzen (s. Beitrag auf Seite 52). In den letzten beiden Jahren waren die Herbstmonate zudem sehr mild, sodass selbst Spätsaat-Raps mit Terminen um Mitte September noch optimal entwickelt war. Um eine gute Pflanzen­entwicklung sicherzustellen, sollte man jedoch eine Saat bis Ende August anstreben.


Boden lockern!

Auch die Intensität der Bodenbearbeitung hängt vom Saattermin ab. Sie beeinflusst die Mineralisation stark. Daher sollte man den Boden vor Raps nach Getreide intensiv lockern. Vor allem bei späterer Saat ab Anfang September hat hier der Pflug klare Vorteile. Bei Mulchsaat sollte man mindestens zwei Lockerungsgänge durchführen, den ersten Arbeitsgang bereits ca. 12 bis 15 cm tief – vor allem, wenn man das Stroh einarbeitet. Der zweite Arbeitsgang muss je nach Bodenart etwa 20 bis 30 cm tief sein.


Welchen Einfluss die Sorte hat, ist bislang kaum untersucht. Spätsaatversuche haben jedoch gezeigt, dass Hybriden hier klar im Vorteil sind. Sie sind frohwüchsiger und auch robuster. Daher kann man auch erwarten, dass sie im Vergleich zu Liniensorten einen geringeren N-Bedarf im Herbst haben.


Auch der Wachstumsreglereinsatz mit Fungiziden hat Einfluss. Um die Winterhärte zu verbessern, sind diese Maßnahmen oft Standard. Versuche aus einzelnen Jahren, unter anderem 2010, belegen jedoch, dass Fungizide im Herbst auch Ertragsverluste nach sich ziehen können. Denn sie begrenzen auch die Wurzelbildung. Vor dem Hintergrund der Herbstdüngung sollte man überdenken, ob diese Maßnahmen künftig noch sinnvoll sind.


Wann ist die Düngung sinnvoll?

Bislang gibt es kaum Hilfen für die Praxis, den Düngebedarf im Herbst abzuschätzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Düngung möglichst früh erfolgen muss, um vor allem schwachen Raps zu unterstützen. Grundsätzlich kann man jedoch den Nmin-Gehalt zur Aussaat als Hilfsmittel heranziehen.


Untersuchungen zeigen, dass dieser nach Getreidevorfrucht bei 30 bis 50 kg N/ha liegt. Gerade im letzten Herbst hat man jedoch häufiger höhere Werte gemessen. Die Differenz zwischen dem Nmin-Gehalt und der potenziellen N-Aufnahme im Herbst (im Schnitt 50 bis 75 kg N/ha) muss dann über die Mineralisation und gegebenenfalls über eine Düngung ausgeglichen werden. Neben den ackerbaulichen Maßnahmen beeinflusst die Witterung stark die Mineralisation. Günstig wirken ein gut durchfeuchteter Boden und hohe Temperaturen. Auch der Beginn der Vegetationsruhe ist entscheidend, jedoch häufig nicht vorhersehbar.


Messverfahren wie die Nitratanalyse oder der N-Tester, die in der Lage wären, die N-Versorgung zu messen und einen Düngebedarf anzuzeigen, sind bislang für den Herbsteinsatz in Winterraps noch nicht geeignet. Hier bleibt einzig, die Kulturentwicklung einzuschätzen. Sofern der Raps Mitte September 4 bis 6 Blätter ausgebildet hat und alle Faktoren optimal sind, kann man eine N-Düngung vermutlich unterlassen. Sie ist jedoch immer sinnvoll, wenn man den Raps spät bestellt hat und er witterungsbedingt Entwicklungsprobleme zeigt.

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