Die Weidekuh ist für die Niederlande ein typisches Symbol, wie Tulpen und Windmühlen. Doch sind auch dort Weidekühe kaum noch zu sehen, da die ganzjährige Stallhaltung zum Standard geworden ist. Das Projekt „Amazing Grazing“ („Tolle Weide“) will den Trend zur ganzjährigen Stallhaltung umkehren. Die Universität Wageningen (Abteilung Tierhaltungsforschung) und die Organisation Courage betreuen das Projekt mit dem Ziel nachhaltiger Milcherzeugung. Es soll neue Perspektiven für die Weidehaltung von Milchvieh entwickeln. In einem ersten Schritt wollen die Wissenschaftler fünf Herausforderungen rund um die Weidehaltung anpacken:
- Management durch messen: Mit Milchviehhaltern wollen sie ein elektronisches Messgerät entwickeln, um das Graswachstum zu messen. Eine Weide-App soll dann anzeigen, wann die Weidetiere umgetrieben werden müssen.
- Drei verschiedene „Betriebssysteme“ entwickeln (z. B. Mais + Gras, Weidegang bei jedem Wetter + Low Cost, Melkroboter + große Einheiten).
- Den Weidegang mit Blick auf die Bedürfnisse der Kuh optimieren.
- Neue Systeme entwickeln, um Verluste durch Weidereste zu senken. Derzeit läuft z. B. ein Versuch, bei dem u.a. eine Weideschleppe („Wasserschleppe“) geprüft wird, die nicht nur die Kuhfladen verteilt, sondern mit Wasser in den Boden spült.
- Automatische Treibsysteme für die Weide entwickeln (Virtual Electric Fence). Diese sollen Arbeitszeit einsparen, helfen, „schlauer“ zu beweiden und den Kuhverkehr automatisch steuern.
Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein und darauf, ob die Niederländer tatsächlich wieder ihre Kühe auf die Weide treiben werden. Vorerst sehen sie sich bei den erfahrensten Weideprofis in Europa um: den Iren.